26.08., Mittwoch: Gravel Pit bei Katherine - Wasser-Reinfälle
Direkt nach dem Frühstück geht es los zu den “Yurmikmik-Walks”. Einer Reihe Wanderwege, die sich einfach verbinden lassen und zu mehrenen Wasserfällen führen. Es ist noch recht früh am Morgen, doch spätestens die sehr ruppige Piste rüttelt uns den letzten Schlaf aus den Augenwinkeln. Es ist 08:30 Uhr und wir starten die erste Wanderung in der angenehmen Kühle der frühen Morgenstunden. Erstes Ziel: die “Motor Car Falls”. Wir kriegen die Geschichte nicht mehr ganz zusammen, doch grob zusammengefasst kommt der Namen daher, dass ein früher Entdecker sein Auto genau bis zum Wasserfall fahren konnte, wo es schließlich den Geist aufgab. Zu Fuß gehen wir den straßenähnlichen Pfad entlang. Das flache Terrain langweilt uns ein wenig und auch die Umgebung hat nicht sehr viel zu bieten. In diesem Moment stört uns das allerdings weniger, denn uns stecken immer noch die Wanderungen an den “Jim Jim Falls” in den Beinen.
Wir erreichen den Fluss, der vermutlich von den “Motor Car Falls” gespeist wird. Es sind keine wegweisenden Pfeile zu finden. Ab hier müssen wir uns alleine einen Weg zum Wasserfall bahnen. Plötzlich nimmt Cecil eine Bewegung im Augenwinkel war. Sofort signalisiert er Sarah mehr oder weniger lautlos anzuhalten. Am gegenüberliegenden Ufer fühlt sich ein “Mertens Water Mointor” (ein Waran, der in und um Wasserstellen zu Hause ist) von unserer Ankunft gestört. Er ist auf dem Weg zum Wasser, verharrt dort aber für eine Weile. Wir können ihn für einen kurzen Moment beobachten, bevor er sich doch dazu entschließt besser ins Wasser zu gleiten, wo er abtaucht und verschwindet. Eine ganze Weile warten wir darauf, dass er irgendwo wieder auftaucht, doch erfolglos.
Am Wasserfall angelangt, stehen wir wieder einmal vor einem traurigen Rinnsal. Verdammte Trockenzeit. Das Wasser im Pool sieht trotzdem einladend aus. Doch die wenigen Kilometer über den Feldweg bis hierher haben uns kaum zum Schwitzen gebracht. Es fehlt das Verlangen nach einer Abkühlung. Für einen kleinen Rundflug schicken wir Alli in die Luft.
Dann geht es auch schon zurück. Erneut halten wir Ausschau nach dem “Water Monitor”, doch er lässt sich nicht nochmal blicken.
Ganz bewusst haben wir uns den “Yurmikmik-Lookout” für den Rückweg aufgehoben. Steile 200 Meter müssen wir einen Berg hinaufklettern. Oben sind wir zwar nicht gänzlich ungestört (drei andere Wanderer sind bereits vor Ort), aber man kann sich leicht aus dem Weg gehen. Wir sind erstaunlich platt. Für unsere Verhältnisse eher untypisch, verweilen wir daher recht lange auf dem Hügel. Das liegt allerdings nichts nur an unserer Fitness. Die Aussicht lädt ebenso dazu ein den Blick ein wenig schweifen zu lassen.
Kurz vor dem Parkplatz zweigt ein letzter Pfad zu den “Burundi Creek Falls” ab. Wir bündeln unsere letzten Kräfte und machen uns auf den Weg. Plötzlich sind keine Marker mehr zu finden, wie wir es kurz zuvor bereits an den “Motor Car Falls” erlebt haben. Der Weg scheint sich an dieser Stelle zu teilen. Einer führt hinunter ins Flussbett, ein zweiter den Berg an dessen Flanke hinauf. Wir entscheiden uns für den Berg, da der Trampelpfad hier ein wenig besser zu erkennen ist. Doch nur wenig später kommen uns die Wanderer entgegen, die wir kurz zuvor bereits auf dem “Yurmikmik-Lookout” getroffen haben. Der Weg scheint weiter oben nicht mehr erkennbar. Wir entscheiden daher ebenfalls direkt umzudrehen, probieren aber noch den Wasserfall über den Weg, der durch das Flussbett führt zu finden. Mittlerweile würde uns eine kleine Abkühlung doch sehr gut tun.
Alles was wir entdecken ist eine Felsformation, bei deren Anblick wir uns einigermaßen vorstellen können, dass nach genügend Regen ein Wasserfall entstehen könnte. Aktuell ist jedoch alles knochentrocken. Wir versuchen uns darüber nicht zu sehr zu ärgern. Dann gehen wir halt bei den “Gunlom Falls” baden.
Nachdem wir 15 km über eine Gravelroad, in wieder einmal sehr schlechtem Zustand, zurücklegen mussten, erreichen wir den Wasserfall. Auf dem kurzen Fußweg warnen mehrere Schilder davor, dass vor kurzem ein 2,5 m langes Süßwasserkrokodil im Pool gesichtet wurde. Die Vorfreude steigt. Die sogenannten “freshies” sind weit weniger aggressiv als ihre Verwandten, die “salties”. Einer eventuellen Begegnung sind wir daher nicht unbedingt abgeneigt.
