17.03., Mittwoch: Bayview Coral Bay - Manta-Rückwärtsrolle
Voller Vorfreude aufs Tauchen sind wir sofort nach dem ersten Wecker hellwach. Trotzdem dauert es bis 07:20 Uhr bis wir mit dem Frühstück fertig sind. Cecil bekommt schon leicht Panik, dass wir am Ende zu spät kommen. Wir lassen den Abwasch daher zunächst links liegen, machen uns fertig und packen unsere Sachen. Danach ist tatsächlich keine Zeit mehr abzuwaschen. Dafür sind wir pünktlich um 8 Uhr in der Tauchbasis.
Da wir die ersten sind, bekommen wir auch direkt unsere Ausrüstung. Cecil entscheidet sich für einen 3mm dicken Anzug. Der passt direkt und kurz darauf ist er auch mit Jacket und Flossen ausgestattet. Sarah dagegen hat sicherheitshalber den 5mm dicken Anzug gewählt. Beim Tauchen frieren, würde die ganze Sache irgendwie verderben. Dafür hat sie deutlich damit zu kämpfen sich in den Neoprenanzug zu zwängen. Mit Cecils Hilfe ist sie irgendwann drin, doch er geht kaum zu. Also geht das ganze Spiel mit einem anderen Anzug von vorne los. Der ist zwar ebenfalls recht eng, aber damit wird es gehen. In jedem Fall sind wir bereits das erste Mal durchgeschwitzt, noch bevor wir überhaupt das Wasser gesehen haben.
Da das Boot länger nicht genutzt wurde, muss es vor der Abfahrt recht intensiv gereinigt werden. Zahlreiche Möwen haben über die letzten Tage ihre Geschenke hinterlassen. Wir warten daher noch eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich Bewegung in die Sache kommt. Uns wird das Team vorgestellt und es folgt eine Erläuterung des groben Tagesablaufs. Außer uns werden noch fünf weitere Personen an Board gehen. Die Mindestanzahl an Teilnehmer ist damit gerade so erreicht. Uns soll es recht sein. Die Tour findet statt und wir haben dementsprechend viel Platz auf dem Boot. Wir werden gebeten in einem Minibus Platz zu nehmen. Im Anhänger befinden sich Druckluftfaschen und Ausrüstung.
Die Fahrt zum Pier dauert nur etwa fünf Minuten. Auf dem Boot begrüßt uns die Kapitänin. Schön endlich mal eine Frau am Steuerrad zu sehen. Im Anschluss an eine kurze Sicherheitseinweisung geht es direkt zum ersten Tauchplatz. Nach einer Viertelstunde sind wir bereits angekommen. Jayce, unser Guide für heute, stellt sich kurz vor und geht mit uns das Briefing zum ersten Tauchplatz durch. Auf die Frage wie viel Blei wir benötigen, zögern wir merklich. Er mustert uns kurz und bereitet dann die Gurte vor. Zur Not hat er extra Blei in den Taschen. Das Zusammenbauen der Ausrüstung ist beim ersten Mal noch etwas hakelig, doch im Grunde sitzen die Basics noch. Buddy-Check, der vor jedem Tauchgang durchgeführt wird, und ab ins Wasser.
Ohne Probleme mit dem Druckausgleich oder sonstigem schaffen wir es abzutauchen. Gleich zu Beginn sehen wir eine Muräne. Jayce versucht uns wenig später ein paar Haie zu zeigen, doch wir sind zu weit weg und verpassen sie. Dafür entdecken wir kurz darauf selbst welche. Dieses Mal sind Jayce und sein Buddy zu weit weg, doch wir genießen die Show der zwei kleinen grauen Riffhaie. Ein paar Minuten später kreuzt sogar noch ein etwas größeres Exemplar unseren Weg. Obwohl es sich natürlich um Haie und damit Raubfische handelt, haben wir von den Riffhaien schon lange eine eher freundschaftliche Beziehung. Die oft weniger als zwei Meter großen Tiere sind im Grunde harmlos und halten Abstand.
