16.08., Sonntag: Florence Falls Campground – Magnetic Termites

Der Morgen beginnt, wie der Abend geendet hat. Es raschelt laut im Unterholz. Cecil wird davon geweckt, während Sarah seelenruhig schläft. Ohropax sei Dank. Dementsprechend ist Cecil auch als Erster raus aus dem Zelt. Auf dem Weg zur “Toilette” sieht er drei Kängurus. Etwas aufgeregt, aber auch darauf bedacht die Tiere nicht zu verschrecken, ruft er nach Sarah. Die ist währenddessen erneut eingenickt. Doch als sie endlich Cecils Nachricht vernimmt, ist sie ebenfalls blitzschnell auf den Beinen. Tatsächlich können wir die Beuteltiere erneut am Hang ausmachen. Es scheint sich um ein Weibchen mit seinem Joey zu handeln. Der Kleine ist bereits aus dem Beutel, doch reagiert deutlich aufgeregter auf uns Menschen, als seine Mutter. Wie von der Tarantel gestochen, rennt er ab und zu in kleinen Kreisen. Mama steht nur da und beobachtet uns. Nach diesem sehr schönen Erlebnis am Morgen starten wir in unseren Alltag. Die Fliegen sind heute schon früh sehr aktiv, was uns das Leben nicht gerade leichter macht. Der erste Schwitzanfall folgt während wir das Zelt einpacken. Es ist 9 Uhr und die Temperatur schon locker in den 30ern.

Erster Stop heute: Adelaide River. Es ist eigentlich kein echter Ort. Vielmehr handelt es sich um eine Tankstelle, einen kleinen Supermarkt direkt daneben und einen Campingplatz. Weniger als 300 Seelen nennen dies ihr Zuhause. Wir halten nur aus einem Grund: Die Hoffnung hier Empfang zu haben. Um in ein paar Tagen nicht völlig planlos in Darwin anzukommen, müssen wir einiges recherchieren. Wo ist ein SupercheapAuto-Laden, damit wir eventuell unsere Batterie für den Kühlschrank umzutauschen oder laden können? Wo können wir einen neuen Zipper für den Reißverschluss an der Zeltplane erstehen? Und kriegen wir auf einem der Schrottplätze ein EGR-Ventil? Um nur einige der offenen Fragen zu nennen. Auf einem kleinen Rastplatz, nahe der Tankstelle, finden wir Netz und können mit der Recherche loslegen. Nachdem wir alles bestmöglich in Erfahrung gebracht haben, schwenken unsere Gedanken unweigerlich in Richtung Grenze zu Western Australia. Leider sind die neuen Informationen bezüglich einer Grenzöffnung alles andere als erfreulich. Die Regierung von WA hat ihre Pläne bezüglich einer Lockerung der Restriktionen nochmals verschoben. Die interne “Stage 5” soll jetzt nicht mehr am 15.08. eingeläutet werden, sondern 14 Tage später. Der 29.08. wird wohl zwangsläufig ein spannender Tag. Weiterhin ist noch nicht ein Wort von einer nationalen Grenzöffnung zu lesen. Wir sind frustriert. Australien ist zwar groß, aber schon bald werden wir auch das Northern Territory fast zur Gänze erkundet haben. Dann bleibt uns wohl nichts weiter übrig als uns einen Weg durch das “Red Center” nach South Australia zu bahnen. Andernfalls bliebe nur noch der Rückzug nach Queensland. NSW und Victoria sollten wir aufgrund einer zweiten Welle des Virus wohl meiden. Tasmanien wäre noch eine Option. Mal sehen. Für heute reicht es uns und wir schalten wieder in den Offline-Modus.

In Batchelor tanken wir ein letztes Mal auf, bevor es in den “Litchfield NP” geht. Unser Verbrauch liegt bei angenehmen 15,75l/100km. Noch scheint das Ventil widerwillig seinen Job zu tun. Wenig später erreichen wir die Informationsbucht des Nationalparks, eine riesige Tafel, an die man mit dem Auto heranfahren kann. Bloß nicht aus dem Auto aussteigen, scheint hier das Motto. Fast kommt man sich vor, wie an einem Drive-Through. Statt Fastfood werden Informationen serviert. Die schmecken allerdings gar nicht. Das Fliegen von Drohnen ist nur erlaubt, wenn man zuvor eine entsprechende Genehmigung eingeholt hat. Cecil hatte bereits versucht sich dahingehend zu informieren und ist nach eingehender Recherche davon ausgegangen, dass das Fliegen einer Drohne generell nicht erlaubt sei. An eine Genehmigung kommt man jetzt nicht mehr ran. Schade. 

 
Cecil versucht die Sache abzuhaken. Schon wenige Kilometer nach der Parkgrenze, versprechen die “Magnetic Termite Mounds” eine geeignete Ablenkung. Direkt am Parkplatz können wir gut 5 m hohe Bauten der “Cathedral Termite” bestaunen. Diese Termitenart ist bekannt für ihre besonders imposanten bauten. 

 

Die Hügel der “Magnetic Termite” dagegen sind nur rund halb so hoch. Noch dazu sind sie weniger ausladend. Sie gleichen einem Fächer, der aus dem Boden ragt. Das faszinierende an den Bauten der “Magnetic Termites” ist die perfekte Ausrichtung entlang der Nord-Süd-Achse. 

