05.01., Dienstag: Barrabup Rest Area - Jetzt aber wirklich
Nur ganz zögerlich schaffen wir es unsere Augen am Morgen zu öffnen. Doch dann wird uns schnell klar: heute ist der Tag. Die Reise geht weiter. Sofort sind wir hellwach. Erneut verabschieden wir uns von Luci, bevor sie zur Arbeit losfährt. Jetzt aber wirklich.
Bevor wir so richtig in den Tag starten, checken wir unsere Handys. Wir haben eine Nachricht von den neuen Mietern. Die vermissen den Bluray-Player, der laut Inventarliste im Schlafzimmer stehen soll und den wir dort auch definitiv haben stehen lassen. Für einen kurzen Moment fürchten wir bereits, dass die alten Mieter das Abspielgerät haben mitgehen lassen. Gerade gestern haben wir die Kaution zurücküberwiesen. Abzüglich der Kosten für die Reinigung, doch sollten jetzt auch noch Gegenstände fehlen, hätten wir kaum noch eine Chance das geltend zu machen. Andererseits haben die neuen Mieter die Inventarliste bei der Wohnungsübergabe abgezeichnet. Im Zweifel wäre ein fehlender Bluray-Player jetzt ihr Problem. Cecil hat allerdings bereits eine Ahnung und bittet darum die Schubladen des Sideboards im Schlafzimmer zu checken. Tatsächlich taucht der Player dort auf. Es war wohl leichter uns eine Nachricht zu schicken, als selber mal nachzuschauen. Wir beschließen uns darüber nicht weiter zu ärgern.
Bevor wir uns auf den Weg machen, geht Sarah ihrem Sport nach. Cecil kümmert sich derweil darum, dass wir anschließend abfahrbereit sind. Wasserkanister und sämtliche Flaschen werden aufgefüllt, unsere restlichen Sachen im Auto verstaut und der Kühlschrank gefüllt. Als der schließlich an Ort und Stelle steht, frühstücken wir noch etwas und gönnen uns eine letzte Dusche. Maci will Sarah erst gar nicht gehen lassen, doch irgendwann ist auch diese Verabschiedung geglückt und wir fahren los. Zali steht noch in der Tür und winkt uns zu.
Busselton ist ein kleines Küstenstädtchen nur wenige Kilometer von Dalyellup entfernt. Luci hat uns empfohlen den “jetty”, also den Anlegesteg, zu besichtigen. Problemlos können wir ganz in der Nähe parken und laufen ohne große Vorbereitung los. Wir ahnten nicht was uns bevorsteht.
Knapp 2 km ragt der Steg aufs Meer hinaus. Zu unserer Überraschung ist eine Eintrittsgebühr fällig. Uns lässt das zögern und wir besichtigen zunächst das kleine Museum und den Souvenir-Shop am Eingang. Irgendwie reizt es uns dann doch bis ans Ende des Piers zu laufen. Die 4$/Person sind auch kein Beinbruch. Teurer wird es, wenn man sich mit dem Zug fahren lässt. Das kommt allerdings für uns keinesfalls in Frage. So lange wir zwei gesunde Beine haben, laufen wir alle möglichen Strecken.
Nur wenige Meter haben wir hinter uns gebracht, da bemerkt Sarah, dass Cecil extrem schlechte Laune hat. Auf die Frage was denn los sei, bringt er seinen Unmut darüber zum Ausdruck, dass Alli nicht dabei ist. Es wären bestimmt ein paar tolle Luftaufnahmen geworden. Dazu ist der Steg fast leer. Der Großteil der Besucher lässt sich mit den Zug kutschieren. Starten und Landen wäre daher kein Problem. Unsinnigerweise entscheidet sich Cecil dazu weiter schlechte Laune zu haben, anstatt nochmal zum Auto zu gehen und Alli zu holen. Koby steht zwar nicht gerade um die Ecke, aber möglich wäre es. Immerhin können wir mit unserem Ticket den ganzen Tag auf dem Steg ein- und ausgehen.
