02.06., Dienstag: Hallsville - Shopping-Wahn

Kurz bevor wir aufstehen wollen, setzt Regen ein. Dazu soll es heute der kälteste Tag seit langem werden. Wir bleiben daher einfach noch eine Weile liegen, ohne auch nur einen Finger unter der Decke hervorzustrecken. Aus ganz natürlichen, wenn auch hier oben im Dachzelt oft sehr nervigen, Umständen müssen wir unser Refugium jedoch bald darauf verlassen. Die Blase drückt langsam etwas zu doll.

Noch bevor wir mit dem Frühstück beginnen, hört es auf zu regnen. Trotzdem bauen wir sicherheitshalber alles unter dem kleinen Vorzelt der Leiter auf. Anschließend bereiten wir unsere Fahrt in die Stadt vor. Gegen halb 11 Uhr sind wir unterwegs nach Tamworth.
Nach einer vielversprechenden Internet-Recherche am Vortag hinsichtlich eines Haar-Trimmers, steuern wir zu aller erst “Target” an. Schon oft haben wir den roten Schriftzug und das an eine Zielscheibe erinnernde Logo gesehen, doch noch nie waren wir in einer der Filialen. Abgesehen von der Aussicht endlich die lange Matte loszuwerden, waren wir daher ohnehin bereits neugierig was dieses Warenhaus uns zu bieten hat.
Es folgt leider eine ziemliche Enttäuschung. Die Abteilung mit Trimmern und Rasierern ist ebenso leergefegt, wie auch in allen anderen Läden zuvor. Abgesehen davon scheint es den gleichen Nippes zu geben, den man auch bei “Kmart” bekommt. Nur ist hier alles ein gutes Stück teurer. Im Grunde sind wir nie darauf aus, das etwas besonders billig sein muss. Gerade wenn es um elektronische Geräte geht, setzen wir gerne auf Qualität. Doch hier ist nunmal alles anders. Alles was wir am Ende unserer Reise nicht in den Rucksack kriegen, bleibt zwangsläufig hier. Entgegen unserer Natur schließen wir uns daher teils der modernen Wegwerf-Gesellschaft an. In dieser muss es billig sein. Qualität ist zweitrangig. Daher verlassen wir den Laden ohne etwas zu kaufen und werden so schnell wohl nicht erneut einen Target-Markt betreten. 

Direkt gegenüber befindet sich eine Filiale von “JB Hi-Fi”. Unsere Chance endlich einen Kassetten-Adapter zu erstehen, mit dessen Hilfe man unsere Handys an die Musikanlage im Auto anschließen kann. Eine gute viertel Stunde suchen wir erfolglos. Selbst der Verkäufer braucht ein wenig, bis er den Adapter in der Abteilung mit Fernsehern findet. Wir alle drei sind etwas verwundert über diese unsinnige Anordnung. Doch am Ende zählt der Erfolg und wir können das gute Stück für schmale 10 $ erwerben.

Wir fahren weiter zu dem Campingladen, in dem wir letztens mit Russel das Imprägniermittel besorgt haben. Eine ganze Zeit lang durchstreifen wir jeden einzelnen Gang, entscheiden aber bei dem meisten Produkten, dass es doch nur Spielerei ist oder viel zu teuer. Highlight ist die Abteilung mit Tischen, in der wir überlegen, welcher wohl eine geeignete Tischtennis-Platte abgeben würde. Am Ende fällt aber auch das in das genannte Muster und wir verlassen nach knapp 45 Minuten den Laden mit zwei langen Heringen für 1,35 $ das Stück. 
Noch auf dem Parkplatz des Campingladens testen wir den Kassetten-Adapter. Tatsächlich funktioniert er recht gut. Der Sound ist zwar nicht so doll, aber was kann man von einer 20 Jahre alten Anlage auch groß erwarten. Besser als unsere kleine Box in der Mittelkonsole ist es allemal. 

Bevor es weitergeht, halten wir bei McDonald's auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir wollen das Wlan anzapfen, damit Sarah Yoga-Videos und Cecil ein Update für die GoPro herunterladen kann. Doch wir kommen nicht ins Netz. Vielleicht ist der Empfang drinnen besser? Hunger haben wir auch. Aber wir ringen mit uns, da wir in letzter Zeit gefühlt sehr oft Fast-food essen. Hier in Australien sieht man überall menschliche Beispiele, wo das am Ende hinführt. Es gibt wirklich auffällig viele, sehr dicke Menschen in Australien. Vergesst das Bild der braun gebrannten Strandschönheiten. Der Normalsterbliche wiegt hier im Schnitt um die 120 Kilo und trägt trotzdem gerne bauchfrei. 
Alle guten Vorsätze in den Wind geschossen, sitzen wir kurz darauf im “Restaurant” und mampfen Burger. Das Wlan ist auch hier nicht besser. Der Plan ist mal ziemlich nach hinten losgegangen. Immerhin haben wir vorerst keinen Hunger mehr. 

