27.08., Donnerstag: Gravel Pit bei Katherine - Die Auferstehung des linken Blinkers
Der Wind hat zum Glück über Nacht nachgelassen. Trotzdem haben wir das Bedürfnis noch etwas länger liegen zu bleiben. Um kurz nach 9 Uhr sind wir auf dem Weg nach Katherine. Damit Koby in der Werkstatt einen guten Eindruck macht, halten wir als Erstes bei der Waschanlage. Für schmale 4$ können wir den gröbsten Dreck loswerden. Eine intensivere Wäsche macht für uns keinen Sinn. Schon bald sind wir wieder auf Gravelroads unterwegs.
Bei der Werkstatt angekommen, erklärt Cecil unser Anliegen. Eigentlich ist Elektrik nicht ihr Fachgebiet, aber uns wird trotzdem ein Mechaniker geschickt. Zu unserer Freude kommt uns ein bekanntes Gesicht entgegen. Es ist der Mechaniker, der sich bereits um unsere Federung gekümmert hat. Überraschenderweise kann er sich auch noch an uns erinnern. Nochmal erläutert Cecil kurz das Problem mit unserem linken Blinker. Anstatt sich den Blinkhebel oder die Sicherungen unter der Motorhaube anzusehen, geht er zielstrebig hinter das Auto und widmet sich dem wilden Kabelsalat, der dort herumhängt. Wir glaubten bisher, dabei handele es sich lediglich um Stecker, die genutzt werden, wenn man einen Caravan anhängt. Doch siehe da: Nach wenigen Versuchen funktioniert der Blinker auf beiden Seiten einwandfrei. Wir sind beeindruckt. Leider kann er uns bei der defekten Armaturenbeleuchtung nicht helfen. Er meint aber wir sollten es einfach mit einer neuen Sicherung probieren. Vielleicht hat sich das Problem mit gelöst und hing ebenfalls mit der schlechten Verkabelung am Heck zusammen.
Als Letztes erzählen wir ihm vom Klappern und Kratzen am Rad vorne links. Wieder verschwindet er kurzerhand unter Koby. Er kann nichts Gravierendes entdecken. Vielleicht hilft es, wenn die Spur kontrolliert und neu eingestellt wird. Da wir hier bisher immer gut beraten wurden, überlegen wir nicht lange und wollen das machen lassen. Wir können Koby sofort da lassen. Das Ganze soll zwischen 30 Minuten und 2 Stunden dauern. Je nachdem wie stark die Spur verstellt ist. Zu unserer Freude können wir sogar unsere Batterie zum Laden hier lassen.
Während wir auf Koby warten, wollen wir die Zeit im Wlan vom i-Site nutzen. Auf dem Weg dorthin klappern wir zwei Läden ab. Sarah möchte endlich einen coolen Cowboy-Hut kaufen. Leider sind alle die wir finden aus Känguru-Leder gefertigt. Das kann und will sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Obwohl sie ihr wirklich gut stehen. Vielleicht wird sie in Alice Springs fündig.
Im Wlan holen wir uns Informationen über den “Keep River NP” und den “Judbarra/Gregory NP”. Über den “Buchanan Highway” könnten wir im Anschluss in Richtung Tennant Creek fahren. Da es sich bei diesem “Highway” jedoch um eine Gravelroad handelt, die durchaus ihre Tücken haben soll, versuchen wir auch darüber ein paar Details herauszufinden, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg.
Wie immer erfolgt dann noch der obligatorische Blick auf die News zur Grenze von Western Australia. Leider ist alles noch beim Alten. Cecil findet zudem heraus, dass man ebenso 14 Tage in Quarantäne muss, wenn man nach Tasmanien einreist. Wir dachten, dass deren Grenze bereits geöffnet wurde. Zum Glück haben wir noch das “Red Center” und dann ganz South Australia vor uns. Wir müssen es wohl keinesfalls überstürzen, da unsere Möglichkeiten im Anschluss offensichtlich nicht sehr zahlreich sind. Vielleicht müssen wir doch noch versuchen länger zu bleiben, wenn wir unseren Traum von Western Australia noch verwirklichen wollen. Doch eins nach dem anderen und erstmal abwarten, ob es überhaupt irgendwann wieder einen Grund zur Hoffnung gibt.
Sarah lädt derweil die dritte Staffel Dark über Netflix auf das Tablet. Cecil startet einen weiteren Versuch ein neues EGR-Ventil im Internet zu kaufen. Bei eBay ist er vor wenigen Tagen auf ein Angebot für nur 50$ gestoßen. Aber wohin sollen wir es schicken lassen. Die australische Post bietet dafür einen Service an, Pakete an eine Filiale senden zu lassen. Das wollen wir probieren. Ein entsprechender Account bei der Post ist recht problemlos angelegt. Ebay macht da schon mehr Probleme. Cecil gibt die Lieferadresse genau so ein, wie es ein kurzes Info-Video der Post vorgibt. Ebay kennt diese Adresse jedoch nicht und schlägt eine alternative Anschrift vor. Da diese die selben Informationen enthält, stimmt Cecil der Änderung zu. Im folgenden Fenster moniert eBay dann aber, dass die eingegebene Adresse zu lang ist. Wenn man den Änderungsvorschlag allerdings nicht akzeptiert und mit der selbst eingegebenen Adresse fortfahren möchte, wird dieses ebenfalls verweigert. Es ist zum verrückt werden. Gestresst gibt Cecil auf. Neuer Plan ist das Ventil mit einer Flaschenbürste zu reinigen. Ein verzweifelter Plan, zugegeben.
Der Anruf, dass Koby fertig zur Abholung ist, haben wir bereits um 11 Uhr erhalten. Die Neuausrichtung der Räder kostet uns 95$. Die Preise hier sind wirklich mehr als human. Die Batterie können wir noch über Nacht hierlassen. Morgen sollte sie dann voll geladen sein.
Bei “AutoPro” kaufen wir ein paar neue Sicherungen und ein 5m-Verlängerungskabel für das Solarpanel. In letzter Zeit hat das ständige Unstellen sehr genervt. Wir hoffen, dass hat sich damit erledigt oder zumindest wird es wesentlich verringert. Außerdem können wir theoretisch ab sofort im Schatten parken und das Panel etwas weiter entfernt in die Sonne stellen. An der Kasse kriegen wir zudem überraschend einen Rabatt und das Kabel kostet uns nur noch 47$. Diese Investition wird sich ganz bestimmt schnell auszahlen.
Letzte Station in Katherine ist Woolworths. Neben ein paar Lebensmitteln für das morgige Frühstück brauchen wir dringend ein kaltes Getränk. Da es in den Supermärkten normalerweise nur Brausen und Energydrinks in kleinen Flaschen aus dem Kühlschrank gibt, haben wir uns einen kleinen Trick einfallen lassen. Jeder wählt ein Getränk seiner Wahl und in einem unbeobachteten Moment packen wir die Flaschen in eines der Tiefkühlfächer. Empfehlenswert ist es dabei ein Fach auszuwählen, aus dem selten etwas genommen wird. Unsere Flaschen landen heute beim Rosenkohl ;) Dann verlassen wir den Markt wieder und betreten den Kiosk gegenüber. Sarah guckt erneut nach Hüten. Das richtige Modell haben sie aber leider nicht in der passenden Größe.
Wieder bei Woolworths kaufen wir Bagel, Avocado, Frischkäse und Ei. Fast schon hatten wir uns zuvor darauf geeinigt in einem Café zu frühstücken. Doch nach einem Blick auf die Karte, haben wir festgestellt, dass wir einen Frühstücks-Bagel auch locker selber machen können, noch dazu deutlich günstiger. Dazu gönnen wir uns etwas frisches Obst und einem tollen Frühstück steht nichts mehr im Wege. Wir holen unsere Getränke aus dem Gemüse und ab geht's zur Kasse.
Hier gibt es kleinere Probleme. Die Pistazien und die Bagel sind nicht rabattiert, so wie es im Laden angegeben war. Ein Mitarbeiter kommt uns zur Hilfe, doch kann nicht weg um die Preise zu checken. Sarah geht kurzerhand los und macht Fotos mit dem Handy. Immerhin geht es in beiden Fällen um gute 25% Preisnachlass und bei den Pistazien werden normalerweise 11$ fällig. Die Bagel waren laut dem Schild nur gestern zum Sonderpreis angeboten worden. Bei den Pistazien handelte es sich um einen klassischen Fehler im System. Da wir für beides nichts können (hätten sie das Schild halt wieder auswechseln müssen), kriegen wir am Ende beides für den günstigeren Preis. Wir sind fast fertg. Fehlt nur der “Ooshie”. Kleine Figuren, die aktuell bei Woolworths verteilt werden. (Einen pro 30$, zusätzlich gibt es für bestimmte Marken noch welche.) Wieder müssen wir auf einen Mitarbeiter warten, aber Sarah will das Teil unbedingt haben. Dann können wir endlich unsere eisgekühlten Getränke genießen. Eine wahre Wohltat.
Auf dem Weg zu unserem Stammplatz müssen wir feststellen, dass Koby weiterhin leicht nach links zieht. Wir haben uns bereits daran gewöhnt und auch Koby scheint damit klarzukommen. Also kümmern wir uns darum wohl, wenn überhaupt, vor dem Verkauf. Das könnte allerdings teuer werden...
Am Platz angekommen, entscheiden wir uns spontan gegen unseren üblichen Stellplatz. Wir brauchen heute keine Sonne mehr für die Batterie. Die Gelegenheit mal die anderen Plätze auf dem großen Gelände abzuchecken. Wir finden ein schattige Plätzchen und bauen das Zelt auf.
Nachdem wir ein wenig entspannt haben, widmet sich Sarah ihrem Sport und Cecil sich dem EGR-Ventil. Ein letzter verzweifelter Versuch mit den Flaschenbürsten auch noch den letzten Dreck herauszukriegen steht an. Ob die Aktion von Erfolg gekrönt wird, sehen wir wie immer erst morgen, wenn wir wieder unterwegs sind. Noch schnell die defekte Sicherung ersetzen und tatsächlich funktioniert die Beleuchtung des Armaturenbretts wieder. Dafür sind andere Birnen ausgefallen. Das ist jedoch kein Problem. Der Ausbau geht leicht von der Hand. Morgen kommen wir erneut durch Katherine und können Ersatz besorgen.
Am Abend drehen sich unsere Gedanken um das Problem mit der Untermiete. Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten kann Cecil kurz mit seinem Vater telefonieren. Am einfachsten ist es wohl alles über einen Zusatz zu regeln. Der neue Untermieter tritt demnach mit allen Rechten und Pflichten an die Stelle des alten Untermieters. Sicherheitshalber wollen wir auch die Hausverwaltung informieren.
Wir wünschten uns öfter telefonieren zu können und auch mal über die schönen Dinge zu sprechen. Doch abgesehen von der sehr mangelhaften Netzabdeckung ist auch die Zeitverschiebung von 8 Stunden nicht zu verachten. Es war trotzdem schön mal wieder eine vertraute Stimme zu hören.
Für eine knappe Stunde schreibt Cecil im Anschluss am Tagebuch und Sarah bearbeitet Fotos. Dann gehen wir hoch ins Zelt. Noch ein wenig lesen, dann ist es Zeit zu schlafen. Gute Nacht.
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