21.08., Freitag: Merl Campground - Wandern bei 38°C

Heute morgen können wir noch aus dem Bett heraus einen schönen Sonnenaufgang beobachten. In solchen Momenten lieben wir unser Dachzelt. 

 

Beim Frühstück werden wir aus der Ferne von einem Känguru begrüßt. Dieser Tag beginnt genau nach unserem Geschmack. 

Heute will Cecil das Einpacken vom Zelt mit der GoPro in einem Zeitraffer-Video festhalten. Damit dieses besonders gut wird, sollte besser jeder Handgriff sitzen. Doch gleich zu Beginn stoßen wir auf eine ungeahnte Herausforderung. Zwischen dem Zelt und dem Regenschutz haben sich dutzende der kleinen Frösche eingenistet. Diese kleinen Kerlchen mögen wohl unseren Koby. 
Am Ende brauchen wir, statt der üblichen rund 15 Minuten, fast eine Stunde, um das Zelt einzupacken. Das Video ist wohl für die Tonne. Man kommt an die Frösche nur sehr schwer heran und die flüchten natürlich teils panisch vor uns. Dabei wollen wir sie doch nur retten. Sarah muss sogar aufs Dach klettern. Cecil treibt die Hüpfer dann mittels einer Stange in ihre Hände. Die sie dann versucht herunter zu setzen. Doch die springen teilweise panisch weg und pinkeln sie dabei an und klatschen dann unsanft aufs Solarpanel oder wenn es schlecht läuft auf den weitentfernten Boden. Bestimmt 30 Frösche sammeln wir vom Zelt. Zudem steht die Sonne bereits hoch und es wird heißer und heißer. Als wir Abfahrt bereit sind, entdeckt Sarah auf dem Autodach unter dem Zelt weitere Frösche. Einige können wir noch retten, die anderen werden wohl zwangsläufig umgesiedelt. Wir müssen jetzt endlich mal loskommen.
 


 

 
Bevor wir uns endlich auf den Weg machen, bringen wir unsere neue Dashcam an. Mit dieser kleinen Kamera hinter der Windschutzscheibe wird zukünftig hoffetlich alles festgehalten, was sich vor uns auf der Straße abspielt. Nur wenige Minuten darauf, kreuzen in einiger Entfernung Kängurus die Gravelroad. Wir sind schon gespannt, wie viel man davon auf dem Video erkennt. Auf der anderen Seite bleibt die “Check Engine”-Lampe zunächst an. Die intensive Reinigung hat wohl nicht den erhofften Effekt gehabt. 
 
Nur einige Kilometer weiter starten wir zu unserer ersten Wanderung des Tages. Ein 3 km langer Rundwanderweg führt uns durch die “Mamukala Wetlands”. Es geht durch recht unspektakuläre und tot wirkende Savanne. Wir haben erwartet durch ein Feuchtgebiet zu wandern, wie es der Name vermuten lässt. Tatsächlich öffnet sich die dichte Baumreihe, die den ganzen Weg über zwischen uns und dem See steht, nur ein einzigen Mal. Hier haben wir endlich freien Blick auf die hunderten, eher tausenden Vögel am Ufer. Hier machen wir uns einen Spaß draus, die Tiere zu erschrecken und damit einen außergewöhnlichen Anblick auszulösen: Die Tausende Tiere fliegen gleichzeitig los.
 




 



  
Zum Ende der Wanderung können wir von einer Art Aussichtsplattform nochmal auf den See und seine sumpfigen Ausläufer schauen. Über dem Wasser kreisen Falken, die ab und zu auf die Vögel auf der Oberfläche herunterstoßen. Aus welchen Grund können wir nicht erkennen. Es sind keine Jungvögel oder sonstige potentielle Beute zu sehen. An anderen Stellen sitzen sogar Falken und Wasservögel nebeneinander. Eine Beobachtung, die uns bis heute ein Rätsel ist.
 


 

Unterwegs zum “Cahill's Crossing” hören wir den entsprechenden Podcast zu dieser Sektion des Parks. Zur Verfügung gestellt wird dieser von der “Kakadu Visitor Guide”-App. Neben dem Podcast, der ehrlich gesagt höchstens dazu taugt, die meist kurzen Fahrzeiten zu überbrücken, bietet diese App einiges an Kartenmaterial sowie Informationen zu Pflanzen und Tieren.
Der Parkplatz am “Cahill's Crossing” ist recht voll. Wie immer sind wir wenig erfreut darüber, wohl gleich auf eine Menge Menschen zu treffen. Doch das “Cahill's Crossing” ist bekannt für ein ganz besonderes Schauspiel der Natur. Die betonierte Furt, über die man bei Ebbe den “East Alligator River” überqueren kann, wird bei Flut der ultimative Hotspot für Krokodile.  
Als wir die Aussichtsplattform erreichen und nur mit Glück einen Platz am Geländer ergattern können, zählen wir auf den ersten Blick gut 20 Krokodile. Ein unglaubliches Erlebnis, die wilden und durchaus tödlichen Jäger aus unmittelbarer Nähe zu sehen.
Mit ausgestreckten Vorderbeinen schweben die riesigen Kreaturen (das Größte schätzen wir auf gute 3,5 m) förmlich auf der Wasseroberfläche. Diese, zugegeben eher komisch wirkende, Pose nehmen die Krokodile während der Jagd ein. Vermutlich stabilisieren sie sich so im Wasser. Mit geöffnetem Maul positionieren sie sich so teils direkt an der Betonfurt. Die Flut drückt das Wasser mit einer solchen Kraft in den Fluss, dass die Fische der Strömung hilflos ausgeliefert sind. Der ein oder andere landet zwangsläufig direkt im Schlund eines Krokos. Ein faszinierendes Schauspiel, welchem wir noch dazu zufällig beiwohnen können. Zwar gibt es an mehren Stellen im Park eine kleine Broschüre mit einer Gezeitentabelle, wir konnten jedoch bisher noch keine ergattern. Es war reiner Zufall, dass wir ausgerechnet zur Flut hier angekommen sind. Was für ein Glück!
 



 

 

Da wir vorhaben in der Nähe zu campen, will Cecil gleich morgen früh erneut zum “Cahill's Crossing” fahren und einen Flug mit der Drohne wagen. Zu diesem Zweck wollen wir zuvor im “Border Store” eine der Gezeitentabellen einsammeln. Leider hat der Laden geschlossen. Wir wollen es morgen trotzdem probieren. Ein paar Krokodile werden hier sicher auch bei Ebbe zu sichten sein. 
 
Wir fahren zu unserem nächsten Ziel und siehe da, die “Check Engine”-Lampe geht aus. Hat sich der Aufwand etwa doch gelohnt? Für heute steht noch der “Barededjilidji Walk” auf dem Programm. Von diesem zweigt auf halber Strecke ein weiterer, 6,5 km langer, Rundwanderweg ab. Die Sonne hat mittlerweile ihren höchsten Stand erreicht und die Temperatur ist dementsprechend hoch. Es sind locker um die 38°C im Schatten. Sicherheitshalber nehmen wir daher ganze 2 Liter Wasser mit. 
Der Weg führt uns durch eigenwillige Felsformationen. In ihrer Form gleichen sie am ehesten einem Stapel Pancakes. In einer Höhle entdecken wir uralte Aborigine-Felsmalereien. Am Abzweig angelangt gehen wir tief in uns. Dem Schild nach soll man für den Weg 4 Stunden einplanen. Sollte es wirklich so lange dauern, würden wir erst gegen 18:30 Uhr auf dem Campingplatz ankommen. Gegen 19 Uhr ist es meistens bereits stockdunkel. Zudem ist es so heiß, dass uns die wenigen Kilometer bis hierher schon ziemlich geplättet haben. Es fällt uns nicht leicht, doch diesen Weg müssen wir heute weglassen. 
 

 

Alternativ wollen wir den “Manngarre Rainforest Walk” angehen, der vom Parkplatz am “Cahill's Crossing” startet. Der ist deutlich kürzer und verläuft größtenteils durch den Wald, der uns vor der Sonne schützen wird. Diese Entscheidung erweist sich bereits sehr früh als goldrichtig. Gleich hinter der ersten Biegung stoßen wir auf ein Krokodil, welches sich nur wenige Meter von uns entfernt am Ufer ausruht. Es liegt einfach nur da. Das Maul weit geöffnet und die Augen geschlossen. Sarah denkt daher zunächst, dass das Tier tot sei. Bis es plötzlich das Maul schließt und uns verschlafen entgegenblinzelt. Wir stehen keine 5 Meter entfernt. Ein wahrer Gänsehautmoment.
 


