11.12., Freitag: Cape Riche Campground - Home, sweet home

Es ist soweit. Unser erster Camping-Trip in Western Australia steht an. Allerdings machen wir uns nicht wie gewöhnlich nur zu zweit auf den Weg. Nein, die Generalprobe wird etwas anders ablaufen, als wir es gewohnt sind. Gemeinsam mit Roseanna, Mitch und einem befreundeten Pärchen geht es in Richtung Albany. Wir sind gespannt, wie gruppentauglich wir noch sind. 
Um halb 5 reißt uns der Wecker aus dem Schlaf. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Bis nach Albany sind es gute 400 km und einen Campingplatz konnten wir nicht vorbuchen. Besser wir kommen früh an. Schnellstmöglich packen wir daher unsere Sachen. Allerdings scheinen wir trotzdem zu lange zu brauchen. Während wir dabei sind die Matratze im Zelt zu verstauen, geben uns Rose und Mitch Bescheid, dass sie sich schon auf den Weg machen. Wir treffen uns dann irgendwo auf dem Highway, nachdem sie ihre Freunde abgeholt haben. 
Wenig später sind wir ebenfalls startklar. Auf dem Weg zum Highway tanken wir noch auf. Gerade einmal 1,17$ zahlen wir pro Liter 95er Benzin bei einer Puma-Tankstelle. Kurz darauf bekommen wir eine Nachricht von Roseanna. Etwa eine Stunde außerhalb der Stadt steht ein Roadhouse. Dort wollen wir uns treffen und in Kolonne weiterfahren. Allerdings gibt es unerwartete Probleme auf unserem Weg. Cecil kämpft mit Sekundenschläfen und droht sogar für einen kurzen Moment von der Straße abzukommen. Sarah ruft gerade noch rechtzeitig und laut genug. Alles geht gut, doch wir machen besser noch vor dem Roadhouse eine kurze Pause. Ein bisschen frische Luft, etwas Zucker und dann geht es schon wieder. Als wir 20 Minuten später das Roadhouse erreichen, sind die anderen bereits weitergefahren. Offensichtlich hatten sie keine Lust mehr zu warten. Für uns ist das in Ordnung. Den Weg nach Albany finden wir sicherlich auch alleine. Wir halten dennoch, damit sich Cecil einen großen Kaffee besorgen kann. Die restliche Strecke legen wir anschließend ohne weitere Zwischenfälle zurück. 
Unwissentlich Überholen wir sogar die anderen, die kurz vor Albany erneut einen Stopp eingelegt haben. Am Ende kommen wir daher als erstes am Campingplatz an. Über eine Gravelroad gelangen wir an die Küste. Der Campingplatz ist wirklich toll gelegen. Direkt am Wasser, leicht separierte Stellplätze und etwas Windgeschützt. Noch dazu ist er kostenlos. 
 

 
Es gibt nur einen Haken. Alle Plätze sind bereits belegt. Wir warten ein paar Minuten bis die anderen ankommen. Das befreundete Pärchen stellt sich als Danielle und Ryan vor. Viel Zeit für Smalltalk bleibt allerdings nicht. Wir machen uns direkt auf zum nächsten Campingplatz. Der liegt nur ein paar Kilometer weiter. Zum Glück, denn langsam geht uns der Sprit aus. Gute 120 km sollten wir aber noch im Tank haben. Der nächste Campground liegt zwar nicht direkt am Wasser, doch eine größere Fläche scheint noch unbelegt zu sein. Obwohl auch dieser Platz kostenlos ist, gibt es einen “caretaker” vor Ort. Mitch quatscht kurz mit ihm. Wir wissen nicht genau, worum es geht, doch am Ende scheinen alle anderen nicht sehr gewillt hier zu bleiben. Da Sarah im Vorfeld auch ein wenig recherchiert hat, ahnen wir bereits Böses. Es gibt nur noch einen weiteren kostenlosen Campingplatz in der Nähe. Alle weiteren sind dann kostenpflichtig. Genau das hatten wir befürchtet und genau darauf hatten wir keine Lust. Doch warten wir es ab. Zunächst wollen wir noch den letzten freien Platz ansteuern. Wir entscheiden davor besser noch zu tanken. 
Bereits auf dem Rückweg zum Highway hält Mitch die Kolonne erneut an. Danielle hat bei einem Campingplatz in der Nähe angerufen. Dort gibt es noch ausreichend Stellplätze. Aber nicht umsonst. Voraussichtlich 20$ werden dort pro Nacht fällig. Es tritt also genau das ein, was wir nicht wollten. Doch jetzt können wir auch nichts mehr machen. Wir zwingen uns zu einer Zustimmung, dann geht es weiter. Immerhin müssen wir zum Tanken nicht zurück ins 30 km entfernte Albany. Auf dem Weg liegt ebenfalls eine kleine Tankstelle. Sarahs Laune ist trotzdem im Keller. Cecil versucht noch so gut es geht positiv zu bleiben. Bis zum “Cape Riche Campground” fahren wir eine weitere Stunde. Der Rückweg wird daher mit 5 Stunden zu buche schlagen. Diese Aussicht trägt aktuell nicht gerade dazu bei unsere Laune zu heben. Vor Ort soll man sich zunächst im Büro anmelden. Cecil fragt zunächst, ob der schwarze Prado von Rose und Mitch bereits da ist. Die nette Dame, die den Platz verwaltet, kann sich nicht an einen schwarzen Prado erinnern. Sind wir etwa zum falschen Platz gefahren? Die anderen müssten schon längst da sein. Gerade wollen wir zu einer Runde über den Platz ansetzen, da rollt der schwarze Prado auf den Hof. Irgendwie haben wir es schon wieder geschafft, die anderen zu überholen.
 
