26.05., Mittwoch: Friendly Beaches Campground - Wanderungen voller Überraschungen
Im Laufe der Nacht hat der Wind abgenommen. Das Zelt scheint unbeschadet. Nur der Regen ist uns erhalten geblieben. Gnädigerweise hört dieser auf, als wir gegen viertel nach sieben die Leiter hinab klettern. Heute gibt es wieder das gewohnte Frühstück. Auf Rührei folgt Toast und als letztes eine Tasse Kaffee und Tee. Währenddessen planen wir den heutigen Tag im Freycinet NP etwas detaillierter. Am Ende stehen ganze vier Wanderungen auf dem Programm. Da halten wir uns ab jetzt besser ran.
Wir sind gerade noch mit dem Abwasch beschäftigt, da kommt uns ein
Känguru besuchen. Bis auf wenige Meter nähert es sich uns. Erst als es
wieder im Gebüsch verschwindet, können wir uns wieder auf unsere
Aufgaben konzentrieren. Das Geschirr ist sauber und trocken. Jetzt gilt
es das Zelt einzupacken und die Zähne zu putzen. Bevor es danach
losgeht, fragt Cecil beim Camp-Host, ob wir unseren Platz für die
kommende Nacht reservieren dürfen. Wir bekommen sein Okay und lassen
daraufhin unseren Tisch vor unserem Platz stehen. Gemeinsam mit Sarah,
geht Cecil nochmal zurück zum Platz des Hosts. Denn dort in der Nähe hat
er ein super süßes Wallaby gesehen. Das musste er Sarah zeigen.
Es ist bereits halb zehn, als wir endlich unterwegs sind. Das wir jeden Morgen zwei Stunden für alles benötigen, nervt uns ein bisschen. Doch wir haben sämtliche Abläufe optimiert und versuchen keine Zeit zu verschwenden. Viel schneller geht es wohl einfach nicht. Nachdem wir den bisherigen Morgen Glück mit dem Wetter hatten, regnet es während der Autofahrt oft und teils heftig. Wir versuchen aber den Mut nicht zu verlieren. Bis wir angekommen sind, hat es sicher wieder aufgehört.
Im Örtchen Coles Bay, kurz vor der Freycinet Halbinsel, werden wir endlich mal wieder unseren Müll los. Außerdem haben wir hier Internet. Derzeit gilt unser einziges Interesse dem Wetter. Der entsprechende Bericht sagt voraus, dass sich die Wolken ab mittags auflösen sollen. Die Besteigung des Mount Amos verlegen wir daher spontan auf eine spätere Zeit. Stattdessen fahren wir als erstes zum Cape Tourville im Osten des Nationalparks.
Auf dem Kap wurde ein Leuchtturm errichtet. Um diesen führt ein kurzer Rundwanderweg. Genau das Richtige, um unsere müden Knochen in Gang zu bekommen. Wind und Wolken sind nicht unbedingt zuträglich, können wir die herrlichen Blicke über Meer und Landschaft aber auch nicht wirklich vermiesen. Ein Teilstück des Pfads führt über einen hölzernen Steg, auf dem die Längen verschiedener Meerestiere vermerkt sind. Unglaublich, dass man die Markierung für den Blauwal erst nach 33 Metern passiert. Ein gigantisches Wesen.
Von einem weiteren Lookout schaut man auf eine kleine Insel. Laut der Beschilderung, leben dort angeblich Pinguine. Doch selbst mit unserem Fernglas können wir heute keine entdecken. Wahrscheinlich sind alle gemeinsam auf Beutezug gegangen und kehren erst im Schutz der Dunkelheit zurück. Dunkel ist es zum Glück nicht mehr. Es kommt sogar die Sonne heraus. So wirkt alles gleich noch viel schöner. Wir gehen sogar nochmals zurück zum ersten Aussichtspunkt, um auch von dort die Landschaft im neuen Licht zu genießen.
