17.08., Montag: Buschcamp nahe des Litchfield NP - Wasserfalljagd während der Trockenzeit

Im Morgengrauen machen wir uns auf den Weg zur Treppe, die zu den “Florence Falls” führt. Bereits nach den ersten paar Stufen treffen wir tatsächlich auf eines der ersehnten Wilkins-Felskängurus. Es ist keine 30 cm hoch und mindestens so überrascht wie wir. Kurz schaut es uns mit seinen schwarzen Knopfaugen an, dann ergreift es die Flucht. Glücklicherweise stoppt es allerdings nur ein paar Meter weiter und lässt uns erneut herankommen. Nachdem wir ein paar Aufnahmen machen konnten, verschwindet es endgültig zwischen den Felsen. Was für ein Erlebnis! Da hat sich das frühe Aufstehen auf jeden Fall gelohnt.
 


Ganz vorsichtig schleichen wir die weiteren Stufen hinunter. Doch einen weiteren Vertreter des possierlichen Beuteltiers kriegen wir nicht zu Gesicht, auch nicht auf dem Rückweg. Dafür können wir unten am Wasserfall die herrliche Szenerie ganz ungestört von anderen Touristen aufsaugen. Ein durchaus gelungener Start in den Tag.

 


Bereits gegen 9 Uhr macht sich eine recht unangenehme Hitze breit. Überraschung ;) Zum Glück können wir uns nochmal eine erfrischende Dusche genehmigen. Viel Zeit können wir uns dafür aber nicht nehmen. Unser Plan sieht vor, noch heute den Rest des “Litchfield NP” zu erkunden und anschließend auf einem Platz in der Nähe von Darwin zu campen. Dort wollen wir morgen “shoppen”.

An unserem ersten Stopp, dem “Tabletop Swamp”, hat man laut einer Informationstafel hervorragende Chancen auf besondere Vogelsichtungen. Durch die etlichen Bäume am Ufer hindurch, sehen wir allerdings nichts weiter als ein paar Wasserlilien. Der waldähnliche Boden dagegen wimmelt vor Leben. Genauer gesagt ist er übersät mit Lizards. Allerdings in nahezu mikroskopischer Größe. Wir sind bereits auf dem Rückweg zu Koby, da können wir doch noch ein paar Vögel erspähen. Sie gleichen in ihrem Erscheinungsbild einem Storch. Leider kommen wir für ein aussagekräftiges Foto nicht nah genug heran.
 


 
An den “Tolmer Falls” wird es schon deutlich interessanter. Ein Rundwanderweg führt uns über einen spärlich markierten Weg bis zu dem Flusslauf, der den Wasserfall speist. Die umliegenden Felsen laden dazu ein, etwas herumzuklettern. Wir entdecken ein Felsloch, welches über die Zeit vom Wasser mehrere Meter tief in den Stein “gebohrt” wurde. In der Ferne spannt sich ein riesiger Felsbogen über das Flussbett. Erst im weiteren Verlauf des Weges kommen wir an einem Schild vorbei, welches es verbietet genau in diesem Gebiet frei Schnauze umherzustreifen. Die hiesige Population zweier seltener Fledermausarten, soll damit geschützt werden. Da wir den Weg entgegen der angedachten Richtung laufen und dort kein entsprechendes Schild aufgestellt wurde, fühlen wir uns allerdings nur bedingt schuldig. Hoffentlich haben wir die nachtaktiven Fledertiere nicht in ihrer Ruhe gestört. Der Lookout auf den Wasserfall, den wir zum Abschluss unserer Runde erreichen, ist schön gelegen. Das Wasser tröpfelt zwar lediglich in die Tiefe, doch der Pool am Boden ist gut gefüllt und leuchtet smaragdgrün. Eine wahre Oase für die Fledermäuse und alle anderen Tiere der Umgebung. 


 
Eine kurze Fahrt später erreichen wir den Parkplatz am “Grennant Creek”. Von hier aus wandern wir zum “Tjaetaba Fall”. Gleich am Eingang treffen wir auf einen riesigen Wasserbüffel. Unheimlich dieses gigantische Tier. 
 