Ganz genau 1.841 Meter misst der Anlegesteg. Am Ende wartet auf die Besucher ein kleiner Platz. Von einer angrenzenden Plattform aus kann man Schnorcheln gehen und es werden Tauchgänge angeboten. Sogar mit einem dieser antiken Glockenhelme kann man über den Grund des Ozeans wandern, wenn man das nötige Kleingeld auf den Tisch legt. Wir erfreuen uns lieber an den kostenlosen Attraktionen. Der Blick über das Meer und die Küste zum Beispiel. Oder an den lebensgroßen Malereien verschiedener Wal-Arten, die den Boden des Platzes zieren.
Zurück auf dem Festland drehen wir noch eine kurze Runde vorbei an Läden und Restaurants. Sogar eine Brauerei steht hier, erst vor kurzem eröffnet und von außen wirklich einladend. Bestimmt wird hier ein feines Bier gebraut. Da Cecil noch fahren muss, wird schweren Herzens auf eine Kostprobe verzichtet. Zurück bei Koby hebt sich seine Laune trotzdem schlagartig. Alli schafft es auch von hier aus mühelos bis zum Steg und Cecil kann seine Aufnahmen machen. Der ganze Ärger war wohl umsonst. Es folgt daher ein Versprechen an Sarah: “Ab sofort lässt sich Cecil von solchen Kleinigkeiten nicht mehr runterziehen und versucht generell bessere Laune zu haben.” Ob er sein Versprechen hält? Wir werden sehen.
Nach diesem kleinen Ausflug geht es direkt zum Campingplatz für die kommende Nacht. Mangels Alternativen haben wir heute einen bezahlpflichtigen Campingplatz ganz in der Nähe von Busselton gewählt. Als würde uns das nicht bereits genug widerstreben, begrüßt uns an der Einfahrt ein Schild mit den Worten “No Vacancy” (“Voll belegt”). Wir wollen es trotzdem probieren. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir trotzdem noch einen Platz kriegen würden. Vor dem Büro muss Cecil eine halbe Ewigkeit warten. Zwei Damen vor ihm scheinen ein äußerst kompliziertes Anliegen zu haben. Endlich ist er dran, doch bekommt lediglich traurige Gewissheit. Der Platz ist bis auf das letzte Fleckchen ausgebucht.
Sarah hat in der Zwischenzeit nach anderen Plätzen gesucht. Die Auswahl ist klein und durchgehend unverschämt teuer. Aus lauter Verzweiflung versuchen wir trotzdem einen Platz zu buchen. Der erste Platz fällt kurz darauf weg, da ein Mindestaufenthalt von zwei Nächten verlangt wird. Beim zweiten kostet der Stellplatz 45$ pro Nacht. Noch dazu liegt er in der komplett falschen Richtung. Zwei weitere Plätze subd ausgebucht. Letzter Notnagel ist eine Rest Area, die wir zufällig noch entdecken. Die liegt ebenfalls nicht gerade auf dem Weg, doch Cecil rechnet aus, dass der Umweg dorthin uns etwa 15$ an Benzin kosten würden. Die Entscheidung ist damit klar.
25 Minuten sind wir unterwegs, bis wir bei der Rest Area ankommen. Doch auch hier können wir nicht bleiben. Ein Schild weist darauf hin, dass der Aufenthalt nur für in sich geschlossene Fahrzeuge zugelassen ist. Das heißt konkret, man muss eine Toilette an Bord haben. So langsam sind wir fertig mit der Welt. Wo sollen wir jetzt noch hin? Doch zu dem Platz an dem 45$/Nacht fällig werden? Sarah findet eine weitere Alternative. Bis dahin wären es weitere 80 km, doch in der Nähe gibt es einen See und Wandermöglichkeiten. Spontan entscheiden wir, den morgigen Tag dort zu verbringen. Dann lohnt sich die Fahrt wenigstens.
