13.09., Sonntag: Bluff Campground - Wandern im Trephina Gorge Nature Reserve
Die Nacht über kriegen wir zu spüren, dass wir uns mittlerweile deutlich südlicher befinden als noch vor ein paar Wochen. Dazu auch noch mitten im eher wüstenähnlichen Terrain des “Red Center”. Kurzum: es wurde empfindlich kalt. Wir brauchen daher ein gutes Stück Überwindung, bevor wir unter unseren warmen Decken hervorkommen und das Zelt verlassen. Besser wir beginnen direkt mit unserem Workout, dann wird uns sicher schnell warm. Tatsächlich hat es das von Sarah ausgewählte Programm in sich. Auch wenn es nur 15 Minuten dauert, man wird gefordert.
Während Sarah eine Yoga-Session anhängt, bereitet Cecil das Frühstück vor. Bereits gestern sind uns die modern wirkenden Gasgrills auf dem Campingplatz aufgefallen. Zum Grillen haben wir nichts, doch Cecil probiert unser Wasser auf einer der Flächen aufzukochen. Leider funktionieren die Teile hier nicht besser als anderswo. Müssen wir also doch unseren guten alten Gaskocher nehmen. Heftige Winde machen es uns zwar auch mit diesem Gerät nicht leicht, doch am Ende haben wir heißen Tee und Kaffee. Rührei und Toast gelingen im Anschluss ebenso, bevor die Gasflasche alle ist. Das passiert im Grunde jedes Mal am ersten Tag in einem Nationalpark oder sonst wo, wo es keine Mülleimer gibt. Von überall her kommen plötzlich große Mengen Müll. Unter anderem besagte Gasflasche. Das fahren wir dann alles tagelang durch die Gegend, bevor wir alles an einer Tankstelle oder Rest-Area loswerden können.
Nach dem Frühstück packen wir Wurst und Toastbrot vorportioniert in Frischhaltefolie ein. Wir wollen nicht wieder riskieren, Tag für Tag auf verschimmelte Lebensmittel zu stoßen. Zwar ist die Batterie frisch geladen und wir versuchen sie so gut es geht über die Solarpanele zu versorgen, doch die eher unschönen Erlebnisse der Vergangenheit sind noch nicht ganz vergessen. Daher gehen wir lieber auf Nummer sicher.
Um der Hitze des Tages noch wenigstens ein Stück voraus zu sein, halten wir uns im Anschluss ziemlich ran. Abwasch und fertig machen erledigen wir im Eiltempo. Heute stehen zwei Wanderwege im östlichen Teil des Reserves an. Gegen kurz vor 10 Uhr sind wir unterwegs. Ein kurzer Pfad verbindet unseren Campingplatz mit dem größeren Caravanplatz, von wo aus die Wanderwege starten. Wir sind auf den ersten Metern besonders schnell unterwegs, um etwas Abstand zu zwei Frauen direkt hinter uns zu gewinnen. Die sind ununterbrochen am Quatschen und das in einer Lautstärke, als wollten sie, dass die ganze Welt ihr Geschwafel hört. Leider steht der Wind zu unseren Ungunsten und so ganz werden wir sie daher nie los. Auch wenn wir schon bald einen komfortablen Vorsprung herausgearbeitet haben. Wir versuchen uns auf die Wanderung zu konzentrieren und alles andere auszublenden.
Wir entscheiden uns zunächst für den etwas anspruchsvolleren Weg. Noch haben wir alle Kraft in den Beinen, daher erscheint das logisch. Es geht über etliche Stufen und im Zickzack einen Felshang hinaus. Sofort steigt der Puls. Doch viele Pausen sind vorprogrammiert. Nach jedem Treppenabschnitt und nach jeder Kehrtwende auf dem Zickzackweg bietet sich uns ein neuer Blickwinkel auf die Umgebung. Da müssen wir natürlich stoppen, die Szenerie bewundern und die ein oder andere Aufnahme machen. Die Trephina Gorge erstreckt sich vor uns in voller Pracht. Die Sonne steht ideal und lässt die Felsen in Rot und Orange aufleuchten. Zur anderen Seite sieht man kilometerweit mit Bäumen überwachsene Täler und schroffe Felsformationen. Keine Straßen, keine Häuser, keine Anzeichen auf Zivilisation. Lediglich das sandige Flussbett des Trephina Creek schlängelt sich ähnlich einer kurvigen Fahrbahn durch das Gelände. Wir atmen die frische Luft. So schön die Annehmlichkeiten der Stadt auch sein mögen, dieses Gefühl der Freiheit und Naturverbundenheit kriegt man nur hier draußen.
Auf halber Strecke entdeckt Sarah sogar einen Lizard, der etwas überraschend nicht sofort im nahen Gebüsch verschwindet. Viel mehr, bietet er uns und den Kameras wahre Showeinlagen. Er hüpft von dem Stein, auf dem er eben noch in der Sonne gebadet hat, auf einen dünnen Ast gute 25 cm von ihm entfernt. Da er selbst keine 10 cm misst, ein beachtlicher Satz. Auf dem Zweig gelandet, winkt er kurz. Fast ähnelt die Pose der eines Akrobaten, nachdem ihm ein Kunststück gelungen ist. Ein paar Mal noch wiederholt sich das Ganze. Sprung, Landung, Winken. Manchmal sogar erst mit der einen, dann mit der anderen Hand. Ein herrliches Schauspiel. Wir bedanken uns bei dem kleinen Artisten, müssen dann aber schnell weiter. Die lauten Stimmen unserer Verfolger kommen bedrohlich nahe.
