17.05., Sonntag: Barkala Farmstay / Hallsville – Das nächste Kapitel beginnt…

Der Wecker klingelt und wir tun uns beide sehr schwer beim Aufstehen. Sarah hat es aber noch deutlich schwerer. Kein Wunder bei der Menge Eis, die sie gestern verputzt hat. Ein letztes Mal gehen wir die Hühner füttern. Also wie immer macht Sarah das, aber Cecil begleitet sie dabei mit der Kamera. So unmittelbar vor unserer Abreise wollen wir plötzlich noch so viel wie möglich mittels Videos und Fotos festhalten.



Sarah bringt den Abfalleimer zurück in die Küche. Regina bereitet gerade alles für den bevorstehenden Besucher-Ansturm vor. Wie sie überhaupt befugt sind, in Mitten der Corona-Krise Gäste zu empfangen, wird uns wohl auf Ewig ein Rätsel bleiben. Heute profitieren wir aber davon. Wir dürfen uns jeder noch eine Pizza machen, bevor wir fahren.

Zunächst gilt es aber das Zimmer auszuräumen und damit, unweigerlich verbunden, das Auto zu packen. Wir ziehen die Betten ab und schmeißen eine Waschmaschine an. Zwischendurch verabschiedet sich Stan hastig von uns. Offensichtlich muss er los zu einem wichtigen Job. Bestimmt Holzhacken mit Cole, denkt sich Cecil. In der Tat wird uns diese Vermutung kurze Zeit später bei der Verabschiedung von Leeloo bestätigt. Doch Cecil verkraftet es gut. Cole macht es bestimmt eh nicht so viel Spaß, wie mit ihm.
Wir fegen und saugen unser Zimmer und gehen dann wieder ins Café. Auf den Weg dorthin kommt uns Kai entgegen. Wir verabschieden uns, herzlicher als gedacht. Cecil geht auf ihn zu, mit einer Geste, die einen Handschlag offeriert. Kai ignoriert das komplett und umarmt ihn. Anschließend ist Sarah dran. Wir beide empfinden es als irgendwie überraschend, aber richtig. Einen Weggefährten, wie Kai es für uns war, tut man nicht mit einem einfachen Handschlag ab.
In der Küche angekommen, wissen wir erst gar nicht wie wir es formulieren sollen. Charlotte ist voll damit beschäftigt, alles für den Ansturm zur Mittagszeit vorzubereiten. Doch sie erfasst unseren leicht hilflosen Blick und fragt, ganz nett, was wir wollen. Nachdem wir sie kurz darüber aufklären, dass Regina uns netterweise noch eine Pizza versprochen hat, fährt sie ohne Rückfragen sämtliche vorhandenen Zutaten auf.
Unsere Pizza können wir uns selbst belegen und Regina persönlich backt sie uns im Holzkohle-Ofen. Während Regina im Café Franco die Dessert-Karte einprügelt, genießen wir unsere ofenfrische Pizza draußen auf der Terrasse.

Es folgt ein eher trauriger Moment: unsere letzten 10 Minuten Tischtennis-Training. Nachdem wir anschließend den Kühlschrank ausgeräumt haben, sind wir abfahrbereit. Auch wenn wir beide nicht sonderlich scharf auf eine Abschiedsrunde durch die Töpferei sind, wollen wir auch nicht sang- und klanglos verschwinden. Das hätte der ein oder andere hier nicht verdient.
Als wir die Töpferei betreten, scheint sie allerdings wie leergefegt. Wir wollen schon fast wieder gehen, da entdecken wir wenigstens Cole an einer der Töpfer-Scheiben. Er ist es auch, der sich an unsere Töpferware aus seinem Kurs erinnert. Wir entscheiden uns allerdings dagegen etwas davon mitzunehmen, da sie es wahrscheinlich eh nicht lange überlebt hätten. Sie wurden noch nicht im Ofen gebrannt und sind daher noch sehr unstabil. Aber wir machen ein Foto zur Erinnerung.


Anschließend stoßen wir auf Regina, die uns alles Gute für unseren weiteren Weg wünscht. In der Küche verabschieden wir schlussendlich Belen, Charlotte und Cathy. Alle sind ein wenig im Stress und der Abschied daher etwas hektisch. Trotzdem sind wir froh, uns noch persönlich verabschiedet zu haben.

Bevor es dann wirklich losgeht, will Cecil noch den Luftdruck checken. In einer der Werkstätten steht ein Kompressor mit der entsprechenden Vorrichtung. Damit hat Cecil vor Tagen bereits die Reifen an den Fahrrädern der Kids aufgepumpt. Bei denen konnte man einfach nach Gefühl gehen. Bei einem Autoreifen ist man bekanntlich auf ein Messgerät angewiesen und das zeigt bei jedem Reifen deutlich zu wenig an. Ein bisschen zu wenig, denkt Cecil, aber vertraut dem Gerät halbwegs. Daher wird der Druck ringsum ordentlich erhöht. Über die Rüttelpiste, die von der Pottery zum Highway führt, fliegen wir dann aber mit erschreckend wenig Bodenhaftung. Besser wir prüfen das in Coonabarabran erneut.

