27.09., Sonntag: Serpentine Chalet Bush Camping - So viele Entscheidungen
Unser erstes Ziel für heute sind die “Ochre Pits”, gute 20 km östlich von unserem Camp am “Finke River 2-Mile Camp”. An dieser, für die Aborigines heiligen Stätte, wurde und wird noch immer Ocker für traditionelle Rituale abgebaut. Was den Ort darüber hinaus für Touristen interessant macht, ist das Farbenspiel der verschiedenen Erdschichten. Je nach Eisengehalt erscheint der freigelegte Boden in einem Spektrum zwischen lila, gelb und weiß.
Nachdem wir das Abbaugebiet hinter uns gelassen haben, wird der Track ziemlich langweilig. Wir befinden uns auf dem “Arrernte Bush Track, insgesamt 8 km lang. Außer ein paar Bergen in weiter Ferne, bietet selbst der Horizont keine Highlights. Dazu führt der Weg größtenteils über loses Geröll. Bei jedem Schritt ist das eine ungeheure Anstrengung für die Bänder im Fußgelenk.
Am Ende des Pfades treffen wir auf den “Larapinta Trail”. Wir folgen diesem noch ein kurzes Stück bis in eine Schlucht. Diese kann uns, nach allem was wir bisher gesehen haben, jedoch auch nicht aus den Socken hauen. Vielleicht hatten wir nach den vergangenen Tagen zu hohe Erwartungen. Vielleicht bietet dieser Track aber auch einfach nichts. Wir sind in jedem Fall von unserer heutigen Wanderung enttäuscht.
Zurück bei Koby überlegen wir daher noch einen weiteren Walk anzuhängen. Wir ziehen unseren Reiseführer zu Rate und müssen schnell feststellen: Das wird nicht einfach. Unser Campingplatz, den wir uns für die kommende Nacht ausgesucht haben, liegt noch vor jeglichen weiteren Wanderwegen in den “West McDonnell Ranges”. Sollten wir uns dazu entscheiden diesen Campingplatz zu überspringen, liegen auf dem Weg zum nächsten zwei Wanderungen die zusammen gute 8 km auf die Uhr bringen würden. Irgendwie erscheint uns das dann doch zu viel des Guten, heute nochmal 8 km zu wandern. Etwas enttäuscht machen wir uns daher auf zu unserem ursprünglich geplanten Platz. Zwangsläufig haben wir heute wohl sehr früh “Feierabend”.
Unser Camp für heute trägt den hochtrabenden Namen “Serpentine Chalet Bush Camping”. Das “Serpentine Chalet” selbst war einst ein Touristenmagnet. Doch heute sind nur noch Ruinen übrig. Bis auf 1,2 km kommt man mit dem Auto an diese heran. Der Weg dorthin ist steinig und am Ende wartet ein extrem steiler Abhang. Kurz überlegen wir den verbleibenden Weg mit unseren Kanistern zu wandern. Immerhin soll es dort neben dem alten Gemäuer einen Trinkwassertank geben. Nach einer erneuten Sichtung unserer Vorräte (wir verfügen noch über 13 Liter Trinkwasser), entscheiden wir uns jedoch dagegen. In der “Simpsons Gap”, die wir voraussichtlich bereits Übermorgen erreichen werden, gibt es ebenfalls Trinkwasser. Bis dahin werden wir mit unserem Wasser auskommen.
Wir fahren also zurück, den sehr steilen Hang hinauf, und direkt auf den ersten Stellplatz. Am Eingang informiert uns ein Schild, dass dieser zwischen April und September einem Buchungssystem unterliegt. Sollte allerdings bis 17 Uhr niemand vor Ort sein, darf der Platz auch von spontanen Gästen belegt werden. Es ist erst früh am Nachmittag, doch wir bezweifeln, dass uns der Platz noch streitig gemacht wird.
Nachdem Zelt und Awning im Boden verankert sind (nicht ohne Mühe, da der Boden sehr hart ist), machen wir uns daran die kommenden Tage gedanklich durchzugehen. In der “Simpsons Gap” steht eine 19 km lange Wanderung an. Das allein ist schon ein ordentliches Brett. Doch noch dazu gibt es in der Nähe keinen Campingplatz. Für morgen haben wir bereits den Platz im Visier, der am nächsten liegt. Der befindet sich satte 43 km von der “Simpsons Gap” entfernt. Die einzige Alternative wäre unsere geliebte “Tropic of Capricorn Rest Area”. Um dort hin zu gelangen, müssten wir allerdings durch Alice Springs. Dazu ist es nicht viel näher und Sarah hasst es dort. Damit ist es entschieden, wir fahren die 43 km zurück zum Platz, den wir auch schon morgen aufsuchen.
