08.06., Montag: Sheba Dams - Back on the Road
Unser letzter Morgen auf der Farm in Hallsville empfängt uns versöhnlich Milde. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Russel und Wendy. Wir bedanken uns erneut, für die Gastfreundschaft und jegliche Unterstützung während unseres Aufenthaltes.
Nachdem wir alles verpackt haben und Cecil sogar noch eine letzte Dusche genossen hat, ist es an der Zeit auch den kleinen Entchen lebewohl zu sagen.
Dann geht es tatsächlich los. Wir fahren auf den Highway in Richtung Stadt. Noch fühlt es sich so an, als wären wir nur zum wöchentlichen Einkauf unterwegs. Doch im Innern wissen wir, dass wir nicht zurückkehren. Schon komisch, wie schnell man sich an einen Ort gewöhnen kann und wie merkwürdig es sich anfühlt, einen solchen Platz wieder zu verlassen. Aber es fühlt sich richtig an. Nur wir zwei und Koby. So haben wir es geplant und so soll es sein.
Als ersten Schritt gilt es angehäufte Altlasten zu entsorgen. Dazu gehört ein Stapel Dosen und Flaschen, die wir an einem Pfand-Rückgabe-Automaten loswerden wollen. Abgesehen von dem Fakt, dass diese Automaten nur äußerst selten zu finden sind (generell gibt es sie bisher nur in NSW), haben wir nicht mit einkalkuliert, dass es eine Art Familien-Tradition sein könnte am nationalen Feiertag die gesammelten Pfandberge des vergangenen Jahres wegzubringen. Doch genau so ist es. Zum Jahrestag der Queen von England, Feiertag in ganz Australien, haben ganze Clans nichts bessere zu tun als säckeweise oder sogar mülltonnenweise Dosen und Wagenladungen von Bierflaschen gegen 10 Cent pro Stück an den spärlich vorhandenen Automaten abzuliefern.
Nachdem wir etwa 10 Minuten in der Schlange anstehen und sich rein gar nichts bewegt, packen wir unsere paar Dosen und Flaschen frustriert wieder ein. Wir werden am Ende nur etwa 3,50 $ auf unserem Pfand-Bon zu stehen haben. Aber diesen Leuten hier noch mehr Geld zu schenken, nur um unseren Müll oder eher Bargeld loszuwerden? Soweit sind wir noch nicht. Da wir noch bei Stew's Haus vorbeifahren wollen, welches in einem ganz anderen Stadtteil liegt, haben wir die Hoffnung dort einen weiteren, nicht hoffnungslos überfüllten, Automaten zu finden.
Aufgrund der Empfehlung von Stew fahren wir als nächstes zu Aldi. Mit dem Vorhaben im ersten Schritt lediglich das Sortiment abzuchecken und Preise zu vergleichen, ziehen wir ohne Beutel geschweigedenn eines Wagens los. Doch es ist günstiger als erwartet. Nach den ersten Metern sind wir bereits hoffnungslos überladen. Nächstes Mal, da sind wir uns einig, können wir einen Großteil unseres Standard-Sortiments an Lebensmitteln bei Aldi besorgen. Vorausgesetzt wir finden einen Markt. Aldi ist in Australien bisher nur in größeren Orten zu finden.
Nachdem wir bei Woolworths den restlichen Einkauf erledigt haben, suchen wir bei Bunnings (australischer Baumarkt) nach einem Ersatz für Russel's Bürsten-Pinsel, den er uns für das Imprägnieren des Zeltes geliehen hat und wir ihm etwas zugesetzt haben. Leider ohne Erfolg. Auf dem Weg zu Stew's Haus steuern wir also erneut einen Pfand-Rückgabe-Automaten an. Doch es bietet sich uns ein ähnliches Bild, wie an dem Automaten heute Vormittag. Wir drehen direkt wieder ab. Zur Not müssen wir die Dosen irgendwann an einem unserer zukünftigen Campingplätze wegschmeißen.
Kurz darauf erreichen wir das Grundstück von Steward. Selbst als Laie erkennt man, dass sich seit unserem letzten Besuch einiges getan hat. Wo zuvor noch zäher Schlamm die zukünftige Einfahrt geziert hat, befindet sich jetzt eine Stahldraht-Konstruktion. Morgen kommt eine Firma und gießt den Beton. Russel ist heute ebenfalls auf der Baustelle und so können wir ihm unser Abschiedsgeschenk, in Form von Cider und Bier, sogar noch persönlich überreichen.
Wir erzählen Stew von unserem, zugegeben sehr groben, Plan über Walcha in Richtung Küste zu fahren. Nach einiger Sucherei bei Campermate findet er auf diesem Weg einen Platz, auf dem er selbst schon ein paar Tage verbracht hat. Da wir selber noch keine Stelle für die kommende Nacht ausgewählt hatten, entscheiden wir spontan dorthin zu fahren. Er empfiehlt uns allerdings bereits auf dem Weg Feuerholz zu besorgen. Der Platz liegt recht hoch und die Wälder in der Nähe seien sicherlich schon von etlichen anderen Campern abgegrast.
Nach einer guten Stunde durch recht unspektakuäres Gebiet erreichen wir besagten Platz. Dieser erstreckt sich gute 700 Meter entlang eines kleinen Stausees. Voll ist es nicht und auf den ersten Blick bieten sich zahlreiche Stellflächen. Nur erweisen sich diese oft als deutlich zu uneben. Als einer der Tages-Touris seinen Pickup-Truck in Bewegung setzt, erkennen wir die Chance sofort und nehmen seinen Platz ein.
Nachdem wir unsere endgültige Parkposition eingenommen haben, beginnt Cecil nahtlos mit dem Sammeln von Feuerholz. Von guter Qualität oder wenigstens halbwegs trocken sind die Fundstücke nur selten. Aber wir können ahnen, dass es bitterkalt wird und einen Versuch ist es wert.
Nachdem wir das Zelt aufgebaut haben, entdeckt Sarah ein paar Baby-Enten im Schilf. Man könnte denken, wir hätten die Farm in Hallsville nie verlassen. Doch da ist etwas, was uns zweifelsfrei spüren lässt, dass wir wieder draußen in der wirklich freien Natur sind. Wir befinden uns heute Nacht auf 1.100 Meter über dem Meeresspiegel und damit bestimmt mehr als doppelt so hoch, verglichen zu unserem bisherigen Stellplatz.
Vor allem die Finger sind nach nur kurzer Zeit schmerzhaft kalt. Das Lagerfeuer ist zwar vergleichsweise schnell enzündet, doch nichts brennt vernünftig. Mal ist das Holz zu frisch, mal schlicht zu nass. In unserer unmittelbaren Nähe sorgen die Generatoren der anderen Camper dafür, dass ihre Musikanlage auf Festival-Lautstärke betrieben werden können und frisches Popcorn zur Verfügung steht. Wir versuchen indessen unser ewig sterbendes Feuer aufrecht zu erhalten, stricken und schreiben Tagebuch. Endlich sind wir wieder “on the road”!
Merke: Wraps sind lecker, aber bei diesem Temperaturen nicht zu empfehlen ;) |
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