18.07., Sonntag: Bendeela Recreation Area - Die Roos spielen verrückt

Ausnahmsweise erwartet uns draußen heute kein Nebel. Stattdessen können wir bereits die Sonne hinter den Hügeln erahnen. Das freut uns. Weniger schön ist, dass es noch immer ordentlich windet. Aber damit werden wir schon irgendwie fertig. Sehr lange hält dieser Optimismus allerdings nicht an. Zunächst einmal dauert es ewig, bis wir unsere Toastbrötchen durchgegart bekommen. Der Wind kommt von allen Seiten, so dass die Hitze des Gaskochers in alle Richtungen verteilt wird. Nur da, wo sie hin soll, kommt sie nur selten an. Als es endlich geschafft ist, schlägt die nächste Böe zu. Ein Deckel von einem Dip wird vom Tisch geweht. Cecil will ihn wieder einfangen. Daraufhin ist sein Teller ungesichert. Die nächste Böe erfasst diesen und er fliegt mit dem belegten Toastie darauf weg. Sarah fängt ihn auf, was allerdings dazu führt, dass sie etwas vom Dip an der Hand und auf ihrer Jacke hat. Das meiste kann sie retten, aber die Freude darüber hält sich in Grenzen. Erst bei Kaffee und Tee können wir den Wind etwas außer Acht lassen. Die Tassen bestehen noch ganz klassisch aus Keramik und fliegen daher nicht so leicht weg wie unsere Plastikteller.
Fertig mit Lesen und dem Abwasch, prüfen wir unsere Nachrichten. Leider haben sich noch immer keine Interessenten für Koby gemeldet. Wir versuchen aber nicht in Panik zu verfallen. Ein paar Tage sind es ja noch. Anschließend räumt Sarah ein wenig im Kofferraum auf. Sie füllt Kaffee für Cecil um und unsere Wasservorräte wieder auf. Cecil ist derweil spontan über den Zaun geklettert. Mit Handschuhen und einem Plastikbeutel ausgestattet, macht er sich daran Müll zu sammeln. Er konnte den Anblick einfach nicht mehr ertragen. Das die Aktion allerdings am Ende mehr als eine Stunde dauert, damit hat er nicht gerechnet. Mehrmals muss er seine Tüte an den Containern ausleeren. Es ist wirklich traurig, wie respektlos manche Menschen mit der Natur umgehen.
Nach getaner Arbeit ist es dann Zeit für einen lange überfälligen Besuch beim Friseur. Mit dem Rasierer im Anschlag legt Sarah los. Heute wird alles direkt auf 21 Millimeter gekürzt und dieses Mal ist die Meisterin ganz zufrieden mit ihrem Werk. Vor allem die Seiten und hinten sind ihr deutlich besser gelungen. Anschließend muss auch Cecil noch ran. Mit den jetzt kurzen Haaren, wirkt der üppige Vollbart noch voluminöser. Das passt vom Gesamtbild her schlicht nicht mehr zusammen. Sarah nutzt die Zeit ein paar ausgewählte Kleidungsstücke einer Handwäsche zu unterziehen. 
 
 
 
Zum Mittag haben wir heute etwas Neues geplant. Aus dem restlichen Teig vom Stockbrot wollen wir eine Art Pizza machen. Das Ausrollen wird eine ganz schöne Herausforderung. Der zähe Teig zieht sich jedes Mal sofort wieder zusammen. Doch mit etwas Ausdauer gelingt es uns am Ende. Einseitig braten wir den Teig jetzt in der Pfanne. Auf die Oberseite kommt anschließend eine Basis aus Ketchup und Aioli. Darauf wird getoppt mit Salami, Tomate und ordentlich Käse. Bei geschlossenem Deckel hoffen wir auf eine Art Backofen-Effekt in der Pfanne. Das Vorhaben ist nicht sehr gassparend, aber es lohnt sich. Tatsächlich schmilzt der Käse und das Ergebnis schmeckt gar nicht mal schlecht. Abgerundet wird unser Mittagessen von einem Stück zuckerfreiem Kuchen. Es könnte uns kaum besser gehen. 
 
 
Nach dem Essen checken wir abermals unsere Handys. Weiterhin nichts Neues. Wahrscheinlich sind unsere Inserate mittlerweile schon zu weit nach hinten gerutscht. Vielleicht ist der Preis auch noch immer zu hoch. Wir entscheiden, die Anzeigen morgen abermals zu überarbeiten, wenn sich bis dahin nichts ergibt. Zum Lockdown in Sydney scheint es kaum neue Nachrichten zu geben. Die Lage ist weiterhin ziemlich angespannt. Bevor uns das Ganze wieder zu sehr runterzieht, belassen wir es für heute dabei und konzentrieren uns besser auf anderes. 
Etwas anderes heißt für Cecil sich an den Laptop setzen und Videos sichern. Sarah widmet sich einer ebenfalls sehr wichtigen Aufgabe. Eine ganze Zeit lang gab es zu jedem Einkauf bei Woolworths kleine Disney-Figuren dazu. Die sogenannten Ooshies. Davon haben sich eine ganze Menge angesammelt. Uns ist beiden klar, dass wir diese nicht alle mit nach Deutschland nehmen können. Sarah sortiert die Figuren also, macht Fotos davon und hebt nur die schönsten auf. Die restlichen schmeißen wir natürlich nicht weg. Vielleicht finden wir noch jemanden, der sich darüber freut. Tief in uns sind wir beide ein paar kleine Messies. Ein Wunder das Koby noch nicht aus allen Nähten platzt. 
 