Nach diesem durchaus gelungenen Einstieg, geht es weiter in die Sleepy Bay. Über einen sehr kurzen Weg und ein paar steile Stufen, geht es an der Steilküste hinunter in die Bucht. Unten angekommen stoßen wir auf eine Menschentraube und wissen zunächst gar nicht, was los ist. Dann aber entdecken wir die Ursache für den Andrang. Ein riesiger Seelöwe liegt mitten auf dem Strand und döst in der Sonne. Sofort gesellen wir uns zu den anderen und suchen uns einen Platz mit bestmöglicher Sicht. Schon nach wenigen Minuten sind wir uns sicher, dass das der wohl schläfrigste Seelöwe der Welt ist. Das Tier muss in einer Tour gähnen. Damit erklärt es sich von selbst, wie die Sleepy Bay zu ihrem Namen kam. Kaum zu glauben, dass dieser Koloss bei der Jagd mit über 50 km/h durchs Wasser schießen kann. Für unsere Aufnahmen ist die aktuelle Situation natürlich durchaus zuträglich. Erst nach etwa 100 Bildern und Videos können wir uns wieder losreißen.
Als nächstes gehen wir den Mount Amos an. Zwar ziehen noch immer Wolken am Himmel, doch länger können wir es kaum aufschieben. Zu Beginn der Wanderung wird man aufgefordert sich in ein Logbuch einzutragen. Wir verzichten darauf, denn seien wir mal ehrlich. Sollte uns wirklich etwas passieren, ist es sicherlich zu spät, wenn es nach Tagen irgendjemanden in Deutschland auffällt.
Wir zweifeln kurz an dieser Entscheidung, als wir wenige Meter darauf ein großes Warnschild vor uns haben. Die Wanderung sei demnach extrem anspruchsvoll. Der Weg ist steil und unwegsam. Unter keinen Umständen sollte man es bei nassen Bedingungen angehen. Bis vor ein paar Stunden hat es noch geregnet und auch jetzt könnte durchaus nochmal etwas vom Himmel kommen. Wir zögern daher etwas, gehen dann aber weiter. Es heißt jetzt oder nie. Außerdem haben wir einiges an Erfahrung. Wie schlimm kann es schon werden?
Relativ schnell ist klar, dass die Schilder am Mount Amos nicht übertrieben haben. Es ist wirklich extrem steil und der Untergrund bietet oft kaum halt. Einen großen Teil der Strecke sind wir auf allen Vieren unterwegs. Uns graut es jetzt schon vor dem Rückweg. Doch diesen Gedanken verdrängen wir schnell wieder. Wir brauchen volle Konzentration auf das Hier und Jetzt. Jeder Schritt muss ganz genau platziert werden. Puls und Adrenalinspiegel sind fast am Anschlag.
Gut fünfzig Minuten kämpfen wir uns den Berg hinauf. Bis zum Gipfel sind es gerade einmal 2 km, doch die haben es wirklich in sich. Verschnaufen können wir hier oben allerdings nicht wirklich. Dafür ist es schlicht viel zu windig. An einigen Stellen können wir uns nur mit Mühe auf den Beinen halten. Der Blick auf die Wine Glass Bay, das Wahrzeichen des Freycinet NPs, ist trotzdem atemberaubend. Würde jetzt noch die Sonne herauskommen, wäre die Aussicht wohl perfekt.
Hinter einem Felsbrocken finden wir einigermaßen Schutz vor dem Wind. Bevor es auf den Rückweg geht, brauchen wir eine Stärkung. Zwei Müsliriegel erfüllen genau diesen Zweck. Dabei genießen wir die wundervolle Aussicht. Da sich die Wolken über uns kaum bewegen, entscheiden wir uns mit diesem Moment zufrieden zu geben. Immerhin regnet es nicht und auch so sieht die Landschaft toll aus. Dem Wind geschuldet, lädt der Gipfel auch nicht unbedingt zum Verweilen ein. Nach etwa zehn Minuten am höchsten Punkt, machen wir uns auf den Rückweg.
Die sehr anspruchsvolle Passage kurz vor dem Gipfel, haben wir gerade so wieder hinter uns gebracht, da kommt doch noch die Sonne heraus. Erst können wir unser Pech kaum begreifen, doch dann zögern wir nicht groß. Wir müssen sofort zurück hoch. Diese Gelegenheit wollen wir uns nicht entgehen lassen. Trotzdem gilt es natürlich vorsichtig zu sein. Eine Verletzung wäre das Ganze jetzt auch nicht wert. Völlig außer Atem, stehen wir erneut auf dem Gipfel. Es hat sich durchaus gelohnt. Im Licht der Sonne, wirkt alles noch viel schöner.
