09.01., Sonntag: Connollys Flat - Spart das Benzin! Verbrennt Kalorien!

Zu unserem eigenen Erstaunen schaffen wir es pünktlich um 6 Uhr aus dem Bett. Direkt im Anschluss bauen wir das Zelt ein. Falls doch noch Ranger vorbeikommen, könnten wir auf unschuldig tun. Da Sarah auf dem winzigen Platz keine Chance hat ihre Matte auszulegen, fällt Sport zunächst flach und wir gehen direkt zum Frühstück über. Der Himmel ist weiterhin mit Wolken bedeckt. Der Kühlschrank zeigt 3 Grad und die Batterie 12,9V. So langsam können wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass wir uns in Zukunft wohl keine Gedanken mehr um unsere Kühlkette machen müssen. Ein sehr gutes Gefühl! Über den Waldweg geht es zurück zur Gravelroad. Wenig später erreichen wir bereits den Parkplatz vor dem Dünenfeld. Direkt am Wegesrand warnen mehrere Schilder vor der Weiterfahrt. Die ist zwar erlaubt, aber in jedem Fall nur für Allrad-Fahrzeuge. Unbedingt soll man zudem den Luftdruck in allen Reifen senken. Der Pfad führt über losen Sand und spätestens am Dünenfeld benötigt man so viel Auflagefläche wie nur geht.
Uns ist das alles ein wenig zu viel. Bereits mehrfach haben wir uns in Allrad-Abenteuer gestürzt und so richtig Freude hat uns das bisher nicht bereiten können. Koby ist dafür schlicht zu schwer beladen und auch die Vorstellung irgendwo stecken zu bleiben treibt uns den Schweiß auf die Stirn. Wir haben sicher keine Lust eine Unsumme für den Rettungsdienst zu bezahlen oder stundenlang auf Hilfe zu warten. Es scheint das Risiko schlicht nicht wert zu sein. Immerhin läuft man lediglich 2 km bis zu den Dünen. Laut einem Schild, welches wir kurz hinter dem Parkplatz passieren, sind es sogar 500 Meter weniger. Der Untergrund ist zwar durchaus sandig, aber doch fest. Ganz sicher hätte Koby das gepackt. Sogar ohne zugeschalteten Allrad-Antrieb. Für einen kurzen Moment ärgern wir uns darüber, stattdessen mühsam durch den weichen Sand zu stapfen. Doch wir können uns schnell zusammenreißen. Immerhin sind dadurch unsere Chancen erhöht auf Tiere zu treffen. Kurzerhand entwickeln wir sogar eine Art Slogan, um unsere Beinarbeit zu würdigen. “Spart das Benzin! Verbrennt Kalorien!”.
Tatsächlich ist der Fußmarsch bis zum Dünenfeld recht kurz. Aus dem lichten Wald steigt das Terrain schnell an und ab hier ist es wirklich sehr weicher Sand. Spätestens an dieser Stelle hätten wir Koby wohl abgestellt. Zu unserem Glück ist es weiterhin bewölkt. Normalerweise keine wünschenswerte Wetterlage, außer wenn man dabei ist ein Dünenfeld zu erkunden. Der Sand reflektiert die Sonnenstrahlen und es wird schlagartig mehrere Grad heißer. Vor uns liegt eine hügelige Landschaft. Bis zum Horizont erstreckt sich der feine Sand. Lediglich unterbrochen durch ein paar Büsche, die in der unwirtlichen Umgebung Fuß fassen konnten. Die Rillen der Fahrzeuge im Sand wirken wie die Spuren von Skiern im Schnee. Wäre es nicht so unglaublich heiß, könnte man das Dünenfeld glatt mit einem Skigebiet verwechseln.




Gute 700 Meter von unserer Position entfernt, entdeckt Sarah unvermittelt zwei Emus. Der Untergrund ist zwar alles andere als geeignet für einen Start, geschweige denn einer Landung, von Alli, doch diese Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Während Cecil mit der Drohne die Verfolgung aufnimmt, bewegen wir uns kein Stück. Trotzdem fließt der Schweiß. Wir lassen die Laufvögel entkommen und sehen zu, dass wir wieder in den Schatten kommen.
 




 

Am Anstieg zum Dünenfeld passieren wir mehrere Autos. Das vorderste geht gerade den dritten Versuch an die Anhöhe zu erklimmen. Seine Freunde in den zwei Fahrzeugen dahinter sind bereits hoffnungslos im weichen Sand versunken. Es wird bereits gescherzt, dass man auch besser hätte zu Fuß gehen sollen. Zum ersten Mal sehen wir dann diese Rettungsdinger aus Plastik in Aktion. Die werden einfach vor den Reifen gelegt. Beim Beschleunigen wird das brettartige Teil unter den Reifen gezogen und dient dort als Auflagefläche. Schon ist man wieder raus und es kann weitergehen. Das ist schon eine coole Erfindung. Wir haben sie uns aber bisher noch nicht geleistet. Die Dinger sind nicht gerade günstig. Aber es scheint tatsächlich zu funktionieren. Na dann weiterhin viel Glück.

Am Parkplatz angekommen gönnen wir uns zunächst ein paar Minuten zur Abkühlung. Es ist wirklich erstaunlich wie viel Schweiß der menschliche Körper erzeugen kann. Nachdem wir uns einigermaßen klimatisiert haben, geht es weiter in den Warren NP. Hier erwartet uns ein Wanderweg und ein weiterer Feuerausichtsbaum. Der ist nochmal 12 Meter höher, als der von gestern.
Vom Boden aus erscheint der Baum zunächst nicht höher als der Gloucester Tree, den wir gestern bezwungen haben. Zumindest ist das Cecils Meinung. Sarah sieht das ganz anders. Im Gegensatz zu gestern, weiß sie ungefähr, was auf sie zukommt. Die Aussicht darauf noch höher zu klettern als gestern, lässt sie schon jetzt nervös werden. Doch sie reißt sich zusammen und wir machen uns auf den Weg zu den Sprossen.
Kurz bevor wir den Aufstieg wagen wollen, beginnt es zu regnen. Auch hier warnt ein Schild davor, dass die Metallstangen bei Nässe rutschig werden. Wir haben bestimmt schon ein paar verrückte Sachen gemacht, aber das geht auch uns zu weit. Zudem sind wir zeitgleich mit einer gut 12-köpfigen Gruppe aufgeregter Asiaten angekommen. Wir sind daher ohnehin nicht sehr scharf darauf, genau jetzt die Baumkronen zu erklimmen. Kurzerhand passen wir das Programm an und machen uns zunächst auf die Wanderung, die hier vom Parkplatz aus startet. 

Der Rundwanderweg ist insgesamt 10,5 km lang. Noch hält sich unsere Motivation, die gesamte Strecke zu gehen, in Grenzen. Ein Lookout wartet bereits nach 1,2 km auf uns. Bis dahin wollen wir laufen und dann noch einmal in uns gehen. Zu diesem Zweck wollen wir im Uhrzeigersinn gehen, anstatt, wie vorgeschlagen, entgegen. Aus diesem Grund gehen wir nach links an einer Gabelung, an der das Schild nach rechts weist. Über einen breiten Fortweg führt uns der Pfad durch einen Wald, der durch riesige Karri Eukalypten geprägt ist. Wir haben gut 1,5 km in den Beinen, da erreichen wir eine Kreuzung. Es sind keine Schilder oder sonstige Markierungen zu entdecken. Meistens nichts Ungewöhliches. Oft sind Wanderwege in Australien wirklich unzureichend gekennzeichnet. Doch an dieser Stelle merken wir beide, dass etwas nicht stimmt. Wir haben schlicht das Gefühl, dass wir von Anfang an in die falsche Richtung gelaufen sind. Mit Hilfe von Maps und Camper-Mate versuchen wir unsere Position zu bestimmen. Leider kriegen wir keine Ortung via GPS. Trotzdem können wir uns vorstellen, an welcher Stelle wir uns wahrscheinlich derzeit befinden. Der Rest ist gesunder Menschenverstand. Wir laufen in die einzige Richtung, die unserer Meinung nach Sinn macht und uns hoffentlich zum Warren River führt. Von dort aus könnten wir anhand unserer Karten auf dem Handy navigieren. Zu unserer Erleichterung erreichen wir wenig später das Blackbutt Camp, welches ebenfalls auf einer unserer Karten eingezeichnet ist. Tatsächlich scheinen wir uns bereits ab dem ersten Abzweig verlaufen zu haben. Statt dem Wanderweg sind wir einem Service-Track gefolgt, der uns auf die Straße geführt hat, auf der wir von mehreren Autos eingestaubt wurden, bevor wir wieder auf dem richtigen Pfad gelandet sind. Immerhin kommen wir noch an dem Lookout vorbei, der das eigentliche Ziel war. Allerdings sieht man von dot aus so gut wie nichts. Was für ein Reinfall. Besser wir machen uns auf den Rückweg. Dieses Mal direkt und ohne weitere Umwege. 

Wieder bei Koby angekommen, ziehen wir nur schnell frische Shirts an und wechseln das Schuhwerk. Der Aufstieg auf den Dave Evans Bicentennial Tree wird sicherlich nervenaufreibend, aber Wanderschuhe brauchen wir dafür eher nicht. Genau wie beim Gloucester Tree windet sich eine Reihe von Eisenstangen um den mächtigen Baum. 

 


Die erste Plattform erreichen wir bereits etwa 15 Meter über dem Boden. Kurz überlegt Sarah hier, ob sie sich den weiteren Aufstieg zutraut. Lange dauert die Überlegung jedoch nicht und wenig später setzen wir unseren Weg fort. Ab jetzt wird der Aufstieg deutlich steiler und die Abstände zwischen den Stangen größer. Trotz ein wenig Erfahrung von gestern, pumpt erneut ordentlich Adrenalin durch unsere Adern. Die nächste Plattform erreichen wir auf 53 Metern Höhe. Auf diesem Niveau befand sich auch die Aussichtsebene des Gloucester Trees. Von hier aus geht es über wackelige Leitern noch weitere 12 Meter hinauf. Von ganz oben genießen wir einen wahrlich eindrucksvollen Rundumblick. Die Aussicht ist viel besser als die von gestern. Allerdings war dafür auch ein wenig mehr Kletterei nötig. Und wie wir bereits wissen, ist runter meist schwerer als rauf.
Erstaunlicherweise geht der Rückweg heute deutlich leichter von der Hand als es gestern der Fall war. Natürlich hat es trotzdem vollste Konzentration gefordert. Es ist immer noch unvorstellbar, dass vor Ort keinerlei Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden. Abgesehen von einem Schild, welches vor den Gefahren einer Besteigung des Baumes warnen. Gefahren wie Tot durch einen Sturz. Es braucht nicht viel mehr als einen unbedachten Schritt und man rauscht ungehindert gen Boden. Ein wahnsinniges Erlebnis! Sarah ist in jedem Fall froh, dass es der letzte Baum war, den wir hinaufklettern. In der Umgebung gibt es zwar noch einen dritten, doch den haben wir bereits verpasst. Außerdem ist der auch nur 49 Meter hoch.

 


Zwar haben wir es erst 12 Uhr, doch für heute steht nichts weiter auf dem Plan. Zu ungewohnt früher Stunde machen wir uns daher auf den Weg zu unserem ausgewählten Stellplatz für die kommende Nacht.

Conollys Flat ist nicht mehr als eine Rest Area am Rande des Highways. Außer uns steht nur ein großer Bus auf dem langgezogenen Schotterplatz. Wir finden ein ausreichend schattiges Plätzchen und genießen dort ein leichtes Mittagessen bestehend aus Weintrauben, Käse und Crackern.
Schnell müssen wir feststellen, dass der gesamte Platz einer Plage erlegen ist. Die Bremsen vor Ort sind unzählig. Sarah erleidet ein paar schmerzhafte Bisse. Cecil schafft es die elenden Biester immer rechtzeitig zu erlegen. Irgendwann hört er auf mitzuzählen. Es ist ein wahres Massaker, doch die Viecher kommen weiterhin aus alles Ecken zu uns. Dabei könnte es hier so schön sein. Wir machen trotzdem das Beste daraus und nutzen die dicht an einander stehenden Bäume. Perfekt für die Hängematte, in der Sarah kurz darauf Platz nimmt. Cecil macht es sich in seinem Stuhl gemütlich und wir lesen beide ein bisschen. Gegen 15 Uhr ist es dann Zeit wieder ein bisschen aktiver zu werden. Bekannterweise bedeutet das für Sarah Sport und für Cecil Tagebuch schreiben. Hoffentlich haben wir morgen irgendwo Netz und können auch mal wieder etwas posten. Nach der letzten Portion Curry teilen wir uns noch das Nougat-Herz aus der Schokoladen-Manufaktur in Margaret River. Leider müssen wir feststellen, dass es die bezahlten 2$ nicht wert ist. Aber schlecht ist es auch nicht.

Im Anschluss drohen die Mücken die Macht zu übernehmen. Naturgemäß wird Sarah vehementer attackiert als Cecil. Sie flüchtet daher als erste ins Zelt. Cecil bleibt eisern, obwohl auch er empfindlich getroffen wird. Da er noch weiter Tagebuch schreibt, sind besonders die Finger den Angriffen der Blutsauger ausgesetzt. Gegen 23:30 Uhr ist die Arbeit getan. Obwohl es die Temperatur zulassen würden, hat auch Cecil kein gesteigertes Interesse mehr daran weiter draußen zu bleiben. Feierabend für heute. 




 

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