18.03., Donnerstag: Bayview Coral Bay - Die Maus im Motorraum

Abwechselnd betätigen wir heute morgen die Schlummer-Taste des Weckers. Wir haben absolut keine Lust aufzustehen. Eine Nacht wie gestern, sind wir schlicht nicht mehr gewöhnt. Cecil hält es irgendwann nicht mehr aus. Der Gang auf die Toilette war zu Hause schon immer nervig. Wie oft haben wir über den fünf Meter langen Weg gestöhnt. Hier sind es locker 200 Meter bis zum nächsten WC. Nach so einem Marsch ist man ganz sicher wach. 
Bevor wir frühstücken können, müssen wir zunächst den Abwasch von gestern erledigen. Im Eierkarton entdecken wir daraufhin ein kaputtes Ei. Immerhin scheint es noch gut zu sein. Trotzdem ist das nur der Start einer Abwärtsspirale. Das Toast brennt an und die Avocado ist verschimmelt. Immerhin ist es kein Problem den Campingplatz um eine Nacht zu verlängern. Dieses Plan haben wir gestern spontan geschmiedet. Heute wollen wir das Five Finger Reef erkunden und morgen noch einmal Tauchen gehen. 
Bevor es losgeht, tut sich jedoch eine weitere Baustelle auf. Das mobile Solarpanel macht Probleme. Die Anzeige signalisiert, dass zu wenig Solarenergie empfangen wird, um Ladestrom zu erzeugen. Cecil probiert alles in seiner Macht stehende, doch das Ergebnis bleibt gleich. Dabei knallt die Sonne mit aller Kraft. Es muss sich daher um einen Fehler handeln. Sarah schaut währenddessen, ob wir noch Garantie auf das Panel haben. Leider ist die auf ein Jahr beschränkt und damit vor kurzem abgelaufen. Es würde aber auch keinen Unterschied machen. Der nächste Supercheap Auto, wo wir das Solarpanel gekauft haben, befindet sich in Geraldton oder Darwin. Geraldton haben wir vor gut 700 km hinter uns gelassen. Darwin ist noch über 3.000 km entfernt. Besonders Cecil hat daraufhin schlechte Laune. Doch die hilft natürlich auch nicht. Wir packen zunächst alles ein. Der Trip zum Five Finger Reef sorgt sicher für Ablenkung. Um das defekte Panel kümmern wir uns dann später. Doch das nächste Problem lauert bereits auf uns … 
Wie immer, wenn wir eine längere Strecke fahren, stecken wir den Kühlschrank von der Solar-Batterie an die Autobatterie um. Doch heute will der Kühlschrank daraufhin nicht mehr angehen. Wir prüfen alles, doch nichts scheint anders als sonst. Cecil versucht daraufhin den Wagen zu starten, aber Koby zündet nicht. Alles deutet auf eine leere Batterie hin. Auch das noch. Zum Glück haben wir eine Starter-Batterie. Die aus dem Kofferraum zu zuppeln, ist zwar immer anstrengend, doch immerhin sollten wir damit in ein paar Minuten das Problem gelöst haben. 
Nachdem die Starter-Batterie herausgezerrt wurde, öffnet Cecil die Motohaube. Sarah steht am rechten Vorderrad und hat dadurch den besseren Winkel. Sie sieht daher die Maus als erste, die es sich im Motorraum gemütlich gemacht hat. Das Nagetier erschrickt sich ebenso sehr wie wir. Mit den Vorderbeinen hängt es an dem Trichter durch den wir das Wischwasser einfüllen. Sekundenbruchteile später lässt sie den Rand los und verschwindet aus unserem Sichtfeld. Sofort rattern uns die schlimmsten Gedanken durch den Kopf. Mit einer leeren Batterie können wir umgehen, doch sollte eine Maus Schaden an den Kabeln verursacht haben, sieht es schlecht aus. In Coral Bay gibt es wahrscheinlich niemanden, der uns dabei helfen könnte. Im Ort gibt es keine Werkstatt. Und ein Transport in die nächste Stadt wird sicherlich Unsummen kosten. 
