11.02., Donnerstag: Cliff Head North Rest Area - The Pinnacles
Nach längerer Zeit klingelt der Wecker heute mal wieder um halb 6. Eine halbe Stunde später stehen wir auf. Die Sonne ist gerade erst dabei aufzugehen. Wir dachten schon, es sei wieder total bedeckt, da es aus dem Zelt heraus noch so dunkel wirkte. Das Zelt ist schnell eingeklappt und der Reißverschluss spielt auch halbwegs mit. Länger dauert es dagegen Wasser für Kaffee und Tee zum Kochen zu bringen. Die Gaskartusche ist ziemlich kalt und es windet ordentlich. Nachdem es endlich geschafft ist, genießen wir unser Heißgetränk und machen uns anschließend auf den Weg in den Nambung NP.
Um kurz nach 8 Uhr erreichen wir den Parkplatz. Der ist komplett leer und auch sonst haben wir das Gefühl ganz allein hier zu sein. Das Besucherzentrum vor Ort öffnet erst in gut 1 ½ Stunden. Selbst das Kassenhäuschen am Eingang ist noch unbesetzt. So haben wir es gerne. Also wir haben natürlich schon unseren Park-Pass und müssen daher eh keinen Eintritt mehr zahlen.
Als erstes nehmen wir den 1,2 km langen Wanderweg durch die Pinnacles Wüste in Angriff. Diese Wüste ist von tausenden Steinsäulen, den Pinnacles, überzogen. Bis zu einer Aussichtsplattform laufen wir über Betonplatten. Ein Schild bittet darum, aus Rücksicht auf die anderen Besucher auf das Fliegen von Drohnen zu verzichten. Ausdrücklich verboten ist es damit nicht und noch sind wir ganz allein. Cecil dreht eine schnelle Runde mit Alli. Allerdings sehen die Steinsäulen aus der Luft gar nicht so spektakulär aus. Bessere Sicht hat man definitiv auf dem folgenden Weg.
Nach der Plattform verlassen wir den betonierten Weg und laufen ab dort über den sandigen Wüstenboden. In dichten Abständen ragen die bizarren Kalksteinsäulen aus dem Boden. In Form und Größe variieren diese stark. Manche messen nur wenige Zentimeter im Durchmesser. Andere dagegen sind mehrere Meter breit und ragen bis zu 5 Meter empor. Eingerahmt wird die Szenerie von einer schönen Dünenlandschaft. Diese Dünen bewegen sich pro Jahr gute 2,5 m in nordöstliche Richtung. Somit werden immer wieder Teile der Pinnacles-Wüste unter Sand begraben, während an anderer Stelle jahrelang vergrabene Säulen wieder auftauchen.
Auf halber Strecke erreichen wir eine weitere Aussichtsplattform. Kurz davor entdeckt Cecil Känguruspuren im Sand, die frisch wirken. Er will Sarah gerade darauf hinweisen, da stoßen wir auf die kleine Gruppe. Drei Kängurus stehen direkt vor uns auf dem Weg. Eines springt sofort weg, doch die verbleibenden zwei sind sichtlich entspannter. Wir können in Ruhe Aufnahmen machen. Eines passiert Cecil in nicht mal zwei Metern Abstand. Da hat sich das frühe Aufstehen doch wirklich mal gelohnt.
Zurück auf dem Parkplatz machen wir uns mit Koby auf den Weg über den Scenic Drive. Unser Reiseführer beschreibt eine Stelle, von der aus man angeblich zu einer großen Düne aus weißem Sand gelangt. Wir finden besagte Stelle, parken Koby und machen uns auf den Weg. Erneut geht es direkt vorbei an den Steinsäulen. Der Boden ist übersät mit Tierspuren. Wir tippen auf Kaninchen, doch leider lässt sich keiner der Verursacher blicken. Am Horizont können wir die weiße Düne erahnen. Besonders imposant wirkt sie aus der Ferne allerdings nicht. Dafür ist sie aber noch ein gutes Stück entfernt. Wir entscheiden uns dagegen die gesamte Strecke zu laufen und drehen wieder um. Auf dem Rückweg zum Parkplatz sehen wir weitere Säulen und Cecil macht ein paar Aufnahmen mit Alli.
