15.09., Dienstag: Ruby Gap Nature Park - Sand-Surfen

Die Nacht war ruhig. Wir konnten seit langem mal wieder durchschlafen. Dementsprechend leicht fällt es uns heute aufzustehen. Außerdem will Cecil die Drohne aufsteigen lassen, bevor Tagesbesucher, Camper oder Ranger den Platz erreichen. Die Nacht über waren wir allein auf dem Campingplatz. 
Am Rockhole angelangt, findet Alli zum Glück schnell ein ausreichendes GPS-Signal. Einem Flug durch die Schlucht steht daher nichts mehr im Wege. Doch währenddessen geht die Verbindung zur Fernbedienung verloren. Die automatische Rückholung wird eingeleitet. Doch Cecil ist sich unsicher. Wenn die Drohne auf dem direkten Weg zum Startpunkt zurückkehrt, wird der Weg schnell an einer der Felswände enden. Also lieber abbrechen und manuell das Signal wieder herstellen. Das heißt der Drohne entgegenlaufen. Um die Chancen zu erhöhen wieder ein Signal zu bekommen, lässt Cecil die Drohne steigen. Die Verbindung ist wieder da und Alli schwebt noch stabil in der Luft. Die folgenden Flüge gehen besser nicht ganz so weit in die Schlucht. 
 

 

 

Eine knappe halbe Stunde später, ist Cecil zurück und nachdem Sarah ihr Yoga-Training beendet hat, starten wir gemeinsam ein Workout.
Durch das Fliegen und den Sport, verzögert sich unsere Abfahrt heute etwas. Gegen 10 Uhr sind wir auf der steinigen Piste, die zurück zur Gravelroad führt. Allerdings erscheint uns der 4WD-Track heute weniger steinig, als er noch gestern war. Statt den 45 Minuten von gestern, benötigen wir daher heute nur noch 35 Minuten. Das Flussbett durchqueren wir übrigens dabei ganze zwölf Mal. 
 
