24.06., Mittwoch: Gibraltar Range NP - Unfreiwilliger Bushwalk
Die Nacht war zum Glück deutlich wärmer als befrüchtet. Auch draußen ist es nicht sehr kalt. Die Sonne ist gegen kurz vor 7 Uhr zwar bereits aufgegangen, doch verhindert die dichte Vegetation, um uns herum, dass wir von ihr erreicht werden. Daher macht Cecil direkt das Lagerfeuer an. Während die Gaskartusche mal wieder nur auf Sparflamme arbeitet, wärmt uns das Feuer immerhin nach kurzer Zeit ausreichend.
Das Frühstück dauert dadurch wieder unnötig lange.Trotzdem sind wir um 09:30 Uhr unterwegs auf unserer heutigen Wanderung. Es geht auf den “Tree Fern Forest Walk” mit einer Länge von 8 km. Highlights gibt es dort wohl keine, außer vier verschiedene Arten von Baumfarnen, doch wir hoffen insgeheim immer auf die Sichtung eines Tieres.
Leider werden wir wohl auch heute diesbezüglich enttäuscht. Der Weg an sich ist auch nicht empfehlenswert. Ein breiter Track, der vom Parkpersonal sogar mit Autos genutzt wird. Ab und zu eine kleine Steigung und eine matschige Stelle sind hier die größten Herausforderungen. Ansonsten hat man das Gefühl, nur der Bewegung wegen zu Wandern.
Wir erreichen den letzten Abzweig vom Tree Fern Forest, doch der Wegweiser hält nun doch eine Überraschung für uns bereit. Neben unserem ausgemachten Ziel, welches angeblich nach 800 Metern erreicht ist, weist er einen Wasserfall nach 2 km aus und unseren Campingplatz, die “Mulligan Hut Camping Area”, nach insgesamt 6 km. Wir sind davon ausgegangen, dass wir den gleichen Weg wieder zurück laufen müssen. Doch nun scheint es sich doch um einen möglichen Rundwanderweg zu handeln. Wir finden diesen Gedanken sehr erfrischend und sind gespannt, ob dem wirklich so ist.
Zunächst sind wir erfreut, dass der Wald etwas lichter wird und wir ein wenig Sonnenlicht abkriegen. Der Weg bisher war dunkel und kalt. Tatsächlich ist der Weg durch Farn geprägt. Wir können allerdings nur zwei verschiedene Arten eindeutig ausmachen. Bezüglich unserer ersehnten Tiersichtung, ist leider kein Erfolg zu vermerken. Lediglich ein totes Wesen, ähnlich einer Ratte, begegnen wir. Das liegt einfach so mitten auf dem Weg. Keine Verletzungen sind zu erkennen. Als wäre es dort einfach an Altersschwäche verendet. Sehr mysteriös.
Die 800 Meter sind lang vorbei, doch der Weg schlängelt sich weiter durch lichten Wald und teils an grasbedeckten Wiesen entlang.
Unsere Hoffnung, tatsächlich auf einen Wasserfall zu stoßen, steigt. Tatsächlich erreichen wir eine größere Fläche aus Lava-Gestein und gegenüber, auf einer fast gleich aussehenden Fläche, ergießt sich ein breiter Wasserfall. Nicht hoch und nicht besonders viel Wasser, jedoch schön gefächert und trotz Gegenlicht schön illuminiert. Wir finden einen schönen Platz und genießen das Schauspiel. Wasserfälle sind für uns ähnlich eines Lagerfeuers. Wir könnten stundenlang einfach nur da sitzen und dieses Schauspiel beobachten.
Cecil reizt es irgendwann den Wasserfall zu besteigen. Die Umgebung lässt vermuten, dass man von der linken Seite relativ gut einen Aufstieg wagen kann. Nach etwas Kletterei stehen wir tatsächlich auf dem Wasserfall. Das Wasser schlängelt sich durch das Gestein und über die trockenen Stellen hüpfen wir kreuz und quer durch den Wasserlauf. Es macht großen Spaß. Ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene.
Eine gute halbe Stunde springen wir von Stein zu Stein, finden immer neue Kaskaden und entdecken neue Blickwinkel. Danach gehen wir zurück zu unserem ersten Aussichtspunkt auf den Wasserfall. Wir teilen uns einen Oat-Riegel und genießen nochmals die Aussicht. Die Überraschung ist dem Gibraltar Ränge Nationalpark gelungen. Auf der offiziellen Karte von ebendiesem Park ist dieser Wasserfall noch nicht einmal eingetragen. Wir können uns das nicht erklären. Der Weg war leicht zu finden und noch leichter zu wandern. Egal… wird sind sehr froh, dass uns dieses Naturschauspiel nicht entgangen ist.