Im nächsten Anlauf geht es dann bis ganz nach unten. Vorsichtig und öfters im Krebsgang, steigen wir den Berg hinab. Ein ordentliches Ganzkörper-Training. Doch am Ende geht es besser als gedacht und wir kommen gut voran. Nur die Knie protestieren etwas. Das ist mittlerweile jedoch normal, sobald es bergab geht. Die Sonne hat inzwischen sämtliche Wolken verdrängt und der Himmel ist strahlend blau. Wir sind trotzdem zufrieden und froh diese Wanderung gemacht zu haben.
Nach nicht einmal einer Stunde sind wir wieder unten auf dem Parkplatz. Dort ringen wir mit uns, ob wir die vierte Wanderung, den Wine Glass Bay Loop, noch machen. Vom Mount Amos hatten wir bereits einen Blick auf besagte Bucht. Aber vielleicht hält der Weg ein paar neue Perspektiven für uns bereit. Da es sich nur um 2,5 km handelt, nehmen wir das jetzt auch noch mit. Quasi zum Auslaufen. Ganz so gemütlich wird es dann aber gar nicht.
In einer Tour geht es steil bergauf. Sogar ein paar Stufen müssen wir steigen. Die Beine brennen schon nach kurzer Zeit höllisch und wir schwitzen ordentlich. Dafür erreichen wir den Lookout schon nach 20 statt nach 45 Minuten. Unsere Befürchtung war jedoch berechtigt. Der Blick von hier ist nicht besser, als der vom Mount Amos. Wer nicht den Berg hinaufklettern möchte, bekommt von hier aus aber auch eine schöne Sicht. Es präsentiert sich uns sogar ein Regenbogen. Wäre es nicht so unglaublich windig, würden wir bestimmt länger bleiben. So aber machen wir uns schon bald wieder auf den Rückweg.
Wir sind froh, als wir abermals vor Koby stehen. Immerhin drei Stunden sind wir heute gewandert. Damit es reicht es uns. Eine leckere Schokowaffel sorgt für den dringend benötigten Energieschub, dann geht es zurück zum Camp. Unterwegs kommt uns ein Känguru bedrohlich nahe, doch im letzten Moment dreht es ab und springt zurück ins Gebüsch. Alles nochmal gut gegangen.
Die Blockade unseres Platzes mit Hilfe des Tisches hat Wirkung gezeigt. Wir beziehen wieder Position und bauen das Zelt auf. Es ist noch immer ordentlich windig hier. Heute scheinen wir diesbezüglich deutlich empfindlicher zu sein. Uns ist schneller als sonst ganz schön kalt. Cecil ist sehr dankbar, dass Sarah heute das Schreiben der Stichpunkte übernimmt. Er beschäftigt sich derweil mit seinem Handy. Heute scheint so ein Abend zu sein, an dem er am liebsten direkt hoch ins Zelt gehen würde. Ein bisschen Serie gucken und dann schlafen. Das wäre ein guter Plan.
Tatsächlich sind wir noch vor 18 Uhr dabei draußen zusammenzupacken. Vorher gab es die letzte Portion Nudeln mit Bolognese zum Abendessen. Im Bett angekommen, schauen wir uns gemeinsam die Blog-Videos der letzten Einträge an. Es ist immer schön, diese Momente zusammen Revue passieren zu lassen.
Danach starten wir mit einer neuen Serie. Nachdem wir mit "Fargo" durch sind, haben wir es mit "Jane the Virgin" probiert. Die konnte uns aber beide nicht überzeugen. Gestern haben wir daher erneut Netflix durchwühlt und sind auf "The Good Doctor" gestoßen. Diese Serie gefällt uns sofort. Nach den ersten zwei Folgen quälen wir uns zum Zähneputzen nochmal aus den Federn. Dann gleich noch die dritte Folge. Gegen 22 Uhr ist es dann Schlafenszeit.
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