Zunächst führt uns ein flacher Weg durch die Ausläufer eines Monsun-Waldes. Doch schon bald erreichen wir eine steile Treppe. Schwer atmend kommen wir am Lookout auf den Wasserfall an. Die Sicht wird jedoch durch einen großen Baum versperrt. Cecil ärgert sich daher tierisch, dass er die Drohne nicht eingepackt hat. Mit der Hilfe von Alli, hätten wir sicherlich ein paar gute Bilder vom Wasserfall bekommen. Doch es wäre ein illegaler Flug geworden und Cecil hat nicht damit gerechnet hier oben ganz alleine zu sein. Das nächste Mal kommt Alli wieder mit.

Wir erkunden die Umgebung noch ein wenig und landen an einem tiefen Wasserloch, direkt vor dem Wasserfall. Sarah meint jedoch gelesen zu haben, dass es sich um eine heilige Stätte der Aborigines handelt und das Schwimmen daher verboten ist. Ohne eine ersehnte Erfrischung machen wir uns auf den Rückweg. Ein Familie kommt uns entgegen. Jeder mit einer Schwimmnudel bestückt. Na sollen sie machen. Am Parkplatz angelangt, werfen wir erneut einen Blick auf das Infoschild. Das Schwimmen ist nur nach dem Wasserfall verboten. Egal… weiter geht's.


Kurz vor den “Wangi-Falls”, der Hauptattraktion im Nationalpark, kommen wir an einem Abzweig vorbei, von dem aus ein 4WD-Track unter anderem zu den “Tjaynera-Falls” führt. Eigentlich fühlen wir uns noch nicht bereit für neue Offroad-Abenteuer. Doch die Aussicht auf einen Wasserfall weit Abseits des Touristenstroms, ist zu verlockend.

Der Track beginnt etwas steinig. Ab und zu gilt es sandige Stücke zu überwinden. Aber alles noch im Rahmen. Hinter einer Kurve erwartet uns dann jedoch unvermittelt ein breiter Fluss. Damit haben wir nicht gerechnet. Ein Schild zu Beginn des Weges hatte vor einer anspruchsvollen Flussdurchquerung gewarnt. Doch diese sollte erst nach 14 km anstehen. So weit haben wir gar nicht vor zu fahren. Und jetzt wartet dieser Fluss bereits nach ein paar hundert Metern auf uns. Wir fahren zunächst an den Rand und überlegen erneut, ob es uns der Wasserfall wert ist, diesen riskanten Track weiter zu fahren.

Noch während wir abwägen, kommt uns ein Fahrzeug durch den Fluss entgegen. Das Wasser sieht wirklich tief aus. Ihm folgt ein Pick-up, der offensichtlich nicht über genügend Bodenfreiheit für ein solches Unterfangen verfügt. Das Wasser schwappt bis über die Motorhaube. Mit letzter Kraft, schafft er es an unser Ufer, dann säuft der Motor ab. Wir sind uns immer unsicherer, ob wir es wirklich wagen sollten.

Natürlich bieten wir unsere Hilfe an, den liegen gebliebenen Wagen wieder fit zu machen. Die illustre Truppe lehnt allerdings ab. Es folgen zudem noch zwei Geländewagen. Genug “manpower” ist also schon vorhanden. Wir erkundigen uns nach den Straßenverhältnissen jenseits des Flusses. Angeblich soll es aber im Allgemeinen ein recht gut befestigter Weg sein. Vor allem kein loser Sand, wovor Cecil am meisten Respekt hat. Zudem sei der Wasserfall wunderschön und menschenleer. Okay überzeugt: Wir wollen es wagen.

Für mehr Grip und falls im Flussbett spitze Steine lauern, lassen wir etwas Druck aus den Reifen. Dann geht es los. Das Wasser reicht bis an die Türen. Ab und zu kratzt ein Felsbrocken am Unterboden. Im Allgemeinen durchqueren wir den Wasserlauf jedoch sehr souverän. Kurz bevor wir den Wasserfall erreichen, ist der Weg übersät mit spitzen Steinen. Zum Glück bleiben alle Reifen unbeschadet.

