16.02., Dienstag: Parkplatz vor dem Kalbarri NP - Pink Lake
Nur wenige Minuten später ebbt unsere Freude allerdings abrupt ab. Das Highlight des Kalbarri NP, ein Rundwanderweg durch ein Flussbett und zurück entlang einer Klippe, wurde ab 7 Uhr morgens wegen extremer Hitze für Wanderer geschlossen. Wir sind gut zwei Stunden zu spät. Wir ärgern uns extrem, als wir kurz darauf auf dem Parkplatz ein Schild lesen, auf dem steht, dass der Weg im Sommer generell ab 7 Uhr gesperrt wird. Da hätten wir uns im Vorfeld wohl besser informieren müssen. Immerhin ist der Weg bis zum Nature's Window frei. Die Anfahrt war damit nicht ganz sinnlos.
Kurz darauf sind wir unterwegs. Zu Beginn des Weges stoßen wir auf ein weiteres Schild. Der Rundwanderweg ist nur teilweise begehbar. Etwa drei Kilometer vom Parkplatz entfernt, ist der Pfad dermaßen überschwemmt, dass er ab dort gesperrt werden musste. Für uns ist das ausnahmsweise eine gute Nachricht. Wir müssen uns nicht mehr ganz so doll ärgern, dass wir im Grunde zu spät waren.
Auf dem Weg zum Nature's Window kommen uns etliche Menschen entgegen. Ein gutes Zeichen. Dann haben wir den Ort mit etwas Glück für einen kurzen Moment für uns allein. An dem Steinbogen, durch den man hinunter auf den Fluss schaut, sind wir wenig später tatsächlich ungestört. Während wir leise vor uns hin schwitzen und die Szenerie genießen, fühlen wir uns unweigerlich in unsere Zeit im Northern Territory oder den Budjamulla NP zurückversetzt. Die Natur hier ist sehr vergleichbar. Nach den gefühlt endlosen Tagen in der Stadt, sind wir froh wieder draußen zu sein.
Den nächsten Stopp legen wir am Skywalk ein. Zwei Aussichtsplattformen
über der Schlucht, die erst 2020 eröffnet wurden, trotz der
Reisebeschränkungen schon jetzt das neue Highlight im Kalbarri NP.
Tatsächlich bieten sich gute Ausblicke, doch Nervenkitzel, wie zum
Beispiel der Granite Skywalk auf dem Castle Rock im Porongurup NP,
bleibt hier aus. Dafür ist man schlicht nicht hoch genug über dem
felsigen Hang, der zum Flussbett hin abfällt. Immerhin sind die
Plattformen für einen kurzen Moment menschenleer. Die perfekte
Gelegenheit für einen kleinen Rundflug mit Alli.
Anschließend
fahren wir spontan zu einem Ort, der sich “Z Bend” nennt. Über einen 1,2
km langen Wanderweg erreicht man einen Lookout, von dem man den Fluss
durch einen Z-förmigen Einschnitt fließen sieht. Tatsächlich hat sich
das Wasser an dieser Stelle mit erstaunlicher Präzision seinen Weg durch
das Tal gebahnt. Ein Z ist klar zu erkennen und der Fluss verläuft
teilweise über mehrere hundert Meter schnurgerade. Ein anderes Paar
erreicht neben uns den Lookout und sind erstaunt über das Bild, welches
sich ihnen heute bietet. Angeblich waren sie bereits gestern hier und
das gesamte Tal sei da noch trocken gewesen. Jetzt fließt ein reißender
Fluss hindurch. Wir haben keinen Grund an ihren Worten zu zweifeln. Man
fragt sich eher, wo über Nacht das ganze Wasser hergekommen ist.
Die Mittagssonne ist zwar bereits dabei uns gnadenlos jeden ungeschützten Zentimeter Haut zu verbrennen, doch wir entscheiden trotzdem noch einen Abstecher hinunter zum Fluss zu unternehmen. Der Weg dorthin gestaltet sich allerdings abenteuerlicher als gedacht. Wir manövrieren uns durch enge Felsspalten und klettern steile Leiter hinunter, deren Handläufe so glühend heiß sind, dass wir kaum wagen uns festzuhalten. Doch alle Mühen sind vergessen, als wir am Ende des Weges am Ufer des Flusses stehen. Wir erkunden ein wenig das Gebiet und lassen uns danach von dem Blick auf das rauschende Wasser hypnotisieren.
Den inländigen
Teil des Kalbarri NP haben wir damit abgeschlossen. Der Marsch vom Fluss
zurück zum Parkplatz war schweißtreibend und kräftezehrend. Wir
brauchen Schatten und etwas zu essen. Bis zum gleichnamigen Ort Kalbarri
brauchen wir mit Koby gute 30 Minuten. Beim dortigen Supermarkt gönnen
wir uns ein Eis. Zwar haben sie kein Cookies&Cream, aber Vanilla
Brownie erscheint eine gute Alternative. Das Eis basiert sogar komplett
auf Pflanzen. Am Ende kann uns aber die dunkle Schokolade nicht
überzeugen. Trotzdem sind wir danach bereit für weitere Abenteuer.
In
der Nähe vom i-Site entdecken wir zwei Kängurus unter einem Baum dösen.
Der Tag wird wirklich immer besser. Nachdem wir ordentlich Broschüren
und Flyer eingesammelt haben, hat sich sogar noch ein drittes Beuteltier
der kleinen Gruppe angeschlossen. Da wir trotz Eis noch immer ein wenig
Hunger haben, gibt es jetzt ein paar Cracker mit Käse und Dip. Während
wir munter vor uns her mümmeln und die Kängurus beobachten, überlegen
wir, wo es als nächstes hingeht. Direkt vor dem Informationszentrum
haben wir auf einer Karte der Umgebung einen Ort entdeckt, der sich
“Pink Lake” nennt. Den hatten wir zuvor nicht auf dem Schirm, aber es
scheint einen Umweg wert zu sein.
Eine halbe Stunde später
erreichen wir den See. Statt zum offiziellen Lookout zu fahren, der sich
noch weitere 20 km entfernt befindet, entdeckt Cecil einen kleinen
Feldweg, der ebenfalls zum See führt. Dieser endet zwar wenige Meter
darauf vor einem Zaun, doch der See liegt direkt dahinter. Etwas
enttäuschend ist, dass dieser allerdings überhaupt nicht pink aussieht.
Die Farbe des Wassers geht eher in Richtung braun. Vielleicht liegt es
an den Wolken, die sich passenderweise ausgerechnet jetzt vor die Sonne
geschoben haben. Vielleicht aber auch nur am Blickwinkel. Alli wird das
sicher aufklären können. Tatsächlich bietet sich aus der Luft ein ganz
anderes Bild. Der See erscheint plötzlich in seiner vollen Pracht in
Pink. Andere Bereiche gehen ins rötliche und Orange. Vom Boden aus
können wir das höchstens erahnen, wenn doch mal ein Sonnenstrahl nach
unten durchdringt. Danke Alli!
Für einen kurzen Moment überlegen
wir hier am See zu campen. Es ist unwahrscheinlich, dass uns hier jemand
entdeckt. Doch ein Blick auf die Karte verrät uns, dass wir uns noch
immer im Gebiet des Nationalparks befinden. Sollte uns hier doch jemand
finden, könnte es daher teuer werden. Illegales Camping wird mit
mindestens 1000$ bestraft. Wir machen uns daher auf den Rückweg nach
Kalbarri. Unterwegs halten wir an der Natural Bridge, eine sehenswerte
Felsformation am Rande einer eindrucksvollen Steilküste. Leider ist es
hier für Alli deutlich zu windig. Auch der Castle Rock, den wir kurz
darauf auch noch mitnehmen, ist einen Besuch wert. Weitere Stationen
entlang der Küstenstraße nach Kalbarri, wie Rock Island, Rainbow Valley
und Mushroom Rock, kann man unserer Meinung nach getrost links liegen
lassen.
Kurz vor der Stadt legen wir einen letzten Stopp an
einem Strand namens Jake's Point ein. Der ist ein wahrer Hotspot für
Surfer. Tatsächlich kommen hier schöne Wellen rein, aber es ist auch
dementsprechend voll. Außerdem ist es schon recht spät. Cecil ringt mit
sich selbst, ob er es mit dem Bodyboard wagen soll. Nachdem Sarah ihr
Okay gegeben hat, gibt es allerdings kein Halten mehr und er spurtet ins
Wasser. Mit respektvollem Abstand zu den Surfern paddelt er hinaus in
die Wellen. Es sollte der Ort werden, an dem Cecil endlich eine Welle
erwischt und diese auch ordentlich surft. Mit noch besserer Technik wäre
eine noch längere Line möglich gewesen, aber Cecil ist trotzdem sehr
froh. Was für ein Hochgefühl. Noch voller Adrenalin hält er Ausschau
nach Sarah, doch kann sie nirgends entdecken. Die ist nach einem kurzen
Versuch auch Richtung Wasser zu kommen, lieber bei Koby geblieben. Am
Strand liefen etliche Hunde durch die Gegend. Ihr blieb dadurch eine
Abkühlung verwehrt. Sarah's Laune ist dementsprechend schlecht.
Nachdem Cecil sein Equipment abgespült hat, bietet er an, in Kalbarri
einen weiteren Strand anzusteuern, an dem Sarah ins Wasser kann. Gesagt,
getan. Am Chinamans Beach springt Sarah ins Wasser. Das ist hier zwar
nur knietief, aber trotzdem erfrischend. Es gibt sogar eine Dusche,
unter der sich anschließend das Salzwasser abspülen lässt. Jetzt gilt es
nur noch zu tanken.
Auf dem Weg zur Tankstelle verfahren wir
uns leicht. Dadurch entdecken wir aber eine Tankstelle, die auf keiner
unserer Karten eingezeichnet ist. Mit 1,54$/L ist sie aber zu teuer.
Wenig später stehen wir daher an einer BP. Leider hat diese bereits zu.
Es ist kurz nach 18 Uhr. Die Tankstelle beim Supermarkt hat damit auch
schon geschlossen. Die Zeiten hat Cecil vorhin gesehen, als wir das Eis
gekauft haben. Bis zur nächsten Tankstelle sind es etwa 200 km. Wir
haben noch geschätzte 230 km im Tank. Sicherheitshalber entscheiden wir
noch 10 Liter bei der teuren Tankstelle aufzufüllen. Die hat immerhin
24/7 geöffnet. Allerdings wird hier weder Sarahs noch Cecils Kreditkarte
akzeptiert. Es bleibt uns nichts anderes übrig als mit dem
verbleibenden Benzin bis zur nächsten Tankstelle zu fahren. Hoffen wir,
dass es reicht.
Trotz des akuten Benzinmangels fahren wir noch
zwei Aussichtspunkte im Kalbarri NP an. Beide sind allerdings nicht
sonderlich sehenswert. Das Licht der untergehenden Sonnen schwindet
bereits. Vielleicht wäre der Blick bei Sonnenschein schöner, doch viel
haben wir sicher nicht verpasst. Die Ausblicke, die wir im Verlauf des
Tages hatten, können mit denen von den Lookouts durchaus mithalten.
Bis
zur Rest Area kurz vor dem Highway müssen wir noch 8 Kilometer
zurücklegen. Die Kängurus werden langsam aktiv und oft genug sehen wir
welche nah am Straßenrand hüpfen. Cecil versucht vollste Konzentration
zu wahren und am Ende geht auch alles gut. Wir erreichen den Platz kurz
bevor es komplett dunkel wird. Es ist nicht mehr als ein kleines
Gravelpit neben der Fahrbahn, doch für heute Nacht wird es ausreichen.
Ein letztes Mal grillen wir zum Abendessen und heute wird alles nochmal
so richtig gut. Wir bleiben allerdings dabei, dass vier Tage am Stück zu
grillen etwas viel ist.
Es ist fast 21 Uhr nachdem wir mit dem
Abwasch und dem anschließenden Aufbau des Zeltes fertig sind. Doch es
gibt immer etwas zu tun. Cecil denkt nicht groß nach und startet besser
gleich mit dem Schreiben der Stichpunkte. Sarah geht direkt ins Bett.
Cecil folgt ihr nach getaner Arbeit. Schnell und mit einem breiten
Grinsen im Gesicht schlafen wir ein. Was für ein Tag.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen