15.11., Sonntag: Memorial Rest Area - Spaß mit Robben

Nach dem Frühstück machen wir uns bereit zur Abfahrt. Frido lässt sich auch heute nicht noch einmal blicken. Schade. Hoffentlich geht es ihm gut. Bevor wir den Lincoln Nationalpark verlassen, steht eine letzte Wanderung an. Die ist allerdings sehr kurz. Der Pfad, der auf den Stamford Hill führt, ist lediglich 900 m lang. Dafür erweist er sich als steiler als gedacht und es ist bereits jetzt am frühen Vormittag ordentlich warm. Wir kommen daher überraschend ganz schön ins Schwitzen. Oben angelangt ist der Ausblick nicht atemberaubend, aber doch sehr schön.
 



 

Auf dem Weg aus dem Park kreuzt urplötzlich ein Waran vor uns auf der Straße auf. Cecil muss ein richtiges Ausweichmanöver einleiten und zum Glück haben wir in diesem Moment keinen Gegenverkehr. Ein kurzer Blick in den Seitenspiegel bestätigt, dass wir das Reptil nicht erwischt haben. Wir steigen aus und verfolgen das Tier, dass seinen Weg über die Straße unbeeindruckt fortgesetzt hat und dabei ist im Busch zu verschwinden. Ein recht stattliches Exemplar. Gestreift am Körper und gepunktet auf den Gliedmaßen. Die Schwanzspitze hat nicht die typische gelbe Farbe, wie es bei den meisten Waranen der Fall war, die uns bis dato begegnet sind. Die Farbe geht hier eher ins Rötliche. Wir sind gespannt, was unser Buch dazu sagt. 
 


 

Einen Tannenzapfen-Skink, nur wenige Meter weiter, sehen wir zum Glück deutlich früher. Wir haben leider keine Möglichkeit links ran zu fahren, daher muss es ausreichen, dass Sarah aus dem offenen Fenster heraus fotografiert und Videos aufnimmt. Also das war doch schon mal ein sehr guter Start in den Tag.
 
 

Gegen 11 Uhr erreichen wir die Dumpstation in Port Lincoln, an der wir erneut unsere Trinkwasservorräte auffüllen wollen. Hier ist heute allerdings einiges los. Der Fahrer vor uns beginnt gerade erst damit seine Kanister zu füllen. Wir können nicht mehr machen als unsere Flaschen schon einmal aus dem Auto zu holen und anschließend zu warten. Das kriegt unser Nachbar mit und bietet uns daraufhin an unsere Flaschen schnell zu füllen. Ein feiner Zug, der uns wertvolle Zeit spart.
Um 13:15 Uhr legt unser Boot ab, welches uns zu den Robben bringt, mit denen wir heute schwimmen wollen. Wir sollen bestenfalls bereits eine halbe Stunde zuvor am Hafen sein. Vorher wollen wir noch schnell einkaufen gehen. Da müssen wir uns etwas ranhalten, doch so ist es uns lieber, als dann erst nach der Tour heute Abend noch zu Woolworths zu fahren.
Der Supermarkt ist hier in Port Lincoln ganz komisch aufgebaut. Das passt natürlich, wo wir sowieso schon unter Zeitdruck stehen. Dafür klappt es im Anschluss erstaunlich Reibungslos unseren Großeinkauf zu verstauen. Wir liegen im Allgemeinen weiter gut in der Zeit. Bereits gegen halb eins erreichen wir den Hafen. Das Büro des Anbieters hat noch nicht einmal geöffnet. Das verwundert uns ein wenig. Wir denken uns aber nichts weiter dabei.
Eine Viertelstunde später wird das Büro aufgeschlossen und wir können eintreten. Auf die Frage, was uns hergeführt hat, antworten wir, dass wir für heute eine Tour zu den Robben gebucht haben. Der Mann uns gegenüber schüttelt den Kopf. Heute morgen wäre ein Boot rausgefahren, aber heute Nachmittag findet keine weitere Tour statt. Wir sind sichtlich überrascht und vor allem verängstigt. Er will wissen, ob wir eine Buchungsbestätigung erhalten hätten. Sarah öffnet die entsprechende Email und dann wird es ziemlich peinlich. Er reicht Sarah ihr Handy zurück und weist uns darauf hin, dass wir beim falschen Anbieter sind. Das Büro unserer Agentur befindet sich ein paar Häuser weiter die Straße am Hafen herunter. Wir entschuldigen uns vielmals für die Störung. Doch der Mann nimmt es typisch australisch sehr gelassen.

Kurz darauf stehen wir im richtigen Laden und checken an einem Tablet ein. Anschließend haben wir noch ein wenig Wartezeit, die wir mit der Nutzung des kostenlosen Wlans verbringen. 
 