Bei Kmart sind die Regale immer noch größtenteils leergefegt. Wir finden weder Boxen, noch einen Käsehobel. Die noch verfügbaren Haar-Trimmer schneiden bis zu einer maximalen Länge von 22 Millimeter. Das kommt uns zu extrem vor. Wir schnappen uns zwei 3er-Packs Butangas für unseren Kocher, weil die Markrecherche ergeben hat, dass hier der Stückpreis am günstigten ist. Dann machen wir uns auf den Weg zu Woolworths.
Auf dem Weg kommen wir erneut an “Big W” vorbei. Nachdem uns beim letzten Mal eine lange Warteschlange vor dem Laden abgeschreckt hat, können wir heute direkt eintreten. Preistechnisch trifft der Laden direkt unseren aktuellen Geschmack. Wir erstehen einen Dosenöffner für 2 $ (Käsehobel scheinen auch hier ausverkauft zu sein), Sarah nimmt ein Thermoshirt und ein Fliegennetz für den Kopf mit, falls es nochmal in die Fliegen Hölle geht.

Nachdem wir bisher sehr zurückhaltend waren, ist die Shoppinglaune jetzt langsam angekurbelt. Wie gerufen kommt da ein Laden mit dem spannenden Namen “The Reject Shop”. Schnell wird klar, dass man das Konzept mit einem der 1€-Shops in Deutschland vergleichen kann. Hier findet man direkt neben der Schokolade eine kleine Auswahl Pflanzendünger und wenige Meter weiter urst hässliche Deko-Artikel. Bei der Schokolade sind wir uns nicht ganz einig. Doch wir kaufen Dünger für Franz und, nur für den Fall, ein Päckchen Schnittlauch-Samen. Dazu landet eine Body-Butter für 2 $ und zwei Packungen Tee für je nur 1 $ auf dem Band. Der Tee hebt Sarahs Laune ernom, weil der Tee bei Woolworths unglaublich teuer ist und die Auswahl ziemlich bescheiden. Kurz vor der Kasse entdecken wir zudem das auch Listerine und Deo hier nochmal ein gutes Stück günstiger sind. Das wir damals bei Woolworths wohl die teuersten der teuren Drogerieprodukte gekauft haben, wussten wir nachdem wir einen “Chemist Discount” betreten haben. Doch der Laden hier schlägt sie alle. Besonders bei Deo, können wir hier richtig sparen und schlagen für 3,50 $ die Flasche zu, statt den üblichen 5,50 $.
Bei Woolworths arbeiten wir unsere Einkaufsliste routiniert ab. Ohne wirklich Hoffnung schaut Cecil auch hier nach einem Haar-Trimmer. Doch entgegen der negativen Prognose wird er fündig. Ein Remington-Gerät mit Akku und variabel einstellbarer Schneidlänge von 1-44mm für erschwingliche 39 $. Wer hätte das gedacht. Wir rennen durch etliche Läden, um am Ende bei Woolworths beglückt zu werden.

Gegen kurz nach 16 Uhr sind wir zurück auf der Farm. Cecil macht sich direkt daran den Haareschneider zu inspizieren. Alles macht einen guten Eindruck und sogar eine Anleitung ist dabei. In fünf Schritten, die alle recht einfach auszuführen scheinen, geht es damit morgen den zu langen Haaren an den Kragen. Da kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen. Wenn doch, wird Sarah wohl als erstes eine Mütze für Cecil stricken müssen.

Die Enten werden natürlich auch wieder fotografiert.

Am Abend haben wir alle Hände voll mit unserem Lagerfeuer zu tun. Erst übertreiben wir es etwas damit unseren Papier- und Papp-Müll zu verbrennen, sodass das Feuer mehr als einmal droht zu ersticken. Anschließend kämpfen wir mit ewig drehendem Wind. Egal wie oft wir die Sitzposition wechseln, der Rauch scheint uns immer direkt ins Gesicht zu kommen.
Wir schreiben und stricken noch einige Zeit weiter, doch irgendwann müssen wir uns geschlagen geben und ziehen uns ins Zelt zurück. Positiver Nebeneffekt: Nach einer gefühlten Ewigkeit schauen wir mal wieder eine Folge Mrs. Maisel.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

02.08., Montag: Über den Wolken - Es geht zurück nach Berlin

14.08., Freitag: Leliyn Campground (Edith Falls) – 99% krokodilfrei = Good Enough

14.07., Dienstag: Bedford Weir Camping Area - Die “Empty”-Marke