Motiviert von dieser positiven Wandererfahrung, entscheiden wir den Weg noch weiter zu gehen. Dem Schild von vorhin nach sollten wir nach weiteren 4 km an unserem Campingplatz herauskommen. Der Weg ist zudem weiterhin gut sichtbar. Lediglich einige Stellen, an denen der Pfad auf größere Flächen aus Fels führt, muss man ein wenig genauer hinschauen. Doch auch hier sind oft kleine orange oder gelbe Pfeile aufgebracht, die einem den richtigen Weg anzeigen.
Wir erreichen ein felsiges Flussufer. Hier sind keine Pfeile zu entdecken und am gegenüberliegenden Ufer ist kein Weg zu erkennen. Nachdem wir etwas weiter flussabwärts, den Fluss überquert haben, finden wir den Wanderweg nicht wieder. Ganz im Stile eines modernen Bushwalkers, zückt Sarah das Handy und lokalisiert uns am Dandahra Creek. Das ist uns als Anhaltspunkt genug. Solange wir dem Fluss abwärts folgen, kommen wir irgendwann zwangsläufig an der Mulligan Hut Camping Area vorbei.
Die folgende Odyssee möchten wir an dieser Stelle nicht unnötig lange ausführen. Sicher möchte keiner davon lesen, wie wir uns schier endlos durch dichtes Gebüsch, halb verbrannte Landstriche und tückische Sumpflandschaften einen Weg gebahnt haben. Völlig unerwähnenswert wären im Grunde auch die etlichen Flussquerungen über glitschige Steine, nur weil wir dachten, auf der anderen Seite sieht der Wald etwas lichter aus. Natürlich ein Trugschluss. Immerhin überstehen wir alles relativ trocken.
Nach einer gefühlten Ewigkeit (wir sind uns sicher es dauerte mehr als eine Stunde) sehen wir einen Weg und kurze Zeit später Koby. Kurz bevor wir unseren treuen Gefährten erreichen, landet unser Blick unweigerlich auf einer Wanderkarte am Wegesrand. Spontan müssen wir beide herzlich lachen. Es macht den Anschein als würden auf der gesamten Strecke, die wir uns soeben äußerst mühsam durchs Unterholz gebahnt haben, parallel ein Wanderweg verlaufen. Doch kurz darauf besinnen wir uns. Zwar haben wir am ganzen Körper Schrammen und Striemen, sehen aus wie die Schornsteinfeger und sind ganz schön geschafft. Aber genau so wollen wir es doch. Abenteuerlich. Nicht irgendein geebneter Weg mit Schildern alle paar hundert Meter.
Das ganze Vergnügen hat am Ende knapp 4 Stunden gedauert und wir haben 10 Kilometer zurückgelegt. Das Entfernen der zahlreichen schwarzen Striemen auf Hosen, Jacken, Rucksack und Kamera-Tasche dauert eine weitere halbe Stunde.
Anschließend widmen wir uns wieder den ganz normalen Dingen. Zunächst entwerfen wir einen Plan für die nächsten Tage. Wo wartet die nächste Wanderung auf uns? Wo können wir auf dem Weg einkaufen. Das sind die Fragen, die unseren Alltag bestimmen. Aber nicht neidisch werden. Das ist auch Stress. Ehrlich ;)
Am “heimischen” Wasserhahn füllen wir unsere Vorräte auf. Für unser Abendessen kochen wir Nudeln vor, schneiden Schinken und Zwiebeln. Heute gibt es Pasta Carbonara. Nebenbei wird bereits gegen 15 Uhr erneut das Feuer entzündet. Der Wind wird zwar durch die hohen Bäume abgehalten, aber ebenso die Sonne.
Unsere “Camper-Carbonara” schmeckt super gut. Statt mit Schinken, der etwas untergeht, sollten wir es das nächste Mal mit Speck versuchen. Parmesan lassen wir ganz weg. Der “Tasty”-Käse, im handlichen 1kg-Block erhältlich, schmeckt deutlich besser.
Während es wieder sehr schnell dunkel wird, liest Cecil ein wenig aus einem Reiseführer auf dem Tablet vor. Da geht es in der heutigen Passage viel über Klima und Klima-Katastrophen (abstruserweise bleiben nur die jeweiligen Schäden und deren Milliardenhöhe hängen) und die hiesige Fauna (abstruserweise bleiben die lateinischen Namen nicht hängen).
Während all dieser Zeit sitzen wir am wärmenden Feuer und hören die zuvor heruntergeladen Spotify-Playlist “Covers Unplugged”. Für gemütliche Abende am Lagerfeuer sehr zu empfehlen. Stockbrot mit Käse und Schinken klingt zwar gut, können wir aber nicht empfehlen. Zumindestens nicht mit dem derzeitigen Rezept. Oft wird es zu dick und das Brot dadurch außen schwarz, aber innen noch nicht durch. Wir versprechen uns, daran zu arbeiten.
Immer wieder hören wir verdächtige Geräusche und Cecil versucht den Ursprung mit Hilfe seiner Laser-Taschenlampe auszumachen. Doch wir finden rein gar nichts. Gegen 23 Uhr geben wir es auf und gehen ins Bett.
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