14.05., Freitag: Apex Park - Ein Hauch von Heimat

Der Regen, der auf das Zeltdach prasselt, bewegt uns dazu den heutigen Tag eher ruhig angehen zu lassen. Um halb acht ist es dann soweit und wir klettern aus dem Zelt. Es ist eisig kalt draußen. Während wir alles für das Frühstück vorbereiten, beginnt es erneut zu tröpfeln. Wir ziehen daher sicherheitshalber direkt unter das Zelt, bevor der Regen zunimmt. 
 
 
Nach dem Essen gehen wir online. Sarah schaut sich den Wetterbericht für die kommenden Tage an. Der heutige Tag wird von Schauern geprägt. Genau wie die kommenden Tage auch. Das sind wahrlich keine schönen Aussichten. Cecil ist derweil weiter mit der Suche nach einem geeigneten Hotel in Melbourne beschäftigt. Oder besser nach einem geeigneten Parkplatz. Wo auch immer wir schauen, ist das Parken nur überdacht möglich. Dabei ist die Höhe meist auf 2 Meter beschränkt. Bei einem Hotel, welches Cecil nur telefonisch erreicht, liegt das Maximum etwas höher. Doch 2,2 m reichen für Koby auch nicht aus. Die Hotelsuche muss nach dieser erneuten Absage zunächst verschoben werden. Immerhin steht für heute noch der Budj Bim Nationalpark auf dem Programm. 
Wir sind gerade dabei alles zusammenpacken, da setzt abermals starker Regen ein. Offensichtlich hat der Wetterbericht ausnahmsweise recht. Bis zum Nationalspark sind wir anschließend eine halbe Stunde lang unterwegs. Es ziehen erneut dicke Regenwolken auf, während wir uns für die anstehende Wanderung fertig machen. Gerade noch rechtzeitig können wir uns zurück ins Auto retten, bevor sich der Himmel öffnet. 
Nachdem der Guss ausgesessen ist, machen wir uns auf den Weg. Der Budj Bim NP ist vor allem dafür bekannt, dass besonders viele Koalas das Gebiet bevölkern. Wir sind sehr gespannt, ob wir einen entdecken können. Der Pfad führt zunächst um den Lake Surprise, den wir von einem ersten Aussichtspunkt aus bewundern können. Sarah entdeckt auch tatsächlich schon den ersten Koala. Aus der Ferne ist es nur ein graues Fellknäuel, doch wir sind uns trotzdem sicher. 
 

Na, könnt ihn entdecken?

Nur ein paar hundert Meter weiter stoßen wir auf ein Wallaby, welches direkt neben dem Wanderpfad gegrast hat. Es springt in den Busch und scheucht dadurch etliche andere Kängurus auf. Plötzlich wimmelt der Wald vor hüpfenden Beuteltieren. Spätestens nach diesem Erlebnis hat sich der Besuch hier bereits gelohnt. 
 
 
Auf dem weiteren Weg kommen wir nur schleppend voran. Natürlich versuchen wir einen weiteren Koala in den Baumkronen zu entdecken. Das verlangsamt unsere Schritte deutlich und geht dazu stark auf den Nacken. Wir konnten ja nicht ahnen, dass das nächste Exemplar fast auf Sichthöhe auf uns wartet. Als Cecil versucht sich durch das Gebüsch zu schlagen und sich dem Tier zu nähern, bewegt sich dieses sogar ein wenig. Um nicht zu viel Stress zu verursachen, ziehen wir uns wenig später zurück. Abgesehen von der reichen Tierwelt, macht auch die Wanderung an sich Spaß. Der Pfad führt durch dichte Vegetation. Farne und Schlingpflanzen säumen den Weg. Bis vor wenigen hundert Jahren führte dieser noch durch einen von Lava geformten Tunneln. Erst nachdem die Decke eingestürzt ist, war der Weg endgültig frei für die Pflanzen. Teilweise müssen wir ordentlich aufpassen, wo wir den nächsten Schritt platzieren. Rutschigen Wurzeln weichen wir so gut es geht aus. Gesteinsbrocken müssen überklettert werden. 
Trotzdem versuchen wir die Bäume weiterhin nach Koalas zu scannen. In einem hohen Eukalyptus entdeckt Cecil das nächste Tier. In einer meditativen Haltung, Hände und Füße sind vor dem Körper gefalten, sitzt der Koala in einer Astgabel. Leider haben wir Gegenlicht. Unsere Augen können damit halbwegs umgehen, doch die Kameras wollen nicht mitziehen. 
 


 
Wir kommen weiter nur schleppend voran, doch es dauert nicht lange bis wir den nächsten Koala erspähen. Das Licht ist bei diesem viel besser und Sarah kann endlich ein paar brauchbare Fotos schießen. Während sie anschließend ein Video aufnimmt, hustet Cecil künstlich, um die Aufmerksamkeit des Tieres zu erhalten. Tatsächlich dreht er den Kopf zu uns. Bei dem Anblick seines verträumten Gesichts und der flauschigen Ohren schmelzen wir förmlich dahin. 
 
