30.05., Samstag: Hallsville - Farmers Curse or Friend?

Nach einer erholsamen Nacht starten wir gemütlich in den Tag. Sogar die Sonne scheint bereits schwach. Das wird sicher ein guter Tag. Nach dem Frühstück verbringen wir den frühen Vormittag hauptsächlich damit die Enten zu beobachten. Das ist heute besonders unterhaltsam. Zuerst wird der Teich gegen zwei fremde Enten-Pärchen verteidigt. Dann fliegen die Eltern plötzlich davon. Die kleinen bleiben allein am Ufer zurück, scheinen aber recht entspannt. So entspannt, dass Sarah mit der Kamera im Anschlag bis auf wenige Meter herankommt. Nur knappe zwei Meter steht sie vor den Kleinen. Doch nach nur einem Schritt weiter ergreifen sie dann plötzlich die Flucht ins Wasser. Kurz darauf kommen auch die Rabeneltern zurück.


Sarahs Schal wird auch fertig :)
Wieder stattet uns Russel einen Besuch ab. Gestern hatten wir ihm zugesichert beim Abbau eines Zaunes auf einem Grundstück in der Nachbarschaft zu helfen. Das muss allerdings warten. Er hat einen Anruf bekommen, dass die Teile für den Mähdrescher angekommen sind. Da der Laden am Samstag nur bis Mittag geöffnet hat, fährt er demnächst los in die Stadt. Er bietet uns an, uns mitzunehmen. So könnten wir bei Spotlight nach dem wasserdichten Matratzenbezug schauen ohne an unserem Auto alles zusammenzupacken. Das Angebot nehmen wir gerne an. 

Schon kurze Zeit später lässt uns Russel bei Spotlight raus. Er fährt weiter und holt die Ersatzteile ab. Wir inspizieren die verschiedenen Bezüge, doch keiner scheint groß genug für unsere Matratze. Unsere Zelt-Matratze hat mit ihren 2.40 m Länge leider keine Standardmaße.  Mit über 50 $ sind sie auch nicht gerade günstig. Bevor wir das Geld für einen nur halbwegs passenden Überzug ausgeben, kaufen wir wohl besser noch eine Plane, in der wir zur Not das nächste Mal alles einwickeln können. Gegenüber, bei “Chemist Discount”, kriegen wir überraschend eine Haarschere. Endlich kann Cecil von der störenden Matte befreit werden.
Nachdem Russel uns wieder eingesammelt hat, fahren wir zu einem Laden für Camping-Zubehör. Für satte 60 $ erstehen wir 2 Liter Imprägnierzeug. Na hoffentlich hat sich die Sache dann damit auch erledigt und wir haben nie wieder eine nasse Matratze. 

Zurück auf der Farm legen wir nur kurz unsere Einkäufe ab, dann geht es los zum Zaun demontieren. Dieser steht auf dem Grundstück direkt gegenüber und ist kein gewöhnlicher Zaun. Vielmehr handelt es sich um ein Rondell, welches genutzt wurde, um darin Pferde zu trainieren. Die Besitzerin ist umgezogen und da Russel einen Truck besitzt, hat er angeboten den Zaun zum neuen Wohnort zu transportieren. Der Kreis besteht aus etwa zehn Teilen und einem Tor. Schnell sind wir ein eingespieltes Team. Sarah zieht die Metallbolzen aus den Verbindungsstücken, Russel und Cecil heben das Teil aus dem Boden (alles ist knappe 15 Zentimeter im Boden eingelassen). Gemeinsam tragen wir die Teile auf einem Stapel zusammen. Nach nicht einmal 30 Minuten ist die ganze Aktion gelaufen. 


Danach folgt eine spontane Lehrstunde über die hiesige Flora. Russel hält einen Zweig an dem sich Blütenstände befinden, die einem Morgenstern nicht unähnlich sehen. Damit stubst er Cecil  auf die Brust. Sofort klettet sich ein Großteil der Blüten an sein Tshirt. Eine praktische Demonstration der Verbreitungstaktik der Pflanze, die im Volksmund als “Farmers Friend” bekannt ist. Mittels feinster Nadeln bleiben die Blüten in nahezu jedem Gewebe hängen und werden so, meist völlig unbemerkt, von Mensch und Tier transportiert. Es dauert schon einen Moment Tshirt und Jacke wieder von allen Samenkapseln zu befreien. Russel hilft dabei. Einerseits, weil er Cecil die Sache eingebrockt hat, andererseits, weil er das Unkraut nicht auf seiner Farm haben möchte.


Eine weitere Pflanze, die wir kennen lernen, ist “Farmers Curse” oder “Salvation”. Eine zunächst recht unscheinbare Pflanze mit lila Blüten und teils bis zu einem halben Meter hoch. Interessant ist auch hier der Name bzw. wie die Pflanze zu selbigen kam. Da sie extrem beständig ist und nicht viel Wasser benötigt, wächst sie auch in längeren Dürre-Perioden. Für so manchen Farmer war dieser Umstand die Erlösung (engl. “salvation”), weil er in einer solchen Trockenzeit sein Vieh mit der Pflanze ernähren konnte. Doch es lastet auch ein Fluch (engl. “curse”) auf diesem Heilsbringer. Das Gewächs nimmt große Mengen Kupfer aus dem Boden auf. Fressen die Tiere zu lange davon, erleiden sie einen meist tödlichen Leberschaden. Echt verrückt diese Natur…

Am Nachmittag fährt Cecil mit Russel zu den Mähdreschern. Russel will die Ersatzteile einbauen und in der Zeit kann Cecil die riesigen Reifen aufpumpen. Das klingt zunächst nicht so spannend. Zumindest nicht, wenn man sich das so vorstellt wie bei einem Pkw. Aufregend wird es dadurch, dass bei den meisten Reifen das Ventil innen liegt. Cecil muss also hinter die Reifen gelangen und dort in oft recht unbequemer Haltung Luft einlassen. Bei einem so großen Teil dauert das dann auch gut und gerne mal mehrere Minuten. Von den zahlreichen Spinnen um einen herum darf man sich da nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen. 


Nachdem Russel und ich unsere Arbeit getan haben, muss Russel noch den einen Mähdrescher wieder zurück in die Scheune fahren. Diese Gelegenheit lässt sich Cecil nicht entgehen und fragt, ob er mit in die Fahrerkabine darf. Das ist natürlich kein Problem und schon sitzt er neben Russel in der kleinen Kanzel. Unter ihnen die tonnenschwere Maschine und der 500 PS starke Motor. Alle möglichen Lämpchen leuchten und Bildschirme erwachen zum Leben. Doch es reicht ein kurzer Handgriff am Joystick und die fünf Meter bis zur endgültigen Parkposition sind zurückgelegt. Das wars schon. Trotzdem irgendwie cool :)

Während die Jungs an den Maschinen herumgewerkelt haben, hat Sarah den Nachmittag auf der Farm verbracht. Aber auch hier war einiges los. Zwischen stricken (für alle Kenner: Linke Maschen wurden heute gelernt), Sport, Yoga und unserem Blog galt es immer wieder die Enten zu beobachten. Die trauen sich von Tag zu Tag näher an uns heran. So ergeben sich oft tolle Foto-Chancen, die sie sich natürlich nicht entgehen lässt.  


Papageien konnten auch gesichtet werden


Heute sitzen wir noch bis in die späten Abendstunden am Lagerfeuer. Nach dem Essen wird fleißig weiter gestrickt und Tagebuch geschrieben. Alles in allem ein schöner und sehr produktiver Tag. 

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