22.08., Samstag: Malabanjbanjdju Camping Area - Achterbahn der Gefühle

Wir schaffen es erst gegen 7 Uhr aus dem Bett. Ursprünglich hatten wir geplant gleich morgens vom Campingplatz zum “Cahill's Crossing” zu laufen. Da der Platz bis 10 Uhr geräumt sein muss, planen wir etwas um. Erst frühstücken, dann alles einpacken und kurz unter die Dusche springen. Anschließend machen wir uns mit Koby auf den Weg zum Fluss. 
 
Das müssen sie wohl mal aktualisieren. Das ist die neue Realität...

 
Am Parkplatz stehen nur zwei Autos und auch auf der Aussichtsplattform ist nicht viel los. Cecil findet aber keinen geeigneten Startplatz für die Drohne. Kurzerhand geht er etwas weiter flussaufwärts zu einer Bootsrampe, die wir gestern entdeckt haben. Hier kann Alli von einem Picknicktisch abheben und Cecil bleibt zudem ungesehen. Vielleicht ist das Permit mittlerweile angekommen, doch in der Hand hat er bisher noch nichts. Sarah meint später, dass kaum jemand außer ihr die Drohne überhaupt gesehen hat. Sie ist am Aussichtspunkt geplieben und hat Fotos geschossen.
 





Während Alli über dem Wasser bei der Aussichtsplattform schwebt, bemerkt Cecil ein Krokodil nur wenige Meter von der Bootsrampe entfernt. Schnell holt er die Drohne zu sich zurück und kann dann das Krokodil aus nächster Nähe filmen, während es einen dicken Fisch frisst. Eine super Aufnahme und Cecil freut sich noch lange über diesen glücklichen Zufall. 
 

 
Auf dem Weg nach Jabiru leuchtet erneut die “Check Engine”-Lampe auf. Ein ewiges hin und her mit diesem Teil. Doch die allgemein gute Laune kann das jetzt erstmal nicht trüben. Wir erreichen den Ort am frühen Mittag und gehen zunächst in den Supermarkt. Das Obst ist hier fast doppelt so teuer, doch die Preise für alles andere sind nur leicht erhöht. Wir gönnen uns Eier, Feta und neues Mückenspray.
Am Parkplatz haben wir sogar Empfang. Wir finden einen kleinen Platz auf einer Wiese und legen los. Sarah postet fleißig unsere Tagebucheinträge. Eine persönliche Nachricht geht noch an die Familie heraus: Unsere Verlobung wird bekanntgegeben. Cecil ist hauptsächlich damit beschäftigt Nachrichten bezüglich der Untermiete zu schreiben.  
Gegen Ende unserer Internetsession werfen wir in gewohnter Manier einen Blick in die Nachrichten. Besser gesagt suchen wir gezielt nach Neuigkeiten bezüglich der Grenze von Western Australia. Heute hätten wir das wohl besser nicht getan. Die Lockerungen der Restriktionen, “Phase 5”, erfolgt nun nicht mehr am 29.08., sondern frühestens am 24.10.2020. Ein herber Rückschlag (für uns). Für einen kurzen Moment herrscht fassungslose Stille. Doch wir reißen uns schnell wieder zusammen und reagieren stattdessen mit Galgenhumor. Damit ist uns immerhin die Entscheidung abgenommen, ob wir zuvor noch South Australia erkunden. Direkt beantragen wir unsere Genehmigung für die Einreise nach SA. Wir geben unsere persönlichen Daten an und beantworten die typischen Fragen über die Aufenthaltsorte in der Vergangenheit. Umgehend erhalten wir eine Email mit dem entsprechenden “Border Pass”. 
An der Tankstelle gibt uns der Verbrauch wenigstens nicht weiteren Grund zur Sorge. Mit 15,8 Litern auf 100 km liegen wir über dem Durchschnitt. Allerdings ist der Wert noch nicht alarmierend hoch. Noch ein Eis und die Welt sieht schon wieder ein Stückchen freundlicher aus. Als wir uns wieder auf den Weg machen, geht sogar die “Check Engine”-Lampe wieder aus. Es bleibt spannend. 
Am Visitor-Center angekommen, stehen wir vor verschlossenen Türen. Wir bekommen daher auch hier keine weiteren Infos über den Park. Außerdem wollten wir eine Erlaubnis beantragen, um in die “Koolpin Gorge” fahren zu dürfen und uns nach dem Boot erkundigen, welches zu den “Twin Falls” fährt. Doch daraus wird ganz offensichtlich nichts. Wir versuchen es positiv zu sehen. Dadurch haben wir heute noch genügend Zeit für eine weitere Wanderung. 
 
