28.05., Donnerstag: Hallsville - Mount Kaputar NP
Draußen ist es noch dunkel, als unser Wecker um 10 nach 6 klingelt. Trotzdem schaffen wir es, nach einigen Zweifeln an unserem Verstand, den Wecker so früh gestellt zu haben, aus dem Bett. Auf dem Rückweg vom Zähneputzen treffen wir auf Russel. Als erfahrener Trucker kennt er eine sehr schöne Strecke zum Nationalpark, die dazu sogar noch ein gutes Stück kürzer sein soll. Ab und zu geht es wohl über recht schroffe Pisten, doch selbst mit dem Truck nimmt Russel diese Route, da sie schlicht kürzer ist. Das klingt verlockend.
Es folgt eine minutenlange Wegbeschreibung. Teilweise würde die Straße in obskuren, fast rechtwinkligen Kurven verlaufen. Das komme daher, dass die Straße angelegt wurde, nachdem das Land verkauft wurde. So müsse man sich heute teilweise im Zickzack durch das vermachte Ackerland bewegen. Ab und zu soll es den Anschein machen, als würde man direkt in ein Bergbaugebiet fahren. Aber keine Angst, das würde täuschen, versichert uns Russel. Zum besseren Verständnis fertigt er drei Zeichnungen von vermeintlichen Schlüsselstellen an. Wir nicken, wo es sein muss und sind sicher, dass wir das schon irgendwie hinkriegen.
Russels gezeichneten Karten |
Um Punkt 07:30 Uhr verlassen wir das Gelände. Wir fahren nicht nach links zum Highway, sondern blinken rechts. Das scheint die Elektronik besser zu verkraften und außerdem kommen wir so nochmal beim Känguru an der Ecke vorbei. Leider ist es heute nicht zu sehen. Doch wir sind sicher, dass es noch dort ist.
Nach etwa 10 Minuten Fahrt erreichen wir den ersten Ort. Hier in Manilla, sollen wir an einer BP Tankstelle links abbiegen, an der nächsten Kreuzung rechts und anschließend gleich wieder links. An der Tankstelle abzubiegen ist noch leicht. Doch dann wird es kompliziert. So viele Querstraßen. Sollten wir direkt wieder rechts? Nein, Cecil meint sich zu erinnern, dass Russel sagte es sei eine T-Kreuzung. Dann sagte er noch etwas von einer Brücke. Aber sollten wir über eine Brücke fahren oder unter einer durch? Schnell haben wir das ungute Gefühl uns hoffnungslos zu verfahren.
Glücklicherweise kommen wir immer wieder an Ortschildern vorbei, die uns bestätigen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Zeit die Musik anzuschalten und ein paar Sandwiches zu frühstücken. Für mehr als eine Stunde geht es ab jetzt geradeaus. Cecil wird die ganze Zeit von der Sonne gebrutzelt. Sarah bekommt auf der Beifahrerseite keinen einzigen Strahl ab. Sie würde am liebsten die Heizung aufdrehen, während Cecil vor Hitze fast kollabiert. Zynischerweise ist es fast immer so. Sarah, mit der Tendenz zum Frieren, sitzt im Schatten. Während Cecil, mit der Einstellung “Anziehen kann man immer etwas, aber ausziehen hat seine natürlichen Grenzen”, meist zu warm ist. Lösungsvorschläge für zukünftige Fahrten:
- Sarah muss auf den Fahrersitz
- wir fahren ab sofort nur noch rückwarts
Die Straße wird wieder kurviger und beginnt sich, wie von Russel geschildert, durch Felder und vorbei an Farmen zu schlängeln. Teils erstrecken sich die riesigen Anbauflächen über mehrere Kilometer entlang des Straßenrands und über den Horizont hinaus. Meistens scheinen die Felder brach zu liegen. Doch wir können uns denken, was hier bis vor kurzem gewachsen ist. Die Überreste der Baumwoll-Ernte lassen die Straße teilweise in einer Art “Schneegestöber” versinken. Trotz Temperaturen jenseits der 20 Grad kommt unweigerlich eine weihnachtliche Stimmung auf.
Nach etwas mehr als 2 Stunden sind wir kurz vor Narrabri, der Stadt vor den Toren des Nationalparks. Bis auf eine von Russel versprochene Fahrt durch ein Bergbaugebiet, war alles von ihm erwähnte dabei und auch die Karten stellten sich als erstaunlich präzise heraus. Den Abzweig zum Mount Kaputar verpassen wir im ersten Anlauf trotzdem. Der ist so schlecht ausgeschildert, dass man, wenn man mit den erlaubten 80 km/h unterwegs ist, zwangsläufig daran vorbeirauscht.
Der zweite Anlauf klappt reibungslos und das nächste Schild ist klar und deutlich zu erkennen. Dieses gibt den Weg zum Mount Kaputar mit weiteren 48 Kilometern an. Da stehen uns wohl nochmals 30 Minuten Fahrt bevor. Am Ende werden es sogar knapp 50 Minuten. Die letzten 20 Kilometer schlängelt sich die Straße den Berg hinauf. Ein Glück haben wir keinen Gegenverkehr. Der sorgt, laut unserem Reisefüher, für garantierte Adrenalinstöße. Uns reicht allein die Vorstellung eines entgegenkommenden Autos und der steile Abhang neben der Schotterpiste, die gerade mal breit genug für unseren Koby ist.