Am Pool angelangt, erwarten uns leider nur Menschen. Der Wasserfall besteht wieder einmal nur aus einem traurigen Rinnsal. Ein Krokodil können wir nicht sehen. Der große See ist halbseitig von einer Klippe eingefasst. Es muss wirklich toll aussehen, wenn vor dort oben das Wasser in die Tiefe stürzt. Derzeit ist es nicht mehr als ein Badesee. Wir gehen kurz ins Wasser. Doch im Grunde haben wir langsam die Nase voll von diesen Pseudo-Wasserfällen. Wir müssen akzeptieren, dass es einfach die falsche Jahreszeit ist. Noch dazu haben wir keine Lust faul im Wasser zu dümpeln oder das Gespräch mit anderen Gästen zu suchen, wie es um uns herum Gang und Gebe ist.
Zurück am Parkplatz versuchen wir noch das Beste aus dem Tag zu machen. Sarah geht an den Damentoiletten duschen. Dort gibt es, im Gegensatz zu den bei der Herrentoilette, sogar einen Vorhang. Cecil füllt derzeit ein paar Flaschen auf. Immerhin können wir jetzt wieder ganz normal unseren Abwasch erledigen. Zur Not können wir das Wasser sogar filtern, falls wirklich unser Trinkwasser knapp wird.
Der Weg zurück zum Highway wird das Highlight des Tages. Im negativen Sinne... Gestern haben wir noch auf halber Strecke kampiert. Heute legen wir die 40 km Gravelroad am Stück zurück und das ist wahrlich keine Freude. Endlich am Highway angelangt, fahren wir ca. 15 km weiter nach Westen zu einem Roadhouse. Mehrfach ist es unterwegs ausgeschildert und nicht mit einem dicken “closed”-Sticker versehen. Doch vor Ort stehen wir trotzdem vor verschlossenen Pforten. Wir sind heilfroh noch 10 Liter Benzin im Reservekanister zu haben. Die Tanknadel liegt aktuell nur Millimeter vor dem Strich, der einen leeren Tank markiert. Bis nach Pine Creek sind es noch knappe 70 km. Das wird eine Punktlandung. Wir füllen den Kanister ein und bringen mit unserem Kompressor die Reifen wieder auf einen adäquaten Druck für Asphalt.
In Pine Creek angekommen, tendiert die Tanknadel erneut bedrohlich in Richtung “E” wie “empty”. Wir tanken trotzdem nur 25 Liter für 1,22/L nach. In Katherine wird es sicherlich nochmal ein gutes Stück günstiger sein. Nachdem Koby versorgt ist, kümmern wir uns um unser Leib und Wohl. Nach den durchaus verzichtreichen Tagen hauen wir richtig rein. Wir teilen uns erst eine Portion Nuggets mit Pommes und zum Nachtisch gibt es ein Eis für jeden. Gegenüber der Tankstelle können wir Trinkwasser auffüllen. Wir sind für den Moment sehr zufrieden.
Auf dem Weg zu unserem Stammpltz nahe Katherine baut Cecil in einem verzweifelten Versuch die “Check Engine”-Lampe doch noch zum Erlischen zu bringen, das Ventil vom Schrottplatz bei Darwin ein. Wie er allerdings bereits geahnt hat, führt die Aktion nicht zu dem gewünschten Erfolg. Im Gegenteil… man kann förmlich dabei zusehen wie die Tanknadel fällt. Gleich morgen früh wird wieder eines der anderen Ventile eingebaut.
Wenigstens ist unser gewohnter Platz auf dem Gravelpit bei Katherine noch frei. Sogar Franz ist noch da. Ein kleiner Sproß hat bereits festen Halt gefunden und die letzten Tage überlebt. Richtig gut sieht er aus. Das freut uns.
Es geht an die Planung für den kommenden Tag. In jedem Fall wollen wir Blinker und die Beleuchtung des Armaturenbretts reparieren lassen. Außerdem wollen wir die Batterie vom Kühlschrank zum Laden abgeben. Sobald Koby dann wieder fit ist, machen wir uns auf den Weg den “Keep River NP” und den “Judbarra/Gregory NP” zu erkunden. Für heute reicht uns dieser grobe Plan.
Wir hatten eine unvergessliche Zeit im “Kakadu NP”. Die Vogelwelt dort ist wohl einzigartig. Wir haben Krokodile in freier Wildbahn aus nächster Nähe beobachtet. Viele Wanderwege haben uns zu Plätzen gebracht, die wir nur dank unserer eigenen Muskelkraft zu Gesicht bekommen haben. Und diese Muskelkraft wurde oft bis an ihre Grenzen gefordert.
Wir lassen diese Ereignisse gemeinsam Revue passieren und schlafen bald darauf mit einem Grinsen im Gesicht ein. Allerdings nicht ohne die Hilfe von Ohropax. Der Wind rüttelt so heftig und lautstark am Zelt, dass es uns ohne wohl nicht möglich wäre. Soll er doch machen. Wir haben eine gute Zeit.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen