15.11., Sonntag: Memorial Rest Area - Spaß mit Robben
Um 13:15 Uhr legt unser Boot ab, welches uns zu den Robben bringt, mit denen wir heute schwimmen wollen. Wir sollen bestenfalls bereits eine halbe Stunde zuvor am Hafen sein. Vorher wollen wir noch schnell einkaufen gehen. Da müssen wir uns etwas ranhalten, doch so ist es uns lieber, als dann erst nach der Tour heute Abend noch zu Woolworths zu fahren.
Eine Viertelstunde später wird das Büro aufgeschlossen und wir können eintreten. Auf die Frage, was uns hergeführt hat, antworten wir, dass wir für heute eine Tour zu den Robben gebucht haben. Der Mann uns gegenüber schüttelt den Kopf. Heute morgen wäre ein Boot rausgefahren, aber heute Nachmittag findet keine weitere Tour statt. Wir sind sichtlich überrascht und vor allem verängstigt. Er will wissen, ob wir eine Buchungsbestätigung erhalten hätten. Sarah öffnet die entsprechende Email und dann wird es ziemlich peinlich. Er reicht Sarah ihr Handy zurück und weist uns darauf hin, dass wir beim falschen Anbieter sind. Das Büro unserer Agentur befindet sich ein paar Häuser weiter die Straße am Hafen herunter. Wir entschuldigen uns vielmals für die Störung. Doch der Mann nimmt es typisch australisch sehr gelassen.
Kurz darauf stehen wir im richtigen Laden und checken an einem Tablet ein. Anschließend haben wir noch ein wenig Wartezeit, die wir mit der Nutzung des kostenlosen Wlans verbringen.
Gute 1 ½ Stunden wird die Fahrt zur Robbenkolonie dauern. Als wir unterwegs auf eine Gruppe Delfine stoßen, bemüht sich auch der Rest der Truppe nach draußen. Zumindest für die paar Minuten, in der die Tümmler das Boot umkreisen. Neben einer vierköpfigen Familie sind zwei weitere Pärchen mit an Bord. Insgesamt also eine recht kleine Truppe. Wir können uns gut vorstellen, dass es unter normalen Umständen und in der Hauptsaison deutlich mehr Teilnehmer sind.
Kurz bevor wir die Insel erreichen, auf der sich die Robben erholen,
wenn sie nicht gerade im Meer auf Futtersuche sind, werden wir mit einem
3 mm dicken Neoprenanzug, Flossen, Maske und Schnorchel ausgestattet.
Wir haben es uns gespart unsere eigene Maske und Schnorchel
mitzubringen, um etwas Platz im Rucksack zu sparen. Immerhin bezahlen
wir diesen Service so oder so mit. In einem kleinen Beiboot werden wir
in kleinen Gruppen noch näher an die Insel herangefahren. Wir ergattern
bereits bei der ersten Fahrt einen Platz.
Das Wasser ist
deutlich kälter als erwartet. Es standen auch 7 mm dicke Anzüge zur
Auswahl, doch es wurde uns zu den dünneren geraten, in denen man sich
besser bewegen kann. Wir hätten skeptisch werden müssen, als unser Guide
über ihren Anzug noch eine Weste gezogen hat. Außerdem hat sie noch
eine Haube und Socken angelegt. Wir können die Kälte allerdings gut
ausblenden, als wir die ersten Robben sichten.
Sarah entdeckt
sie als erste. Die Tiere sind wirklich so verspielt und zutraulich, wie
es uns versprochen wurde. In einer Tour umkreisen sie uns, tauchen unter
uns hindurch und vollführen Rückwärtsrollen. Ab und zu geht es auch ein
wenig gemütlicher zu. Durch das geöffnete Maul lassen sie Luft aus der
Lunge und sinken daraufhin auf den Grund. Dort sitzen sie dann und
schauen uns erwartungsvoll mit ihren schwarzen Knopfaugen an. Als
wollten sie uns einladen, sich zu ihnen zu gesellen. Da lässt sich Cecil
natürlich nicht lange bitten. Noch einmal tief Luft holen, dann taucht
er zu den Robben hinunter. Dafür ist der dünnere Anzug definitiv von
Vorteil. Mit einem dickeren Anzug wäre es wohl nochmals deutlich
schwerer gegen den Auftrieb, den dieser erzeugt, anzukommen.
Von
Cecils Taucheinlagen animiert, spielen die Robben regelrecht mit uns.
Wenn wir uns im Wasser drehen, drehen sie sich. Je mehr wir uns bewegen,
desto aktiver reagieren die pelzigen Kerlchen auf uns. Wir verzichten
lediglich darauf an Seegras und Steinen zu knabbern, so wie sie es ab
und zu tun. Wir haben eine wirklich tolle Zeit und nicht selten haben
wir Gruppen von bis zu fünf Robben ganz für uns allein. Aus einer dieser
Gruppen inspizieren zwei besonders neugierige Zeitgenossen die GoPro
aus unmittelbarer Nähe. Sie stupsen sie mit der Nase und eine knabbert
sogar kurz am Gehäuse. Sie sind Cecil so nah, dass dieser sogar einen
kleinen Klaps von einer Flosse erhält. Besser könnte es gar nicht sein.
Es ist wirklich noch schöner, als wir es uns vorgestellt haben. Die
Robben sind so putzig.