Immerhin zeigt das Sichtfenster der Batterie grünes Licht. Wir hatten ganz bestimmt kein Licht angelassen und auch die Zentralverriegelung hat funktioniert. Wenn man das so schreibt, kommt einem unweigerlich der Gedanke, dass es kein Problem der Batterie ist, sondern schlimmeres. Wir versuchen es trotzdem mit der Starter-Batterie. Beim ersten Versuch bleibt der Motor stumm. Cecil verlegt die Klemme des Minus-Pols an eine andere Stelle. Der zweite Versuch ist zu unserer Erleichtung mit Erfolg gekrönt. Koby springt an und brummt kurz darauf in alter Manier vor sich hin. Sicherheitshalber lassen wir den Motor trotzdem laufen, während wir alles wieder verstauen. Den Kühlschrank betreiben wir darüber hinaus lieber wieder an der zweiten Batterie. Ungeachtet all der Unwegsamkeiten, machen wir uns auf den Weg zum Five Finger Reef. Es wird schon alles gut gehen. Zur Not haben wir unseren Retter in der Not. Die Starter-Batterie. 
Am Beginn der Allrad-Piste lassen wir die Reifen auf 18 psi (oder 1,2 bar) ab. Bevor wir starten können, müssen wir jedoch zunächst den Gegenverkehr durchlassen. Bestimmt zehn Minuten dauert es, bis alle Wagen passiert sind. Damit ist die hiesige Rushhour hoffentlich beendet. Zunächst geht es über eine normale Gravelroad. Etwas sandig vielleicht, aber bisher noch keine Notwendigkeit auf Allradantrieb zu schalten. Selbst das Luft ablassen kommt uns bisher noch unnötig vor. Plötzlich jedoch ist die Strecke überzogen mit extremen Bodenwellen. Koby schaukelt regelrecht auf und im Kofferraum gerät so einiges durcheinander. 
Gegen Ende der Strecke erwartet uns dann doch noch tiefer Sand. Wir kommen recht gut durch, bis es kurvig wird und dazu leicht bergauf geht. Dann stehen wir ungeplant. Stecken wir jetzt wirklich fest? Zum Glück lässt sich der Allradantrieb ohne Probleme zuschalten. Doch auch damit bewegt sich Koby nicht vom Fleck, als wir probieren rückwärts aus dem Schlammassel zu kommen. Cecil versucht es nochmal im Vorwärtsgang und wir fahren wieder. Das war wirklich knapp. Es folgt noch weiteres Geschaukel. So wie es hinter uns klingt, bleibt nichts, wo es war. Doch unser Blick ist nach vorne gerichtet. Wir sind zu weit gekommen, um jetzt noch umzudrehen. Was übrigens so oder so nicht klappen würde. Bei dem Weg handelt es sich um eine Einbahnstraße, die in einer Schleife zurück zur Straße führt.
Als wir endlich den Strand erreichen, ist Cecil ganz schön fertig mit den Nerven. Doch auch an Sarah sind die Strapazen nicht spurlos vorbeigegangen. Manchmal fragen wir uns, warum wir solche Wege uns und Koby immer wieder zumuten. Dann schaut man sich an dem Ort um, an dem man gelandet ist, und erhält die Antwort postwendend. Vor uns liegt gänzlich unberührte Natur. Wie der Name bereits verrät, erstrecken sich dünne Riffe in fingerförmigen Linien im rechten Winkel von Ufer ins Meer. Eigentlich könnten wir zunächst eine Pause gebrauchen, doch wir sind zu neugierig, was uns dort unter Wasser erwartet. Das Ufer ist gesäumt von Algen. Dazu müssen wir schnell feststellen, dass das Wasser hier deutlich tiefer und damit kälter ist. Die vielen Wellen sind auch nicht gerade hilfreich. Doch wir sind fest entschlossen hier endlich eine Schildkröte zu entdecken. Gut eine halbe Stunde suchen wir nach einer Schildi. Dabei sehen wir Engelfische und Flötenfische. Eine Schildkröte ist aber weit und breit nicht zu sehen. Bibbernd waten wir aus dem Wasser und lassen uns von der Sonne aufwärmen. Es folgt eine lange Phase, in der wir überlegen, wie es weitergeht. Wir sind immerhin extra hier rausgefahren und haben Kobys Innenraum total verwüstet. Währenddessen starren wir ohne Pause auf das Wasser, in der Hoffnung doch noch eine Schildkröte zu sichten. 