Für unseren ersten Tauchgang seit mehr als zwei Jahren läuft alles sehr gut. Mit einer Tiefe von maximal 11,8 Metern und 51 Minuten unter Wasser, ist er dazu sehr entspannt. Perfekt für den Anfang. Lediglich Sarah sieht sich einmal einer präkeren Situation gegenüber. Ihre Maske ist derart beschlagen, dass sie sie zum Ausspülen komplett fluten muss. Cecil versteht ihre Handzeichen davor völlig falsch. Anstatt ihre Hand zu halten, hält er die Kamera drauf. Doch immerhin schafft er es sie danach schnell zu beruhigen. Es verlangt immerhin Mut und eine gute Orientierung bei so einer Aktion tief unter Wasser nicht komplett in Panik zu verfallen.
Zurück auf dem Boot wird der Anker gelichtet und die Crew versucht Manta-Rochen aufzuspüren. Dabei kriegen sie sogar Unterstützung aus der Luft, doch auch mit einem Flugzeug kann es bis zu einer Stunde dauern, bis ein Exemplar gefunden ist. Wir genießen derweil ein paar der angebotenen Snacks und lauschen dem Briefing, wie man sicher und erfolgreich mit Mantas schnorchelt. Cecil leiht sich zu diesem Zweck noch schnell einen Schnorchel. Für das Tauchen reicht seine eigene Maske, doch das Schnorcheln mit Mantas hat er heute morgen total außer Acht gelassen.
Wir sind völlig überrascht, als es bereits nach wenigen Minuten heißt ein Manta sei gesichtet worden. Schnellstmöglich machen sich alle fertig und dann geht es auch schon ins Wasser. Möglichst leise und ohne große Spritzer, um das Tier nicht zu erschrecken. Leider ist das Wasser ziemlich trübe. Den Rochen vor uns erahnen wir höchstens. Das Tauchen ist untersagt, da der Manta dadurch irritiert werden könnte und die Flucht ergreifen würde. Etwa fünf Minuten schwimmen wir dem Tier hinterher, bevor es wieder aufs Boot geht. Es wurde ein weiteres Tier entdeckt und die dortigen Sichtverhältnisse werden besser vermutet.
Eine sehr kurze Fahrt später geht es wieder ins Wasser. Das ist hier auch nicht glasklar, aber in jedem Fall besser als beim ersten Versuch. Der Manta, der kurz darauf neben uns erscheint, hat eine Spannweite von etwa vier Metern. Majestätisch gleitet er dicht über dem Grund entlang. Wir dagegen müssen uns ganz schön anstrengen, um das Tempo mithalten zu können. Völlig unvermittelt setzt der Rochen zu einer Rückwärtsrolle an, gefolgt von einer zweiten. Die Mantas machen das an besonders nahrungsreichen Stellen, um so viel wie möglich Futter aus dem Wasser zu filtern. Zwar wurde uns beim Briefing davon berichtet, doch wir hätten niemals damit gerechnet es live zu sehen. Ein unglaubliches Erlebnis. Die Rolle sieht man wohl auch nicht jeden Tag. Wir haben richtig Glück!
Kurz bevor wir den Manta ziehen lassen, kommt noch eine Schildkröte in entgegengesetzter Richtung vorbei. Cecil folgt ihr kurz, doch sie hat es ziemlich eilig. Wahrscheinlich haben sie der Rochen und die ganzen Menschen ordentlich erschreckt.
Zum Lunch werden Sandwiches angeboten. Die können wir nach Lust und Laune selber belegen. Sicherlich kein kulinarisches Highlight, aber wir können gut damit leben. Danach gehen wir für einen Moment auf das Oberdeck. Die Kapitänin fletzt lässig auf ihrem Stuhl, aus einem kleinen Lautsprecher schallen chillige Vibes und der Fahrtwind sorgt für die nötige Abkühlung. Es gibt sicherlich schlechtere Jobs.
