25.07., Samstag: Bush Camp am Porcupine NP - Porcupine Gorge
Was für eine Nacht. Die erste Nacht seit langem, in der Sarah ohne lange Hose und Jacke schlafen konnte. Temperaturtechnisch geht es definitiv bergauf. Zum Frühstück genießen wir einen herrlichen Sonnenaufgang.
Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir den Porcupine Nationalpark. Hier gilt es die namensgebende Porcupine Gorge (dt. “Schlucht”) über zwei Wanderwege zu erkunden. Bereits gegen halb 10 brechen wir zu diesen auf. Der erste Lookout ist schnell erreicht und gibt uns einen guten Vorgeschmack. Man blickt über einen kleinen Teil der Schlucht, an deren Ende die “Pyramid” thront, eine Gesteinsformation, die wegen ihrer markanten Dreiecks-Form diesen Namen bekam. Tatsächlich ist der Vergleich mehr als gelungen.
Über sehr tiefe Stufen geht es etwas mehr als einen Kilometer hinunter in die Schlucht. Unten angekommen, stellt Sarah fest, dass sie ihren selbstgestrickten Objektivschutz auf dem Weg verloren hat. Sie geht noch ein gutes Stck zurück den Hang hinauf, doch vergebens. Cecil ist sich aber sicher, dass wir das Teil finden, wenn wir wieder hochgehen. Wer sonst sollte etwas damit anfangen können.
Von den zwei Wanderwegen, die unser Reiseführer angepriesen hat, ist kein einziger ausgeschildert. In der Tat ist kein einziger Wanderweg markiert. Zu unserer rechten steigt die “Pyramid” empor und zwei andere Pärchen sind gerade auf dem Weg dorthin. Der andere Weg führt unserer Erinnerung nach in genau entgegengesetzte Richtung. Da wir zu unserer Linken keine Menschenseele erspähen und mangels Hinweisen wohl auch nur die wenigsten von diesem Weg wissen, machen wir uns zunächst in diese Richtung auf. Schlauerweise haben wir ein Foto der Wanderkarte im Reiseführer gemacht. So verfügen wir zumindest über eine grobe Orientierung. Zudem gibt es, zumindest am Beginn des Tracks, ein paar “Steinmännchen”, die andere Wanderer hinterlassen haben. Das sind Türme aus immer kleiner werdenden Steinen, die aufeinander balanciert werden. Eines dieser Gebilde ist zum Teil eingestürzt und Sarah versucht sich an einem Wiederaufbau. So ganz gelingt das noch nicht, aber auf dem Rückweg will sie sich noch eine Chance geben.
Entlang der Sandstein-Klippe zu unserer Linken wandern wir am Fluss entlang. Oft geht es durch Sand, was mit den Wanderschuhen äußerst mühsam ist und uns nur langsam vorankommen lässt. Die erste Flussüberquerung ist nicht minder fordernd. Nur sehr kleine Steine ragen hier und da durch die Wasseroberfläche. Weit bis in den Fluss ragende Äste und Büsche sorgen für einen nochmals erhöhten Schwierigkeitsfaktor. Doch wir schaffen es trockenen Fußes ans andere Ufer. Obwohl Sarah auf einen losen Ast tritt und es beinahe eine ungewollte Abkühlung gegeben hätte.
Nach diesem Schema arbeiten wir uns weiter durch die Schlucht. Ein größtenteils ständiger Pfad, wo es geht, gehen wir über den Sandstein am Rand und sobald es auf der anderen Seite des Flusses wegsamer erscheint, suchen wir uns eine geeignete Stelle für eine Querung.
Eine besonders eindrucksvolle Ansammlung großer Felsbrocken, über die wir hinwegklettern, erinnert in seiner Farbgebung an eine Mischung aus Erdbeer- und Vanille-Eis. Da diese Felsen genau so im Reiseführer beschrieben wurde, wissen wir uns auch noch auf dem richtigen Weg bzw. auf der richtigen Seite des Flusses.
Am gegenüberliegenden Ufer sehen wir gerade noch so ein großes Tier wegspringen. Doch wir sehen leider nur noch den Schwanz. Da es unsere einzige nennenswerte Tiersichtung heute sein wird, beschreiben wir sie hier trotzdem so detailliert wie möglich. Besagter Schwanz ist auffällig eingerollt. Ein Känguru fällt damit weg. Es könnte ein Oppossum gewesen sein, doch die sind gewöhnlich nachtaktiv. Am ehesten glich es einem Affen, doch die gibt es unseres Wissens nach nicht in Australien. Eine ebenso kurze, wie mysteriöse Sichtung.