Nach insgesamt 3 Stunden Autofahrt stehen wir auf dem Gipfel des Mount Kaputarˋs. Hier werden noch immer die Schäden eines Waldbrandes repariert, die hölzerne Aussichtsplattform scheint jedoch verschont geblieben.
Vor uns erstreckt sich ein schier endloses Panorama aus bewaldeten Hügel. Nur zu unserer linken ist eine kleine Fläche den Bränden zum Opfer gefallen. In den günstigen Aufwinden am Gipfel sind zwei Falken auf der Suche nach Beute. Mit etwas Übung kann Sarah das ganze sogar auf Fotos festhalten.
Die pinken Nacktschnecken vom Mount Kaputar (engl.: pink slugs) entdecken wir hier oben leider noch nicht. Diese Schneckenart kommt nur hier vor und ist, wie der Name bereits verrät, knallig pink. Es wird vermutet, dass sich die Schnecke mit dieser, zugegeben eher ungewöhnlichen, Tarnfarbe als herabgefallenes Blatt eines Eukalyptus auszugeben versucht. Diese haben in der Tat eine rötliche Färbung. Eine pinke Nacktschnecke würde aber wahrscheinlich trotzdem noch hervorstechen. Wir hoffen inständig ein Exemplar zu entdecken.
Am Ausgangspunkt für die von uns ausgewählte Wanderung werden wir von einem Känguru begrüßt. Anscheinend war unsere Wahl goldrichtig.
Auf dem Weg hierher, ein paar Kilometer die Straße wieder herunter, waren einige Abzweige zu Wanderwegen und Campgrounds aufgrund von Brandschäden abgesperrt. Hier jedoc1h ist auf den ersten Blick nichts dergleichen zu erkennen. Also schnappen wir uns die Kameras und machen uns auf den Weg. Noch keine 10 Meter gelaufen, stoßen wir hinter dem Toilettenblock auf ein weiteres Känguru. Das scheint an Menschen gewöhnt zu sein, denn trotz unseres plötzlichen Auftauchens, springt es nicht sofort weg. Ganz in Ruhe können wir unsere Aufnahmen machen. Dem Känguru macht das gar nichts aus. Es legt sich sogar ganz entspannt auf den Boden.
Auf dem Weg hierher, ein paar Kilometer die Straße wieder herunter, waren einige Abzweige zu Wanderwegen und Campgrounds aufgrund von Brandschäden abgesperrt. Hier jedoc1h ist auf den ersten Blick nichts dergleichen zu erkennen. Also schnappen wir uns die Kameras und machen uns auf den Weg. Noch keine 10 Meter gelaufen, stoßen wir hinter dem Toilettenblock auf ein weiteres Känguru. Das scheint an Menschen gewöhnt zu sein, denn trotz unseres plötzlichen Auftauchens, springt es nicht sofort weg. Ganz in Ruhe können wir unsere Aufnahmen machen. Dem Känguru macht das gar nichts aus. Es legt sich sogar ganz entspannt auf den Boden.
Wir können uns Losreißen und starten unsere Wanderung. Gleich zu Beginn kündigt eine Info-Tafel die hiesigen pink slugs an. Vornehmlich kommen diese bei nass-kaltem Wetter heraus. Endlich könnte sich das schlechte Wetter als hilfreich heraustellen. Nass-kalt trifft es heute ganz gut, wenn man das Wetter beschreiben wollte.
Als wir nach einem Kilometer an einem Abzweig angelangen, sind wir doch noch von den Waldbränden betroffen. Unser ausgewählter Wanderweg ist abgesperrt. Bleibt uns nur weiterhin dem “Nature Trail” zu folgen, der gerademal 1,3 km lang und asphaltiert ist. Die sind dafür überraschend schön. Neben einem kleinen Wasserfall und vereinzelten Wildblumen, springen etwas entfernt zwei Wallabies durch den Wald. Ab und zu geht man über Holzstege durch vermoste Feuchtgebiete. Perfekter Lebensraum für eine Nacktschnecke, doch noch immer keine Sichtung.
Kurz bevor wir wieder am Parkplatz ankommen, treffen wir erneut auf Kängurus und dieses Mal gleich auf eine ganze Familie. Nach kurzem Überraschungsmoment scheinen auch sie nicht sonderlich von uns Menschen verschreckt. Hinter einem umgestürtzten Baum am Wegesrand bleibt das Weibchen völlig unbeeindruckt im Gras liegen. Junior und Papa-Känguru gesellen sich dazu. Bis auf wenige Meter können wir herangehen und Fotos und Videos aus allen erdenklichen Winkeln aufnehmen. Gute 20 Minuten verbringen wir mit der tiefenentspannten Känguru-Family. Wir sind so nah, dass wir sogar ein Zappeln im Beutel des Muttter-Tieres ausmachen können. Da steht wohl schon ein Geschwisterchen in den Startlöchern.
