24.07., Freitag: Bush Camp am Porcupine NP - Zurück im Outback

Die Nacht war alles andere als geruhsam. Mindestens zwei LKWs haben die ganze Zeit über mit laufendem Motor nur ein paar Meter von uns entfernt gestanden. Da wir dadurch bereits vor dem Wecker wach liegen, geht auch das Aufstehen recht schnell. Schon um halb 9 sind wir wieder unterwegs. 
Nachdem wir Torrens Creek erreicht haben, müssen wir enttäuscht feststellen, dass wir hier keinen Empfang haben. Der Plan war hier nach dem gestern bei Camper-Mate entdeckten Moorrinya NP und den Kooroorinya Falls zu googeln. Beides liegt kurz vor Hughenden, von wo aus es für uns nach Norden geht, zu einem Abstecher in den Porcupine NP. So fahren wir die rund 80 km auf gut Glück über eine teils harte und äußerst staubige Gravelroad. 
Mitten im Outback gebietet uns das Navi plötzlich rechts abzubiegen. Tatsächlich stehen wir kurz darauf auf einem Feldweg vor einem Tor. Da weder Schilder es verbieten, noch ein Schloss an der Kette hängt, öffnen wir es und fahren durch. Wir vermuten jetzt im Mooriyna NP zu sein. 
Über eine wahre Offroad-Pisten erreichen wir ein ausgetrocknetes Flussbett. Die Reifenspuren suggerieren, dass man dieses queren kann. Doch am gegenüberliegenden “Ufer” ist der Untergrund so sandig, dass es uns das Risiko nicht wert ist. Wir parken Koby und machen uns bereit den Rest des Weges zu Fuß zu erkunden. 
 


 
Auf den verbleibenden 1,2 km bis zu einem entlegenen Campingplatz sehen wir viele Spuren und Kot, doch von den Verursachern ist keiner zu erspähen. Kurz vor dem Platz studieren wir eine kleine Karte. Wanderwege sind darauf nicht zu erkennen. Etwas enttäuscht machen wir uns auf den Rückweg. Eine Tiersichtung bleibt uns verwehrt. 
 
Die Karte hat uns darüber hinaus gezeigt, dass man theoretisch über eine Nebenstraße direkt zum Kooroorinya Wasserfall fahren kann. Doch ein Rivercrossing bzw. die Durchquerung des sandigen Flussbetts scheint dazu unvermeidbar. Das ist uns aber zu heiß. Koby hat sich bereits mehrmals als wahre Offroad-Maschine präsentiert, aber die Gefahr im losen Sand stecken zu bleiben, ist zu hoch. So bleibt uns wohl nichts anderes übrig als zurück nach Torrens Creek zu fahren und von dort aus zu den Kooroorinya Falls. 
Wie es der Zufall will, findet das Navi eine kürzere Route, als wir erneut das dubiose Tor passieren. Ohne ein riskantes Rivercrossing legen wir weitere 110 km über die Gravelroad zurück. Völlig unvermittelt, erreichen wir eine alte Pferderennbahn. Mehrere Schilder mahnen dazu sich als erstes im “Office” anzumelden. Begrüßt werden wir dort zuerst von zwei kleinen Kläffern. Kurz dahinter wackelt uns eine recht dickliche Frau entgegen, die uns mit sehr lauter Stimme begrüßt. Auf unsere Frage nach dem Wasserfall verrät uns bereits ihre mitleidige Mimik, dass wir wohl zur falschen Jahreszeit hergekommen sind. Einen Wasserfall sucht man jetzt vergeblich, doch wir könnten uns trotzdem gerne unten umsehen. Wenn wir zurück sind, möchte sie uns gerne Fotos vom Wasserfall in der “wet season” zeigen. 
Trotz der Lage, die man unweigerlich als äußerst entlegen bezeichnen kann, zählen wir drei Camper auf dem Platz gleich hinter dem Haus der Besitzer. Wie es der Zufall will, macht sich eines der Camper-Pärchen genau zeitgleich mit uns auf den Weg zu dem ausgetrockneten Wasserfall. Wir versuchen uns davon nicht stören zu lassen. Lediglich bei Fotos muss man zusehen, nicht auf jedem ausversehen ein älteres Pärchen mit abzulichten. 
Die Szenerie ist auf jeden Fall auch ohne tosenden Wasserfall beeindruckend. Das Flussbett besteht offensichtlich aus Lava-Gestein. Alles erscheint in bizarren Gebilden mit tiefen Löchern, Rissen und Höhlen. Als wäre das Gestein noch vor kurzem flüssig gewesen und dann urplötzlich erstarrt. Vor der Abbruchkante staut sich der Fluss und bietet einen schönen Kontrast zu dem trockenen Pool. 
 