Nach einem kurzen Abstecher bei “Crazy Sam's”, bei dem die Wolle zu Sarahs Leidwesen immer noch ausverkauft ist und eine Nadel zum Zusammenstricken des Schals auch nicht zu finden ist, steuern wir daher direkt die örtliche Tankstelle an. Wie bereits befürchtet, ist der Luftdruck auf allen vier Reifen deutlich zu hoch. Teils liegt er bei über 300 kPa, gegenüber des empfohlenen Maximaldrucks von 240 kPa. Aber ist ja nochmal gutgegangen. Auf geht es endlich nach Tamworth.

Die etwa 2:15 stündige Fahrt führt ausschließlich über den Highway und bietet daher nur wenig Aufregendes. Erster Halt in der Stadt: Kmart. Der liegt in einem Shopping-Center und zu unserer Überraschung hat ein Großteil der Läden bereits wieder geöffnet. Auch Kmart hat offen, doch leider bringt uns das nicht viel, wie wir schnell feststellen müssen. Wir wollen einen Käsehobel kaufen, doch die Abteilung mit den Küchenutensilien ist so gut wie leergefegt. Wir brauchen auch noch ein paar weitere Kisten. Kisten brauchen wir eigentlich immer. Doch auch hier nur leere Regale.

Da kann es nun mehrere Gründe für geben. Einer ist ganz sicher, dass die meisten der hier verkauften Produkte in China produziert werden. Dort gab es sicherlich massive Produktionsausfälle. Ein weiterer könnte der eingeschränkte Güterverkehr innerhalb des Landes sein. Der Transport von Käsehobeln und Transportboxen scheint nicht ganz so hoch priorisiert zu sein. Warum auch immer ;)
Als wir in der kleinen Technik-Abteilung vorbeikommen, entdeckt Cecil Computer-Mäuse. Lange hatten wir überlegt, ob wir eine Maus aus Deutschland mitnehmen. Wir haben uns dann aber dagegen entschieden, in der Annahme den Laptop sowieso eher sporadisch und wenn dann nur zur Datensicherung zu nutzen. Sarah nutzt ihn mittlerweile jedoch jetzt regelmäßig zum Sortieren von Fotos und für die Arbeit an diesem Blog. Das Touchpad des Laptops hat schon für den ein oder anderen Frust gesorgt. Hier stehen wir also vor einem Regal mit Mäusen. Eine kabellose kostet nur 14 $, doch am Ende entscheiden wir uns für die mit Kabel für fast schon perverse 4 $. Das sind nur etwas mehr als 2 €. Da will man nicht über die Produktions- und Arbeitsbedingungen nachdenken.
Wir verbringen dann noch eine ganze Weile in der Schuh-Abteilung. Die Arbeit auf der Farm hat unseren Paaren deutlich zugesetzt und wir benötigen dringend neue und werden auch fündig. Yoga-Matten und Haarscheren sind leider ebenfalls nicht verfügbar. Immerhin zwei Paar dicke Socken kann Sarah noch erstehen.

Noch immer recht gesättigt vom Frühstück und der Pizza, steuern wir trotzdem McDonald's an. Bereits vor Tagen hat uns der Gedanke an einen Burger nicht mehr losgelassen. Wir können sogar in der Filiale an einem Bildschirm ordern und anschließend platznehmen. Es sind zwar nur ein Bruchteil der Tische freigegeben, aber bis auf einen sind alle frei. So bleibt es uns erspart auf einem Bordstein oder im Auto zu dinieren. Kleiner Tipp für Camper: Senf und Ketchup kriegt man bei McDonald's kostenlos. Zu testen, ob es ein Limit gibt, haben wir bisher noch nicht getraut.

Bei Woolworths stocken wir die Vorräte auf. Doch plötzlich sind wir so richtig unter Zeitdruck. Stew's Eltern rechnen zwischen 15-16 Uhr mit uns. 16 Uhr ist es jetzt bereits und gegen 17:30 Uhr geht die Sonne unter. Als wir am Auto alles einräumen, entdecken wir, dass die Gurke an einem Ende schimmelt. Ausgerechnet jetzt und heute. Es hilft nichts. Eine bezahlte und benötigte Gurke einfach wegschmeißen wollen wir auch nicht. Also nochmal rein. Kurz müssen wir am Tresen im Eingangsbereich warten, zeigen die angeschimmelte Gurke und Sarah darf eine frische holen. Nicht mal den Kassenzettel müssen wir vorzeigen. Jetzt müssen wir uns schon richtig ranhalten, um noch ein Rest Tageslicht beim Aufbau des Zeltes zu haben.

Bei Einbruch der Dämmerung, erreichen wir die Farm. Immerhin haben wir sie direkt gefunden. Wir klopfen, eine Frau öffnet die Tür und stellt sich als Wendy, Stewards Mutter, vor. Sie zeigt uns direkt, wo wir stehen können. Wir bedanken uns und fangen direkt an das Zelt aufzubauen. Noch bevor wir fertig sind, ist es dunkel. Etwas überfordert kramen wir uns durch unsere Sachen. Nach so langer Camper-Pause sitzen die Handgriffe nicht mehr richtig. Immerhin haben wir nicht schon wieder Hunger bekommen. Aufs Kochen können wir daher dankbarerweise verzichten. Morgen machen wir uns dann bei Tageslicht wieder in Ruhe mit allem vertraut.

Gegen 19 Uhr sind wir bereits oben im Zelt und um 20 Uhr geht das Licht aus. Wir sind wirklich wieder im Camper. Noch nicht zurück im Abenteuer-Modus, aber der dringend benötigte Tapetenwechsel ist geglückt. Wir sind gespannt, was uns hier die kommenden Tage erwartet.

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