13.02., Samstag: Geralton Caravan Park - Die Tücken der Waschmachine

Nach einer zu kurzen Nacht bleiben wir noch eine ganze Weile im Zelt und dösen vor uns hin. Die Sonne steht bereits hoch am Himmel, als wir uns endlich aus dem Bett kämpfen. Mehrfach müssen wir beim Frühstück mit Tisch und Stühlen umziehen. Die schattigen Flächen werden immer kleiner. Am Ende zerfließen wir förmlich, während wir das Zelt einpacken. Nachdem der Reißverschluss erneut droht eine Szene zu machen, nehmen wir einfach wieder die Spannseile zur Hand und schließen die hintere Seite der Plane damit. Spontan entscheiden wir danach noch schnell ins Meer zu springen. Jetzt schon die beste Idee des Tages. Es ist herrlich erfrischend. Wir beenden den kurzen Badeausflug, nachdem Sarah von einem kleinen Fisch ordentlich in den Zeh gebissen wird. 
 

Vor der Abfahrt legen wir noch schnell eine Einkaufsliste an. Währenddessen fährt der Ranger auf den Platz. Kurz notiert er alle Kennzeichen der Autos vor Ort. Damit ist unsere Chance dahin, hier heute Nacht erneut zu stehen. Es sind keine zwei Nächte am Stück zugelassen. Anschließend gilt die Aufmerksamkeit des Rangers allerdings hauptsächlich dem riesigen Bus. Der ist bestimmt self-contained und parkt zudem außerhalb der gekennzeichneten Flächen. Die Unterhaltung mit den Besitzern wirkt aber ruhig und zivilisiert. Wahrscheinlich werden sie nur freundlich gebeten, den Platz wieder zu verlassen. Eine Strafe wird es wohl nicht geben. 
Gegen halb 10 machen wir uns auf den Weg. Als erstes steuern wir SupercheapAuto an. Heute werden wir direkt von einer netten Mitarbeiterin begrüßt. Überraschenderweise ist sie über unseren Vorgang mit dem kaputten Kabel informiert. Sie nimmt sich der Sache an und sucht den Manager auf. Kurz darauf ist sie wieder da und gibt uns drei Optionen. Erstens: wir können ein hochwertiges Ersatzkabel erhalten, müssen aber die Differenz bezahlen. Zweitens: wir geben unser Solarpanel mit allem drum und dran zurück und erhalten ein neues, baugleiches Modell. Drittens: sie bestellen ein Ersatzkabel in Perth, welches wir voraussichtlich am Montag abholen könnten. Wir sind gerade noch dabei diese Möglichkeiten abzuwägen, da kommt der Manager persönlich und sagt seiner Mitarbeiterin, sie solle einfach ein Kabel von einem der Solarpanele im Laden aus der Kiste nehmen. Kurz darauf verlassen wir den Laden mit einem brandneuen Kabel. Rückblickend hätten wir lieber das ganze Panel ausgetauscht, denn es hat bereits andere Macken, doch für den Moment sind wir auch mit dieser Lösung zufrieden.
Bei Bunnings besorgen wir ein paar Kleinigkeiten für nötige Reparaturen. Unter anderem landen zwei Spanngurte und entsprechende Schnallen im Korb. Wir spielen mit dem Gedanken in Zukunft damit die Zeltplane zu befestigen und damit die kontinuierlichen Probleme mit dem Reißverschluss zu umgehen. Bei Aldi und Woolworths erledigen wir im Anschluss den Einkauf für die kommende Woche. In einem Einkaufscenter schaut Sarah nach Hüllen für ihr neues Handy. Allerdings ist die Auswahl begrenzt und sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen mit einer Hülle in Gold oder Rosa herumzulaufen. 
Da der einzige kostenlose Campingplatz in der Nähe für uns heute Nacht tabu ist, steuern wir gegen 12:30 Uhr einen Caravan Park an. Dort können wir dann auch endlich unsere Sachen waschen. Die Rezeption ist aktuell nicht besetzt und auch sonst ist wenig los auf dem Platz. Wir nutzen die Gelegenheit und werfen einen schnellen Blick in die Laundry. Die Maschinen wirken sauber und auch sonst sieht alles in Ordnung aus. Vor allem kann hier anscheinend auch heiß gewaschen werden. Damit haben sie uns und wir wollen einchecken. 
