18.02., Donnerstag: Eagle Bluff Campground - WA, the windy State

Ohne Probleme kommen wir heute aus dem Bett. Während des Frühstücks geht lediglich eine leichte Brise. Wir bauen das Zelt ein und gönnen uns noch eine Dusche. Anschließend gibt Cecil den Schlüssel für die Bäder zurück und bekommt dafür die Kaution wieder. Es geht weiter in Richtung Denham. 
Auf dem Weg schauen wir uns den bei Wiki-Camps eingetragenen kostenlosen Stellplatz an. Dabei handelt es sich um eine gewöhnliche Rest Area, etwas abseits der Straße. Im weiteren Verlauf passieren wir noch etliche dieser Rastplätze und es sind keine Schilder zu entdecken, die das Übernachten dort verbieten. Damit haben wir wohl durchaus eine Alternative zu den Caravans-Parks in Denham. Wir werden sehen, ob wir diese nutzen. 
Kurz vor dem Ort machen wir Station am Shell Beach. Dieser soll besonders bei strahlendem Sonnenschein beeindrucken. Der Himmel über uns ist derzeit stark bewölkt, aber immerhin nicht durchgehend. Tatsächlich bietet sich uns auch unter diesen widrigen Bedingungen ein beeindruckendes Bild. Der gesamte Strand besteht nicht etwa aus Sand oder Kieseln, sondern komplett aus winzigen Muschelschalen. Über Jahrtausende haben sich hier die ehemaligen Behausungen der Muschel “fragum erugatum” angehäuft, deren Erscheinung stark an das Logo einer Kraftstoff-Marke erinnert. Mittlerweile ist die Schicht gute 10 Meter tief und die Schalen erstrecken sich über fast 15 km. Lediglich die letzten Meter kurz vor dem Wasser sind noch einigermaßen locker. Der Rest wirkt wie zementiert. Kein Wunder, dass zu Siedlerzeiten ganze Gebäude aus dem Rohstoff errichtet wurden.
 


 
Wir setzen unseren Weg nach Denham fort. Auf der Karte ist es vom Shell Beach aus nur noch ein Katzensprung. Doch wie immer in Australien, täuscht der Maßstab. Am Ende sind es noch über 100 Kilometer bis in den Ort. Kurz davor halten wir am Ocean Park. Die Einrichtung beinhaltet ein Aquarium, ein Café und den Grund aus dem wir hier sind: Eine Tauchbasis. Die nette junge Mitarbeiterin ist sichtlich angetan, dass endlich mal wieder Taucher vorbeikommen. Trotzdem hat sie weniger erfreuliche Nachrichten für uns. Die nächste bestätigte Tauch-Tour findet erst nächste Woche am Donnerstag statt. Alternativ kann sie uns nur eine Tour anbieten, bei der man die Möglichkeit hat zu schnorcheln. Das Ganze soll genau so viel kosten, wie die Tour mit zwei Tauchgängen. Wir nehmen die Information erstmal so auf und brauchen danach ein wenig Zeit sie zu verarbeiten. Das machen wir zurück bei Koby. In dem Flyer der Tauchbasis entdecken wir eine Option, bei der Schnorchel-Tour zu tauchen. Wir gehen erneut in den Laden und fragen danach. Leider ist diese Möglichkeit mittlerweile aus dem Programm genommen worden. Im gleichen Zuge fragen wir nach der Mindestzahl, die benötigt wird, um eine Tauch-Tour zu starten. Es sind entweder vier oder sechs Teilnehmer. So ganz sicher ist sich die junge Dame nicht. Nochmal zurück bei Koby entscheiden wir nach kurzem Überlegen, einfach auf gut Glück für kommenden Samstag zu buchen. Vielleicht kommen noch andere Taucher vorbei und die Tour findet statt. Falls nicht, bekommen wir unser Geld zurück. Ein drittes Mal stehen wir im Laden. Offensichtlich haben wir es zuvor missverstanden. Die früheste Tauch-Tour wäre am Sonntag möglich. Das ist uns jetzt auch egal und wir buchen. Dann eben am Sonntag. Kostenpunkt: 610$. Das ist nicht ohne, doch wir wollen uns die Gelegenheit auf Tauchgänge in der Shark Bay nicht entgehen lassen. Bis spätestens Samstag um 16 Uhr kriegen wir Bescheid, ob die Tour stattfindet. Fingers crossed!
 
Denham ist der einzige Ort in der Shark Bay. Ganz im Norden der Halbinsel ist es der letzte Flecken Zivilisation. Was sofort auffällt ist der extreme Wind. Es stürmt regelrecht, aber das scheint hier normal. Im i-Site, welches wir als erstes ansteuern, sammelt sich Laub auf dem Fußboden zwischen den Regalen mit den Broschüren. Immer wenn die Tür geöffnet wird, wirbeln neue Blätter hinein. Nachdem wir ein paar Prospekte eingesackt haben und das kostenfrei Wlan genutzt wurde, buchen wir einen der Campingplätze an der Sharkbay-Küste. 
An einem Ort namens Eagle Bluff befindet sich einer der vier Plätze, die man ausschließlich im i-Site von Denham buchen kann. Dazu gilt eine recht strickte Politik, die lediglich einen Aufenthalt von einer Nacht erlaubt. Wir fragen uns zwar, was das Ganze soll, denken aber nicht weiter darüber nach, da wir nur eine Nacht dort geplant haben. Dem Azubi, bei dem wir den Platz buchen, mangelt es nicht unbedingt an Kompetenz, wir verstehen ihn nur einfach nicht. Er nuschelt extrem und kriegt die Zähne kaum auseinander. Am Ende ist es ein gutes Stück Arbeit, bis wir unseren Beleg in der Hand halten, der uns erlaubt am Eagle Bluff zu campen. 15$ kostet dort die Nacht. Toiletten oder sonstige Einrichtungen gibt es nicht. 
 
Die Little Lagoon liegt nur wenige Kilometer außerhalb von Denham. Auch hier ist es ordentlich windig. Mit einem leichten Lunch unterm Arm retten wir uns zu einem kleinen Unterstand. Mit Blick auf die Lagune mümmeln wir ein paar Cracker. Es ist wirklich schön hier. Das Wasser leuchtet in einem satten Türkis und das Ufer ist gesäumt von einem schmalen Sandstrand. Lediglich die kleinen Wellen, die vom stürmischen Wind über das Wasser getrieben werden, stören die Idylle. Das vollkommene Paradies ist es daher nicht. 
 

 
Trotz des starken Winds will Cecil eine schnelle Runde mit Alli drehen. Daraus wird allerdings nichts, denn der Flughafen von Denham ist schlicht zu nah. Dort herrscht bestimmt nicht viel Verkehr und ein kleiner Flug würde sicher niemanden stören. Die Sicherheitsmechanismen der App lassen allerdings keinen Start zu. Schade. Unsere Stimmung hellt aber sofort wieder auf, als wir beim Verlassen des Parkplatzes einen kleinen Waran sehen. Cecil schätzt auf einen sehr jungen Goulds-Waran. Er ist allerdings zu schüchtern für die Kamera und versteckt sich umgehend, als wir uns nähern. 
 

Nächster Stopp ist am Zulauffluss für die Little Lagoon. Wir haben gelesen, dass man hier gut schnorcheln kann. Es sieht zwar super schön aus, aber Fische entdecken wir keine. Daher bleiben wir heute lieber trocken.
 


 
Zurück im Ort buchen wir noch schnell einen Platz im Caravan-Park ab morgen. Sonntag gehen wir hoffentlich tauchen. Nach unserem Aufenthalt am Eagle Bluff heute müssen wir daher noch mindestens zwei weitere Nächte bleiben. Wir schlagen beim Angebot “Zahl 2, bleib 3” zu. Dadurch zahlen wir am Ende kaum 27$ pro Nacht. Damit können wir gut leben und so müssen wir nicht direkt nach dem Tauchen aufbrechen. 
Es ist zwar erst 14 Uhr, doch wir haben weiter nichts im Ort zu erledigen und machen uns daher bereits auf zum Camp am Eagle Bluff. Ganz in der Nähe befindet sich ein Lookout, den wir zuvor anfahren. Kaum auf dem Steg angekommen, der zu den Aussichtsplattformen führt, schlägt uns der Wind mit Orkanstärke entgegen. Am Lookout selbst windet es so heftig, dass man das Gefühl hat, nicht mehr atmen zu können. Gut 30 Meter unter uns liegt eine kleine Bucht. Von hier oben können wir mit bloßem Auge Haie und Rochen im Wasser erkennen. Ziemlich cool. Aber wir halten es trotzdem nicht lange aus. Der Wind treibt uns zurück zum Parkplatz. 
 

 
Der Abzweig zum Campground ist kaum zu erkennen. Ein paar Meter hinter der Kreuzung entdecken wir ein winziges Schild, auf dem ein paar grundlegende Regeln notiert sind. Das ist alles was wir finden. Selbst der Platz an sich ist kaum auszumachen. Anscheinend steht man einfach, wo man möchte. Wir erreichen eine größere Freifläche, die an einer Seite von einem kleinen Fluss abgegrenzt wird. Danach kommt nur noch der Strand. Cecil steigt aus und muss feststellen, dass es an allen potentiellen Stellplätzen ziemlich windig dahergeht. Wir erkunden daher noch eine schmale Piste, die parallel zum Strand führt. Von unserer erhöhten Position auf einer der Dünen können wir erkennen, dass es im Wasser vor Haien nur so wimmelt. Wir verschieben daher unsere Platzsuche und machen uns auf den Weg zum Strand. Das müssen wir uns aus der Nähe ansehen. Shark Bay macht seinem Namen alle Ehre. Am Wasser angekommen, sind die Haie noch immer da. Und das in rauen Mengen. Ununterbrochen schwimmen sie nah am Ufer vorbei. Wahrscheinlich handelt es sich um Jungtiere, denn sie sind alle zwischen einem und 1,5 Meter lang. Hier im flachen Wasser sind sie sicher vor ihren größeren Artgenossen. Große Haie haben die kleinen nämlich zum Fressen gern. Da wird auch bei den nächsten Verwandten keine Gnade gezeigt.
Im Anschluss geht die Platzsuche weiter. Schließlich entscheiden wir uns für einen Platz. Es ist einfach überall windig, es macht also keinen Unterschied. In diesem Fall gönnen wir uns eine kleine Bucht mit Meerblick. Mit der GoPro im Unterwassergehäuse geht es zurück an den Strand. Cecil kann sich überwinden und watet zu den Haien ins Wasser. Die kommen teilweise ganz schön nah. Das ist am Anfang ein echter Adrenalinkick. Bald aber bemerken wir, dass die Haie viel mehr Angst vor Cecil und der Kamera haben, als andersherum. Daraufhin wird Cecil mutiger und es geht immer weiter hinaus. Zwei Haie kommen plötzlich direkt auf ihn zu. Möglichst regungslos bleibt Cecil stehen. Als die Haie nicht mal mehr einen halben Meter entfernt sind, bekommt er doch Muffensausen. Die kleinste Bewegung reicht aus und die Haie nehmen reißaus. Trotzdem ist die Aufnahme von dieser Begegnung recht brauchbar geworden. Leider ist es die Einzige. Alle anderen Haie sind viel zu früh abgedreht und das Wasser war extrem trüb. Es sind höchstens Schatten zu erkennen. 
 
 



Hinter dem Kofferraum finden wir die einzige Stelle, an der man einigermaßen vor dem Wind geschützt ist. Mit den Füßen auf der Stoßstange machen wir es uns so gemütlich wie es geht und lesen. Im Schatten wird es Sarah allerdings schnell zu frisch. Sie zieht zurück in die Sonne. Da lässt sie sich lieber vom Wind sandstrahlen, als hier im Schatten zu erfrieren. Später macht Sarah trotz der widrigen Umstände Sport. Cecil würde derweil gerne Tagebuch schreiben oder Videos sichern. Beides fällt allerdings flach. Es wirbelt so viel Sand durch die Luft, dass er das den Geräten nicht zumuten will. Das Handy dagegen bietet vergleichsweise wenig Angriffsfläche und es warten ein paar WhatsApp-Nachrichten schon seit längerem darauf beantwortet zu werden. Ein akzeptabler Kompromiss. 
 

 
Am späten Abend gehen wir erneut an den Strand. Als hätten wir uns das alles nur eingebildet, ist plötzlich kein einziger Hai mehr zu sehen. Da hatten wir wohl ausnahmsweise richtig gutes Timing. Doch jetzt stehen wir etwas verloren am Strand. Wir hatten gehofft, etwas Zeit totschlagen zu können, bis der Wind hoffentlich irgendwann nachlässt. Von eben diesem angetrieben, fliegt etwas Seegras über den Sand. Das inspiriert Cecil zu einem spontanen Seegras-Wettrennen. Wir schnappen uns je ein Stück und lassen es auf drei los. Wessen Stück am weitesten fliegt siegt. Das heutige Rennen entscheidet Cecil knapp für sich. 
Langsam haben wir genug von Wind und Sand. Oben im Zelt schlackern die Fenster und die Regenplane zwar teils nevtötend, doch abgesehen davon ist es viel angenehmer. Kaum angekommen, müssen wir allerdings feststellen, dass wir langsam recht großen Hunger verspüren. Doch kochen scheint ein Ding der Unmöglichkeit unter diesen Bedingungen. Wir überlegen ein wenig hin und her. Vielleicht nur einen Müsliriegel und etwas Chips? Gesund ist das sicher nicht. Am Ende hat Sarah die rettende Idee. Das Bett ist noch nicht gemacht und die vordere Hälfte des Zeltes damit frei. Wir kochen einfach hier oben. Das ist am Ende erstaunlich gemütlich. Wir machen es uns auf der eingeklappten Matratze bequem und vor uns wärmt das Essen auf dem Gaskocher auf. Wir hoffen trotzdem, dass diese Prozedur nicht zum Standard wird. Im Grunde ist es draußen schon schöner. 
 
 

Gleich nachdem wir unsere Portionen verputzt haben, gehen wir daher wieder ins Freie. Wir hoffen auf einen herrlichen Sonnenuntergang. Bei Campermate wurde in fast allen Kommentaren geschwärmt wie schön dieser hier sei. Cecil baut sogar noch spontan die GoPro auf, um einen Zeitraffer von dem versprochenen Farbenspiel zu machen. 
Leider fällt der Sonnenuntergang heute sehr unspektakulär aus. Das heutige Highlight bleiben damit die Haie. Das war wirklich eine Erfahrung und offensichtlich keine Alltägliche. Zurück im Zelt legen wir einen Film ein. In der heutigen Vorstellung: American Sniper. Cecil kennt den Streifen (natürlich) schon, doch auch Sarahs Fazit fällt anschließend eher nüchtern aus. Der Film ist gut, aber nichts für die Favoritenliste. Zum Zähneputzen quälen wir uns ein letztes Mal hinunter, dann ist es Zeit fürs Bett. Bei frenetischem Wind, gelingt es uns erst mit Ohropax einzuschlafen.

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