Letzter Programmpunkt hier im Park ist das mittlerweile geöffnete Informationszentrum. In einem separaten Raum werden Modelle von Tieren aus der Region ausgestellt. Leider ist ein Großteil davon nachtaktiv. Aber immerhin Kängurus haben wir gesehen. Anschließend landet man unweigerlich im angrenzenden Shop. Hier werden erstaunlich geschmackvolle Dinge zum Kauf angeboten. Nicht nur der übliche Ramsch und Touri-Quatsch. Doch dementsprechend hoch fallen die Preise aus. Wir kaufen am Ende nichts, werden aber von der netten Frau an der Kasse mit kostenlosem Infomaterial versorgt. In diesem Zuge erfahren wir vom Leseur Nationalpark und den Stockard Gully Caves. Beides befindet sich ganz in der Nähe und könnte durchaus einen Abstecher wert sein.
Sarah hat sich in dieses Buch verliebt. Sie war den Tränen nahe, als sie es kurz durchgeblättert hat. |
Bevor wir weiter nach Cervantes fahren, machen wir einen Zwischenstopp in der Hangover Bay. Die bietet allerdings nicht viel mehr als einen gewöhnlichen Strand.
Im Ort angelangt, melden unsere Mägen einen kleinen Hunger. Oder eher Verlangen. Tatsächlich können wir dieses mit einem Cookies&Cream-Eis aus dem Supermarkt befriedigen. So lange haben wir unser Lieblingseis nicht mehr genießen können und ausgerechnet hier in diesem kleinen Ort haben sie es. Das muss Schicksal sein.
Ein paar Minuten später sind wir an einem Strand von Cervantes und suchen den von Camper-Mate angepriesenen Lookout. Der bleibt jedoch unauffindbar, genau wie die Toiletten, die sich laut der App ebenfalls hier befinden sollten. Wir fahren daher zurück zum Supermarkt. Dort gegenüber befindet sich ein kleiner Park mit sanitären Einrichtungen.
Noch auf dem Parkplatz kümmert sich Sarah um die nächsten Blog-Einträge. Der Empfang hier ist durchwachsen, doch sie schafft es immerhin zwei Tage zu posten. Cecil sucht derweil ein paar weiterführende Informationen zum Leseur NP und den Höhlen heraus. Der Nationalpark bietet drei Wanderwege, aber keiner davon klingt wirklich lohnenswert. Viel interessanter wirken dagegen die Stockyard Gully Caves. Diese können auf eigene Faust erkundet werden. Einziger Haken: die Zufahrt erfolgt über einen 4WD-Track. Den Kommentaren unserer Camping-Apps und im Internet nach soll die Piste allerdings nicht zu rau sein. Da wir kaum beide Attraktionen heute schaffen, entscheiden wir uns am Ende für die Höhlen und lassen den Nationalpark links liegen.
Es ist 14 Uhr als wir vom Highway abfahren. Gut 15 km ist die Strecke danach noch asphaltiert, dann geht die Straße in eine Gravelroad über. Bis auf ein paar größere Steine auf dem Weg, befindet sich diese in einem sehr guten Zustand. Weitere 10 km sind daher schnell zurückgelegt. Erst die letzten 5 km bis zu den Höhlen sind als Allrad-Strecke ausgewiesen. Wir werden allerdings nie erfahren, wie gut sich diese befahren lässt. Rot-weißes Flatterband versperrt uns die Einfahrt. Im Rahmen eines Programms zur Kontrolle der örtlichen Ziegen-Population wird derzeit Jagd auf die Tiere gemacht. Die Zufahrt zu den Höhlen ist daher temporär geschlossen. Diesen Hinweis hätten wir uns bereits etliche Kilometer früher gewünscht. Enttäuscht und verärgert, bleibt uns nicht anderes übrig als unverrichteter Dinge wieder umzukehren.
