15.02., Montag: Binnu Memorial Rest Area - Alles erledigt!

Ohne jegliche Probleme kommen wir heute aus dem Bett. Bereits gegen kurz nach 6 Uhr beginnen wir damit das Zelt einzubauen. Der Himmel ist blau, es regnet nicht und bereits jetzt ist es ordentlich warm. Perfekt zum Wandern oder einen Tag am Strand. Doch wir haben anderes geplant. Sarah hat einen Termin beim Arzt und Koby kommt zum Routine-Check in die Werkstatt.
Wir hätten nicht gedacht, so zeitig aus dem Bett zu kommen. Mit Frühstück und Abwasch sind wir daher deutlich früher fertig als geplant. Wir nutzen die Zeit eine Email an unseren derzeitigen Auslandskrankenversicherer bezüglich einer möglichen Verlängerung zu schreiben. Danach machen wir uns auf den Weg. Überpünktlich kommen wir auf dem Parkplatz davor an. Für ein paar Minuten warten wir dort noch. Auf Grund von Corona wird darum gebeten nicht frühzeitig zu erscheinen. Dann ist es Zeit sich zu verabschieden. Während Sarah ihren Arzttermin wahrnimmt, fährt Cecil mit Koby zur Werkstatt. Die Schrauberbude ist zentral gelegen. Sarah kann nach ihrem Termin sogar zu Fuß zu dem McDonald's laufen, in dem wir uns später treffen wollen. Cecil übergibt Koby in die Obhut eines nett wirkenden älteren Mannes. Auf die Frage, wann der Wagen wieder benötigt wird, lautet die Antwort natürlich schnellstmöglich. Koby wird daraufhin gleich an zweiter Position eingereiht. 
Bei McDonald's besorgt sich Cecil einen extra starken Eiskaffee. Mit doppeltem Espresso-Shot ein wirklicher Wachmacher. Kaum im Wlan eingeloggt, bekommt Cecil bereits eine Nachricht von Sarah. Sie ist schon fertig und nach einem kurzen Stopp bei der Apotheke wird sie ihm in wenigen Minuten Gesellschaft leisten können. Tatsächlich sitzt sie ihm gut eine Viertelstunde später gegenüber.
Der Arzt, an den Sarah geraten ist, war offensichtlich Ausländer und daher gut zu verstehen. Die echten Australier sind oft ziemlich am Nuscheln. Am Ende hat sie eine neue Pille für die kommenden vier Monate erhalten. Die kurze Beratung (es musste ein alternatives Hormon gefunden werden, weil es  das aus ihrer Pille nicht in Australien gibt) und das Ausstellen des Rezeptes kostete 66$. Für das Medikament wurden dann nochmal 16,50$ fällig. Ein wirklich sehr niedriger Preis. Die Alternative sollte dagegen 86$ kosten. Da ist die günstige Variante durchaus einen Versuch wert. 
Die Rechnung vom Arzt schickt Sarah direkt an unsere Auslandskrankenversicherung. Mit etwas Glück wird sogar ein Teil der Kosten erstattet. Anschließend richtet sie ihr neues Handy weiter ein. Cecil setzt derweil ein Dokument auf, mit dem wir mit unseren Zwischenmietern eine weitere Verlängerung der Mietdauer um einen Monat vereinbaren wollen. Danach erledigen wir noch ein paar weitere Kleinigkeiten im Internet. Bis sich unsere Mägen knurrend zu Wort melden.
Es wäre sicher am einfachsten einen Burger bei Macas zu kaufen, doch wir haben nicht wirklich Lust darauf. Lieber wäre uns ein Eis. Bei Woolworths gibt es leider nur große Packungen oder ganze Eimer. In einem Cafe in der Nähe lockt uns eine Vitrine, doch die Kästen, die normalerweise mit Eis gefüllt sind, sind hier gähnend leer. Für einen kurzen Moment überlegen wir zu einem Asiaten zu gehen. Am Ende sind wir zurück im McDonald's und teilen uns einen Hähnchen-Burger. Wir fühlen uns danach etwas schlecht. Entgegen unseres guten Vorsatzes sind wir am Ende doch wieder bei Macas gelandet. Keine weitere Minute wollen wir anschließend mehr in der Burger-Bude verbringen. Lieber gehen wir zum Strand und lesen dort ein bisschen. Auf dem Weg wirft Cecil einen Blick über die Straße. Koby steht bereits wieder vor der Werkstatt. Zwar haben wir noch keinen entspechenden Anruf bekommen, aber dann ist er wohl offensichtlich fertig. Nach kurzer Nachfrage muss tatsächlich nur noch die Rechnung erstellt werden. Perfekt. 
Der ältere Mechaniker, bei dem Cecil Koby auch abgegeben hat, lässt uns allerdings nicht vom Hof ohne auf ein paar Sachen hinzuweisen. Tagfahrlicht vorne und Kennzeichenbeleuchtung hinten funktionieren nicht. Beides ist bekannt und können wir getrost ignorieren. Die Bremsbeläge hinten halten noch etwa 5.000 km. Wenn wir hauptsächlich außerhalb von Städten unterwegs sind eher 10.000 km. So weit, so erträglich. Kritisch wird die letzte Anmerkung. Alle Bremslichter sind ausgefallen. Der Mechaniker deutet auf die Kabel, die an der hinteren Stoßstange herauskommen und meint der Fehler liege irgendwo dort. Dieses Knäuel war auch schon für unsere defekten Blinker verantwotlich. Er gibt uns die Karte eines KfZ-Elektrikers mit der Rechnung. 300$ zahlen wir für den 10k-Check. Nach unserer bisherigen Erfahrung ein branchenüblicher Preis. 
Um die Ecke, auf dem Parkplatz von Woolworths, ruft Cecil bei einem Elektriker in der Stadt an. Nachdem er die Dringlichkeit klargemacht hat, kriegen wir das Angebot um 16 Uhr vorbeizukommen, dann könnte jemand einen Blick auf das Problem werfen. Bis dahin müssten wir noch gut 2 ½ Stunden überbrücken. Wir versuchen es also bei der Empfehlung der Werkstatt. Der Mann am anderen Ende gibt uns leider eine Absage. Er sei erst am kommenden Freitag wieder in Geraldton. Bei zwei weiteren Läden ist ebenfalls kein Termin vor nächster Woche zu kriegen. Cecil ruft daher erneut bei der ersten Bude an und gibt Bescheid, dass wir um 16 Uhr vorbeikommen. Ohne funktionierende Bremslichter wollen wir wirklich nicht fahren. Ohne Blinker war schon grenzwerig. Jetzt müssen wir nur noch die nächsten Stunden möglichst sinnvoll verbringen. 
 
Auf dem Parkplatz von Woolworths wohnen diese riesige Gruppe von Kakadoos. Lustige Geschichte: Sarah steigt aus dem Auto und hat prompt einen Schiss auf dem Fuß. Das nennen wir mal gutes Timing.
 
In einem nahen Shoppingcenter kauft sich Sarah eine Hülle für ihr neues Handy. Die besteht aus schwarzem Leder, schützt gleichzeitig den Bildschirm und dient bei Bedarf als Standfuß. Kostet aber auch knackige 45$. Bei Spotlight versuchen wir Ersatz für unseren kaputten Reißverschluss am Zelteingang zu bekommen. Die wirklich großen für die Plane haben wir hier nicht bekommen, doch auch die deutlich kleineren die wir jetzt brauchen, bekommen wir hier nicht. Immerhin kann Sarah ein paar neue Stricknadeln erstehen, die sie für ihr Kleid-Projekt benötigt.
Bis 16 Uhr haben wir danach noch immer fast zwei Stunden zu verbringen. Wir fahren zum Separation Point. Cecil hofft dort auf Wellen, doch das Meer zeigt sich von seiner ruhigen Seite. Bei Campermate finden wir noch einen weiteren Strand, der die Möglichkeit zum Surfen verspricht. Am Back Beach sind die Wellen ordentlich. Cecil stürzt sich mit dem Bodyboard direkt in die Fluten. Sarah geht auch kurz ins Wasser, bleibt aber nah am Ufer. Es dauert nicht lang und Cecil erwischt die erste Welle. Da er viel zu langsam ist, droht sie ihn zu überholen. In jedem Fall hebt sie ihn gut 1,5 m in die Höhe, bevor sie bricht und Cecil mitsamt Brett hart aufschlägt. Immerhin kann er sich halten und nimmt anschließend nochmal ordentlich Fahrt auf. 
In einer etwa zehn Meter breiten Zone im Wasser brechen die meisten großen Wellen. Befindet man sich in dieser Zone an der falschen Position, meistens nicht weit genug draußen, bricht eine Welle nach der anderen direkt vor oder sogar über einem. Es ist ein unglaublicher Kraftakt nötig, um aus dieser Crash-Zone zu entkommen. Nachdem es endlich geschafft ist, erwischt Cecil erneut eine Welle. Doch wieder läuft sie unter ihm hindurch. Wieder ist er gut 1 ½ Meter über der Wasseroberfläche, als die Welle bricht und er ins Leere fällt. 
Dieses Mal kann er sich nicht halten. Es bleiben lediglich Millisekunden um zu realisieren, dass es keine Chance gibt auf dem Brett zu bleiben. Diese nutzt man im besten Fall zum Luftholen. Beim Aufschlag auf die Wasseroberfläche wird allerdings schlagartig sämtliche Luft aus Cecils Lunge gepresst. Dann erfasst ihn die Welle und er wird herumgeschleudert wie in einer Waschmaschine. Es bleibt kaum eine Sekunde an der Oberfläche bevor die nächste Welle über ihm hereinbricht. Nur mit größter Mühe und etwas Glück schafft es Cecil zurück ans Ufer. So langsam kommt ihm der Gedanke, dass er Bodyboarden einfach nicht drauf hat. Zum Glück hat er erst gar nicht probiert zu surfen. Das wäre wohl noch frustrierender geworden. 
 
 
Um Punkt 16 Uhr fahren wir bei dem Kfz-Elektriker auf den Hof. Ein sehr junger Mann, vermeintlich ein Azubi, nimmt sich uns an. Cecil schildert kurz das Problem und weist auf die Kabel am Heck hin, doch der Mechaniker schaut sich zunächst die Sicherungen unter der Motorhaube und im Fahrerbereich an. Wenige Minuten später, bittet er zu kontrollieren, ob die Bremslichter jetzt gehen. Und siehe da: es funktioniert wieder alles. Am Ende war es eine kaputte Sicherung. Das wirft natürlich mehrere Fragen auf. Warum ist die Sicherung durchgebrannt und warum hat die andere Werkstatt diesen simplen Fehler nicht entdeckt. Aber was viel schwerer wiegt: warum haben wir selber nicht nochmal die Sicherungen geprüft. Das Ganze ist uns ziemlich peinlich. Vor allem natürlich Cecil. Eine kaputte Sicherung hätte er mit verschlossen Augen wechseln können. Wir versuchen es positiv zu sehen. Die Zwischenzeit bis zu dem Termin haben wir gut genutzt und die Sicherung wurde uns kostenlos ersetzt. Was bleibt ist die Schmach.
Direkt um die Ecke des Elektikers befindet sich eine Sattlerei. Wir lassen diese Gelegenheit nicht aus und Cecil fragt dort nach Ersatz für unsere kaputten Reißverschlüsse. Tatsächlich bekommen wir problemlos Austauschteile und bezahlen schlappe 5$. Damit ist die letzte größere Aufgabe auf unserer To-do-Liste abgehakt. Bye bye, Geraldton. Es geht weiter gen Norden. 
Etwas 50 Minuten fahren wir, bis wir eine Rest Area erreichen. Ohne Schutz durch Bäume oder Büsche, liegt diese direkt am Rande des Highways. Immerhin gibt es vor Ort Toiletten. Die einzige Alternative befindet sich 15 Kilometer abseits unserer Route. Das würde einen Umweg von 30 km bedeuten und wäre den Aufwand damit nicht wert. Wir rechnen hier nicht mit viel Verkehr und standen auch schon an schlechteren Plätzen. Also Augen zu und durch. 
Während wir grillen, kämpfen wir gegen Wind und Fliegen. Immer wieder eine schöne Kombination. Das Essen lassen wir uns davon jedoch nicht verderben. Vielleicht ist das Baguette von vorgestern bereits etwas hart, doch ansonsten schmeckt alles vorzüglich. Beim Abwaschen kämpfen wir erneut gegen die Böen. Unser Plastikgeschirr tendiert dazu vom Tisch zu fliegen. Allerdings nur nachdem es bereits abgewaschen, aber noch nicht abgetrocknet wurde. Auch diese Prüfung haben wir irgendwann bewältigt und wir können uns daran machen das Zelt aufzubauen. 
 

 
 
Abwechselnd schreiben wir anschließend die Stichpunkte für das Tagebuch. Sarah ergänzt zunächst ein paar für den vorgestrigen Tag. Cecil übernimmt danach und fasst die Ereignisse von gestern und heute zusammen. Sobald das geschafft ist, gehen wir hoch ins Bett. Auf seine Weise war das heute ein anstrengender Tag. Aber immerhin auch erfolgreich. Trotzdem sehnen wir uns nach etwas Entspannung. Wir probieren es erneut mit einer neuen Serie.
Bei Netflix gucken wir die spanische Produktion “Élite”. Die ersten zwei Folgen sind vielversprechend. Nichts total neues, aber wir bleiben in jedem Fall dran. Kurz vor 23 Uhr müssen wir zwangsläufig nochmal für einen kurzen Moment aus dem Zelt, dann knipsen wir das Licht aus. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende.

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