Bevor wir uns auf den Weg machen, wird Alli in den Rucksack gepackt. Sollten wir tatsächlich alleine am Wasserfall sein, wäre der Weg frei für einen kurzen Flug. Die 1,7 km Wanderweg ziehen sich endlos. Landschaftlich bietet er keinerlei Highlights. Unterwegs kommen uns mehrere Gruppen entgegen. Gut so, umso leerer ist es am Wasserfall.

Unsere Hoffnungen werden leider zerstört. Im Pool baden bestimmt fünf Kinder und drei Erwachsene. Jeder dümpelt auf einer Schwimmnudel im Wasser direkt vor dem Wasserfall. Abgesehen davon ist es wirklich schön hier. Der See am Boden des Wasserfalls ist recht groß und der rund 40 m hohe Fall führt verhältnismäßig viel Wasser. 


Wir haben nicht mehr damit gerechnet, doch nach einer guten halben Stunde machen sich die Familien auf den Rückweg und wir haben den Wasserfall ganz für uns allein. Die Gelegenheit, die Drohne aufsteigen zu lassen. Fast ist alles bereit, fehlt nur noch das Handy. Und das liegt noch im Auto. Es darf nicht wahr sein! Der Frust und Ärger über sich selbst sitzt tief bei Cecil. Da hat er die Drohne bis hier her getragen, wir sind ungeahnt ganz allein und dann kann er nicht fliegen, weil er das dämliche Handy vergessen hat. Es sollte wohl nicht sein. Nach einem kühlen Bad, geht es wieder zu Koby.


Auf dem Rückweg über die 4WD-Strecke halten wir an einem Hügel der “Cathedral Termites”. Es sind wirklich gigantische Bauten, die diese winzigen Tierchen aus dem Nichts aufbauen. Cecil posiert davor mit Koby und den Kids, nicht zuletzt um ein Größenverhältnis zu schaffen. 



Im weiteren Verlauf sind die Corrugations gefühlt noch schlimmer, als sie es auf dem Hinweg bereits waren. Sicherlich würde es helfen, wenn wir etwas schneller fahren könnten. Doch hohe Bodenwellen in regelmäßigen Abständen verhindern das. Endlich erreichen wir den Fluss.
Bei der Rückfahrt nimmt Cecil die GoPro in die Hand. Das muss festgehalten werden. Gefühlt läuft die Flussdurchquerung dieses Mal etwas besser. Es bleibt jedoch dabei, dass das Ganze ein wenig gruselig ist. Mitten im Fluss will man sicherlich nicht steckenbleiben. Das allein wäre schon eine verzwickte Situation. Doch hier soll es auch noch Krokodile geben.


Gegen 16 Uhr erreichen wir die “Wangi Falls”. Normalerweise schlagen wir um diese Zeit spätestens unser Lager auf. Der spontane Abstecher über den 4WD-Track hat unseren Zeitplan ordentlich durcheinander gebracht. Sogar das hiesige i-Site hat bereits geschlossen. Unsere Heißhunger auf eine Portion Pommes bleibt daher unbefriedigt. Immerhin können wir noch einen Blick auf das vermeintliche Highlight des Parks werfen.

Unseren persönlichen Höhepunkt entdecken wir jedoch noch bevor wir den Wasserfall erreichen. Drei Wallabies (genauer: Agile Wallabies) grasen auf einer Wiese neben dem Fußweg. Bis auf knappe 10 Meter lassen sie uns herankommen und Sarah kann tolle Fotos schießen. 
 


Die “Wangi Falls” an sich sind recht schön, obwohl auch diese sehr dünn sind. Zudem muss man versuchen die ganzen Menschen im Wasser auszublenden. Wir wollen uns gar nicht erst vorstellen, wie voll es hier zur Stoßzeit ist (und ohne Corona). Lieber widmen wir uns der Kolonie Flughunde, die hier am Rande des Wassers in den Palmen nisten. Während unserer Reise sind wir schon oft auf diese faszinierenden Geschöpfe gestoßen. Auf einer Infotafel lesen wir allerdings etwas, dass uns aufs Neue erstaunt. Bei der Geburt hängt das Muttertier in der gewohnten Position kopfüber. Der Nachwuchs wird regelrecht in den Himmel katapultiert. Dann ist es an der Mutter, das Kleine mit den Flügeln aufzufangen. Verrückt.




