06.01., Mittwoch: Barrabup Rest Area - Deadline

Die Nacht war geruhsam. Der Highway ist offensichtlich nicht sehr befahren und lediglich ein paar laute Vögel hindern uns daran, nach dem Klingeln des Weckers noch ewig weiter zu schlummern. Beim Aufstehen meldet sich Cecils Brustkorb wieder schmerzhaft. Offensichtlich handelt es sich um eine ziemlich hartnäckige Prellung, die er sich vor mehr als einer Woche beim Kneeboarden zugezogen hat. Voltaren wird es schon richten. 
Wie gewohnt macht Cecil unten zunächst den Kofferraum auf. Die Anzeige der Batterie wirft ihm 14,0V entgegen und der Kühlschrank steht weiter bei 3 Grad. Es läuft. Während Sarah noch vor dem Frühstück Sport macht, vertreibt sich Cecil die Zeit mit lesen. Verständlicherweise hindern ihn seine ledierten Rippen daran am Training teilzunehmen. ;)
Beim Frühstück hält sich der Wind einigermaßen zurück. Endlich wieder ein normales Camper-Frühstück. Nichts gegen die Bacon&Egg-Sandwiches von Mitch, aber wir kommen auch so sehr gut über die Runden. Nach einer ordentlichen Portion Rührei gibt es Toast vom Camping-Toaster, die wir nach Lust und Laune (und Vorrat) belegen. Das anschließende Einräumen verläuft, wie gestern der Aufbau, etwas hakelig, doch alles haben wir noch nicht verlernt. 
Der Barrabup Pool, nur ca. 10 km vom Parkplatz entfernt, ist nicht mehr als ein großer Teich. Wir erreichen ihn gegen 10 Uhr. Bis auf ein anderes Camper-Pärchen, die sich gerade ihr Frühstück zubereiten, sind wir allein. Die Szenerie besticht daher durch die Ruhe, die von ihr ausgestrahlt wird. Eine hölzerne Plattform ragt auf das Wasser, das zum Baden einlädt. 
 

 
Für uns steht jedoch zunächst eine Wanderung auf dem Programm. Der Timberland Trail führt entlang der alten Eisenbahnstrecke, über die zur Gründungszeit Holz per Eisenbahn aus dem Wald transportiert wurde. Die Gleise sind mittlerweile abgebaut worden, doch die Schneise durch das Dickicht ist geblieben. 
Der Weg ist recht eben und leicht zu gehen. Wir können daher unseren Gehirne erlauben sich auf mehr als den nächsten Schritt zu konzentrieren. Es dauert nicht lange bis wir unsere Gedanken teilen. Thema ist unsere laufende Bewerbung für ein weiteres Visum. Aktuell warten wir auf die Zusendung unserer Führungszeugnisse. Die zuständige Behörde erwartet von uns sowohl eines der deutschen als auch der australischen Polizei. Cecil hat seine lupenreine deutsche Ausführung bereits bekommen. Alles andere steht noch aus. In diesem Zusammenhang kommt uns die gesetzte Frist in den Sinn, die 28 Tage beträgt. Das kam uns damals unendlich vor. Doch seitdem ist einiges an Zeit vergangen. Entsetzt stellen wir fest, dass die Frist morgen abläuft. 
In der Folge können wir nicht mehr einfach unbeschwert durch den Wald wandern. Wir drehen um und nach gut 6 km sind wir um 12 Uhr zurück bei Koby. Auf einen Sprung in den See müssen wir zwangsläufig verzichten. Das Visum hat jetzt allerhöchste Priorität. Empfang haben wir hier natürlich nicht. Der nächste Ort heißt Nannup und dort hoffen wir auf ein wenig Signal, um wenigstens eine Erklärung abschicken zu können, warum wir die geforderten Dokumente bisher nicht eingereicht haben. 
 
Tatsächlich haben wir in Nannup eine ausreichend gute Verbindung. Nach bestem Wissen und Gewissen setzen wir ein Schreiben auf, in dem wir versichern die Führungszeugnisse bis dato schlicht nicht erhalten zu haben. Dazu laden wir entscheidenden Schriftverkehr hoch, der als Beweis unserer Bemühungen gilt. Cecil kann immerhin sein deutsches Führungszeugnis hochladen, doch auch das ist wohl nur die Hälfte der Miete. 
Am Ende des Prozesses folgt eine Warnung. Im Grunde haben wir noch bis morgen Zeit die geforderten Dokumente hochzuladen. Sobald man den entsprechenden Button anklickt, bestätigt man die Übersendung der geforderten Dokumente. Natürlich wissen wir, dass wir nicht alles gesendet haben. Allerdings haben wir unsere australischen Zeugnisse an Sarahs Bekanntin in Sydney schicken lassen. Unwissend, dass die sich noch bis zum 08.01. im Urlaub befindet. Mit aller höchster Wahrscheinlichkeit liegen die Zeugnisse bereits in ihrem Briefkasten. Mit dem Wissen, dass sich morgen daher nichts an seiner Situation ändert, klickt Cecil den Button. 
Bei Sarah dauert alles etwas länger. Das Uploaden der Dateien schlägt immer wieder fehl und auch mit deren Bezeichnungen gibt es Probleme. Noch dazu muss sie ein weiteres Dokument verfassen, in dem sie erklärt, warum ihr Führungszeugnis der deutschen Polizei noch nicht vorliegt. Das liegt ausnahmsweise nicht an uns. Es ist tatsächlich noch nicht bei ihren Eltern eingetroffen.
Sarah ist trotzdem unsicher, ob wir es richtig gemacht haben. Hätten wir erst morgen, kurz vor Ablauf der Frist, diesen Weg gehen sollen? Dessen ungeachtet, schickt sie ihre Unterlagen auch ab. Es ist wie es ist und wer weiß, ob wir morgen überhaupt Empfang kriegen. Der Ganze Vorgang hat uns in jedem Fall ordentlich die Laune verhagelt. Cecil muss bereits einen Tag später sein Versprechen, keine schlechte Laune mehr zu haben, brechen. Die ist in diesem Fall aber auch wirklich angebracht. 
Keine halbe Stunde später nehmen wir ein erfrischendes Bad im Workman's Pool. Ein Teil der schlechten Laune und Gedanken scheint direkt von uns abgewaschen zu werden. Ein paar Meter vom Ufer entfernt, stehen wir auf der Spitze eines versunkenen Steins und sprechen uns aus. Wir haben uns wohl beide nicht sehr vorbildlich verhalten. Ein Ausrutscher. Ab sofort schauen wir wieder positiver in die Zukunft. Das mit dem Visum wird schon werden. 
 
Nach unserem kleinen Abstecher ins Inland wollen wir morgen zurück an die Küste. Als Schlafplatz wählen wir daher erneut die Parkbucht, auf der wir bereits die vorherige Nacht verbracht haben. Die Controller des Solarpanels signalisiert direkt nach dem Anschließen eine volle Batterie. Wir nutzen den Überfluss an Energie zum Laden von sämtlichen anderen Geräten und Akkus. Wahrscheinlich wäre unser Camperleben um einiges ruhiger verlaufen, hätten wir uns von Anfang an einen vernünftigen Kühlschrank zugelegt. Das ist wohl Teil der Lernkurve.
In dem bisschen Schatten, den uns ein kleiner Baum spendet, machen wir es uns gemütlich. Cecil zeigt Sarah eine Nachricht von einem unserer Nachmieter. Der fühlt sich ungerecht behandelt, dass wir einen Teil der Kaution für die Reinigung einbehalten haben. Er spricht davon, dass wir ihn bestohlen haben. Uns fehlen schlicht die Worte. Es hat 20 Mannstunden gefordert die Wohnung wieder herzurichten. Wir entscheiden uns dagegen unseren Emotionen freien Lauf zu lassen und direkt zu antworten. Es ist den Aufwand nicht wert.
Hier auf dem Parkplatz knallt uns die Sonne ungehindert auf die Köpfe. Immer wieder ziehen wir in den Schatten der Bäume und Büsche, doch es hilft nicht viel. Erst das aufgebaute Zelt bietet ausreichend Schutz. Im neu geschaffenen Schatten lassen wir nochmals die aktuellen Baustellen Revue passieren. Wir können uns darauf einigen, dass es am Ende alles nur Kopfsache ist. Mit der richtigen Einstellung und so lange wir zusammenhalten, kriegen wir das bestimmt hin. 
Am Abend sind wir gänzlich darin vertieft Tagebuch zu schreiben und Quokka-Bilder bzw. -Videos auszuwählen. Nur mit Mühe können wir uns dazu durchringen eine kurze Pause einzulegen und die letzte Portion Nudeln mit Bolo zu essen. Danach geht es direkt weiter. Sarah schafft es tatsächlich von den über 1000 Bildern eine Auswahl für den Blog zu treffen. Cecil dagegen fängt gerade erst an. Bereits bei der ersten Sichtung der Videos kann man nicht anders als bei den Clips Tränen zu lachen oder ob ihrer Niedlichkeit dahinzuschmelzen.
Ganze zwei Stunden später ist das Video für den Blog fertig. Aus unzähligen Minuten Bildmaterial ist ein zweiminütiger Clip entstanden. Jetzt fehlt nur noch eine passende Hintergrundmusik. Dazu ist allerdings eine Internetverbindung notwendig, um die in Frage kommenden Stücke herunterladen. Der Feinschliff erfolgt daher morgen. 
Zur Belohnung für seine Mühen gönnt sich Cecil eine Partie Football und Schokorosinen. Was will man mehr … 

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