Als wir kurz darauf die asphaltierte Straße erreichen, verzichten wir ausnahmsweise darauf die Reifen aufzupumpen. Bis zum Arltunga Kulturzentrum sind es lediglich 45 km. Spätestens ab dort geht es zurück auf eine Schotterpiste, die uns zum “Ruby Gap Nature Park” führt. 
In der Tat sind wir gerade einmal 20 km auf Asphalt unterwegs, bevor wir erneut auf eine Gravelroad abbiegen. Die hat es allerdings in sich. Am “Arltunga Hotel” legen wir eine kurze Pause ein und wurden bis dorthin ordentlich durchgerüttelt. Steine lagen nicht viele auf der Piste, doch die Corrugations waren extrem. Bis zum Eingang des “Ruby Gap Nature Park” sind es weitere 38 km über einen 4WD-Track. Für die Strecke solle man 2 ½ Stunden einplanen. Wir sind gespannt. 
Tatsächlich entpuppt sich die Strecke als deutlich angenehmer, als der Abschnitt zum “Arltunga Hotel”. Zwar ist es nur eine einspurige Strecke, ansonsten jedoch nicht von einer Gravelroad zu unterscheiden. Auf der ersten Hälfte treffen wir auch hier auf Corrugations, aber insgesamt ist alles viel harmloser als befürchtet. Keine endlosen Steinfelder, keine unmöglich erscheinenden Steigungen und kein loser Sand. Wir erreichen den Eingang nach etwa zwei Stunden. Die führten uns zudem durch ein sehr anschauliches Gelände. Felswände und Hügel, wie wir sie gestern schon in der Trephina Gorge bewundern konnten, zieren fast den gesamten Weg. 
Am Eingangstor studieren wir die Informationstafel. Einen Campingplatz sucht man im Nature Park vergeblich. Stattdessen ist das gesamte Gebiet zwischen dem Eingang und dem namensgebenden “Ruby Gap” zum Campen freigegeben. Toiletten und Trinkwasser gibt es dementsprechend auch nicht, aber das Konzept ist in jedem Fall sehr interessant. Da sollte es ein leichtes sein, ein schönes Fleckchen zu finden, an dem wir ungestört sind. Bevor es losgeht, soll man allerdings unbedingt auf “Allrad” umschalten. Anscheinend wird es jetzt doch noch aufregend. Aber was sollte jetzt noch passieren. Die 38 km hierher waren ein Klacks!
Es wird allerdings schon kurz nach dem Eingangstor ziemlich aufregend. Der Pfad wird noch enger und steiniger. Jetzt befinden wir uns auf einem Allrad-Track, so wie wir sie bisher kennengelernt haben. Allerdings setzt der Weg, der sich hier vor uns erstreckt noch einen drauf. Er leitet uns hinab in das Flussbett des Hale River. Dieses ist zwar ausgetrocknet, aber der Untergrund trotzdem alles andere als stabil. Es gilt tiefen, losen Sand zu durchqueren. Kurz zögern wir, doch eine Wanderung durch dieses Terrain erscheint uns fast so unmöglich wie mit Koby hier durchzufahren ohne stecken zu bleiben. Immerhin liegen noch 9 km bis zum “Fox's Grave” vor uns, welches den Endpunkt der Schlucht markiert. Eine solche Strecke hin und zurück durch den Sand zu Fuß zurückzulegen schließen wir aus. Also Augen zu und durch.
In einem gleichmäßigen Tempo rollen wir an, doch Cecil tritt sofort wieder auf die Bremse. Im hohen Gras am gegenüberliegenden Ufer ist ein Dingo aufgetaucht. Ganz lässig trottet er dort entlang. Am helllichten Tag. Cecil sagt nur “Dingo” und zeigt mit dem Finger in seine Richtung. Sarah beginnt aufgeregt nach ihrer Kamera zu kramen, ohne den Blick von dem Wildhund zu lassen. Nicht viel unterscheidet ihn von einem ganz gewöhnlichen Hund. Er kommt vielleicht auf 80 cm höhe, hat ein rotbraunes Fell und eine buschige, sichelförmige Rute. Davon sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen. Mit so einem Dingo geht man besser nicht auf Tuchfühlung. Vor allem Sarah schlägt das Herz bis zum Hals. Mit einer Hundephobie kann diese Begegnung wohl nur noch von einem Téte-a-téte mit einem Wolf getoppt werden. Für einen kurzen Moment mustert der Dingo Koby und setzt dann unbeeindruckt seinen Weg fort. Entgegen unserer Fahrtrichtung streift er weiter durch das Gras. Stoppt hier und da, schnuppert kurz, geht weiter. Dann verschwindet er aus unseren Sichtfeld. 
 