 

Es wird vermutet, dass der Bau so am wenigsten Angriffsfläche für die durchaus brutale Mittagssonne bietet. Die Termiten nutzen dazu das Magnetfeld der Erde. Wissenschaftler haben in einer Versuchsreihe Magneten um die Hügel platziert. Binnen kürzester Zeit, haben sich die Termiten darauf eingestellt und damit begonnen den Hügel umzubauen. Das alles ist sehr faszinierend. Doch leider kommt man an die Bauten nicht sehr nah heran. Von einem hölzernen Steg aus, kann man sie aus gut 50 m Entfernung nur erahnen. Bis auf ein wenig “Schlauberger-Wissen”, ist hier daher nicht viel für uns zu holen.

Die Sonne hat längst ihren Zenit erreicht. Wir sind bereits seit Stunden in dieser Hitze unterwegs. Das “Buley Rockhole” verspricht mit seinen permanenten (und permanent krokodilfreien) Wasserlöchern endlich eine lang ersehnte Erfrischung. Unsere Vorfreude wird allerdings etwas gedämpft, als wir den Parkplatz erreichen. Zwischen den etlichen Autos, Caravans und Wohnmobilen, finden wir gefühlt den letzten freien Stellplatz. Die dünne Kaskade, die über eine Länge von etwa 200 m einige natürliche Pools mit Wasser füllt, ist dementsprechend gut besucht. Ein wenig laufen wir die rutschigen Steine hoch und finden dann eine Stelle, die aktuell nicht ganz so überlaufen wirkt. Lediglich eine dreiköpfige (aber ziemlich dicke) Familie schwimmt derzeit in dem gut 4x4 m großen Wasserloch. Zudem ist es tief genug, um direkt von einem Vorsprung aus hineinzuspringen. Die ultimative Wohltat, nach einem so heißen Tag! Wir schwimmen ein paar Züge, erklimmen ein paar Stufen der Kaskaden und springen von immer gewagteren Höhen in den kleinen Pool. Es ist herrlich. Für einen kurzen Moment stören uns nicht einmal die vielen Menschen um uns herum. Als eine erneute Touristenwelle einströmt, verlassen wir die “Buley Rockholes” und machen uns auf den Weg zum Campingplatz an den “Florence Falls”.

Es stellt wieder eine kleine Herausforderung dar, einen Platz zu finden, der ausreichend Sonne für das Panel bereitstellt. Doch wir werden fündig. Zwar ist es einer der kleineren Stellplätze, doch Platz brauchen wir auch nicht viel. Wir können problemlos Zelt und Awning aufbauen und im Boden verankern. 

 
Nachdem wir etwas gegessen haben, machen wir uns bereit für eine kurze Wanderung entlang des Flusses, der den “Florence Fall” speist. Obwohl die Hitze extrem ist, zwingen wir uns in unsere Wanderschuhe. Der Karte nach handelt es sich immerhin um einen “Grade 3”-Wanderweg. Wir erwarten anspruchsvolle Steigungen und Gefälle auf einem Pfad überzogen mit losem Geröll.

Am Ende ist der Weg mehr als harmlos. Locker hätte man das Ganze auch in Flip-Flops erledigen können. Abgesehen davon war der Pfad jedoch sehr schön. Zu unserer Freude führte er uns weitestgehend durch von hohen Bäumen überdachtes Gelände. Geschützt vor der Sonne standen sogar eine handvoll kleinerer Flussüberquerungen an und der ein oder andere Mini-Lizard hat sich uns gezeigt. 


 
Keine 30 Minuten nachdem wir gestartet sind, erreichen wir auch schon den Pool des Wasserfalls. Wir sind nicht ganz allein, doch im Wasser selbst ist wenig los. Natürlich schwimmen wir wieder bis an den Fuß des Falls. Inspiriert von einem anderen Badegast, versuchen wir uns für ein schönes Fotomotiv auf eine fast unsichtbare Stufe inmitten der Felsen zu platzieren. Wir brauchen mehrere (schmerzhafte) Versuche, doch schaffen es am Ende beide. Von mehr Klettereien sehen wir allerdings ab. Selbst Cecil kann darauf verzichten. Kurz unter der Oberfläche lauern gut versteckte Felsbrocken. Außerdem ist es verboten und wir wollen auch mal mit gutem Vorbild vorangehen.



 

Bei unserer Plank-Challenge steht heute der vorletzte Tag an. Und es ist jetzt schon super anstrengend. Die Vorfreude ist grenzenlos. Immerhin können wir uns heute im Anschluss eine Dusche gönnen.

Als wir am Abend essen wollen, müssen wir feststellen, dass der Reis schlecht geworden ist. In einer Box, die direkt neben dem Reis im Kühlschrank lag, bewahren wir seit gut einer Woche geriebenen Käse auf. Der

 ist noch gut. So ganz können wir es nicht verstehen. Aber es ist, wie es ist. Für heute Abend ersetzen wir den Reis mit Crackern.

Nach dem Abendessen schreibt Cecil Tagebuch und Sarah sucht Fotos für den Blog heraus. Der Kühlschrank quittiert gegen 19:45 Uhr den Dienst. Das Problem mit der Batterie müssen wir wirklich dringend lösen. Hoffentlich ist “Supercheap-Auto” so kulant wie bisher und tauscht sie uns einfach gegen eine neue.

Bis kurz nach 22 Uhr sind wir in unseren Feldern beschäftigt. Dabei sind wir schon seit geraumer Zeit relativ müde. Trotzdem raffen wir uns noch zu unserer geplanten Nachtwanderung auf. Schließlich können wir nicht immer nur darauf warten, dass die Tiere vor unserer Haustür vorbeistolzieren.

Leider bleibt unsere nächtliche Suche erfolglos. Noch schnell Zähne putzen und dann ab ins Bett.


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