Nachdem Sarah danach noch ein wenig prokrastiniert hat, reißt sie sich endlich zusammen und legt mit ihrem Sport los. Heute steht ein Training speziell für den Rücken und danach etwas Yoga auf dem Programm. Cecil wird fast zeitgleich mit ihr fertig. Gerade rechtzeitig, denn langsam kommen unsere Freunde auf den Platz. Ein paar Kängurus sitzen für einige Zeit genau in unserem Sichtfeld und nur ein paar Meter entfernt. 
 


Gegen kurz nach halb fünf packen wir dann zügig ein. Es wird Zeit für unsere Runde über den Platz. In unserer näheren Umgebung haben sich bisher keine Wombats blicken lassen. Im ersten Moment sieht es auch auf den hinteren Wiesen ziemlich leer aus. Aber fast am Ende des Platzes entdecken wir sie dann. Sarah ist sofort wieder auf Wolke Sieben. Cecil kann heute leider nicht so gut abschalten. Zu viel schwirrt ihm durch den Kopf. Dazu fällt ihm nach seiner Aktion heute Mittag auch hier auf, dass extrem viel Müll herumliegt. In gewohnter Manier sammelt er diesen auf. Mit den Händen voller Abfall, macht unser Spaziergang natürlich weniger Spaß. Es dauert daher nicht lange, bis Cecil vorzeitig umdreht. Sarah dagegen bleibt noch ein wenig, macht Fotos und genießt einfach. 
 




 













Als sie sich irgendwann auch auf den Rückweg macht, wird sie leider Zeuge einer unschönen Szene. Ein Känguru springt immer wieder ein paar Meter. Dann legt es sich hin und rollt auf dem Rücken herum. Diesen Vorgang wiederholt es mehrfach. Sarah beobachtet das und weiß nicht, ob dass Beuteltier einfach kurz verrückt spielt oder vielleicht sogar verletzt ist. Der Gedanke daran treibt ihr die Tränen in die Augen. Irgendwann entscheidet sie schweren Herzens weiterzugehen. Das Känguru scheint sich langsam wieder zu beruhigen. Vielleicht wurde es auch nur von einer Bremse gestochen. Hoffen wir mal das Beste. 
Zum Abendessen soll es heute Nudeln mit Bolognese-Sauce geben. Den Großteil der Arbeit übernimmt Sarah. Cecil ist noch immer ein wenig schlecht gelaunt, unterstützt aber natürlich hier und da. Um die Stimmung etwas zu stützen, hängt er wenig später die Lichterkette am Zelt auf. Die leuchtet mittlerweile wieder so hell, dass es ganz nett aussieht. Wie erwartet, schmecken die Nudeln wieder sehr gut. Über den anschließenden Abwasch freut sich keiner von uns, aber wir erledigen ihn ohne groß zu murren. 
Wieder bei etwas besserer Laune will sich Cecil daran machen die Stichpunkte zu schreiben. Doch als er sieht, dass wir dabei ganz schön hinterherhinken, verlässt ihn die Lust direkt wieder. Das letzte Mal haben wir vorgestern um 14 Uhr etwas notiert. Zum Glück springt Sarah für ihn ein. Bis halb neun schreibt sie. Danach will sie Zähneputzen und ins Bett gehen. Daraus wird aber zunächst nichts, denn es kommt ein Unfall dazwischen.
Cecil beobachtet seit längerem eine Gruppe Kängurus. Die wird plötzlich von irgendetwas aufgeschreckt. Alle rennen los. Das Tier an der Spitze scheint den Zaun nicht zu sehen und rennt in vollem Tempo hinein. Alle anderen springen darüber. In dem Gewimmel kann man den Pechvogel nicht mehr klar erkennen. Cecil ist von der Szene ganz aufgewühlt und will unbedingt nachsehen, ob es dem Känguru gut geht. Er ist sich sicher, dass es das nicht unbeschadet überstehen konnte. Sarah schließt sich ihm an. Sie hat von dem Vorfall nichts mitbekommen und denkt bestimmt, Cecil übertreibt ein wenig. Am Ort des Geschehens ist dann auch kein verletztes Beuteltier zu finden. Ein Glück. Wir müssen davon ausgehen, dass es doch nicht so schlimm war und können wieder nur das Beste hoffen. Was ist denn hier heute los bei unseren Roos? 
Um kurz vor 21 Uhr geht Sarah ins Zelt. Cecil hat sich vorgenommen, doch noch etwas zu schreiben. Eine knappe Stunde lang versucht er in den Fluss zu kommen, aber es will heute einfach nicht gelingen. Selbst den Film, den er daraufhin angefangen hat, bricht er wieder ab. Es ist heute einfach nicht sein Abend. Da ist es sicherlich das Beste ins Bett zu gehen. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.

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