23.05., Sonntag: Mt William NP Stumpys Bay No 1 - Tierischer Frechdachs

Ein sehr kalte Nacht liegt hinter uns. Sarah hat das aber dieses Mal kaum gestört. Sie hat sich mit Kleidung und Decke perfekt von der Außenwelt abschirmen können. Cecil dagegen spürt seine Füße kaum noch. Trotzdem schafft er es unbeschadet die Leiter hinunter. Zu diesem Zeitpunkt ist es 07:15 Uhr. Durch dichten Nebel hindurch kann man gelegentlich die Sonne erahnen. Bis wir von ihr gewärmt werden, müssen wir uns aber wohl noch eine Weile gedulden. So lange behält uns die Kälte in ihrem eisigen Griff. Die Wiese und das Zelt sind erneut mit einer feinen Frostschicht überzogen. 
 
 
Der Kälte geschuldet dauert das Frühstück wieder länger. Das die Gaskartusche fast leer ist, hilft natürlich auch nicht. Während das Wasser für Tee und Kaffee daher eine Ewigkeit braucht um aufzukochen, nutzen wir die Zeit für die Tagesplanung. Heute zieht es uns in den Mount William Nationalpark. Es gilt die beste Route dorthin auszumachen, sowie ein Camp für die kommende Nacht zu finden. 
Vor der Abfahrt kommt es zu weiteren Verzögerungen. Zunächst geben wir dem Zelt noch ein wenig Zeit, um etwas abzutropfen. Am Ende ist es jedoch vergebene Liebesmüh und wir sind gezwungen es klitschnass einzupacken. Dann fällt uns auf, dass ein Adapter vom Tablet abhandengekommen ist. Die Suche danach können wir nicht aufschieben. Wenn das Teil irgendwo hier im Gras liegt, können wir heute Abend lange suchen. Am Ende taucht es in der Kiste mit unseren Duschutensilien auf. Wir können uns nicht erklären, wie es dorthin gelangt ist. Die Hauptsache ist aber auch, dass es sich wieder angefunden hat. Endlich kann es losgehen. Koby springt zum Glück auch wieder an. 
Da es bereits 10 Uhr ist, entscheiden wir nicht erneut zu den St. Columba Falls raufzufahren. Höchstwahrscheinlich liegen diese ebenfalls noch im dichten Nebel verborgen. Dazu liegen noch 100 Kilometer Fahrt vor uns, bevor wir den Startpunkt unserer heutigen Wanderung erreichen. Die Strecke ist, typisch für Tasmanien, sehr kurvig und hügelig. Bald schon macht Koby ein paar Anstalten. Cecil schaltet daher sicherheitshalber wieder manuell. Bis auf die damit einhergehende Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h, funktioniert das weiterhin gut.
In Gladstone halten wir kurz und gehen ins Internet. Es gibt gute Nachrichten. Nach der schriftlichen Ankündigung hat Sarah jetzt das Geld für den Flug von Tom Price nach Port Hedland von der Versicherung zurückerstattet bekommen. Sie nutzt die Gelegenheit und reicht direkt die nächste Rechnung ein. Ab jetzt handelt es sich im Vergleich aber nur noch um Peanuts. 
Mit bester Laune setzen wir die Fahrt fort. Mittlerweile strahlt die Sonne vom Himmel und es wird schön warm im Auto. Am Parkplatz angekommen, ist kurz vor uns ein Reisebus eingetroffen. Die Insassen sind noch dabei ihre Rucksäcke zu packen und diese Gelegenheit müssen wir nutzen. In keinem Fall wollen wir die Gruppe gleich vor uns haben. So schnell es geht, machen wir uns fertig. Tatsächlich ist das Wetter so gut, dass wir im T-Shirt losgehen können. Noch schnell Sonnencreme auflegen, dann geht es auch schon los. Der Weg führt durch einen Wald. Nur wenige Sonnenstrahlen erreichen uns hier. Dadurch ist es dann doch wieder recht frisch. Es dauert allerdings nicht lange, bis uns durch das Wandern warm wird. Über den recht ebenen Weg, der dazu nicht sehr steil ansteigt, kommen wir schnellen Schrittes voran. Es dauert nur knapp 20 Minuten, da stehen wir bereits auf dem Gipfel. Mit 215 Metern Höhe ist der Mount William auch wirklich kein Riese. Der Rundumblick ist trotzdem schön. Grüne Wälder und Hügel des Nationalparks grenzen teilweise direkt an das türkisblaue Meer.
 


 
Nach insgesamt 45 Minuten sind wir zurück bei Koby. 3,6 km haben wir derweil zurückgelegt. Ein schöner Start zum Warmwerden. Vom Mount William geht es weiter in die Stumpys Bay. Schon unterwegs gibt es das nächste Highlight. Auf einer Wiese nahe der Straße sitzt ein Wombat. Wir halten an und versuchen uns vorsichtig anzuschleichen. Doch der Wombat riecht, oder besser hört, den Braten und flitzt ins Gebüsch, bevor wir ihm näher kommen können. Für eine vernünftige Aufnahme reicht es somit nicht. Wir sind trotzdem völlig aus dem Häuschen. So darf der Tag gerne weiter gehen. 
 