Zurück vor der Rezeption beginnt es leicht zu tröpfeln. Über die angegebene Telefonnummer kriegen wir zum Glück sofort Kontakt und ein paar Minuten später stehen wir in einem kleinen Büro. Die Gebühr beträgt hier 25$/Nacht, was noch verhältnismäßig human ist. Auf unseren Stellplatz angekommen, bauen wir so schnell es geht das Zelt und das Awning auf. Der Regen wird immer doller. Da sitzen wir also unter dem Awning und starren etwas resegniert vor uns hin. Einer der Hauptgründe einen Caravan Park anzufahren, war die Möglichkeit dort zu waschen. Doch bei diesem Wetter haben wir kaum eine Chance die Wäsche anschließend zu trocknen. Wir können nur hoffen, dass der Regen bald nachlässt. Um die Zeit zu überbrücken, wollen wir zunächst das Wlan nutzen. Sarah würde gerne ihr Handy weiter einrichten. Aber auch das wird wohl nichts. Die Verbindung kommt und geht. Im Grunde ist das Wlan nicht zu gebrauchen. Bald sieht es so aus, als würde der Regen weniger werden. Wir entscheiden es zu wagen und zu waschen. Notfalls könnten wir die Wäsche vielleicht unter dem Awning aufhängen. Wir entledigen uns unserer Klamotten und schlüpfen in Bikini und Badehose. Wenn schon, denn schon. So ganz wohl fühlen wir uns zwar nicht, als wir kuz darauf in diesem Outfit und mit Bergen dreckiger Wäsche beladen über den Platz laufen, doch was solls. Alle drei vorhandenen Maschinen füllen wir problemlos. Es bleibt sogar noch etwas übrig, was wir wohl in einem zweiten Durchgang waschen müssen. Zurück bei Koby spannen wir im Zickzack ein Seil unter dem Awning. Das wird wohl trotzdem nicht ausreichen, um alles aufzuhängen, doch es ist ein Anfang. Mittlerweile ist der Regen wieder stärker geworden. 
40 Minuten später sind die Maschinen durchgelaufen. Wir sind den Tränen nahe, als wir die Wäsche herausholen. Der Großteil ist noch viel dreckiger als zuvor. Manche Kleidungsstücke sehen aus als wurden sie in ein Schlammbad getaucht. 12$ haben wir in die Geräte gesteckt und es hat absolut nichts gebracht. Eher im Gegenteil. Eine Diskussion mit dem Besitzer halten wir jedoch für aussichtslos. Wir schlucken den Frust herunter und machen uns daran die Wäsche aufzuhängen.
Ein paar Teile befinden wir für ausreichend sauber. Diese kommen auf eine separate Leine. Der Großteil ist jedoch so schmutzig, dass wir uns kaum darum scheren, dass die Kleidung auch noch alle Nase lang wieder von der Leine geweht wird und im Dreck landet. Ein paar saubere Kleinteile hängen wir unter dem Awning auf. Allerdings müssen wir schnell zurückrudern und alles wieder abnehmen. Selbst das geringe Gewicht von Socken und Unterwäsche führte dazu, dass sich die Stangen vom Awning verbogen haben. Danach ist unsere Laune entgültig im Keller angekommen. 
Cecil findet noch zwei frische Baumwoll-Tshirts, von denen er eines an Sarah abgibt. Darüber ziehen wir unsere Regenjacken. Dann beziehen wir wieder unsere Stühle unter dem Awning und starren hinaus in den Regen. Der wird immer heftiger. Es dauert nicht lange, bis es richtig doll schüttet. In einem verzweifelten Versuch, rennt Cecil noch zu den Wäscheleinen und nimmt all unser Zeug ab. Nass und dreckig verpacken wir alles in große Beutel. Es ist nichts mehr zu retten gewesen. Morgen muss alles erneut gewaschen werden. 
Unwillig uns noch weiteren Problemen unseres Camperlebens anzunehmen, versuchen wir beide etwas abzuschalten. Cecil setzt sich dazu vor den Laptop und guckt den Super Bowl zu Ende, den er gestern Nacht begonnen hat. 
 