Einzig unsere Masken und Schnorchel
bereiten uns ein wenig Probleme. Die Masken beschlagen in einer Tour.
Zwischendurch lassen wir uns aus dem Beiboot sogar nochmals das
Antifog-Spray geben, doch es nützt nichts. Immer wieder müssen wir die
Masken ausspülen, um wieder klare Sicht zu haben. Die Schnorchel könnten
dagegen etwas länger sein. Wir schlucken eine fast ungesunde Menge an
Salzwasser. Das soll uns wohl eine Lehre sein. Nächstes Mal nehmen wir
auf jeden Fall wieder unsere eigene Ausrüstung mit.
Trotzdem
lassen wir uns davon nicht dieses Erlebnis verderben. Während sich der
Rest der Gruppe nach und nach zurück zum Boot bringen lässt, versuchen
wir die Kälte so lange es geht zu ignorieren. Wir wollen diese
Gelegenheit bis zum letzten Moment nutzen. Erst mit der letzten Fahrt
geht es für uns zurück. Es war eine wirklich überragende Erfahrung und
wir sind jetzt schon gespannt auf die Videos. Aber zugegeben: es war
a*kalt.
Zurück auf dem Boot teilen wir uns den Platz in der
kleinen Dusche. Alle anderen sind bereits durch. Doch wir sind sicher,
dass auch unser Guide sich gerne so früh wie möglich unter dem heißen
Wasser aufwärmen würde. Auf der Rückfahrt wird noch ein kleines
Mittagessen aufgetischt. Es gibt Grillhähnchen, Salate und Brot. Wir
hauen ordentlich rein. So schön es auch war, war es auch anstrengend. Da
tut es gut den Speicher wieder etwas auffüllen zu können.
Wir
verbringen erneut die ganze Fahrt auf dem Außendeck. Wir haben keine
Lust darauf uns mit den anderen an die kleinen Tische zu zwängen. Es
wäre wohl sowieso kein Platz mehr für uns. Nach dem Essen haben sich
viele dazu entschieden eine Runde zu schlafen. Teilweise liegen sie auf
den Bänken oder mit dem Kopf auf dem Tisch. Da genießen wir lieber noch
etwas das Meer. Gegen die Kälte versorgen wir uns regelmäßig mit Kaffee,
Tee und heißer Schokolade. Der Seegang macht das zwar zu einer echten
Herausforderung, doch das heiße Wasser landet auf dem Boden, wenn es
nicht den Weg in unsere Tassen findet und nicht auf unseren Händen.
Zurück
am Hafen geht jeder seiner Wege. Bevor wir uns auf den Weg zu einer
Rest Area machen, müssen wir noch tanken. Der Verbrauch seit dem letzten
Tankstopp liegt bei 15,35 Litern. Darüber kann man sich nicht
beschweren. Auf dem Platz angekommen, parken wir Koby so, dass er uns
zur Not Windschutz gibt. Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, machen
wir uns direkt daran unsere Rucksäcke auszuräumen. Dann können wir es
nicht mehr abwarten und sichten die heutigen Videos. Da sind richtig
gute dabei und wir wissen in diesem: es wird bestimmt nicht leicht die
besten für den Blog auszuwählen. Das können wir inzwischen bestätigen.
Im
weiteren Verlauf des Abends versuchen wir den Waran zu identifizieren,
den wir heute um ein Haar überfahren hätten. Allerdings wird es uns
dabei nicht einfach gemacht. Am Ende tippen wir wieder auf einen
“Varanus gouldii”. Dieses Mal jedoch einen “Varanus gouldii gouldii” und
keinen “Varanus gouldii flavirufus”. In jedem Fall war es der größte
Waran, den wir bisher gesichtet haben. Da sind wir uns einig.
Aufgrund
eines Schildes, auf das wir morgen im Coffin Bay Nationalpark stoßen
werden, können wir jetzt mit relativer Gewissheit verkünden, dass es
sich bei dem Waran, aber um einen “Varanus rosenbergi” handelt. Das Bild
in unserem Buch hat uns nicht ganz davon überzeugen können, doch das
Exemplar, welches auf besagtem Schild gezeigt wird, gleicht unserem bis
ins Detail. Der Bestand dieser Art ist in NSW und South Australia als
“gefährdet” eingestuft. In Victoria ist der “Heath Monitor”, wie sein
englischer Name lautet, bereits so gut wie ausgestorben. Von der
Schnauze bis zur Schwanzspitze werden einzelne Exemplare bis zu 1,3 m
lang. Von dieser Größe war unser neuer Freund wohl nicht sehr weit
entfernt.
Während sich der Tag seinem Ende neigt, bekommen wir
einen tollen Sonnenuntergang zu sehen. Cecil schreibt anschließend noch
ein wenig am Tagebuch weiter. Sarah hat bereits Zähne geputzt und sich
ins Zelt verabschiedet. Als Cecil sich fertig macht, um ihr zu folgen,
entdeckt er eine “Blind Snake”. Eine “Prong-snouted Blind Snake”
(Anilios bituberculatus), wie er nach der kurzen Begegnung sofort im
Buch recherchiert. Erwartungsgemäß orientierungslos bewegt sie sich an
Koby vorbei über den Schotter.
Tiertechnisch bildet dieser Auftritt den Abschluss für einen ziemlich perfekten Tag. Wir hoffen auf süße Träume. Natürlich von Robben und nicht von Schlangen.
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