 
Um kurz vor eins erreichen wir den Parkplatz in der Stumpys Bay. Hier gibt es zunächst einen schnellen Mittagssnack, bevor wir die nächste Wanderung angehen. Über einen Firetrail geht es durch niedrige Heidevegetation und vorbei an knorrigen Büschen. Der Sand auf dem Weg ist übersät mit Spuren und anderen Hinterlassenschaften von Tieren. Aber wir haben nicht das Glück eines auf frischer Tat zu ertappen. Erst gegen Ende können wir ein paar Yellow Tailed Black Cockatoos (Gelbohr-Rabenkakadus) in den Büschen sichten. 
 
 
Gut eine halbe Stunde sind wir unterwegs, bis wir unser Ziel erreichen. Die Cobler Rocks sind eine Formation aus Granitfelsen direkt am Strand. Eine wunderschöne Szenerie. Schnell gilt unsere Aufmerksamkeit jedoch etwas ganz anderem. Der Strand ist ebenfalls voller Pfotenabdrücke. Zunächst glauben wir es handele sich um Spuren von Hunden und sind schon dabei die rücksichtslosen Besitzer zu verurteilen. Hunde sind in Nationalparks nicht erlaubt. Doch dann schauen wir nochmal genauer hin. Die Krallen scheinen für einen Hund viel zu lang. Es handelt sich daher eher um die Spuren von Wombats. Eine herrliche Vorstellung, wie die gemütlichen Tiere hier über den Strand wandern. Der Größe nach, waren auch einige Jungtiere unterwegs. Spuren von Kängurus können wir ebenfalls identifizieren. 
 
 

Links: Känguru; Oben, rechts: Wohl eher Quoll, Wombat auf jeden Fall nicht
 
Den Rückweg bestreiten wir am Strand entlang. Die Sonne scheint auf uns herab und wir genießen das Meeresrauschen. Gelegentlich müssen ein paar Felsen überwunden werden. Auf halber Strecke passieren wir zwei Wallabies, die auf einer Düne grasen. An dieser Stelle gilt unser Lob erneut unserem Reiseführer, der diesen alternativen Rückweg vorschlägt. Im offiziellen Flyer des Nationalparks wird diese Option verschwiegen. 
 


 
Nach etwas mehr als fünf Kilometern werden uns langsam die Beine schwer. Wie gerufen kommt uns daher die nächste Tiersichtung. Schon aus der Ferne entdeckt Cecil eine Robbe gut 15 Meter vor uns auf einem Felsen dösen. Sarah braucht eine gefühlte Ewigkeit, sie ebenfalls zu erkennen. Auf diese Entfernung und dazu fast regungslos, ist die Tarnung aber auch nicht schlecht. Während wir uns nähern, öffnet die Robbe immer mal wieder ein Auge und mustert uns. Abgesehen davon bleibt sie tiefenentspannt. Eine tolle Begegnung. 
 

  

Auf den letzten Metern zieht sich der Weg zusehends. Der weiche Sand ist auf Dauer alles andere als Wohltuend für unsere Beine. Zu allem Überfluss finden wir am Ende den Weg zurück zum Parkplatz nicht. Mehrfach versuchen wir uns durch das Gebüsch zu schlagen, scheitern aber jedes Mal. Schließlich laufen wir am schmalen Ufer einer Flussmündung entlang ins Inland. Das gelingt uns zum Glück trockenen Fußes und wenig später erreichen wir den Parkplatz. Zu unserer Statistik kommen weitere 6,3 km, die wir in 1 ½ Stunden zurückgelegt haben. 
Für heute reicht es uns mit dem Wandern. Vor allem unsere Beine signalisieren das unmissverständlich. Nächstes Ziel ist ein Platz zum Campen. Vorausgesetzt Koby spielt mit. Zwei Mal versucht Cecil zu starten, doch der Motor springt nicht an. Wieder einmal sind wir weitab der Hauptstraße, geschweige denn einer Stadt. Erstaunlicherweise bleiben wir dafür beide ziemlich ruhig. Cecil prüft alle Sicherungen. Alles scheint in Ordnung. Wir wagen einen weiteren Versuch. Mit sehr viel Mühe startet der Motor schließlich. Wieder mal Glück gehabt. Morgen lassen wir das definitiv in einer Werkstatt prüfen.
Unser Reiseführer empfiehlt den Top Campground hier im Nationalpark. Dort stehen die Chancen gut Wombats zu sichten. Sarah liest davon in den Kommentaren bei Wiki-Camps und Campermate kein Wort. Das macht uns misstrauisch, denn wenn es Tiere gibt, wird davon sehr gerne in den Kommentaren berichtet. Es gibt daher wohl keinen Grund zu dem weiter entfernten Top Campground zu fahren. Stattdessen wollen wir uns den Stumpys Campground gleich in der Nähe anschauen. 
Dieser teilt sich in vier Bereiche auf. Nummer 3 und 4 haben wir bereits passiert. Wir schauen uns noch Nummer 2 an, lesen dort aber, dass man nur auf der 1 bezahlen kann. Also landen wir am Ende dort. Ist aber anscheinend genau richtig, denn bereits am Eingang stoßen wir auf Wallabies. Darüber hinaus sind keine Zettel zur Selbstregistrierung mehr da. Für die kommende Nacht müssen wir daher nicht bezahlen. 
Auf einem Platz in der äußersten Ecke sind wir weit genug von den Wohnmobilen und ihren lärmenden Generatoren entfernt. Sarah schnappt sich sofort ihre Kamera. Es sind etliche Kängurus und Wallabies unterwegs. Sogar ein Wallaby-Joey bekommt sie vor die Linse. 
 




