07.06., Sonntag: Hallsville - Wind of Change

Erneut erhalten wir einen morgendlichen Besuch von Russel. Wieder fragt er nach unseren Plänen. Doch dieses Mal eher nach den längerfristigen. Seiner Einschätzung nach ist NSW wieder für den Reiseverkehr geöffnet. Kostenlose Campingplätze sind eventuell noch gesperrt, jedoch kann man viele bezahlpflichtige Plätze bereits wieder buchen. Ganz offensichtlich versucht er uns dazu zu ermutigen, weiter zu reisen. Das Wetter in der kommenden Woche soll grandios werden und es gäbe noch so viel zu endtecken.

Nachdem Russel weg ist, setzen wir den Tag zunächst ganz normal fort. Doch im Hintertürchen arbeitet es bei uns beiden gehörig. Wir kommen gemeinsam zu dem Schluss, dass Russel wohl Recht hat. Wir sind einfach nur zu ängstlich und zu gemütlich geworden. Statt “nur” zu Steward nach Newcastle umzuziehen, überlegen wir laut stattdessen wieder direkt unser richtiges Camper-Leben aufzunehmen. Vielleicht müssen wir hier und da für einen Stellplatz bezahlen, doch wir wären endlich wieder unterwegs. 
Plötzlich entwickeln wir einen lange verloren gegangenen Tatendrang. Warum überhaupt noch warten? Warum nicht gleich morgen starten? Wir müssten eigentlich noch Wäsche waschen und mit dem Tagebuch hinken wir auch noch ordentlich hinterher. Aber wir sind doch nicht nach Australien gefahren, um Kleidung zu reinigen oder die Tage damit zu verbringen längst erlebtes auszuformulieren. Wir wollen zurück auf die Straße, in die Natur, ins Abenteuer. Damit ist es entschlossene Sache. Gleich morgen machen wir uns wieder auf den Weg. Sofort beginnen wir entsprechend das Auto auf- und umzuräumen.


Gegen 16 Uhr sind wir fertig und fangen an das Abendessen vorzubereiten. Zwischendurch hat Cecil via Facebook-Messenger Kontakt zu Stew. Er heißt uns weiterhin bei sich in Newcastle willkommen, sollten wir bei der Platzsuche weniger Erfolg als erwartet haben. Obendrauf will er Kontakt zu einer Freundin aufnehmen, die in einer Känguru-Aufzuchtstation arbeitet. Anstatt mehr oder weniger ziellos durch New South Wales zu eiern, würden wir liebend gerne ein paar Tage oder sogar Wochen in einer solchen Station verbringen. Es wäre perfekt und der wahr gewordene Traum. Sarah deutet sogar an, dass wenn das klappen würde, der Corona-Stress es eventuell wert gewesen wäre.

Als Russel durch den Garten kommt, um neues Feuerholz für Ihren Ofen zu besorgen, teilen wir auch ihm unseren spontanen Entschluss mit. Er begrüßt diese Entscheidung und verspricht uns, Stew bezüglich der Känguru-Sation etwas anzustreben. Kurz darauf gesellt sich auch Stew selbst kurz zu uns ans Lagerfeuer. Die Freundin bei der Station ist aktuell im Urlaub, aber in den nächsten Tagen will sie sich bei uns telefonisch melden. Bevor wir morgen die Stadt verlassen, lädt er uns ein, nochmal an seinem Haus vorbei zu kommen.

Ein letztes Mal genießen wir bis spät in die Nacht das wärmende Lagerfeuer. Dabei fantasieren wir über die Abenteuer, die uns bevorstehen und die Chance in einer Känguru-Aufzuchtstation zu arbeiten. So richtig können wir es selbst noch nicht glauben, dass wir morgen losfahren. Aber wir haben ein gutes Gefühl und freuen uns wahnsinnig.

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