 
 



 
Schweren Herzens entscheiden wir, es gut sein zu lassen. Es wird noch weitere Gelegenheiten geben und im Moment ist uns schlicht zu kalt um erneut ins Wasser zu springen. Zu unserer Freude springt Koby beim ersten Versuch direkt an. Hoffnung keimt auf, dass es doch nur eine leere Batterie war und kein durchnagstes Kabel. Weiterhin im 4WD-Modus legen wir unser Augenmerk nun auf den Schalthebel des Allradgetriebes. Immerhin ist es noch nicht zu lange her, dass uns diese Komponente schlaflose Nächte beschert hat. Doch trotz größtem Gerüttel bleibt der Hebel an Ort und Stelle. Wir schaffen es mühelos durch den tiefen Sand am Strand und durch die folgenden Offroad-Passagen bis zur Straße. Wenige Meter darauf erreichen wir die kleine self-service Tankstelle, an der ein Kompressor zur Verfügung steht.
Bereits auf dem Hinweg hat Cecil das Luftdruckgerät getestet und für untauglich gehalten, aber es war einen Test im Ernstfall wert. Tatsächlich funktioniert das marode Teil doch noch. Sicherheitshalber prüfen wir mit unserem eigenen Messgerät nach. Den Motor haben wir derweil bewusst abgestellt. Noch trauen wir dem Braten nicht. Allerdings erweist sich unser Misstrauen als unbegründet. Koby springt erneut ohne zu murren an. Wir haben wohl wieder einmal Glück im Unglück gehabt. 
Zurück auf dem Platz gilt es zunächst das gröbste Chaos in den Griff zu kriegen. Die Box mit dem Besteck ist von ihrem Platz gerutscht und hat ihren Inhalt verteilt. Die restlichen Kisten haben sich lediglich verschoben. Am Ende räumen wir trotzdem fast alles aus, richten die Anti-Rutschmatte und stellen alles zurück auf seinen angestammten Platz. Mittlerweile sind wir darin so routiniert, dass der Aufwand kaum noch der Rede wert ist. 
Nach einem kleinen Snack zum Mittag statten wir der Tauchbasis einen Besuch ab. Leider findet morgen keine Manta-Tour statt. Dafür haben wir die Chance die ersten Tauchgänge der Saison am äußeren Riff zu machen. Bisher war der Ozean dafür zu unruhig. Preislich liegen wir damit wieder bei 225$ pro Person. Für einen kurzen Moment überlegen wir, dann schlagen wir ein. Sarah erinnert sich zum Glück noch im letzten Moment an unseren Rabatt, den wir dank unserer Mitgliedschaft beim RAC erhalten. Das sind immerhin 10%.
Zurück bei Koby schlüpfen wir, ein wenig widerwillig, zurück in die nassen Badesachen. Mit der Schnorchel-Ausrüstung unter dem Arm machen wir uns auf den Weg zum Kajak-Verleih. Heute allerdings wollen wir ein Standup-Paddleboard ausleihen. Einer kann dann paddeln, während der andere schnorchelt. Leider hat der Verleih außerplanmäßig, ganztägig geschlossen. Cecil hat seine Ausrüstung schon dabei. Sarah dagegen beißt in den sauren Apfel und geht zurück zum Platz, um ihre zu holen. Derweil springt Cecil schon ins Wasser.
Da der Himmel stark bewölkt ist und nur wenig Sonnenlicht hindurchlässt, sieht es unter der Wasseroberfläche heute nicht mehr ganz so schick aus. Zunächst gilt es allerdings auch zu schwimmen wie ein Weltmeister. Cecil will die Boje erreichen, an der wir letztens den Oktopus gesehen haben. Die Strecke erscheint endlos und am Ende ist das Vorhaben nicht mit Erfolg gekrönt. Der Oktopus scheint weitergezogen zu sein. Kurz darauf treffen wir im Wasser aufeinander und schnorcheln noch ein wenig durch die Gegend. Doch irgendwie macht es bei der miesen Sicht keinen großen Spaß und was wir sehen, reißt uns nicht vom Hocker. Es soll heute wohl einfach nicht sein.  
Auf dem Rückweg zeigt Sarah Cecil die Kängurus, die sie bereits entdeckt hat, als sie auf dem Weg war ihre Ausrüstung zu holen. Genau wie den Beuteltieren verlangt es auch uns nach Schatten. Trotz fortgeschrittener Stunde sehen wir uns gezwungen das Awning aufzubauen, um genug Schutz zu bekommen. Sarah macht anschließend Sport, während Cecil Sandwiches für morgen vorbereitet. Die Tour morgen soll schon um 7 Uhr starten und wir hatten letztens schon Probleme um 8 fertig zu sein. 
Sarah ist gerade unter der Dusche, da klingelt ihr Handy. Cecil verpasst es nur um wenige Momente abzuheben. Er war gerade dabei Kartoffeln für das Abendessen zu schälen. Als Sarah wieder da ist, ruft sie zurück. Es war die Tauchbasis. Natürlich schießt uns sofort der Gedanke durch den Kopf, dass wie eine Absage für die morgige Tour erhalten. Doch es kommt zum Glück anders. Wir bekommen lediglich mitgeteilt, dass wir doch erst um 8 Uhr an der Basis sein sollen und wir statt zwei sogar drei Tauchgänge machen. Das Ganze ohne Aufpreis. Das klingt in Ordnung für uns. 
Zum Essen gibt es heute Kartoffeln mit Zucchini, Blumenkohl, Zuckerschoten und Hackfleisch in Frischkäsesauce. Zeit zum Essen bleibt allerdings keine. Kurzerhand wird alles im Kühlschrank der Camperküche verstaut. Wir müssen uns sputen, wenn wir noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang am Strand sein wollen. Um kurz nach sechs sind wir unterwegs. Es ist heute erstaunlich leer. Wir finden daher problemlos ein schönes Plätzchen. Während die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, besprechen wir lose unsere weitere Reiseroute. 
 




 
Wieder zurück auf dem Campingplatz, wollen wir unser Essen warm machen. Der Herd ist allerdings bereits belegt. Wir nutzen die Zeit und waschen das Geschirr ab, welches wir bei der Vorbereitung benutzt haben. Dann sind wir an der Reihe. Die Kartoffeln sind uns etwas zu weich geraten und mit dem Salz waren wir zu sparsam. Ansonsten schmeckt es ziemlich gut. Gerade als wir fertig sind, schlagen zwei neue Pärchen in der Camperküche auf. Eines davon ist relativ laut. Wir sehen zu schnellstmöglich das restliche Geschirr abzuwaschen und dann bloß weg hier. 
Da wir morgen früh noch vor dem Tauchen den Campingplatz verlassen müssen, räumen wir nach dem Essen noch etwas auf. Als auch das Solarpanel und das Awning eingepackt sind, können wir uns noch anderen Sachen widmen. Cecil macht sich daran die Stichpunkte von gestern und heute zu schreiben. Sarah bucht derweil die Campingplätze im Cape Range NP, den wir als nächstes ansteuern. Einige scheinen bereits komplett ausgebucht zu sein, doch wir finden zum Glück noch etwas Passendes für unsere geplanten drei Nächte. 
Sarah widmet ihrer Aufmerksamkeit danach einem Sudoku. Das Schreiben der Stichpunkte zieht sich noch bis 22 Uhr. Als es endlich geschafft ist, gehen wir gemeinsam hoch ins Zelt. Wir schaffen es noch ein paar Seiten zu lesen, dann lassen wir es gut sein. Die letzten Tage fordern langsam ihren Tribut und morgen müssen wir wieder früh raus.

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