Danach ist der Pfad leider nicht mehr so spannend. Ab und zu schwimmt neben uns im Fluss ein Krokodil vorbei, ansonsten gibt es keine Highlights. Sogar ein mysteriöser Nebenpfad, der aus kulturellen Gründen nur Frauen vorbehalten ist und den Sarah erst nach ein bisschen Überredung und mit einem Stock bewaffnet (um die Spinnennetze unterwegs zu entfernen), widerwillig angeht, erweist sich als eher langweilig. Der Feigenbaum, der dort zu bewundern ist, ist unseren Reiseführer nach “riesig”. Sarah wäre er fast nicht aufgefallen. Auf dem Rückweg halten wir noch einmal kurz beim Krokodil am Ufer. Dieses Mal traut sich auch Sarah ein Stück näher heran und schießt ein paar Fotos.
Unser Campingplatz für die Nacht liegt nur wenige Meter entfernt. Mangels Alternativen müssen wir hier unser Lager aufschlagen. Stolze 15$ kostet das Vergnügen pro Person. Immerhin erwartet uns dafür eine Dusche. Diese Tatsache und das unterwegs die “Check Enginge”-Lampe ausgegangen ist, stimmt uns milde. 
Sarah sucht nach einem Ort, an dem wir die Gebühren entrichten können. Normalerweise befindet sich eine Selbstregistrierungsbox an einer zentralen Stelle. Hier jedoch muss beim “Manager” bezahlt werden. Allerdings lässt sich kein Hinweis darauf finden, wo man diesen mysteriösen Manager antrifft. Mit ein wenig Glück stehen wir die Nacht hier kostenlos.
Kurz darauf findet der Manager uns. Er kommt auf einem Fahrrad angeradelt und kassiert ab. Einen heißen Tipp gibt er uns dann noch: Wir sollten vor 20 Uhr duschen gehen. Und nicht etwa, weil es danach voll wird oder kein heißes Wasser mehr da ist. Sondern weil im Dachstuhl des Toilettenblocks eine Wasser-Python haust. Die kommt gerne zum Trinken in die Duschen hinunter. Vor 20 Uhr hat er sie allerdings noch nie gesichtet. Dieser Rat löst bei uns gemischte Gefühle aus. Wie cool wäre es eine Wasser-Python zu sichten. Aber will man das, wenn man gerade unter der Dusche steht? 
 
Nach dem Zeltaufbau kämpfen wir erneut mit unseren transportierten Fröschen herum. Wir wollen nicht, dass sich das Spektakel von heute morgen wiederholt. Bis auf einen widerspenstigen Gefährten können wir alle in die Freiheit entlassen. Der letzte wird wohl unser neues Haustier...
 

 
Nachdem Sarah ein wenig gestrickt hat, absolviert sie ihr fast tägliches Sportprogramm. Im Anschluss geht es ab unter die Dusche. Wie immer eine wahre Wohltat. Cecil bereitet in der Zeit das Abendessen vor. Wäre er mal lieber auch gleich unter die Dusche gehüpft. Allerdings ist es nicht die Schlange, die ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Es sind die anderen Camper. Alle Duschen sind belegt und es herrscht eine wahre Sauna-Atmosphäre. Gezwungenermaßen muss Cecil dann wohl später mit der Python duschen. 
Bei einem lauwarmen Getränk gehen wir erneut den Plan für die kommenden Tage durch. Wir realisieren, dass wir wohl mindestens noch gute 6 Tage hier im Kakadu NP verbringen werden. Für einen solchen Zeitraum haben wir nicht eingekauft, doch mit unseren restlichen Vorräten sollten wir die Tage überbrücken können. Vielleicht geht ein wenig die Abwechslung verloren (wir haben vor kurzem bei einem Sonderangebot für Tütensuppen zugeschlagen), aber hier im Nationalpark sind die Preise bestimmt saftig, falls überhaupt Läden geöffnet haben. Lediglich Äpfel und Eier wollen wir gern nachkaufen. 
Es ist fast 21 Uhr. Cecil wagt es trotzdem noch unter die Dusche. Das erhoffte Vergnügen wird es allerdings nicht. Gleich zu Beginn landet ein großer Spritzer Duschgel direkt im linken Auge. Eine Wasser-Python ist im Grunde harmlos, doch wenn man kaum etwas sehen kann, spielt der Kopf einfach verrückt. 
Sauber, aber nicht gerade entspannt, geht es ab ins Bett. 

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