12.02., Freitag: John Batten Community Hall - Dreckwäsche
Die Nacht verlief zum Glück ruhiger als gedacht. Gegen halb 7 stehen wir auf und frühstücken hinter Koby. Zwar windet es weit weniger als gestern, doch etwas Schutz schadet nicht. Der Reißverschluss am Zelt entpuppt sich heute als besonders unbändig. Am Ende bleibt uns nichts anderes übrig als die komplette hintere Seite offen zu lassen. Sarah befestigt die Plane dort notdürftig mit Hilfe zweier Gummiseile.
Auf dem Weg nach Geraldton herrscht gedämpfte Stimmung im Wagen. Wir fühlen uns etwas überfordert mit allem, was wir heute erledigen müssen. Nachdem wir es versäumt haben im Vorfeld einen Termin zu machen, wollen wir heute auf gut Glück einige Werkstätten anfahren. Koby's 10k-Check ist bereits seit mehr als 4.000 km überfällig. Auf einen Freitag wird das kein leichtes Unterfangen. Außerdem benötigt Sarah eine neue Pille. Dafür muss ein Arzt konsultiert werden. Auf der Liste stehen danach noch viele weitere Kleinigkeiten. Spaßig wird das heute sicher nicht.
Unterwegs erinnert sich Cecil plötzlich wieder an den Strand, an dem man laut Campermate hervorragend surfen können soll. Zum Glück haben wir den Abzweig noch nicht verpasst. Im Grunde haben wir heute keine Zeit zum Surfen, doch vielleicht hebt das ein wenig die Laune. An den Flat Rocks angekommen, gilt es die namensgebenden Steine zu überqueren, die von einer flachen Schicht Wasser überzogen sind. An geeigneter Stelle kann Cecil ins Wasser springen und zu den Wellen herauspaddeln. Zwei weitere Surfer sind im Wasser, doch sollte es genug Wellen für alle geben. Nach einer halben Stunde im Wasser gibt Cecil jedoch enttäuscht auf. Ausgerechnet in dieser Zeit herrschte etwas Flaute und die wenigen Wellen die kamen, waren unerreichbar für ihn. Der Plan die Stimmung aufzuhellen ist damit gescheitert.
Eine halbe Stunde später erreichen wir Geraldton. Als erstes steuern wir ein Ärztezentrum an. Sarah geht hinein und ist wenige Minuten später schon wieder zurück. Für die Verschreibung einer neuen Pille ist zwingend ein Termin notwendig. Der nächste freie wird ihr am kommenden Montag angeboten. Bei einem weiteren Arzt wird ihr das Gleiche gesagt. Frühstmöglicher Termin ist auch hier am Montag. Für die nächsten drei Wochen ist Sarah noch versorgt. Wir schauen daher im nächsten Ort nach Ärzten. Doch Carnarvon ist nicht einmal halb so groß wie Geraldton. Die Aussicht dort einen Termin zu kriegen ist damit noch geringer. Kurz überlegen wir wie der Plan aussehen könnte, wenn wir versuchen würden bis Montag in Geraldton zu bleiben. So richtig sehen wir das aber nicht. Zunächst verschieben wir diese Entscheidung. Es stehen noch weitere Dinge auf der Liste, die erledigt werden wollen.
Zum Beispiel benötigt Sarah dringend ein neues Handy. Nachdem es sich letztens erst nach etlichen Versuchen hat laden lassen, funktioniert auch die Verbindung zum Laptop nicht mehr. Dadurch drohen gemachte Videos und Fotos verloren zu gehen. Ein Risiko, welches wir definitiv nicht eingehen wollen. Zunächst schauen wir bei Harvey Norman. In üblicher Manier erstreckt sich der Laden über eine riesige Fläche. Wir müssen sogar eine Straße queren, da sich die entsprechende Abteilung in einem Gebäude gegenüber befindet. Das günstigste Modell von Samsung schlägt hier mit 329$ zu buche. Bei Office Works werden für das gleiche Gerät, ein A21S, 379$ verlangt und bei TheGoodGuys 349$. Harvey Norman erhält daher den Zuschlag. Auf dem Rückweg dorthin kommen wir an SupercheapAuto vorbei. Hier wollen wir ein kaputtes Kabel vom Solarpanel auswechseln lassen.