Es kostet uns einiges an Mühe nicht zu lange schlechte Laune zu haben. Immerhin haben wir am Ende weder etwas vom Leseur NP noch von den Caves gesehen. Einziger positiver Nebeneffekt: wir brauchen keine Sorge mehr zu haben, dass wir zu spät auf dem Platz für die kommende Nacht ankommen und bereits alles belegt ist. Als wir gegen 15:30 Uhr auf den Campingplatz einbiegen, stellt sich diese Sorge allerdings schnell als ohnehin unbegründet heraus. Die Fläche ist riesig und es befinden sich noch zwei weitere Plätze in unmittelbarer Nähe. Dazu sehen wir lediglich einen Caravan vor Ort. Wir haben somit die volle Auswahl. Wäre da nicht unser Freund der Wind.
Der Platz befindet sich direkt am Meer und es ist nicht windig, es stürmt regelrecht. Wir drehen eine Runde, doch es scheint keine besonders geschützten Stellen zu geben. Dann können wir auch direkt am Wasser parken. Zu Fuß machen wir uns erneut auf den Weg über den Platz. Mittels Handzeichen signalisieren wir uns von unterschiedlichen Positionen aus über die Windverhältnisse. Tatsächlich windet es überall gleich stark. Wir bleiben daher auf unserem ausgewählten Platz. Immerhin können wir Koby so parken, dass wir aus dem Zelt heraus Meerblick haben und er uns unten gleichzeitig Windschutz bietet. Bis auf das Solarpanel lassen wir zunächst noch alles eingepackt. Nachdem wir ein paar Minuten dem Sturm ausgesetzt waren, zweifeln wir langsam daran, ob wir wirklich hier bleiben können. Allerdings gibt es kaum eine Alternative. Im Grunde hätten wir gerne zwei Nächte hier verbracht, doch bei diesem Wind sollten wir uns das wohl abschminken. Es bereitet wenig Vergnügen bei diesem Wetter draußen zu sein und auch im Zelt wird es nicht viel besser werden. Wir können in unseren Köpfen bereits hören wie nachher alles schlackert und wackelt.
Für ihren Sport entscheidet sich Sarah an den Strand zu gehen. Rückblickend Eine ganz blöde Idee, denn dort wird ihr verschwitzter Körper vom aufgewirbelten Sand sprichwörtlich paniert. Cecil liest derweil im Windschatten von Koby, doch auch das ist kein sehr großes Vergnügen. Heftige Böen treiben auch hier Sand und Staub über den Platz. Nachdem Sarah fertig mit ihrem Sport ist, weiß sie nichts so recht mit sich anzufangen. Am liebsten würde sie hoch ins Zelt, doch das ist noch nicht aufgebaut. Stattdessen machen wir uns erstmal etwas zu essen.
Anschließend bauen wir das Zelt auf. Die Fenster bleiben heute alle zu, um den Sand draußen zu halten, der hier pausenlos durch die Luft gewirbelt wird.
Cecil macht sich daraufhin an das Schreiben der Stichpunkte. Sarah wollte eigentlich noch weitere Posts posten, doch der Empfang hier auf dem Platz ist zu schlecht. Immerhin lässt nach Sonnenuntergang der Wind etwas nach. Gegen halb 9 ist es nicht mehr als eine leichte Brise. Sarah bearbeitet Fotos am Laptop und Cecil schreibt weiterhin.
Sarah geht als erste hoch ins Zelt. Dort legt sie eine Gesichtsmaske auf und widmet sich ihrem Buch. Ganze drei Seiten schafft sie bevor sie einschläft. Cecil schreibt noch einen Tag aus, dann hat auch er keine Lust mehr. Zum Abschluss gönnt er sich eine Folge Disenchantment zu gucken, dann geht auch er ins Bett. Hoffentlich wird es eine nicht ganz so stürmische Nacht.
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