Wir setzen unseren Weg auf dem Sandstein am Rande der Schlucht fort. An einer Stelle steigt die Felswand unvermittelt auf, sodass unser Weg bald mehr einem Klettern an der Steilwand gleicht als einer Wanderung. Wir versuchen es so lange bis Sarah manövrierunfähig ist. Es geht einfach in keine Richtung weiter. An dieser Stelle sind wir gute 4 Meter über dem Boden. Plötzlich realisieren wir beide, dass es wohl eine ganz blöde Idee war diesen Weg zu wählen. Rückwärts und ganz langsam, schiebt sie sich auf der schmalen Felskante im ansonsten glatten Stein zurück. Mit erhöhtem Puls aber unbeschadet, kommen wir sozusagen mit einem blauen Auge davon. Wir drehen um und suchen uns einen anderen Weg auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. Nach hunderten Metern durch tiefen Sand erreichen wir eine gut 40 Meter hohe Felswand. Laut der Beschreibung im Reiseführer endet hier der Weg. Cecil geht noch ein paar Schritte weiter und hinter der nächsten Biegung sieht man eine weitere Biegung und so weiter. Wahrscheinlich könnte man noch ein gutes Stück gehen, doch im Grunde sieht der Teil, der vor uns liegt nicht viel anders aus als das, was wir bereits gesehen haben. Nach der Nahtoderfahrung an der Steilwand und mit bereits ordentlich Kilometern in den Beinen, entscheiden auch wir, dass der Weg hier zuende ist. Nach einer kleinen Stärkung holt Cecil die Drohne raus. Leider ist das Licht nicht optimal und er kennt sich noch zu wenig mit den manuellen Einstellungen aus, um das auszugleichen. Spaß macht es dennoch.
Während wir uns auf dem Rückweg befinden, steigen die Temperaturen in der Schlucht nochmals. Sarah bereut ihre Entscheidung in langer Hose zu wandern mittlerweile immens. Trotzdem kann Cecil sie überzeugen für einen weiteren Drohnen-Flug nochmals kurz zu pausieren. Doch der Spaß bleibt dieses Mal auch für ihn auf der Strecke. Kurz nach dem Start lässt sich die Kamera der Drohne nicht mehr bewegen. Der Gimbal, die 3-Achsen-Aufhängung der Kamera zum Ausgleich der Flugbewegungen, ist laut Anzeige auf dem Handy blockiert. Ohne weiteren Schaden gelingt die Landung. Eine offensichtliche Blockade ist allerdings nicht zu erkennen. Ziemlich gefrustet packt Cecil alles wieder ein. Während wir weitergehen, rekapituliert er den ersten Flug. Vielleicht ist bei Start oder Landung Sand ins System gekommen. Erneut halten wir, um das direkt zu prüfen. Etwas pusten und vorsichtig die Kamera bewegen und siehe da, es geht und funktioniert einwandfrei. Ein kurzer Testflug und alles ist wieder gut.
Kurz bevor wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung erreichen, widmet sich Sarah erneut dem ledierten “Steinmännchen”. Tatsächlich gelingt ihr der Aufbau dieses Mal.
Bevor wir uns an den Aufstieg zum Carpark machen, geht es noch die paar Meter zur “Pyramid” zu bewältigen. Wie wir es gehofft haben, sind wir jetzt ganz alleine auf dem Weg. Obwohl es einen richtigen Weg gar nicht gibt. Vielmehr geht man über ein Plateau aus Sandstein und kann so selber Winkel und Entfernung zur namensgebenden Felsformation wählen. In der gesamten Oberfläche stoßen wir auf teils mehrere Meter tiefe Löcher. Oft sind sie mit Wasser gefüllt und der Boden, falls es einen gibt, nur zu erahnen. So gefährlich der Weg damit für Wanderer wird, umso interassanter wird er für Drohnen-Piloten. Wollen wir doch mal sehen, wie das Ganze aus 120 m Höhe aussieht.
Der Aufstieg aus der Schlucht ist anstrengend, aber machbar. Trotz eines mittlerweile bewölktem Himmels, ist es noch immer sehr warm. Kurz vor dem Ende der Treppe, finden wir Sarahs Objektivschutz wieder. Zurück bei Koby ziehen wir Bilanz. Gute vier Stunden waren wir unterwegs, in denen wir 9 km zurückgelegt haben. Kein beeindruckendes Tempo, doch wenn man Klima und Untergrund mit einbezieht, auch nicht von schlechten Eltern.
Auf dem Weg aus dem Park nehmen wir noch den “Gorge Lookout” mit. Hier erreichen wir nach 150 m eine sehr gut platzierte Aussichtsplattform, von der aus man einen atemberaubenden Blick in die Schlucht hat. Hier sind die Felswände gute 50-60 Meter hoch und damit nochmal ein gutes Stück imposanter.
Kurz überlegt Cecil nochmal die Drohne zu holen, verwirft den Gedanken jedoch schnell wieder. Wenn hier etwas schief geht, dann gibt es so gut wie keine Hoffnung auf Rettung.
Bereits während des Wandern haben wir entschieden die Nacht erneut in unserem Buschcamp zwischen dem Porcupine NP und Hughenden zu verbringen. Dort war es schön ruhig, mitten in der Natur und als kleinen Bonus könnten wir morgen früh in Hughenden Duschen.
Vor Ort bauen wir das Solarpanel auf, um noch so viel wie möglich Sonne zu tanken. Dann geht es Tag 3 unserer Plank-Challenge zu absolvieren. In gewohnter Manier macht Sarah im Anschluss noch weiter Sport und Cecil schreibt Tagebuch. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit angebratener Wurst und Tomatensauce. Nachdem Sarah bereits im Bett ist, guckt Cecil noch einen Film (Avengers: Infinity War im O-Ton). Doch die drei Stunden Laufzeit hält auch er nicht durch. Das wird wohl ein längeres “Projekt”.
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