Pünktlich geht es dann los zum Boot. Während wir auslaufen, gibt es eine kurze Sicherheitseinweisung, bevor wir uns über ein paar Snacks und Obst hermachen dürfen. Statt danach weiter in der kleinen Kabine zu bleiben, zieht es uns hinaus. Wir wollen uns ein wenig die frische Seeluft um die Nase wehen lassen.
Gute 1 ½ Stunden wird die Fahrt zur Robbenkolonie dauern. Als wir unterwegs auf eine Gruppe Delfine stoßen, bemüht sich auch der Rest der Truppe nach draußen. Zumindest für die paar Minuten, in der die Tümmler das Boot umkreisen. Neben einer vierköpfigen Familie sind zwei weitere Pärchen mit an Bord. Insgesamt also eine recht kleine Truppe. Wir können uns gut vorstellen, dass es unter normalen Umständen und in der Hauptsaison deutlich mehr Teilnehmer sind. 





Kurz bevor wir die Insel erreichen, auf der sich die Robben erholen, wenn sie nicht gerade im Meer auf Futtersuche sind, werden wir mit einem 3 mm dicken Neoprenanzug, Flossen, Maske und Schnorchel ausgestattet. Wir haben es uns gespart unsere eigene Maske und Schnorchel mitzubringen, um etwas Platz im Rucksack zu sparen. Immerhin bezahlen wir diesen Service so oder so mit. In einem kleinen Beiboot werden wir in kleinen Gruppen noch näher an die Insel herangefahren. Wir ergattern bereits bei der ersten Fahrt einen Platz.
Das Wasser ist deutlich kälter als erwartet. Es standen auch 7 mm dicke Anzüge zur Auswahl, doch es wurde uns zu den dünneren geraten, in denen man sich besser bewegen kann. Wir hätten skeptisch werden müssen, als unser Guide über ihren Anzug noch eine Weste gezogen hat. Außerdem hat sie noch eine Haube und Socken angelegt. Wir können die Kälte allerdings gut ausblenden, als wir die ersten Robben sichten.
Sarah entdeckt sie als erste. Die Tiere sind wirklich so verspielt und zutraulich, wie es uns versprochen wurde. In einer Tour umkreisen sie uns, tauchen unter uns hindurch und vollführen Rückwärtsrollen. Ab und zu geht es auch ein wenig gemütlicher zu. Durch das geöffnete Maul lassen sie Luft aus der Lunge und sinken daraufhin auf den Grund. Dort sitzen sie dann und schauen uns erwartungsvoll mit ihren schwarzen Knopfaugen an. Als wollten sie uns einladen, sich zu ihnen zu gesellen. Da lässt sich Cecil natürlich nicht lange bitten. Noch einmal tief Luft holen, dann taucht er zu den Robben hinunter. Dafür ist der dünnere Anzug definitiv von Vorteil. Mit einem dickeren Anzug wäre es wohl nochmals deutlich schwerer gegen den Auftrieb, den dieser erzeugt, anzukommen.
Von Cecils Taucheinlagen animiert, spielen die Robben regelrecht mit uns. Wenn wir uns im Wasser drehen, drehen sie sich. Je mehr wir uns bewegen, desto aktiver reagieren die pelzigen Kerlchen auf uns. Wir verzichten lediglich darauf an Seegras und Steinen zu knabbern, so wie sie es ab und zu tun. Wir haben eine wirklich tolle Zeit und nicht selten haben wir Gruppen von bis zu fünf Robben ganz für uns allein. Aus einer dieser Gruppen inspizieren zwei besonders neugierige Zeitgenossen die GoPro aus unmittelbarer Nähe. Sie stupsen sie mit der Nase und eine knabbert sogar kurz am Gehäuse. Sie sind Cecil so nah, dass dieser sogar einen kleinen Klaps von einer Flosse erhält. Besser könnte es gar nicht sein. Es ist wirklich noch schöner, als wir es uns vorgestellt haben. Die Robben sind so putzig.

 


Einzig unsere Masken und Schnorchel bereiten uns ein wenig Probleme. Die Masken beschlagen in einer Tour. Zwischendurch lassen wir uns aus dem Beiboot sogar nochmals das Antifog-Spray geben, doch es nützt nichts. Immer wieder müssen wir die Masken ausspülen, um wieder klare Sicht zu haben. Die Schnorchel könnten dagegen etwas länger sein. Wir schlucken eine fast ungesunde Menge an Salzwasser. Das soll uns wohl eine Lehre sein. Nächstes Mal nehmen wir auf jeden Fall wieder unsere eigene Ausrüstung mit.
Trotzdem lassen wir uns davon nicht dieses Erlebnis verderben. Während sich der Rest der Gruppe nach und nach zurück zum Boot bringen lässt, versuchen wir die Kälte so lange es geht zu ignorieren. Wir wollen diese Gelegenheit bis zum letzten Moment nutzen. Erst mit der letzten Fahrt geht es für uns zurück. Es war eine wirklich überragende Erfahrung und wir sind jetzt schon gespannt auf die Videos. Aber zugegeben: es war a*kalt.

