12.03., Freitag: Uendoo Creek - Windy again

Sarah klettert um kurz nach sieben aus dem Zelt und macht Sport. Cecil gönnt sich derweil noch eine weitere halbe Stunde Schlaf. Das Frühstück wird erneut durch einen Beeren-Bananen-Shake aufgepeppt. Währenddessen herrscht um uns herum viel Bewegung. Offensichtlich ist heute allgemeiner Abreisetag. Ist ja typisch, jetzt wo wir auch abfahren. Trotzdem lassen wir uns von dem Stress nicht anstecken. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es hier mit dem pünktlichen Check-out nicht ganz so streng gesehen wird. Ganz in Ruhe erledigen wir den Abwasch und packen das Zelt ein. 
Vielleicht waren wir etwas zu entspannt, denn gerade als wir duschen gehen wollen, wird der Bereich der Männer zwecks Reinigung abgesperrt. Zum Glück sind sie hier von der schnellen Sorte. Gerade als Sarah zurück kommt, wechselt die Reinigungskraft zu der Damentoilette und Cecil kann duschen gehen. Um 10:40 Uhr rollen wir vom Platz. 
Die hauseigene Waschanlage unten am Highway, die bisher außer Betrieb war, wurde offenbar endlich repariert. Wir nutzen das Angebot direkt. Eine Wäsche hat sich Koby redlich verdient. Allerdings wurde offensichtlich nicht alles auf Funktionsfähigkeit überprüft. Der Schlauch an unserer Hochdruck-Lanze ist so undicht, dass Seife und Wasser zu allen Seiten herausspritzt. Cecil wird ordentlich nass und eingeseift. Für insgesamt 4$ wird also nicht nur Koby, sondern auch Cecil abermals frisch gemacht. 
Wir haben entschieden, dass wir noch nicht bereit sind für neue Abenteuer. Die Outback-Tour hat ganz schön an den Kräften gezogen. Daher versuchen wir nochmal zu dem kostenlosen Platz am Wasser zu kommen, bei dem vor einer Woche die Zufahrtsstraße noch überflutet war. Wir brauchen noch ein paar Tage Erholung. Nachdem wir auf dem Parkplatz nochmals Wasser aufgefüllt haben, tanken wir ein paar Liter nach. Zwanzig sollten zunächst reichen. Wir hoffen auf einen günstigeren Preis, wenn wir in zwei Tagen wieder hier sind. Außerdem kriegen die Reifen etwas Luft. Teils war der Druck deutlich zu niedrig. Bei Woolworths kaufen wir lediglich ein paar Kleinigkeiten. Der große Einkauf erfolgt auch hier, sobald wir zurück vom Uendoo Creek sind. 
Wir verlassen die Stadt und entscheiden es nochmal über die bekannte Strecke zu probieren. Allerdings ist die Straße hier noch immer überflutet. Zwar scheint das Wasser niedriger, aber bestimmt ist der Untergrund weiterhin schlammig. Uns ist es in jedem Fall zu riskant. Vor allem, da uns eine Umgehung bekannt ist. Wir versuchen es über die Zufahrtsstraße, die am örtlichen Schützenverein vorbeiführt. 
Kurz vor dem Schießplatz führt ein kleiner Feldweg nach rechts ab. Im ersten Anlauf verpassen wir ihn, so unscheinbar ist er. Die Piste, auf die wir kurz darauf einbiegen, ist wirklich abenteurlich. Sie führt mitten durch die Pampa und ist an etlichen Stellen überflutet. Glücklicherweise wurden von anderen Fahrzeugen bereits Umgehungen durch die Botanik gefräst, die wir nutzen können, um den Schlamm zu umfahren. Der Weg führt zu einem Tor. Von hier aus könnten wir zurück zur offiziellen Straße oder wir öffnen das Tor und es geht einfach weiter geradeaus. Der Weg war bisher deutlich besser als die überflutete Straße, daher entscheiden wir das Tor zu öffnen. 
Bereits in der ersten Kurve hinter dem Tor gerät Koby unvermittelt ins Driften. Das ist schon in einem normalen Kleinwagen ein abgefahrenes Gefühl, doch in einem SUV, der locker zwei Tonnen wiegt plus Zuladung, hat das nochmals eine andere Qualität. Selbst Sarah, die sich auf dem Beifahrersitz befindet, bleibt fast das Herz stehen. Augenscheinlich wirkt die Strecke trocken, doch der Boden ist hier und da ordentlich aufgeweicht. Genau an diesen Stellen wird es rutschig. 
Eine besonders lange Passage können wir nur dank des zugeschalteten Allradantriebs bewältigen. Nur um kurz darauf vor einer wahren Schlammpiste zu stehen. Cecil will es nicht riskieren. Im Rückwärtsgang geht es zurück zum Tor. Von dort aus probieren wir es über die alternative Route. Teilweise warten hier sandige Passagen auf uns, doch mit ausreichend Schwung kann man diese selbst ohne Allradantrieb bezwingen. 
Die Strecke ist allerdings teilweise ordentlich baufällig. Einen fast unsichtbaren Graben durchfahren wir mit knapp 30 km/h. Es klingt als würde die Hinterachse brechen, doch Koby rollt anschließend einfach weiter. Sicherheitshalber fährt Cecil anschließend nur noch maximal mit 60, meistens aber eher 40 km/h. Der Weg wird bald ebener und kurz darauf erreichen wir den Abzweig zum Uendoo Creek. 
In einem Wendehammer endet der Pfad. Ein kleiner Fluss liegt zu unserer Linken. Das Meer können wir hören, aber nicht sehen. Wir hatten die wage Hoffnung, einen Zugang zum Meer zu finden. Cecil lässt Alli abheben, in der Hoffnung dieses doch noch zu entdecken. Allerdings wird schnell klar, dass wir uns das abschminken können. Das Meer ist nur einen Steinwurf entfernt, doch davor ist alles voller Mangroven. Einen Strand gibt es nicht, genauso wenig wie einen Weg durch das Dickicht. Immerhin finden wir hier am Fluss einen schönen Platz. Alli filmt unsere kleine Fahrt, muss aber kurz darauf landen. Der Wind hier ist ziemlich heftig. 
 