 
Hinter dem Baum, auf dem der Koala sitzt, erhebt sich eine niedrige Klippe. Wenn wir es schaffen diese zu erklimmen, bekommen wir ganz sicher noch bessere Aufnahmen. Wir sind gerade auf dem Weg, da regnet ein weiterer Schauer über uns herab. In einer kleinen Höhle finden wir Unterschlupf.
 
 
Als das Gröbste überstanden scheint, versuchen wir einen Weg auf die Anhöhe zu finden. Doch die Steine scheinen lose und nach dem Regen auch noch rutschig. Wir müssen abbrechen. 
Der Wanderweg für anschließend hinaus aus der Schlucht und verläuft danach parallel dazu. Cecil vermutet, dass wir uns hier in etwa auf Augenhöhe mit dem Koala befinden müssten. Kurzerhand schlägt er sich ins Gebüsch. Das geht so schnell, dass Sarah nichts weiter übrig bleibt, als auf seine Rückkehr zu warten. Tatsächlich sichtet Cecil den Koala erneut und meint wir sollten es erneut versuchen die Anhöhe zu erklimmen. So nah kommen wir wohl nie wieder und wir würden es andernfalls sicher bereuen. 
 
 
Zurück an der kleinen Höhle, wählen wir einen etwas anderen Weg und schaffen es dieses Mal die Anhöhe zu erklimmen. Wir müssen kurz suchen, finden den Koala dann aber keine zehn Meter vor uns im Baum wieder. Er ist für ein Exemplar seiner Spezies sogar ziemlich aktiv. Gelegentlich dreht er den Kopf oder die Ohren. Das ist schon was, wenn man bedenkt, dass diese süßen Tierchen nicht weniger als 20 Stunden am Tag schlafen. Natürlich sind wir uns bewusst, dass die Geräusche die wir machen, für den Großteil seiner Bewegungen verantwortlich sind. Bevor er sich zu viel verausgabt, bedanken wir uns für seine Geduld und treten danach den Rückzug an.
 


 
Spoileralarm: auf Koalas treffen wir ab jetzt nicht mehr. Trotzdem bleibt die Wanderung sehr spannend. Im weiteren Verlauf treffen wir noch ein Känguru mit Joey sowie auf zwei Wallabies mit braunem Bauch. Höchstwahrscheinlich ein Swamp Wallaby. Alle lassen sich recht geduldig ablichten, bevor sie das Weite suchen. 
 




 
Oh, da war doch noch ein kleiner Koala :)
 
Letztes Highlight ist die Natural Bridge. Wenn man darüber läuft, wirkt diese überhaupt nicht spannend. In der Tat würde man es gar nicht mitbekommen, wenn nicht ein Schild darauf hinweisen würde. Doch sobald man sich unter der Brücke befindet, stockt einem schon kurz der Atem. Eine schmale Treppe aus Holz führt in die Dunkelheit. Sobald sich die Augen gewöhnt haben, erkennt man den Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite. Über einem sind tausende Tonnen Gestein. Im Schutz dieser gewaltigen Konstruktion der Natur gönnen wir uns eine kleine Pause. Draußen hat es erneut begonnen zu regnen. Unser Timing stimmt dieses Mal. 
 


 
Als es nur noch leicht nieselt, setzen wir unseren Weg fort. Der letzte Teil des Weges wird noch unerwartend fordernd. Erst müssen etliche hohe Stufen erklommen werden, dann geht es in spitzen Winkel einen Hang hinauf. Immerhin bekommen wir nochmals einen schönen Blick über den Lake Surprise, bevor wir wieder am Parkplatz ankommen. Zu diesem Zeitpunkt ist es bereits 14:30 Uhr und wir sind ca. 7 km gewandert.
 
  

Eine halbe Stunde Fahrt vom Nationalpark liegt das kleine Örtchen Hawkesdale. In einer Art Park ist das freie Campen gestattet. Nach den vergangenen Regenfällen ist ein Großteil des Rasens durchgeweicht, doch wir finden ein halbwegs trockenes Plätzchen. An einer Stelle, die einigermaßen vom Wind geschützt ist, macht Sarah Sport. Cecil kümmert sich derweil um den kaputten Reißverschluss am Eingang vom Zelt. Angelschnur statt konventionellem Faden ist wieder einmal Trumpf. 
Um 17 Uhr packen wir uns in warme Sachen ein und entscheiden schon jetzt Abendbrot zu machen. Es hat etwas, sein Essen noch im Hellen zu sich zu nehmen. Wir sind voll mit den Vorbereitungen beschäftigt, als abermals Regen einsetzt. In dem kleinen Unterstand, in dem Sarah gerade noch Sport gemacht hat, findet jetzt unsere “Küche” Schutz. Ungeachtet der widrigen Umstände werden unsere Burger wieder ein absoluter Hochgenuss. Unsere sind einfach die Besten.
 