Im Bereich der Tierbeobachtungen kann es heute wahrscheinlich nicht besser werden. Von den pinken Nacktschnecken einmal abgesehen. Jetzt gilt es noch unsere Wanderlust zu befriedigen. Wir entscheiden uns für einen Rundwanderweg um den Gipfel des Mount Conyah, ein paar Kilometer weiter die Straße hinab.
Der Weg, eher ein Trampelpfad, ist ziemlich überwuchert. Viel Verkehr scheint hier nicht zu sein. Dabei bekommt man bereits auf den ersten Metern einiges geboten. Papageien in allen möglichen Farbkombination kann man auf den Bäumen und im hohem Gras erspähen.
Teils über Stufen führt der Weg Richtung Gipfel. Der Wald weicht mehr und mehr schroffen Felswänden. Kalt und feucht wird es hier oben. Leider noch immer keine pinke Schnecke in Sicht.
Recht unvermittelt stehen wir auf einem Hochplateau und haben einen sagenhaften Blick über die uns umgebende Nadewar Ränge. Wälder und Hügel soweit das Auge reicht. Für einen kurzen Moment bricht sogar die Sonne durch die ansonsten dichte Wolkendecke. Das Gegenlicht überfordert unsere Kameras, doch wir saugen diesen herrlichen Ausblick förmlich in uns auf. Dann verschwindet die Sonne wieder hinter den Wolken.
An der Flanke des Berges setzen wir unsere Umrundung fort. Die Wände ragen teils bedrohlich weit über den Wanderweg und mehr als einmal müssen wir über hinabgestürzte Felsbrocken klettern. Wir passieren riesige “grass trees” und enge Höhlenschächte, die so tief sind, dass wir deren Ende nur erahnen können. Eine pinke Nacktschnecke sehen wir jedoch auch hier nicht. Das heben wir uns dann wohl für den nächsten Besuch auf.
Für den Rückweg nach Tamworth wählen wir eine andere Route, auf der wir an den “sawn rocks” im Norden des Parks vorbeikommen. Eine vertikale, bis zu 70 Meter hohe Felswand aus (meist) fünfeckigen Gesteins-Säulen. Geformt wurden diese Säulen aus geschmolzenem Gestein, welches nur sehr langsam abgekühlt ist. So konnten sich die Moleküle ganz in Ruhe in dieser Form anordnen. Leider sind wir etwas spät dran, da die Sonne nur noch einen kleinen Teil der Formation bescheint. Wer also einen Besuch im Mount Kaputar NP plant, sollte die “sawn rocks” besser gleich morgens ansteuern.
Über schier endlose Serpentinen erreichen wir nach gut 40 Minuten Bingarra. Nicht weiter erwähnenswert, aber wir müssen dringend Tanken. Bis nach Tamworth sind es von hier weitere 150 Kilometer.
Schon kurze Zeit nachdem wir Bingarra verlassen haben, ist die Sonne untergegangen. Nach einer Fahrt im Morgengrauen, bei unserer Reise 2018, haben wir uns fest vorgenommen nicht mehr im Dunkeln zu fahren. Damals haben wir einen Vogel überfahren und etwas das einem Hamster nicht unähnlich aussah. Kein guter Start in den Tag. Doch es hilft nichts.
Die Fahrt wird, nach besagter Misere 2018, zur zweitschlimmsten. Wir beide sind unglaublich angespannt. Immer die Horror-Vorstellung vor Augen, dass urplötzlich ein Känguru vor die Haube hüpfen könnte. Dazu noch eine erstaunlich enge und kurvenreiche Straße. Während der gesamten 150 Kilometer traut sich Cecil höchstens 4-5 Mal zu blinzeln. Sarah hat Roo und Hermann zu sich auf den Schoß geholt und streichelt sie zur Beruhigung in einer Tour.
Als wir gegen 19 Uhr die Farm erreichen, sind wir beide total fertig. Wir klappen das Zelt auf, machen ein Feuer an und widmen uns dem Abendessen.
Dann wollen wir nur noch ins Bett. Sarah geht also hoch, um oben alles vorzubereiten und stellt dabei fest, dass es innen sehr nass ist. Morgens war das Zelt noch feucht vom Tau, doch was blieb uns anderes übrig als es so einzupacken. Den Tag über hat sich die Nässe dann wohl seinen Weg ins Innere gebahnt. Zu fertig ein neues Laken rauszuholen und aufzuziehen, decken wir besonders nasse Stellen notdürftig mit Handtüchern ab. Für eine Nacht wird das schon gehen.
Dann wollen wir nur noch ins Bett. Sarah geht also hoch, um oben alles vorzubereiten und stellt dabei fest, dass es innen sehr nass ist. Morgens war das Zelt noch feucht vom Tau, doch was blieb uns anderes übrig als es so einzupacken. Den Tag über hat sich die Nässe dann wohl seinen Weg ins Innere gebahnt. Zu fertig ein neues Laken rauszuholen und aufzuziehen, decken wir besonders nasse Stellen notdürftig mit Handtüchern ab. Für eine Nacht wird das schon gehen.
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