 
Cecil hätte währenddessen nur zu gerne Holz gesammelt. Eine Feuerstelle haben wir, doch das Sammeln von Holz ist im Nationalpark verboten. Dabei ist der ganze umliegende Wald voll damit. Es kostet etwas Mühe, doch wir halten uns an die Regeln. Um seinerseits trotzdem nicht untätig zu bleiben, beginnt Cecil Tagebuch zu schreiben. Sarah hat ihre erste Runde über den Platz beendet und macht anschließend Sport. Gleich darauf ist sie aber erneut unterwegs. Neben ein paar Bildern von Kookaburras, kommen unzählige weitere von Wallabies dazu. 
 
 


 
Dann ist es Zeit das Zelt aufzubauen und für das Abendessen. Heute gibt es Nudeln mit Bolognesesauce. Für uns ein Standardgericht, welches wir mittlerweile mit verbundenen Augen kochen könnten. Allerdings wird die Zubereitung heute eine ungeahnte Herausforderung. Ein Fuchskusu hat es auf unser Essen abgesehen und geht dafür aufs Ganze. Im ersten Anlauf klettert er auf den Tisch und steht nur wenige Zentimeter von der Pfanne entfernt, in der Sarah gerade das Hackfleisch anbrät. Im ersten Moment sind wir völlig fasziniert von dem Tier, müssen uns dann aber zusammenreißen und es verscheuchen. Beim Essen verstehen wir keinen Spaß. Vor allem, weil es ihm im Zweifel gar nicht gut bekommen würde. Vom Tisch lässt sich der Fuchskusu recht leicht vertreiben, doch die Flucht ergreift er noch lange nicht. Er mustert uns und wartet wohl auf seine nächste Chance. Der arme Kerl hat nur noch ein Auge. Jetzt tut er uns wirklich leid. Aber wir müssen stark bleiben. Menschliche Nahrung ist nichts für Wildtiere.
 

 
Im weiteren Verlauf des Abends bekommen wir in regelmäßigen Abständen Besuch vom frechen Kusu. Wir schaffen es jedes Mal seine Vorstöße abzuwehren. Die Bolognese ist am Ende nur noch lauwarm, schmeckt aber trotzdem vorzüglich. Selbst während des Abwaschs, versucht der Fuchskusu noch etwas abzustauben, bleibt aber erfolglos. Auch ein Wallaby hat nochmal vorbeigeschaut. Erst als wir mit allem fertig sind, kehrt Ruhe im Camp ein. Typisch. Jetzt wo wir Zeit hätten, die Tiere zu beobachten, sind alle weg. 
Wir nutzen die gewonnene Freizeit für weitere Arbeit am Blog. Sarah erklärt sich bereit die Stichpunkte von heute zu schreiben. Damit hat Cecil Zeit Videos zu bearbeiten. Nach getaner Arbeit macht sich Sarah bettfertig. Dabei entdeckt sie zwei Fuchskusus nur wenige Meter von uns entfernt. Es scheint sich um ein frisch verliebtes Paar zu handeln. Immer wieder jagen sich die beiden über das Gelände, kommen aber immer wieder zum Stehen und scheinen miteinander zu kuscheln. Eine ganze Weile lang verfolgen wir die beiden im Schein unserer Taschenlampe. Dabei stoßen wir auch noch auf das ein oder andere Känguru, die im Schutz der Dunkelheit an den Büschen knabbern. Es fällt uns schwer, doch nach ein paar Minuten lassen wir dem jungen Glück wieder ihren Freiraum. Schließlich ist es auch in unserem Interesse, wenn sie möglichst bald für Nachwuchs sorgen. 
 



  

Um 19:30 Uhr geht Sarah hoch ins Zelt. Cecil bleibt noch unten und schreibt weiter am Tagebuch. Allerdings wird auch er es nicht mehr lange aushalten. Er hat bereits alle Schichten an Kleidung aufgelegt, die zur Verfügung stehen und trotzdem ist es bitter kalt. Mit zwei Paar Handschuhen schreibt es sich auch nicht mehr ganz so flüssig. Einige Absätze kann er jedoch noch zu Papier bringen, bevor auch er sich zurückzieht. Was für ein toller Tag …
 


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