 
Obwohl es sich bei Hawkesdale um einen kleinen Ort handelt, ruft die Versuchung der “Stadt” nach uns. Gegenüber unseres Stellplatzes befindet sich ein Pub. Sarah übernimmt die Stimme des kleines Teufelchens. Gar nicht mal weil sie Lust hat etwas zu trinken. Sie hofft eher darauf, dass es dort warm ist. Wir machen uns daher kurz darauf so gut es geht ausgehfein und betreten kurz darauf das Lokal. 
Der Laden ist bis auf ein weiteres Pärchen leer. Wir bestellen ein Glas Weißwein aus der Region und ein Bier. Peinlich berührt muss Cecil kurz darauf eingestehen sein Portemonnaie im Auto vergessen zu haben. Doch der Barkeeper nimmt es gelassen. Cecil geht also los und holt das Geld. Als er zurückkommt, ist Sarah noch immer in ein Gespräch mit dem jungen Mann verwickelt. Wie sich herausstellt, stammt seine Mutter ebenfalls aus Deutschland. Aufgewachsen ist er in Südafrika, doch die Sprache spricht er trotzdem recht gut. 
Die Begrüßung gestaltete sich wärmer als gedacht, in den Räumen des Pubs ist es dafür erstaunlich kühl. Von ein paar Barhockern an einem alten Fass, ziehen wir auf eine ausgesessene Ledercouch. Wenn man sich so umschaut, könnte man fast meinen sich in einem Lokal in Norddeutschland zu befinden. Wir wollen uns gerade daran machen erneut nach einem Hotel in Melbourne zu suchen, da leistet uns der Barkeeper Gesellschaft. Auf ein wenig Smalltalk bietet uns Pete an, morgen eine heiße Dusche im Hotel zu nehmen, zu dem die Bar gehört. Er beschreibt uns den Weg dorthin, dann muss er wieder los. Die Pflicht ruft. Wow, das ist wirklich freundlich. 
Nachdem wir wieder an unseren ursprünglichen Platz gezogen sind, versuchen wir so gut es geht die verbleibenden Monate zu planen. Anschließend kümmern wir uns abwechselnd darum die heutigen Stichpunkte einzutippen. Doch schon bald lassen wir uns vollends von der Atmosphäre einsaugen. Die Bar ist mittlerweile gerappelt voll und es läuft eine erstaunlich gute Playlist. 
 
 
Für unsere jüngsten Verhältnisse ist es bereits recht spät, da wird Cecil von einem Fremden zu einem Drink eingeladen. Sarah ist gerade auf Toilette. Im Grunde hätte Cecil das Angebot wohl ausgeschlagen, doch der Mann hat ihn mit Namen angesprochen. Außerdem will er nicht unhöflich erscheinen. Der Fremde gibt einen Whisky aus. Die Stimmung ist gut und alle scheinen ihren Spaß zu haben. Cecil unterhält sich ein wenig und revanchiert sich kurz darauf, indem er ebenfalls einen Whisky ausgibt. Daraufhin kippt die Stimmung. 
Der Typ scheint plötzlich total betrunken. Immer und immer wieder sagt er, dass die Runde noch bezahlt werden müsste. Etwas verstört und bald ziemlich genervt davon, beruhigt Cecil den Mann endlich und geht los Cecil um seine Kreditkarte zu holen. Unterwegs stolpert er, kann sich aber schnell wieder fangen. Cecil will es im ersten Moment nicht wahrhaben, doch ganz klar hat ihm da gerade jemand ein Bein gestellt. Die unterdrückten Lacher und herausfordernden Blicke von drei Männern kurz hinter ihm geben ihm Recht in der Annahme. Wahrscheinlich braucht es jetzt nur ein falsches Wort und es gibt noch eine blutige Nase oder Schlimmeres. So schnell es geht und zum Glück ohne weitere Zwischenfälle bezahlen wir und verlassen das Lokal. Nicht gerade ein schöner Abschluss zu diesem ansonsten gelungenen Abend.
Wenig später sind wir zurück bei Koby. Sarah geht direkt hoch ins Bett. Sie versucht Cecil davon zu überzeugen mitzukommen, doch der beharrt darauf noch Wache zu halten. Immerhin könnten die dämlichen Typen vom Pub rüberkommen und uns etwas antun wollen. Das ist natürlich total dämlich, doch nach ein paar Bier und erst kürzlich zwei Whisky, ist er nicht davon abzubringen. Es dauert jedoch nur ein paar Minuten, bis er Sarah ins Zelt folgt. Es wird schon alles gut gehen. Außerdem ist es draußen viel zu kalt.

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