Mittlerweile ist es halb 5. Die Sonne beginnt langsam gen Horizont zu sinken. Unterwegs passieren wir mehrere ausgeschilderte Parkplätze, doch wir sind unsicher, ob man dort übernachten darf. Noch dazu befinden sich manche direkt an der Straße. In Deutschland würde man das maximal als Nothaltebucht bezeichnen. Etwas überraschend handelt es sich auch bei dem von uns gewählten Platz um einen solchen Parkplatz. Aber immerhin liegt der etwas Abseits des Highways. Gute 25 Meter und ein paar Büsche trennen uns von den Autos und Road-Trains, die hier mit 110 km/h vorbeisausen. Doch das ist uns mittlerweile egal. Wir haben schon an schlechteren Orten übernachtet und mittlerweile haben wir keine Lust und Kraft mehr noch weiterzufahren.
Während wir uns an den Aufbau unseres Camps machen, sorgt etwas eher unerwartetes für gute Laune. Die Batterie zeigt bei angeschlossenem Solarpanel 14,2V und damit fast Höchstwert. Der Kühlschrank hält konstant die eingestellten 3 Grad. Das mag nur eine Momentaufnahme sein, doch wir sind zuversichtlich, dass unser Setup mit dem neuen Kühlschrank richtig gut funktionieren wird. Man muss sich auch an den kleinen Dingen erfreuen können.
Der Aufbau des Zeltes verläuft noch etwas hakelig. Während unserer Zeit in Fremantle, dann am Glen Mervyn Dam und jüngst in Dalyellup sind wir offensichtlich etwas aus der Übung gekommen. Aber auch das wird sicher wieder. Immerhin hat der Roadtrip gerade erst wieder begonnen. Mehr als das reine Aufklappen vom Zelt tun wir uns zunächst auch nicht an. Die Sonne brennt brutal. Besser wir ziehen uns in den Schatten zurück und erledigen den Rest später.
Um 18 Uhr ist es Zeit fürs Abendessen. Luci und Mitch haben uns gebeten den Rest Nudeln Bolognese mitzunehmen. Sie hatten noch immer Pizza übrig, um die sie sich zunächst kümmern müssten. Kein Problem. Es schmeckt lecker. Nach dem Abwasch müssen wir schleunigst Anti-Mücken-Spray auftragen. Kurz diskutieren wir dann darüber, ob wir mit dem Blog noch weitermachen wollen. In letzter Zeit hat es uns keinen großen Spaß gemacht und es kostet wirklich verdammt viel Zeit. Andererseits haben wir meist Zeit. Wir müssen sie uns nur nehmen. Mit frischem Tatendrang geht es daher wieder ans Werk.
Gegen 20 Uhr müssen wir unsere Lampen herausholen, um draußen noch etwas zu sehen. Schon seit einer Weile meinen wir Kängurus im Gebüsch zu hören. Sarah behauptet sogar schon eines gesehen zu haben. Tatsächlich hüpft wenig später eines über die asphaltierte Parkbucht. Es kommt zwar nicht auf uns zu, springt aber dennoch in die richtige Richtung. Weg von der Straße.
Gegen 22 Uhr reicht es Sarah für heute. Sie hat die letzten Stunden damit verbracht noch ihre zweite Socke fertig zu stricken. Sie verspricht Cecils Bettdecke vorzuwärmen. Der hält noch ein wenig länger durch. Bis kurz vor elf Haut er in die Tasten. Am Ende stand Rottnest-Island an. Kein leichter Tag zu schreiben, aber es fühlt sich gut an damit fertig zu sein. Ein wenig lesen wir noch, dann schalten wir um kurz nach halb 12 das Licht aus. Ohne Probleme schlafen wir schnell ein. Im Zelt fühlen wir uns wohl.
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