Gegen 13:20 Uhr erreichen wir den zweiten Tauchplatz. Erneut gelingt das Abtauchen problemlos und erneut steht uns ein gemütlicher Tauchgang bevor. 47 Minuten sind wir unterwegs und maximal 9,8 Meter tief. Recht früh sichten wir einen Tawny Nurse Shark der gut und gerne drei Meter groß ist. Er schwimmt direkt an uns vorbei, dreht dann um und kommt schnurstracks auf Cecil zu. Der zwingt sich nicht in Panik zu verfallen, ruhig zu bleiben und die Kamera möglichst gerade zu halten. Zum Glück hat Cecil damit schon ein bisschen Erfahrung. Es ist sicher nicht das erste Mal, dass er Unterwasser einem Hai Auge in Auge sieht. Irgendwie zieht er diese Momente magisch an.
Nachfolgend geht es etwas ruhiger zu. Doch wir kriegen trotzdem noch einiges zu Gesicht. Ein kleiner Schwarm stattlicher Barakudas, Sailfin Catfish, Oktopoden, ein Harlequin Fish (???) und noch vieles mehr. Zurück auf dem Boot entdecken wir sogar noch eine kleine Schildkröte beim Luftholen. Schade, dass wir keine beim Tauchen gesehen haben. Die Schnorchler hatten da mehr Glück. Man kann wohl nicht alles haben.
Auf der Rückfahrt zum Hafen werden wir großzügig mit Keksen versorgt. Nachdem der Anhänger beladen ist, geht es zurück zur Basis. Die Bilder der professionellen Fotografin, die uns auf dem heutigen Trip begleitet hat, laufen wenig später über den Bildschirm eines Laptops. Wir werfen einen kurzen Blick darauf und lassen uns zum Kauf hinreißen. Die 50$ gönnen wir uns. Zugegeben sind ihre Aufnahmen vom Manta schon besser. Ist aber auch ein unfairer Wettkampf gewesen, da sie tauchen durfte.
Um kurz nach Drei sind wir zurück bei Koby. Wir packen den Rucksack aus, waschen die Ausrüstung ab und gehen duschen. Bei einem Deko-Bier füllen wir unsere Logbücher aus.
Danach machen wir uns ausgehfein. Zur Feier des Tages gehen wir essen. Pünktlich zur Happy Hour schlagen wir in Bill's Bar auf. Zwar sind die Drinks günstig, doch es ist ebenso die Zeit der Familien-Fütterung. Bald wimmelt es um uns nur so vor Kindern. Das ist schon ein wenig anstrengend, aber immerhin können wir uns ohne das Geld zählen zu müssen eine zweite Runde leisten. Es hält sich daher die Wage.
Ab 18 Uhr gibt es Livemusik eines dynamischen Duos. Sie singt und er spielt Gitarre. Uns gefallen die beiden auf Anhieb. In der Pause, treffen wir die Künstler zufällig in der Schlange zum Essen bestellen. Es entsteht ein Gespräch und wenig später teilen wir uns einen Tisch. Wie immer mit den Australiern ist es sofort so, als würde man sich schon ewig kennen. Bevor wir völlig ins Gespräch vertieft sind, erinnern sich die zwei daran, dass sie noch ein Publikum zu unterhalten haben.
Nachdem wir gegessen haben, zieht es uns danach an den Billiardtisch. Cecil wechselt dafür noch extra Geld an der Bar. Zurück am Tisch sehen wir, dass die Klappe vor den Kugeln offen steht. Wir verzichten daher darauf zwei Dollar in den Schlitz zu stecken. Die Bar wird das sicherlich verschmerzen können. Wenig später erfahren wir, dass die Billiardtische jeden Mittwoch kostenlos bespielt werden können. Warum uns der Barmann überhaupt Geld gewechselt hat, bleibt wohl ein Rätsel.