Zurück auf dem Boot teilen wir uns den Platz in der kleinen Dusche. Alle anderen sind bereits durch. Doch wir sind sicher, dass auch unser Guide sich gerne so früh wie möglich unter dem heißen Wasser aufwärmen würde. Auf der Rückfahrt wird noch ein kleines Mittagessen aufgetischt. Es gibt Grillhähnchen, Salate und Brot. Wir hauen ordentlich rein. So schön es auch war, war es auch anstrengend. Da tut es gut den Speicher wieder etwas auffüllen zu können.
Wir verbringen erneut die ganze Fahrt auf dem Außendeck. Wir haben keine Lust darauf uns mit den anderen an die kleinen Tische zu zwängen. Es wäre wohl sowieso kein Platz mehr für uns. Nach dem Essen haben sich viele dazu entschieden eine Runde zu schlafen. Teilweise liegen sie auf den Bänken oder mit dem Kopf auf dem Tisch. Da genießen wir lieber noch etwas das Meer. Gegen die Kälte versorgen wir uns regelmäßig mit Kaffee, Tee und heißer Schokolade. Der Seegang macht das zwar zu einer echten Herausforderung, doch das heiße Wasser landet auf dem Boden, wenn es nicht den Weg in unsere Tassen findet und nicht auf unseren Händen.

Zurück am Hafen geht jeder seiner Wege. Bevor wir uns auf den Weg zu einer Rest Area machen, müssen wir noch tanken. Der Verbrauch seit dem letzten Tankstopp liegt bei 15,35 Litern. Darüber kann man sich nicht beschweren. Auf dem Platz angekommen, parken wir Koby so, dass er uns zur Not Windschutz gibt. Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, machen wir uns direkt daran unsere Rucksäcke auszuräumen. Dann können wir es nicht mehr abwarten und sichten die heutigen Videos. Da sind richtig gute dabei und wir wissen in diesem: es wird bestimmt nicht leicht die besten für den Blog auszuwählen. Das können wir inzwischen bestätigen.

Im weiteren Verlauf des Abends versuchen wir den Waran zu identifizieren, den wir heute um ein Haar überfahren hätten. Allerdings wird es uns dabei nicht einfach gemacht. Am Ende tippen wir wieder auf einen “Varanus gouldii”. Dieses Mal jedoch einen “Varanus gouldii gouldii” und keinen “Varanus gouldii flavirufus”. In jedem Fall war es der größte Waran, den wir bisher gesichtet haben. Da sind wir uns einig.
Aufgrund eines Schildes, auf das wir morgen im Coffin Bay Nationalpark stoßen werden, können wir jetzt mit relativer Gewissheit verkünden, dass es sich bei dem Waran, aber um einen “Varanus rosenbergi” handelt. Das Bild in unserem Buch hat uns nicht ganz davon überzeugen können, doch das Exemplar, welches auf besagtem Schild gezeigt wird, gleicht unserem bis ins Detail. Der Bestand dieser Art ist in NSW und South Australia als “gefährdet” eingestuft. In Victoria ist der “Heath Monitor”, wie sein englischer Name lautet, bereits so gut wie ausgestorben. Von der Schnauze bis zur Schwanzspitze werden einzelne Exemplare bis zu 1,3 m lang. Von dieser Größe war unser neuer Freund wohl nicht sehr weit entfernt.

Während sich der Tag seinem Ende neigt, bekommen wir einen tollen Sonnenuntergang zu sehen. Cecil schreibt anschließend noch ein wenig am Tagebuch weiter. Sarah hat bereits Zähne geputzt und sich ins Zelt verabschiedet. Als Cecil sich fertig macht, um ihr zu folgen, entdeckt er eine “Blind Snake”. Eine “Prong-snouted Blind Snake” (Anilios bituberculatus), wie er nach der kurzen Begegnung sofort im Buch recherchiert. Erwartungsgemäß orientierungslos bewegt sie sich an Koby vorbei über den Schotter. 

Tiertechnisch bildet dieser Auftritt den Abschluss für einen ziemlich perfekten Tag. Wir hoffen auf süße Träume. Natürlich von Robben und nicht von Schlangen.

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