War das jetzt normal hier in der “Ruby Gap Gorge”? Cecil versichert Sarah im Fall der Fälle einen Dingoangriff abzuwehren. Zunächst jedoch gilt es den Kampf gegen den Offraod-Track zu gewinnen. 
Wir lassen Koby langsam die steile Böschung ins Flussbett hinabrollen. Unser Ziel, das gegenüberliegende Ufer, fest im Blick. Für kurze Zeit schwimmen wir regelrecht im Sand. Das Fahrgefühl ist am ehesten mit heftigem Aquaplaning zu vergleichen. Jetzt ruhig bleiben und immer weiter. Koby schafft das. Es geht die Böschung auf der anderen Seite wieder hinauf. Die tiefen Spurrillen ermöglichen es Cecil nicht den größeren Steinen, die genau auf unserem Weg liegen, auszuweichen. Wieder müssen die Reifen enormes leisten. Dann ist es geschafft. Der Untergrund wirkt zumindest etwas fester und wir halten für einen kurzem Moment an und atmen einmal tief durch. Zumindest Koby scheint vor einer Fahrt im Sand nicht zurückzustecken. Uns geht allerdings ganz schön die Pumpe. Weiter geht die wilde Fahrt. 
Es ergibt sich ein Art Muster. Wir durchqueren zunächst das sandige Flussbett. Dann geht es ein Stück über extrem steiniges Gelände. Dann die nächste Fahrt durch den Sand. Aufgepeppt wird das Ganze ab und zu, wenn der Anstieg am gegenüberliegenden Ufer besonders steil ist. Auf einem kleinen Plateau, von dem aus es erneut hinab ins Flussbett geht, halten wir an. Der Track hinab ist nicht nur extrem steil, sondern auch noch übersät mit großen Felsbrocken. Wir sind noch gute 2 km von unserem Ziel entfernt. Doch ist es das Risiko wert? Sollten wir einfach umdrehen, eine Nacht hier Campen und es dann gut sein lassen?
So leicht geben wir nicht auf. Wir nehmen allen Mut zusammen und bitten Koby bereits vorab um Verzeihung. Mehrere Male rumpeln wir über große Brocken. Zu dem Gefälle gesellt sich teilweise eine starke Schräglage. Uns bleibt fast das Herz stehen. Doch dann ist es geschafft. Vor uns wieder eine Passage durch den Sand. Wieder eiern wir hindurch. Wieder geht es steil am anderen Ufer hinauf. Doch was uns dann erwartet ist wirklich zu viel des Guten. 
Fast könnte man es für eine Kopie des Abschnitts halten, den wir vor wenigen Sekunden noch gerade so hinter uns bringen konnten. Der Abstieg zum Flussbett, der jetzt vor uns liegt, setzt allerdings nochmal einen drauf. Es ist noch steiler und die Felsen noch größer. Genug ist genug. Im Flussbett führt eine Fahrrinne durch den Sand. Mittlerweile ist uns das lieber und wir drehen um. 
Einfacher wird es jedoch auch hier nicht. Anscheinend haben bisher deutlich weniger Fahrzeuge diesen Weg gewählt. Anhand der Spuren im Sand kann man keinen Unterschied erkennen. Doch Cecil merkt sofort einen Unterschied. Die Räder drehen durch. Koby driftet hin und her. Jetzt ein bisschen zu viel Gas geben oder eine unbedachte Bremsung und wir fahren uns fest. Die absolute Horrorvorstellung. Und natürlich hier mitten im Nirgendwo... 
Es kommt in der Tat noch ein wenig schlimmer. Plötzlich endet die Fahrrinne. Wir schaffen es gerade noch so uns auf eine Fläche aus lösen Kieselsteinen zu retten. Hier geht es definitiv nicht weiter. Das scheint noch aussichtsloser als sich das mörderische Gefälle, welches wir kurz zuvor besichtigt hatten, hinunterzustürzen. Wir entscheiden, dass unser Offroadabenteuer für heute beendet ist. 500 m von unserer jetzigen Position entfernt, haben wir eine Anhöhe passiert, die einen geeigneten Stellplatz für die Nacht geboten hat. 
Während wir wenden, haben wir beide nur einen Gedanken im Kopf: nicht stecken bleiben. Das Manöver gelingt und auch den Rückweg schaffen wir. Das letzte Hindernis steht uns bevor. Die mit Felsen gespickte Steigung, die wir kurz zuvor schon mehr schlecht als recht hinuntergerumpelt sind. Ein weiteres Mal zeigt Koby, was in ihm steckt. Jeder Fels wird überklettert und die Steigung fast mühelos genommen. Wenigstens einer, der hier die Ruhe bewahrt. Wir stellen uns auf eine möglichst ebene Fläche, dann brauchen wir alle eine Pause. 
 