Nach einer kurzen Inspektion der Stellplätze geht es zurück zum Büro. 9$ pro Person und Nacht werden fällig. Augen zu und durch. Cecil kümmert sich um alles, da Sarah noch immer ein ziemliches Stimmungstief hat. Wären wir alleine unterwegs, hätten wir definitiv auf einem der kostenlosen Plätze unser Camp aufgeschlagen. Doch jetzt sind wir Teil einer Gruppe und da müssen Kompromisse gemacht werden. 54$ wechseln den Besitzer und wir nehmen uns vor, ab jetzt nicht mehr darüber nachzudenken. 
Erstaunlicherweise sind wir mit unserem Aufbau als erstes fertig. Nachdem das Dachzelt steht, holen wir die Stühle raus und beobachten das Treiben um uns herum. Unsere angebotene Hilfe wurde freundlich abgelehnt. Rose und Mitch bauen ein Awning auf und platzieren ihren Swag darunter. Danielle und Ryan sind mit einem Anhänger angerückt, aus dem sie ein riesiges Zelt ausklappen. Am Ende dauert es uns tatsächlich zu lange und wir entschließen schon einmal einen Blick auf den nahen Strand zu werfen. Eine kurze Erfrischung im Wasser gönnen wir uns auch direkt. 
 
 
Als auch die anderen fertig sind, teilt sich die Gruppe. Sarah macht gemeinsam mit Roseanna Sport am Strand. Cecil bleibt im Camp, doch auch hier geht es kurz darauf sportlich zu. Zumindest in einem gewissen Maße. Danielle und Ryan haben ein Spiel mitgebracht. “Cornhole” heißt das und im Grunde geht es darum, mit Mais gefüllte Säckchen in ein Loch zu werfen. In Teams spielen wir gegeneinander und es ist erstaunlich spaßig. 
Während Cecil danach mit Mitch und Ryan zum Angeln zurück an den Strand geht, bleiben die Frauen im Camp zurück. 
 


 
 
Aber schon bald kommt unerwarteter Besuch. Zwei Kängurus hopsen auf den Platz und leisten ein wenig Gesellschaft. Sarah kann ihre Augen natürlich gar nicht mehr von ihnen lassen. Jetzt ist auch sie wieder glücklich. 
 


 

 
Als die Männer kurz darauf mit leeren Händen zurückkehren, hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Man hatte wohl damit gerechnet und daher ein alternatives Abendessen vereinbart. Heute gibt es Pizza. Nicht gerade typisch für einen Campingausflug, doch wir wollen uns an dieser Stelle nicht beschweren. Die vorgebackenen Teige werden nach belieben belegt und anschließend auf einem Pizzabrett auf dem Grill gebacken. Das hat schon was, ist aber natürlich purer Luxus. Sobald wir wieder alleine unterwegs sind, leisten wir uns den wohl eher nicht. Ein Pizza auf unserem kleinen Gaskocher ist wohl eine Utopie. 
Während langsam die Sonne am Horizont verschwindet, wird bei uns im Camp ein Feuer entfacht. Besonders Ryan konnte seine Freude kaum verbergen, als herausgefunden wurde, dass trotz stricktem Verbot hier auf dem Platz Lagerfeuer noch erlaubt sind. So ganz weiß keiner warum, aber es fragt auch keiner. In gemütlicher Runde sitzen wir an der Feuerstelle. Es gibt Schokolade und Whisky. Eine durchaus gelungene Kombination und danach haben wir alle die nötige Bettschwere. 
Es fühlt sich richtig gut an, wieder im Dachzelt zu sein. Nach dem Quarantäne-Apartment, dem schäbigen Hostel in Perth und der Zeit in Fremantle fühlt es sich endlich an als wären wir zu Hause angekommen. Home, sweet Home.

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