 
Zurück auf dem Parkplatz bauen wir den Kompressor auf und bringen die Reifen wieder auf den normalen Druck. Das neue Messgerät macht sich bezahlt. Die Druckanzeige vom Kompressor spinnt offensichtlich total. Wir machen uns auf den Weg. Schnell verwerfen wir den Plan noch bis zum Camp bei Darwin zu fahren. Für heute wäre das zu weit und zudem ein kleiner Umweg. Stattdessen wollen wir es bei einem Buschcamp kurz nach der Parkgrenze probieren, welches wir bei Wiki-Camps gefunden haben. Die letzte Stunde bis nach Darwin müssen wir dann halt morgen fahren. Einen kurzen Zwischenstopp legen wir noch bei den “Cascades” ein, einem weiteren Wasserloch im NP. Doch gute 3 km one-way halten uns dann davon ab, diese noch zu erkunden. Etwas schade, aber wir wollen (könnn) nicht mehr laufen.

Nur wenige Kilometer bevor wir den Platz erreichen, beginnt eine riesige Baustelle. Zum Glück ist unser Abzweig von der Hauptstraße trotzdem offen. Das kleine Gravel Pit liegt direkt neben der Straße, doch für die heutige Nacht wird es ausreichen. “Gut genug”, wie wir in letzter Zeit so oft sagen.


 

Uns erwartet das letzte Workout unserer Plank-Challenge. Es wird wahrlich der Höhepunkt unsere Quälerei. Es beginnt direkt mit der Liegestütz-Position, in der wir für 2:50 min verharren müssen. Gleich im Anschluss folgen 3 min im Unterarmstütz. Es geht weiter mit mehreren einseitigen Übungen. Zum krönenden Abschluss nochmals 2:50 min im Unterarmstütz und 2:40 min in der Liegestütz-Position. Es ist die Höllle, doch wir ziehen durch. Jetzt haben wir uns wirklich mal einen Ruhetag verdient.

Nachdem wir den Kühlschrank zunächst weiter über die Autobatterie betrieben haben und die Deep-Cycle-Batterie etwas über das Solarpanel geladen wurde, stecken wir entsprechend um. Sofort signalisiert der Kühlschrank, dass die Stromstärke nicht ausreicht. Wir lassen ihn noch etwas über die Autobatterie laufen, bevor wir den Strom abstellen. Wir können nur hoffen, dass unsere Lebensmittel die Nacht ohne Kühlung überstehen. Hoffentlich finden wir morgen in Darwin eine Lösung dafür. Wie gesagt, erste Anlaufstelle wird “Supercheap Auto”, wo wir die Batterie damals gekauft haben. Drückt die Daumen! Wir wollen nicht auf gekühlte Lebensmittel verzichten :)

Zum Abendessen gibt es heute Nudel- bzw. Kürbissuppe (aus der Tüte). Etwas pervers bei den aktuellen Temperaturen, doch es wird nicht so schlimm wir erwartet und sättigt erstaunlich gut. Im Anschluss würde Sarah am liebsten direkt ins Bett gehen. Zuvor müssen wir allerdings noch überlegen, was wir morgen für die kommenden Tage einkaufen. In Darwin haben wir etliche Läden abzuklappern, da können wir es uns nicht leisten erst vor den Regalen eine Einkaufsliste zu erstellen. Noch dazu können wir nicht davon ausgehen, dass wir das Problem mit der Batterie und dem Kühlschrank morgen gelöst kriegen. Wir setzen daher lieber auf haltbare Produkte. Zum Frühstück gibt es Rührei (muss sein) und Joghurt (einzeln verpackt, statt im 1kg-Becher). Zum Abendessen wird es Nudeln geben, die wir allerdings maximal für zwei Abende vorkochen. Sollten Joghurt und Nudeln uns doch vergammeln, können wir uns zur Not mit Milchpulver, Tütensuppen und Chips über Wasser halten. Unser kommender Trip wird voraussichtlich eine Woche dauern, bis wir unsere Vorräte erneut auffüllen können. Wir werden schon nicht verhungern.


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