Der “Nourlangie Rock” ist Ausgangspunkt für den “Anbangbang Billabong” Rundwanderweg. Ein gut 3 km langer Pfad, der um eine Wasserstelle am Fuße des “Nourlangie Rock” führt. Wir stoßen unterwegs auf Wallabies, red-tailed black cockatoos (deutsch: Rotschwanz-Rabenkakadus und einen Blauflügel Kookaburra. Krokodile und Büffel, die es zumindest den Warnschildern nach auch in dieser Gegend geben soll, sehen wir (leider) nicht. 
 


Rotschwanz-Rabenkakadu (Red-tailed black cockatoo)

Haubenliest (Blue-winged kookaburra)

 
Vom Parkplatz aus machen wir uns gleich noch auf den kurzen Weg zum “Narwulandja Lookout”. Überraschend steil geht es einen Felsen hinauf. Doch die Aussicht, die wir von oben genießen, ist die Mühen durchaus wert. Fast endlos kann man den Blick über die Ebenen und Hochplateaus schweifen lassen. Natürlich zeigt sich von hier auch nochmals der “Nourlangie Rock” von seiner besten Seite.
 
 


 
Nach diesen zwei schönen Wanderungen reicht es uns für heute. Wir entscheiden uns gegen den ursprünglich geplanten Campingplatz am “Sandy Billabong”, da man diesen nur über einen 4WD-Track erreichen kann. Für heute erscheint uns das zu anstrengend. Zudem haben wir auf dem Weg hierher einen Platz passiert, der nicht so schlecht aussah. Knappe 20 km fahren wir dafür zurück und erreichen den “Malabanjbanjdju Campingground”. Bisher ist nur ein weiteres Fahrzeug da. Es ist trotzdem nicht einfach einen Platz mit ausreichend Sonne für das Panel zu finden. Wir lassen daher das Zelt zunächst eingepackt, um ggf. nochmal umzuparken, sollte die Sonne an einer anderen Stelle durch die dichten Baumkronen brechen.
Normalerweise müssen auf diesem Campground 6$/Person entrichtet werden. Die Bezahlung erfolgt, wie so oft, an einem Selbstregistrierungsstand. Wir finden in der entsprechenden Box jedoch keine Umschläge. Dieses Mal können wir wohl kostenlos campen. Da sagt man natürlich nicht nein. 
Im Gegensatz zum Panel suchen wir uns einen Platz im Schatten. Sarah strickt und Cecil sichtet das Material der Dashcam. Die 3-minütigen Clips beanspruchen jeweils gute 500 MB. Die mitgelieferte Karte kann somit maximal acht Clips speichern. Das müssen wir dringend ändern. Immerhin haben wir noch passende Karten dabei. Nur sind diese aktuell belegt. In jedem Fall brauchen wir dazu den Laptop und ein ruhigen Moment. Bis dahin behelfen wir uns damit täglich die Videos der Dashcam aufs Tablet zu verschieben. Zwischendurch werden wir immer wieder vom Solarpanel unterbrochen. Die Sonne wandert gegen Abend schnell und wir sind daher mal wieder dauernd damit beschäftigt, das Panel zu verrücken. 
 

 
Nach dem Abendessen planen wir bereits für die Zeit nach dem Kakadu NP. Zwar bleiben uns noch ein paar Tage hier im Park, doch eine gute Planung ist essentiell. Vor allem wenn Reparaturen fällig sind. Immerhin ist unser Koby gleichzeitig unser zu Hause. Den Wagen einfach mal über Nacht oder sogar mehrere Tage in einer Werkstatt abgeben, ist also nicht drin. Nach unserem Tag im Stadtverkehr von Darwin haben wir entschieden endlich die Blinkanlage von einem Profi begutachten zu lassen. Zudem steht der “10k-Check” an. Alle 10.000 km wird das Öl und die Luftfilter gewechselt. Dazu wird Koby zumindest optisch auf Schäden gecheckt. Wenn wir wieder in Katherine sind, haben wir gute 8.000 km seit der letzten Prüfung in Glenn Innes (NSW) zurückgelegt. Damit fehlt uns noch ein Stück um die nächsten 10.000 vollzumachen. Doch in Katherine waren wir mit der Werkstatt, die unsere hinteren Federn ausgetauscht hat, sehr zufrieden. Gerne würden wir den Check dort machen lassen. In jedem Fall sollen die Jungs dort mal einen Blick auf die Elektrik werfen.
Nach ein wenig Recherche entscheiden wir zudem noch den “Judbarra NP” und den “Keep River NP” mitzunehmen, bevor wir uns auf den Weg in Richtung Süden machen. Beide Nationalparks liegen westlich von Katherine, direkt an der Grenze zu Western Australia. Der Grenzübergang bleibt uns zwar verwehrt, doch wer weiß, ob wir noch nach WA kommen und dann auch noch Zeit haben diese beiden Parks später zu erkunden. Daher nehmen wir diesen Weg lieber jetzt in Kauf. Jetzt haben wir die Zeit. 
Unter dem Mückennetz macht sich Sarah an die Fotos für den Blog und Cecil hält den heutigen Tag in Stichpunkten fest. Die ganz kleinen Viecher kommen durch die engen Maschen hindurch. Die Mücken allerdings bleiben draußen. Trotzdem ist es schwer sich zu konzentrieren. Eine große Gruppe junger Leute hat nur wenige Meter von uns entfernt ihr Lager aufgeschlagen. Um es kurz zu machen: Sie sind sehr laut. 
Cecil kapituliert als erster vor dem Lärm und den mikroskopischen Käfern. Sarah schließt sich aber direkt an. Leider hilft das nicht wirklich. Einige der Käfer haben bereits ihren Weg ins Zelt gefunden und der Stoff hält naturgemäß nur wenig Krach ab. Wir lesen beide noch ein wenig und versuchen dann gegen 21 Uhr einzuschlafen. 
Plötzlich schrecken wir beide aus unserem leichten Schlaf. Sehr nah an unserem Zelt läuft jemand herum. Es ist 23 Uhr. Kommt da jemand und will schauen, ob man bei uns was klauen kann? Oder will er uns oder Koby an den Kragen? Wir sind hellwach. 
Das Ganze entspannt sich etwas, als wir im Dunkeln ein Dachzelt erkennen. Dazu eine männliche und eine weibliche Stimme, die sich lautstark auf Französisch unterhalten. Offensichtlich handelt es sich nur um ein Camper-Pärchen, die anscheinend keinerlei Anstand haben. Ihr Auto steht ungelogen keine 3 Meter von unserem entfernt und der Campingplatz ist ansonsten fast leer. Cecil würde am liebsten jetzt schon etwas hartes rüberwerfen. Es wird allerdings noch viel schlimmer. Die beiden quatschen gefühlt noch eine Ewigkeit und korpulieren anschließend lautstark. Davon kriegt Sarah schon nichts mehr mit. Ausnahmsweise ist sie vor Cecil wieder eingeschlafen. Die Glückliche.

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