 
Zurück am Haus der Besitzer werden wir eingeladen, uns zu setzen und können im Anschluss eindrucksvolle Bilder bestaunen. Die letzte Flut hat erst im Januar diesen Jahres geherrscht. Vergleicht man die Bilder mit dem derzeitigen Pegel sind die Wassermassen, die dann 24/7 nur wenige Meter entfernt durchrauschen kaum vorstellbar. 
Noch während wir die Bilder von den Fluten bestaunen, drängt sich im Hintergrund ein riesiges Känguru in unseren Blickwinkel. “Look, there is Arnie”, ruft die dicke Frau ihrem Mann im Haus zu. Arnie ist ein stattliches Känguru, mit dem man sich bestimmt nicht anlegen möchte. Wenn weniger Camper vor Ort sind, kommt er wohl bis auf die Terrasse. Er denkt im Allgemeinen, dass sei alles sein Gebiet, erzählt uns die Frau. Wir sind uns sicher, wenn er wollte, könnte er es mit jedem hier aufnehmen, der anderer Meinung ist. Neben Kängurus sehen sie hier angeblich auch öfter Koalas in den gum trees am Flussufer. Diese Gelegenheit wollen wir uns nicht entgehen lassen und machen uns erneut auf den Weg. 
Auf Rat der Besitzer parken wir an einem alten Windrad etwa 200 Meter von dem Haus entfernt. Hier hätten wir die beste Chance auf eine Sichtung. Während wir am Ufer entlang gehen und angestrengt jeden Baum nach Koalas absuchen, treffen wir erneut auf Arnie. Offensichtlich von uns überrascht, springt er vom Flussbett aus eine steile Felswand hinauf und verschwindet aus unserem Sichtfeld noch bevor wir überhaupt genau verstehen was gerade los ist. 
 
 
In etwa genau so wenig verstehen wir, warum wir kein Glück mit den Koalas haben. Nach dem Reinfall auf Magnetic Island hatten wir unverhofft neuen Mut geschöpft, doch auch dieses Mal verlassen wir den Ort ohne eine Sichtung der knuffigen Tiere. Über Prairie finden wir den Weg zurück auf den Flinders Highway. Zu unserer Überraschung erwartet uns das tierische Highlight unseres heutigen Tages genau auf diesem gottverlassenen Stück Schotterpiste. Ein Gruppe Emus nimmt vor uns reißaus, bleibt dann aber nur wenige Meter später stehen. Nachdem wir angehalten haben, kommen sie uns sogar wieder ein Stück näher. 
 



 
Cecil hat genug Zeit die Drohne auszupacken. Es entsteht ein recht ansehnliches Video der drei Flugunfähigen Laufvögel, die sich auf der Flucht vor der Drohne befinden.
 
 
 
 
Mit etwas mehr Flug-Praxis wäre sogar noch mehr drin gewesen. Nächstes Mal!
 
In Prairie angekommen, müssen wir feststellen dass es keine Tankstelle im Ort gibt. Mit genug Sprit hätten wir von hier eine gute Ecke auf dem Weg zum Porcupine NP abkürzen können. Wir haben allerdings nur noch knappe 100 km im Tank, was bei den hiesigen Entfernungen schon fast einem Notstand gleichkommt. Daher sind wir gezwungen über Hughenden zu fahren, welches wir nach 45 km erreichen. Zwar kriegen wir hier Benzin, doch unsere Hoffnungen auf einen Schlafplatz für die Nacht bleiben unerfüllt. An einer Tankstelle finden wir zumindest keine Verbotsschilder, doch herrscht hier sehr viel Verkehr und der ganze Platz wird mittels Flutlicht erleuchtet. Die Rest-Area, die wir kurz darauf ansteuern, verbietet hingegen das Campen mittels eben besagter Schilder. Da wir aufgrund dieser Erfahrungen schon jetzt wieder die Schnauze voll haben von Zivilisation, tanken wir auf und setzen unseren Weg zum Nationalpark fort. 
 
Einen ausgewiesenen Campingplatz gibt es auf diesem nicht. Wir halten daher die Augen offen, ob sich links oder rechts der Straße eine Möglichkeit für ein Buschcamp auftut. Anzeichen dafür sind verlassene Feldwege, alte Parkplätze für Baufahrzeuge oder auch einfach nur ein nicht zu dicht bewachsener Landstrich, den wir zur Not querfeldein befahren könnten bis wir einen Platz abseits der Straße erreicht haben. Mit Hilfe von Wiki-Camps erreichen wir nach 45 km ein sogenanntes “Gravel-Pit”, einen Schotterplatz gleich am Highway. Wir fahren noch etwas weiter in den Busch und sind dann recht zufrieden mit unserem Platz.
Nachdem wir unser Lager aufgeschlagen haben, folgt die tägliche Plank-Challenge. Während Sarah noch weitere Workouts und Yoga macht, fliegt Cecil einen Akku der Drohne leer. Nach dem Essen schreibt Cecil Stichpunkte und Sarah löst ein Sudoku. 
 
 

 
Auf der Straße herrscht zu unserer Freude kaum Verkehr. Dazu sind wir soweit abseits jeglicher Zivilisation, dass sich uns ein unglaublicher Sternenhimmel bietet. Das Sahnehäubchen des Tages sind allerdings die Temperaturen. Es ist so warm, dass wir sogar noch draußen lesen, bevor wir ins Zelt gehen und noch ein wenig Serie schauen. Es wird langsam…

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