Als wir kurz darauf wieder den Ausgangspunkt erreichen, wären wir gerne noch ein paar Kilometer mehr gelaufen. Das war ein sehr schöner Weg und der Lizard eine schöne Begegnung mit der hiesigen Fauna. Ein Glück wartet noch ein weiterer Weg auf uns. Hoffentlich sind wir auf diesem etwas ungestörter.
Wieder wartet am Anfang ein knackiger Aufstieg auf uns. Dieses Mal am westlichen Ufer des Trephina Creek. Keine Stufen, sondern nackten, steil ansteigenden Fels gilt es hier zu bezwingen. Nach etwa 200 m ist es jedoch bereits geschafft. Ab hier führt der Weg, teils gefährlich nahe, an einer Felskante entlang. Gute 15-20 m geht es von dort hinab in das ausgetrocknete Flussbett.
Wir stoßen auf einen anderen Wanderer, der uns entgegenkommt. Nach der üblichen Floskelei, wie es einem denn geht heute, fragt er uns wo wir herkommen. Als wir “Germany” erwidern, steigt er direkt auf Deutsch um. Er sei zwar Australier, mag es jedoch deutsch zu sprechen. Das ist schon recht ungewöhnlich, doch wir kommen nicht dazu näheres darüber in Erfahrung zu bringen. Stattdessen geht es natürlich noch um Corona. Er reist eigentlich jedes Jahr nach Deutschland, doch dieses Jahr aus bekannten Gründen wohl nicht. Dann gehen wir alle unserer Wege.
Zum Ende der Wanderung führt der Weg durch das ausgetrocknete Flussbett zurück zum Campingplatz. Es ist sehr anstrengend in dem tiefen Sand zu laufen, doch die Perspektive auf die Schlucht ist einmalig. An einer Stelle stoßen wir sogar auf ein kleines Wasserloch. Es schimmert in einem tiefen Grün und es riecht streng. Doch zumindest etlichen Insekten, die hier deutlich hörbar umherschwirren, bietet es eine kleine Oase inmitten der Dürre.
Da unsere Wanderlust noch immer nicht befriedigt ist, entscheiden wir weiter durch das Flussbett zu unserem Campground zu laufen. Sarah hat sichtlich Probleme sich in dem weichen Untergrund fortzubewegen. An einer Stelle vernimmt Cecil ein recht lautes Rascheln im Gras an der Uferböschung. Sarah schließt auf und kann den Verursacher sogar sichten. Ein recht großer Lizard ergreift die Flucht vor uns. Wir nehmen die Verfolgung auf, doch er ist uns entkommen. Sarah nutzt die Gelegenheit und bahnt sich ihren Weg zum offiziellen Pfad. Cecil geht auch die verbleibenden Meter durch das Flussbett.
Nach guten zwei Stunden sind wir wieder bei Koby. Die Wanderungen waren damit recht kurz, doch hatten einiges zu bieten. Wir sind zufrieden. Und vor allem froh aus den Wanderschuhen zu kommen. Es ist jedes Mal ein wenig Überwindung die klobigen Teile anzuziehen, in dem Bewusstsein damit im nächsten Moment etliche Kilometer bei Temperaturen jenseits der 30°-Marke zu laufen. Doch es war wieder die richtige Entscheidung. Der felsige Untergrund wäre in Turnschuhen sicherlich zur Qual geworden.
Im Schatten einer nahen Baumgruppe kühlen wir zunächst ein wenig ab und lüften die Füße in unseren Flip-Flops. Ein wenig zocken wir am Handy. Dann melden sich unsere Mägen. Sie rufen nach Kuchen. Wir gönnen uns jeder ein Stück des Cookie-Caramel-Kuchens, den wir gestern “gezwungenermaßen” als Alternative zu unseren geliebten Schoko-Cookies gekauft haben. Der schmeckt aber auch ziemlich lecker und somit können wir für den Moment ganz gut mit diesem Kompromiss leben.
Wir setzen den gemütlichen Teil des Tages fort. Sarah lümmelt sich in ihre Hängematte und liest (endlich ein Ort mit Bäumen und Schatten), Cecil beginnt Tagebuch zu schreiben. Gestört wird unsere Ruhe nur von gelegentlichen Windstößen. Die sind teils so heftig, dass uns Sand und Blätter ins Gesicht geweht werden. Zudem fällt dauernd das kleine Solarpanel um. Wenn man dann aufsteht, um es wieder aufzurichten, fliegen in der Zeit die Campingstühle weg. Das sind die kleinen Herausforderungen, die uns täglich von Mutter Natur gestellt werden. Kurzerhand bindet Sarah das Panel mit unserer Wäscheleine an der Leiter vom Dachzelt fest. 1:0 für uns.
Unsere Mägen melden sich heute schon gegen 17:30 Uhr und verlangen Nahrung. Wir geben klein bei und machen unser Essen warm. Noch während wir essen, schlagen die ersten Mücken zu. Dabei ist es noch nicht einmal dunkel. Wir entscheiden sicherheitshalber vorzeitig den Rückzug anzutreten und verkrümeln uns ins Zelt. Nach zwei Folgen unserer Serie ist dann gegen 22 Uhr Schluss für heute.
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