Im Schatten des Wagens stärken wir uns ein wenig. Es gibt Joghurt mit Müsli, Apfel und Nüssen.
Koby scheint die Strapazen gut überstanden zu haben. Alle Reifen haben noch genau so wenig Luft wie zuvor. Nur im Innenraum ist so einiges durcheinander geraten. Im Grunde steht keine Kiste mehr auf der anderen. Selbst unsere Holzkonstruktion hat sich verschoben. Immerhin ist nicht wieder alles eingestaubt worden. Mit etwas Vorsicht können wir die Türen öffnen und die uns entgegenfallenden Gegenstände auffangen. Den Rest versuchen wir so gut es geht wieder geradezurücken. 
Nachdem wir Zelt und Awning aufgebaut haben, können wir endlich ein wenig de Natur um uns herum genießen. Der Fluss wird am westlichen Ufer von einer gut 60 m hohen Felswand gesäumt. Wir haben unser Lager auf der gegenüberliegenden Seite aufgeschlagen und genießen jetzt den Blick auf diese beeindruckende Mauer. Morgen früh sollte die Sonne für ein herrliches Farbenspiel sorgen. Wir stellen den Wecker in jedem Fall ein wenig früher. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. 
 

Ein wenig wurmt es uns, oder besser gesagt Cecil, dass wir vermeintlich wenige Meter vor dem offiziellen Ende der Piste abbrechen mussten. Andererseits ist es dort sicherlich voller. Wir wissen alleine von zwei weiteren Fahrzeugen, die uns auf dem Weg hierher passiert haben, deren Insassen dort campen. Sicherlich war es für Koby und für uns die bessere Option hier zu campen. Morgen wollen wir versuchen die restliche Strecke zu Fuß zurückzulegen. Immerhin gibt es hier im Flussbett Rubine zu finden. Die lassen sich so oder so besser finden, wenn man nicht im Auto sitzt. 
Der Name “Ruby Gap”, stammt in der Tat daher, dass hier 1886 im Sand des Flussbetts Rubine entdeckt wurden. Hunderte Glücksritter machten sich anschließend auf und hofften auf großen Reichtum. Es stellte sich allerdings heraus, dass es sich bei den roten Steinen keineswegs um wertvolle Rubine handelte, sondern um Granate, die höchstens als billiger Schmuckstein gehandelt werden. Eine Nachricht, die nicht jeder verkraften konnte. Einer der Pechvogel setzte daraufhin seinem Leben ein Ende. Das “Fox's Grave” erinnert an die ungefähre Stelle seines traurigen Ablebens. 
 
Am Nachmittag widmet sich Cecil wieder dem Tagebuch. Sarah strickt indessen ihr Oberteil fertig. Wie sie befürchtet hat, ist es ein wenig zu groß. Doch es sieht trotzdem noch recht schick aus. Das nächste Mal eine Nummer kleiner und es ist perfekt. Angeregt von diesem Erfolgserlebnis, strickt sie gleich darauf noch eine Tragetasche für ihr Handy. Es hat sie genervt, dass sie keinen Platz dafür hatte, wenn sie eine Hose ohne Taschen trägt. 
 

 
Zum Abendessen gibt es heute Curry. Sarah freut sich schon seit Tagen wie ein Schnitzel darauf. Cecil geht diesen Kompromiss für sie ein. Immerhin sind alle Komponenten ungekühlt lange haltbar, was bei den Temperaturen hier im NT sehr wichtig ist. Und mit ordentlich geriebenem Käse statt Feta, schmeckt es ihm mittlerweile sogar auch ganz gut.
 
Die Vorbereitungen laufen... farblich sieht das doch schon Mal gut aus, oder?

Während Sarah im Anschluss Fotos am Laptop sortiert, braucht Cecil eine mentale Pause. Eine Folge “Rick&Morty” ist da genau das richtige. Dazu ein paar Chips. Was will man mehr. Sarah dagegen blüht jetzt erst richtig auf und kommt gut voran. Mit diesem Tag kann man wirklich mehr als zufrieden sein.

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