Es ist bereits ein paar Tage her, da hat sich an dem Kabel, welches die Batterie mit dem Solarpanel verbindet, ein Kontakt gelöst. Zwar verfügen wir über einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten, doch ein Lötkolben zählt nicht zu unserem Inventar. Im Laden müssen wir eine gute Weile warten, bis sich jemand unserem Problem annimmt. Der Mann hinter der Kasse begutachtet das Kabel kurz und meint dann, dass sich der Schaden ganz einfach reparieren lässt. Er holt sogar einen Kollegen heran, der uns alles genau erklärt. Wir weisen darauf hin, dass wir Backpacker sind und weder über einen Lötkolben noch eine Steckdose verfügen, um einen solchen zu betreiben. Unserer Meinung nach ist das ein Garantie-Fall und wir würden gerne ein neues Kabel bekommen. Bisher hat das immer reibungslos funktioniert, doch heute sind wir wohl an den Falschen geraten. Der Mann an der Kasse meint am Ende zu uns, dass das der Manager entscheiden müsste. Wenn wir morgen wiederkommen, könnte der einen Blick auf die Sache werfen. Kopfschüttelnd ziehen wir ab. Wer weiß, ob wir morgen überhaupt noch hier sind. Vielleicht müssen wir doch in einer Werkstatt jemanden lieb bitten, uns den Stecker schnell wieder anzulöten. Für den Moment müssen wir auch dieses Problem zunächst ungelöst lassen.
Zurück bei Harvey Norman schnappen wir uns einen Mitarbeiter und Sarah weist mit dem Finger auf das Handy, welches sie kaufen möchte. Es stehen mehrere Geräte in der Vitrine. Manche sind mit 329$ ausgepreist, manche mit 349$. Wir denken uns jedoch nicht groß etwas dabei. Vielleicht wurde der Preis reduziert und manche Schachteln einfach nicht neu etikettiert. Nach dem Bezahlen müssen wir allerdings feststellen, dass es durchaus einen Unterschied gibt. Das Modell in Sarahs Hand verfügt über lediglich 32GB internen Speicher. Wir waren von 128GB Speicherplatz ausgegangen. Etwas ungläubig schauen wir erneut in der Vitrine nach. Bei genauem Hinsehen entdecken wir auf den Schachteln mit einem Preisschild von 349$ die Angabe über 128GB. Bei den Schachteln, die mit 329$ ausgepreist sind, ist keine Angabe zu sehen. In jedem Fall müssen wir die Sache richtig stellen.
Dem Verkäufer haben wir die Situation schnell erläutert. Der meint daraufhin, Sarah hätte nicht explizit auf das Modell mit 128GB gezeigt. Was für eine Pappnase. Von wegen der Kunde ist König. Immerhin sollte der Umtausch kein Problem sein. Er müsse nur noch eine andere wartende Kundin an der Kasse bedienen. Wir warten am Ende bestimmt zehn Minuten, bevor Sarah endlich an der Reihe ist. Zum Glück kann die Angelegenheit dann mit einer weiteren Zahlung der 20$ Differenz beigelegt werden. Wir haben bereits schlechte Erfahrungen mit einer Rückzahlung von Harvey Norman gemacht. So ist es deutlich kundenfreundlicher. Am Ende hat es wohl noch nie so wenig Spaß gemacht, ein neues Handy zu kaufen.
Der nächste Stopp verspricht nicht gerade lustiger zu werden. Wir müssen dringend waschen. Im Grunde sind all unsere Sachen dreckig und getragen. Nachdem wir alles vorbereitet haben, geht Sarah vor und checkt die Lage. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis sie wieder herauskommt und sie hat schlechte Nachrichten im Gepäck. Alle Maschinen arbeiten ausschließlich mit kaltem Wasser. Das können wir uns dann auch gleich sparen. Etwas frustriert packen wir wieder zusammen. Es gibt noch einen zweiten Waschsalon in der Stadt. Hoffentlich gibt es dort heißes Wasser.
Dieses Mal geht Cecil die Maschinen prüfen, bevor wir die ganze Dreckwäsche wieder herausgekramt haben. Die Geräte wirken hier etwas neuer, doch abgesehen davon laufen auch diese nur mit kaltem Wasser. Da sitzen wir also im Auto, Cecil nur noch in Badehose und T-Shirt, Sarah komplett ohne Unterwäsche und wir können nicht waschen. Sarah kann für einen kurzen Moment ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Bisher ist es ein ausnahmslos schlechter Tag für uns.
Mit etwas Mühe können wir den erneuten Rückschlag halbwegs verdauen. Cecil schlägt anschließend Folgendes vor: Heute Nacht schlafen wir auf einem kostenlosen Platz etwas außerhalb der Stadt. Morgen wechseln wir auf einen Caravan Park in der Nähe und dort können wir dann waschen. Sonntag geht es für eine weitere Nacht auf den kostenlosen Stellplatz. Für Montag können wir dann Termine beim Arzt und einer Werkstatt machen. Danach verlassen wir diese unsägliche Stadt ein für alle mal. Bis dahin müssen wir zwangsläufig unsere dreckigen Sachen erneut auftragen. Sicher keine ideale Lösung, aber besser wird es wohl nicht.
Die Terminvereinbarung beim Arzt geht schnell und problemlos. Komplizierter droht es bei einer Werkstatt für Koby zu werden. Bei unserer ersten Wahl wird uns ein Termin in zwei Wochen angeboten. Der Mechaniker, mit dem Cecil spricht, meint, in der ganzen Stadt sehe die Auslastung ähnlich aus. Dessen ungeachtet rufen wir eine weitere Werkstatt an und haben Glück. Wir bekommen einen Termin am Montag. Damit ist für heute das Gröbste erledigt. Jetzt gilt es nur noch bis Montag die Zeit bestmöglich herumzukriegen.
Bei Aldi kaufen wir ein paar Kleinigkeiten ein. Darunter diese super leckeren Schoko-Haselnuss-Waffeln, die haben wir uns heute redlich verdient. An der Kasse wird vom Kassierer kontrolliert, ob man sich mittels der SafeWA-App eingecheckt hat. Das geht schon den ganzen Tag so und ist wirklich nervig, wenn man wie wir durch die Läden tingelt. Hier bei Aldi haben wir ausnahmsweise kein Handy dabei und es liegen keine Listen zur handschriftlichen Eintragung aus. Als wir an der Reihe sind, fragt der Kassierer, ob wir die SafeWA-App haben. Wir wissen, dass er damit im Grundre fragt, ob wir uns eingecheckt haben. Doch der Teufel liegt im Detail. Wir bejahen die Frage und der Kassierer ist zufrieden.
Plötzlich aber deutlich melden sich unsere Mägen. Seit dem Frühstück gab es nichts mehr zu beißen und das macht sich jetzt bemerkbar. Wir sterben fast vor Hunger. Bei McDonald's können wir diesen Hunger am schnellsten und unkompliziertesten stillen. Kalorien sind uns da ausnahmsweise mal egal. Nebenbei lädt Cecil das Super-Bowl-Spiel runter. Trotz des Spoilers seiner Mama, kann er sich immernoch gut vorstellen das Spiel zu schauen. Sarah überspielt währenddessen die Daten von ihrem alten Handy auf das Neue. Das klappt heutzutage sogar ganz ohne Laptop, was ihr sehr entgegenkommt. Beide Vorgänge dauern am Ende deutlich länger als geplant. Erst nach zwei Stunden verlassen wir die Burger-Bude wieder.
Etwa 15 Minuten außerhalb der Stadt, in einem kleinen Vorort, befindet sich ein Platz, der ausdrücklich für non-self-contained Fahrzeuge gedacht ist, das heißt für Camper ohne eigene sanitäre Einrichtungen an Bord. Lediglich fünf Stellplätze sind vorhanden und wir hoffen noch einen davon zu ergattern. Kurz vor dem Ziel ist die Straße völlig unvermittelt gesperrt. Man erkennt den Zaun erst so spät, dass wir fast hineinfahren. Grauer Zaun vor grauem Asphalt und weder ein Schild warnt zuvor. Wir hoffen nur, wir kommen trotzdem noch irgendwie auf den Campingplatz.
Im wilden Zickzack kurven wir durch den Vorort und erreichen schlussendlich den Platz. Zwei Fahrzeuge belegen bereits die äußeren zwei Parkbuchten. Die Regeln besagen, man darf mit seinem Fahrzeug nur eine Bucht belegen. Mit unserem zur Seite ausklappenden Dachzelt wird das schwierig. Wir parken zunächst trotzdem auf dem mittleren der fünf Parkplätze und begutachten das Ganze von außen. Sofort werden wir von den Besitzern der anderen zwei Autos begrüßt, die sich davor bereits im Gespräch befanden. Wir äußern unsere Bedenken bezüglich unseres Dachzeltes. Wir würden damit mindestens zwei Buchten belegen. Einer der beiden Männer scheint schon mehrfach hier genächtigt zu haben. Er beruhigt uns ein wenig. Der Ranger sei recht nett und die Leute campen hier auch problemlos auf nicht gekennzeichneten Flächen. Er zeigt uns davon mehrere und meint, wir könnten dort beruhigt stehen. Wir werden allerdings besonders aufmerksam, als er meint, er würde später noch umparken. Hinter einem angrenzenden Gebäude hat er eine Steckdose für seinen Wasserkocher entdeckt. Allerdings parken dort immer wieder auch Anwohner, die an den Strand gehen. Daher stellt er sich dort meist erst nach Sonnenuntergang hin.
Wir geben daraufhin zu verstehen, dass wir einfach warten bis er umparkt und dann seinen Platz auf dem ganz rechten Parkhafen übernehmen würden. So klappt unser Zelt auf eine Freifläche aus und wir blockieren nicht unnötig weitere Buchten. Uns zur Liebe parkt er daraufhin direkt um. Wir parken Koby ebenfalls um und können das Zelt aufbauen. Unser Bettzeug bekommt wieder die dreckigen Bezüge, dann holen wir die Stühle raus und brauchen erstmal einen Drink. Was für ein Tag.
Die fünf Parkbuchten befinden sich direkt vor dem WC-Block. Dahinter befindet sich der Strand. Neben dem Platz führt eine Bootsrampe zum Wasser. An den Toiletten gibt es sogar einen Hahn, aus dem Trinkwasser kommt. Wasser müssen wir daher nicht sparen und Cecil kann sein Board und die restliche Ausrüstung von heute morgen abwaschen. Währenddessen kommt ein weiteres Fahrzeug an. Ein Kombi mit einem Pärchen darin. Nur sie steigt aus und holt einen Cricket-Schläger aus dem Kofferraum. Die Radkästen des Wagens sind mit einer dicken Schicht Schlamm verkrustet. Bestimmt eine Viertelstunde dauert die unkonventionelle Putzaktion, die folgt. Sie klopft mit dem Schläger die gröbste Verschmutzung ab. Währenddessen sitzt ihr Partner stocksteif auf dem Beifahrersitz und starrt auf die gegenüberliegende Wand des Toilettenblocks. Es gibt schon komische Menschen.
Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es schnell frisch. Es dauert eine Weile bis wir unsere langen Sachen aus den Wäschesäcken gewühlt haben. Ach das ist schön... Unterdessen rollt ein Bus auf den Platz, gefolgt von einem Range Rover, offensichtlich eine Familie im Konvoi. Sie fährt das Auto, er den Bus. Zwei Kinder und zwei Hunde sind ebenfalls mit von der Partie. Wir sind schon gespannt, ob das morgen früh Ärger mit dem Ranger gibt. Bei der Größe des Busses haben sie sicherlich ein vollwertiges Bad in dem Teil.
Gemeinsam machen wir uns später daran die Stichpunkte von heute zu schreiben. Es bereitet absolut keine Freude diesen gebrauchten Tag direkt erneut durchzukauen, doch es hilft ja nichts. Zwischendurch kommt einer unserer Nachbarn zu uns herüber und wir quatschen ein wenig. Offenbar handelt es sich bei dem Iren, der bereits seit neun Jahren in Australien lebt, um einen sehr geselligen Menschen. Als wir eintrafen hat er mit dem Mann gequatscht, der uns dann seinen Platz überlassen hat. Bis vor ein paar Minuten war er noch im Bus der Familie. Jetzt ist er bei uns gelandet. Nur den Stubenhocker und die Lady mit dem Cricket-Schläger lässt er auf seiner Tour aus. Wir unterhalten uns für eine Weile recht nett, bevor er sich verabschiedet und in seinem Pop-up-Tent verschwindet.
Gegen kurz vor halb 10 haben wir es endlich geschafft, die Stichpunkte zu notieren. Sarah geht daraufhin ins Bett und guckt ihre Serie. Cecil bleibt noch unten und guckt den Super Bowl. Wir beide gucken deutlich länger als geplant. Das wird eine kurze Nacht.
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