 
  
Trotz des starken Winds sehen wir uns gezwungen das Awning aufzubauen. Die Sonne würde uns sonst grillen. Mit je zwei Halteleinen auf jeder Seite macht das Ganze auch einen stabilen Eindruck. Jetzt haben wir uns einen Mittagssnack verdient. Es gibt die Reste vom Quinoa-Salat und einen Apfel. Danach holen wir unsere Bücher heraus. 
 
  


Im weiteren Verlauf des Tages überlegen wir wie die Zukunft aussehen könnte. Seitdem Sarahs Visum genehmigt wurde und damit ein Datum für unsere Ausreise feststeht, tickt die Uhr im Hinterkopf. Es gilt zu überlegen, was wir bis dahin noch sehen wollen und was davon realistisch ist. In Western Australia brauchen wir bestimmt noch gute sechs Wochen. Danach könnten wir uns auf den Weg nach Tasmanien machen. Leider ist dann dort schon Herbst/Winter. Aber wir sehen das Gute darin. Dann gibt es endlich wieder Glühwein und Sarah kann noch ein paar warme Sachen stricken. 
Im Eifer des Gesprächs fällt Sarah ein Spruch ein, den sie bei GZSZ aufgeschnappt hat. Wir nehmen das zum Anlass so viele Charaktere der Serie aufzuzählen, wie uns einfallen. Dabei bleibt es nicht bei dieser einen Serie. Vielmehr gehen wir alle Serien durch, die wir jemals gesehen haben. Es ist erstaunlich, an wie viele Namen man sich noch erinnert und erschreckend, wie viele einem entfallen sind. 
Wieder im Hier und Jetzt fällt uns auf wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Uhr steht bereits auf halb sieben. Zeit fürs Abendessen. Es gibt Burger mit Hähnchen, doch die Zubereitung fällt wegen des starken Winds nicht gerade leicht. 
 
 
Anschließend ist Sarah ziemlich müde. Cecil kann sie allerdings überreden noch nicht ins Zelt zu gehen. Dort oben ist es durch den Wind bestimmt eh viel zu laut. Stattdessen schauen wir gemeinsam eine Folge Ultimate Beast Master, eine Sport-Sendung aus den USA, in denen Kandidaten verschiedenster Länder einen Hindernisparcour bewältigen müssen. Eine nette Abwechslung und gut für zwischendurch.
Nach zwei Folgen kann Sarah kaum noch die Augen offen halten. Sie geht ins Bett und hört noch etwas Musik, um das Flattern des Zeltes zu übertönen. Cecil schreibt noch gut eine Stunde weiter am Tagebuch, bevor auch er sich dem Wind geschlagen gibt. Morgen ist auch noch ein Tag.

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