Die erste Runde gewinnt Cecil. Das allerdings nur, weil Sarah die Acht in die falsche Tasche manövriert. Es hat uns trotzdem beiden Spaß gemacht, da wir gar nicht so schlecht waren. Bei der zweiten Runde läuft es schon weit weniger gut. Zwischendurch werden wir von einem Typen angesprochen, der den Tisch übernehmen will. Wir lassen uns aber nicht so einfach wegschicken und fordern zu einem Spiel.
Der Typ, der uns angesprochen hat, scheint ganz nett zu sein. Wir quatschen zwischen den Stößen ein wenig. Darüber hinaus scheint auch er kein Profi zu sein. Sein Kumpel dagegen zeigt uns die kalte Schulter. Nach einer kurzen Vorstellung sitzt er meist am Tisch und unterhält sich mit einem dritten Mann. Irgendwann scheint er das Interesse an diesem kleinen Geplänkel verloren zu haben und macht uns eiskalt fertig. Wir sind daraufhin etwas angefressen unseren Tisch verloren zu haben, aber eine Rückeroberung ist ausgeschlossen. Um das Thema zu verdauen, gibt es zunächst einen Drink.
Da alle anderen Tische im Raum, in dem die Livemusik spielt, belegt sind, sitzen wir direkt neben den Toiletten. Immer wieder kommen Leute vorbei und stellen ihre Drinks auf unserem Tisch ab, bevor sie auf Toilette gehen. Hauptsächlich Männer, die plötzlich merken, dass sie besser zwei freie Hände haben, bevor sie aufs WC gehen. Cecil reicht es irgendwann. Doch er wird nicht pampig oder etwas in der Art. Stattdessen erlaubt er sich einen kleinen Spaß. Ein junger Mann stellt sein fast volles Bier auf unseren Tisch und verschwindet auf der Toilette. Kurzerhand tauscht Cecil das Glas gegen ein leeres aus, welches ebenfalls bei uns platziert und nie wieder abgeholt wurde. Der Mann kommt zurück, wirft einen kurzen Blick auf die leere Stelle, an der eben noch sein Glas stand, setzt einen leicht verwirrten Blick auf und verschwindet dann wortlos an der Bar. Wir sind beide recht baff und fast schon enttäuscht, wie sehr der Witz nach hinten losgegangen ist. Cecil geht hinterher und versucht die Sache aufzuklären.
Sein Bier will Oliver nicht wieder haben. Stattdessen kauft er lieber ein neues und gibt uns beiden noch einen aus. Für einen Moment gesellt er sich sogar an unseren Tisch und erzählt von seinen Erfahrungen als Schaf-Scherer. Wir finden ihn recht sympathisch und das Gespräch läuft gut, doch schon bald merken wir, dass er ganz anderes im Sinn hat. Jeder Frau die durch den Raum läuft, wird hinterhergeschaut. Da eine Menge weiblicher Gäste vor Ort sind, ist die Unterhaltung bald sehr einseitig. Kurz darauf folgt eine knappe Verabschiedung und Oliver rennt einem der Mädchen hinterher. Doch das ist okay für uns. Die zwei Musiker legen nochmal so richtig los. Wir haben Lust zu tanzen.
Bis 23 Uhr schwingen wir die Hüften. Es tut gut mal aus unserem Camper-Alltag auszubrechen und dazu ist die Musik wirklich gut. Als dem Duo im wahrsten Sinne des Wortes schlussendlich der Stecker gezogen wird, ist es auch für uns an der Zeit zu gehen. Ohne größere Zwischenstopps geht es auch direkt ins Zelt. Der Abend wurde so schon deutlich länger als gedacht. Besser wir gönnen uns noch ein wenig Schlaf.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen