09.02., Dienstag: Koorda Native Flora Reserve - Tag der Tannenzapfen

Obwohl der Wecker heute etwas später klingelt, wird er gekonnt ignoriert. Erst gegen kurz nach 9 stehen wir auf. Dabei zeigt sich das Wetter endlich wieder von seiner freundlichen Seite. Die Sonne scheint von einem blauen Himmel herab. Nach dem Frühstück gönnen wir uns eine weitere Tasse Kaffee und Tee, während wir lesen. Gut eine Stunde lang. Erst dann machen wir uns daran das Zelt einzupacken. Dabei löst sich der erst gestern unter größten Opfern angebrachte Winkel wieder ab. Das war wohl nichts.
Es ist bereit kurz nach 12 als wir endlich loskommen. Über etliche Gravelroads bahnen wir uns den weiteren Weg gen Norden. Im Zickzack führen diese um die Felder herum. Immer wieder passieren wir Tannenzapfen-Skinke. Glücklicherweise sitzen diese immer am Rand der Straße und es kommt zu keinen brenzligen Situationen. Einen erkennt Cecil bereits früh vor uns auf der Fahrbahn und wir halten an. Leider verfällt das Reptil in eine Art Schockstarre, sobald wir ausgestiegen sind. Die Aufnahmen sind daher wenig spektakulär. 


Bei Burracoppin erreichen wir endlich den asphaltierten Highway. Ein paar Kilometer weiter westlich liegt der Ort Merredin. Dort kaufen wir ein paar essentielle Lebensmittel nach. Von einer Fastfood-Kette namens “Chicken Treat” besorgen wir uns einen schnellen Mittagssnack. So richtig schmeckt aber nichts davon. Das war definitiv eine einmalige Sache. Wir parken vor einem Target und nutzen das kostenlos zur Verfügung gestellte Wlan. Wieder einmal versucht Cecil Football herunterzuladen. Wieder erfolglos. Die Verbindung ist schlicht zu inkonstant. Es reicht gerade so, um die Nachrichtenlage bezüglich des Lockdowns in Perth zu checken. Offenbar wurde dieser planmäßig beendet, aber weiterhin bleiben einige Regeln bis zum 14.02. in Kraft. Unter anderem sind Reisen in der Region noch immer untersagt. Damit ist es endgültig amtlich und wir können uns einen erneuten Besuch in Bunbury und Fremantle abschminken.
Mit wieder vollem Tank und aktualisierten Offline-Karten im Gepäck machen wir uns auf den Weg zu unserem Camp für die kommende Nacht. Es geht zurück vom Highway auf mehrere Schotterpisten. Die befinden sich aber meist in sehr gutem Zustand. Cecil muss allerdings höllisch aufpassen keinen Skink zu überfahren. Die Tiere sind weiterhin regelmäßig auf der Fahrbahn zu finden. Wir sind uns sicher, dass das die größte Wanderung ist, die wir seit unserem Trip von South Australia nach Western Australia gesehen haben. Immerhin gibt es heute keine Opfer. Nach knapp zwei Stunden erreichen wir den Platz im Koorda Native Flora Reserve.
Zumindest wenn man der Angabe von Campermate glauben schenkt. Wir sehen jedoch nur einen alten Wassertank am Rande der Straße. Es ist keine Stellfläche zu erkennen, geschweige denn eine Toilette. Die soll es aber laut Eintrag und den Kommentaren vorheriger Camper auf dem Platz geben. Wir prüfen die Position des Camps mit Hilfe von Wiki-Camps gegen. Demnach müssen wir noch ein kleines Stück weiterfahren. Im Grunde ist hier draußen so wenig los, dass wir ohne Bedenken auch einfach am Straßenrand nächtigen könnten. Doch etwas abseits der Pfade und auf einem offiziellen Platz fühlen wir uns meistens besser.
Drei Kilometer weiter finden wir unseren gesuchten Abzweig. Eine Informationstafel gibt Auskunft über die hiesigen Wildblumen. Im Moment interessiert uns allerdings nur eines: darf man hier campen? Tatsächlich finden wir keine Hinweise darauf, die dagegen sprechen. Eher im Gegenteil. Hier sind Lagerfeuer nur von November bis Ende Januar verboten. Wir können also sogar ein kleines Feuerchen machen. Besonders Cecil freut das sichtlich. So langsam wird er zu einem echten Australier. Der Platz, den wir kurz darauf erreichen, ist riesig. Tatsächlich entdecken wir das versprochene WC und eine Feuerstelle ist ebenfalls vor Ort. Cecil ist schon ganz aufgeregt. Endlich wieder Lagerfeuer. 
  


Ganz genau ins Zelt gucken ;)
 
Nachdem wir Zelt und Solarpanel aufgebaut haben, macht Sarah Sport. Sie nutzt heute ein paar Spanngurte als Widestandsband, um das Training etwas zu intensivieren. Cecil dagegen zieht los etwas Brennholz zusammenzutragen. Zwar liegt auf dem Gelände massig totes Holz herum, doch nichts von Qualität. Dann muss es eben die Menge machen. Ein paar dickere Äste lassen sich dann aber doch noch finden.
Nachdem wir uns beide mit ein paar Feuchttüchern notdürftig vom gröbsten Dreck und Schweiß befreit haben, beginnt der gemütliche Teil des Tages. Spontan entscheiden wir das es heute Abend statt Reispfanne Stockbrot gibt. Diese Gelegenheit dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Das letzte Mal ist Monate her, der Teig gelingt trotzdem wieder auf Anhieb. Nach Rezept gehen wir dabei schon lange nicht mehr. Ohne Waage und Messbecher muss sowieso nach Auge gearbeitet werden. Die Sonne ist schon fast untergegangen, als wir mit den Vorbereitungen fertig sind.

Ein paar Fetzen alter Karton und etwas trockene Baumrinde reichen aus, um das Feuer beim ersten Versuch zu entfachen. Passenderweise frischt ausgerechnet jetzt der Wind auf. Unser ohnehin schon dünnes Material wird daher wohl noch schneller abbrennen. Wir kennen das mit dem Wind jetzt allerdings schon zu gut, um uns noch darüber aufzuregen. Es ist wie es ist.
Tatsächlich brennt alles deutlich besser und vor allem länger als gedacht. Wind hin oder her. Sobald sich eine ausreichende Schicht Glut angehäuft hat, ist es Zeit für das Stockbrot. In den Teig arbeiten wir gut die gleiche Menge geriebenen Käse ein. On top ein bisschen Knoblauch-Paste. Stockbrot 2.0 und es schmeckt ungelogen überirdisch.
 


Ordentlich gesättigt, legen wir ein wenig Musik auf und genießen das Feuer. Plötzlich kommt unter Cecils Stuhl eine große Spinne hervor und geht weiter in Sarahs Richtung. Natürlich will er eine Panik verhindern und bereitet sie daher bestmöglich vor. Sie solle jetzt ganz ruhig bleiben, aber … Beim Anblick des Achtbeiners flippt Sarah daraufhin trotzdem ein bisschen aus. Allerdings beruhigt sie sich auch schnell wieder. Voller Ekel und Faszination machen wir ein paar Videos und Fotos. Von diesem Moment an reagieren wir auf jeden Käfer oder Falter, der uns anfliegt, leicht allergisch. Allerdings nicht grundlos, denn hier sind neben Spinnen noch andere kuriose Insekten unterwegs.

 
 
Nur Minuten nach der riesigen Spinne, meint Cecil im Augenwinkel eine Schlange zu sehen. Ganz so dramatisch wird es dann aber doch nicht. Vielmehr handelt es sich um einen gut 15 cm langen Tausendfüßer. Der verschwindet schnurstracks in einem Riss in dem Betonring, der die Feuerstelle umgibt. Entweder war das eine ziemliche dumme Entscheidung und er ist jetzt tot, oder er kann sich dort schön die Füße wärmen.
Nachdem uns noch eine weitere Jäger-Spinne und ein großer Käfer die Ehre gegeben haben, kehrt langsam Ruhe am Lagerfeuer ein. Gegen halb 11 geht Sarah ins Bett. Das ganze Zusammenzucken bei jeder Bewegung eines Insekts hat sie geschafft für heute. Cecil harrt noch ein wenig aus. Wenigstens die Stichpunkte von heute will er noch schreiben. Das ist das erklärte tägliche Minimal-Ziel. Eine gute halbe Stunde später ist es vollbracht. Noch brennt das Feuer und Cecil ist nicht müde. Bevor es ins Bett geht, werden daher noch ein paar WhatsApp-Nachrichten beantwortet.

Die letzte kommt von Cecils Mutter. Sie möchte wissen, ob er den Super Bowl gucken konnte. Gefolgt von einer Anerkennung in Richtung Tom Brady. “Toll wie der Altmeister das wieder gemacht hat.” Cecil kann es im ersten Moment kaum fassen. Nachdem er Stunden seines Lebens damit verbracht hat zu versuchen dieses Spiel nachträglich herunterzuladen, wurde er jetzt tatsächlich von seiner eigenen Mutter gespoilert? Cecil weiß nicht ob er weinen oder lachen soll. Am Ende versucht er es positiv zu sehen. Immerhin bleiben ihm, und auch Sarah, damit weitere Versuche das Spiel zu laden erspart. In einem Jahr gibt es ja bereits den nächsten Super Bowl.

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