 
Sarah versucht währenddessen Whatsapp auf ihrem neuen Handy einzurichten. Nicht gerade die Beste Entscheidung, wenn man Entspannung braucht. Plötzlich geht alles ganz schnell. Zwar geht die App anschließend auf dem neuen Gerät, doch auf dem alten wurde alles gelöscht. Dazu wurden zwar bestehende Kontakte übertragen, aber alle Chats zurückgesetzt. Von einigen Freunden waren noch unbeantwortete Nachrichten vorhanden, an die sie jetzt nicht mehr herankommt. Sie probiert alles Mögliche, aber am Ende bleibt ihr nichts anderes übrig, als die entsprechenden Personen über den Verlust zu informieren. Zumindest die, an die sich nach all dem Stress erinnern kann. Nach gut fünf Jahren Hals über Kopf zwangsläufig und ohne Internetverbindung das Handy zu wechseln macht definitiv keinen Spaß. Das können wir an dieser Stelle festhalten. Sie schickt außerdem einen Broadcast an alle Kontakte, um über den Nummerwechsel zu informieren. Im Nachhinein stellt sich heraus, der ist bei keinem angekommen. Falls also jemand seine WhatsApp Nummer wechseln muss, meldet euch bei Sarah, sie hat jetzt alle Fehler gemacht und kann Tipps geben.
 
 
Um ein bisschen Wut abzubauen und heute wenigstens noch eine sinnvolle Sache zu machen, legt Sarah das Handy zur Seite und beginnt damit Sport zu machen. Im Bikini ist das etwas ungewohnt, aber erstaunlicherweise nicht unbedingt unbequem. Zwischendurch kümmert sie sich darum, dass die Wassermassen ablaufen, die sich immer wieder auf dem Awning ansammeln. Es will einfach nicht aufhören zu regnen. Immerhin ist die anschließende Dusche sauber und schön heiß. 
 
 
Während Sarah unter der Dusche steht, geht draußen langsam die Sonne unter. Doch das Licht in der Dusche geht einfach nicht an. Rasieren fällt daher auch aus. Im Anschluss versucht sie noch ihre Banking-Apps einzurichten, doch das klappt nicht ohne eine Verbindung mit ihrer alten Handynummer. So langsam nervt es wirklich. Sarah ist am Abend entsprechend deprimiert. Cecil versucht sie mit netten Worten aufzuheitern, aber mit wenig Erfolg. Vielleicht hilft ein gutes Essen. Nördlich von Geraldton gibt es keine Aldi-Filialen mehr. Da es aber nur dort vernünftige Bratwurst gibt, haben wir uns dazu entschieden ein weiteres, und wahrscheinlich letztes Mal in WA, zu “grillen”. Neben Bratwurst, Hähnchen und Beef-Patty gibt es Grillgemüse, Halloumi, Salat und Baguette mit Knoblauch-Butter. Ein wahres Festmahl und natürlich viel zu viel, aber so muss das doch irgendwie sein beim Grillen, oder? Auch wenn es in unserem Fall in der Pfanne zubereitet wird.
 

 
Nachdem wir einen gigantischen Berg Abwasch bewältigt haben, trennen sich unsere Wege. Sarah geht hoch ins Zelt. Mit Hilfe zweier Laken verpackt sie das Bett so gut es geht. Unsere Bettwäsche befand sich heute ebenfalls in einer der Waschmaschinen und kam dreckiger heraus als sie rein ging und ist immernoch ziemlich nass. Da schlafen wir ausnahmsweise lieber in einem unbezogenen Bett. Danach guckt sie noch eine Folge ihrer Serie. Doch sie muss schon währenddessen ganz schön kämpfen die Augen offen zu halten. Es ist schlafenszeit. 
Cecil bleibt noch ein paar Stunden draußen und telefoniert via WhatsApp mit seinen Eltern und seinem Kumpel Swen. Wenn auch sonst so gut wie nichts im Wlan funktioniert hat, die Qualität der Sprachanrufe lässt in keinster Weise zu wünschen übrig. Etwas kurios, aber darüber will man sich nicht nun nicht beschweren. Es wird ein sehr langer Abend für Cecil. 

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