Morgen legen wir einen Stopp am “Ellery Creek Big Hole” ein, ein permanentes Wasserloch, in dessen Umgebung etliche Wandermöglichkeiten geboten werden.
Es stehen uns somit noch zwei Tage in den “West Macs” bevor. Anschließend nehmen wir auf dem Weg nach Alice Sprigs den “Desert Park” mit. Ein Tierreservat, von dem wir so viel gehört haben (u.a. in dem Buch von Bill Bryson “Down Under”), dass wir es uns einfach angucken müssen. Auch wenn wir keine großen Fans dieser “Zoos” sind.
Im Anschluss haben wir uns gedanklich bereits dazu hinreißen lassen, erneut im “Tourist Park” einzuchecken. Ein letztes Mal ein wenig “Luxus”, bevor es über das Innerste des “Red Centers” nach South Australia geht. Außerdem müssen wir wohl erneut in die Werkstatt. Das EGR-Ventil scheint noch immer Probleme zu machen. Und das obwohl Koby “Fuel Doctor” in den Tank gekriegt hat und wir seitdem, soweit möglich, nur noch “Premium” tanken. All das wird nochmal komplizierter gemacht, da wir es zeitlich so abstimmen müssen, dass wir nicht am kommenden Sonntag abfahren. Die meisten Geschäfte, am wichtigsten “Woolworths”, haben an diesem Tag zu. Wir planen derzeit am Samstag weiter zu fahren. Dann sind die Läden zwar voll aber immerhin offen. Die größte Unsicherheit herrscht bezüglich unseres kommenden Ziels. Wir sind hin- und hergerissen, ob wir “Chambers Pillar” noch anfahren sollen. Diese exponierte Steinsäule ist ausschließlich über eine lange Gravelroad erreichbar. Die letzten 45 km sind noch dazu nur für Allradfahrzeuge freigegeben, da auf dem Weg etliche Sanddünen überquert werden müssen. Bevor wir diese Entscheidung treffen, wollen wir uns das Ganze nochmal im Internet angucken.
Langsam schwirrt uns der Kopf. Im Outback müssen die Trips zwangsläufig gut geplant sein. Man muss nicht einmal selbst im Outback gewesen sein, um das zu wissen. Wenn es dann jedoch wirklich darauf ankommt, ist es immer wieder überraschend wie viele Details man am Ende beachten muss. Für den Moment haben wir einen groben Plan. Soweit so gut. Unsere Gehirne lächzen nach etwas Zerstreuung. Wir sind energielos. Fast schon geben wir uns diesem Impuls hin, da drehen wir nochmal auf.
In einem weiteren, verzweifelten Versuch wechselt Cecil erneut das EGR-Ventil. Natürlich werden in diesem Zuge auch erneut alle erreichbaren Stellen gereinigt. Anschließend landen unsere letzten 10 Liter Trinkwasser aus dem Kanister in handlichen 2-Liter-Flaschen. Koby bekommt ebenfalls etwas Nachschub. Der 10- und der 5-Liter-Kanister landen im Tank. Immer eine ganz schöne Aktion, die Kanister aus dem Kofferraum zu kriegen. Ebenfalls eine Baustelle, die wir bereits in naher Zukunft angehen werden. Hier im Outback müssen die Benzinkanister besser erreichbar sein.
Für heute stellen wir die Arbeit ein. Sarah spannt die Hängematte auf. Wir befinden uns an einem der seltenen Plätze, der sowohl zwei passende Bäume bietet, als auch genug Schatten. Diese Gelegenheit lässt sie sich nicht entgehen. Cecil schreibt am Tagebuch weiter. Einziger Störfaktor: Die Massen von Fliegen. Man braucht nur einmal mit der Hand zu wedeln. Das prasselnde Geräusch der etlichen Fliegen, die man während der Bewegung wegschlägt, ist so faszinierend wie beängstigend. Die Viecher sind eine biblische Plage.
Um 18:30 Uhr ist es bereits annähernd dunkel. Die Fliegen sind allerdings weiterhin aktiv. Dabei haben wir solchen Hunger. Nachdem wir das Awning eingepackt haben, wagen wir es. Die Aktion geht überraschend glatt. Noch während wir essen, werden es immer weniger der Plagegeister.
Zu unser Überraschung werden die Fliegen nicht direkt von den Mücken abgelöst. Trotzdem haben wir genug von der Natur für heute. Oben im Zelt sind wir einigermaßen vor Wind, Wetter und Insekten geschützt. Ganze drei Folgen “Haus des Geldes” Staffel 4 ziehen wir uns am Stück rein. Ganz schön spannend. Kurz vor 22 Uhr siegt die Vernunft, die Schlaf über eine weitere Folge stellt, und wir gehen schlafen.
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