09.03., Dienstag: Gravel Pit 70 km vor Carnarvon - Outback Overdose
Ausnahmsweise ist heute Cecil als erstes wach. Immerhin war es auch seine Idee den Wecker auf halb sechs zu stellen. Er möchte unbedingt den Mount Augustus im Licht der aufgehenden Sonne mit Alli filmen.
Anschließend beginnt er damit die Benzinkanister in den Tank von Koby umzufüllen. Währenddessen kommt auch Sarah aus dem Zelt und packt direkt mit an. Sie übernimmt die kleineren Kanister und Cecil kann sich derweil um das Umfüllen von Wasser kümmern. Nachdem alles erledigt und wieder verpackt ist, gibt es Frühstück. Unsere tolle Konstruktion mit dem Mückennetz unter dem Awning können wir leider nicht nutzen. Auf diese Seite knallt die Sonne. Also bauen wir Tisch und Stühle im Schatten von Koby auf. Dort sind wir natürlich den Fliegen schutzlos ausgeliefert. Es kommt unvermeidbar zu Auseinandersetzungen. Als Cecil gerade die Eier in die Pfanne geschlagen hat, übermannt ihn die Wut. Er hat schon wieder mehrere Fliegen unter dem Netz über dem Kopf. Das reißt er sich plötzlich vom Kopf, verliert es aus der Hand und es landet in der Pfanne. Völlig außer sich, schnappt er sich das Netz und schmeißt es im hohen Bogen davon. Noch während es fliegt, bereut er diesen weiteren Ausbruch. Denn der Sand klebt hervorragend an der Schicht aus Ei. Noch immer vor sich hin grummelnd, wäscht es Cecil mit etwas Wasser aus. Tragen wird er es wohl aber erstmal nicht mehr. Das Essen des Rühreis wird ebenfalls kein Vergnügen. Heute ist es so schlimm, dass wir sogar Videos davon machen. Unser Toast Essen wir dann mit aufgesetzten Tauchermasken. Das aber eher zum Spaß. Beim Abwasch folgen weitere beinahe Ausraster. Es ist aber auch unmöglich bei dieser Fliegenplage ruhig zu bleiben. Es ist noch nicht einmal 8 Uhr und wir sind schon völlig fertig mit der Welt.
Nach einer weiteren Runde mit Alli und nachdem alles verstaut ist, sind wir um 9 Uhr auf dem Weg in die Kotka Gorge. Wie wir erwartet haben, sind wir allein auf dem Parkplatz. Da es wieder ein sehr heißer Tag zu werden droht, verlieren wir keine weitere Zeit und machen uns schnellstmöglich auf die Socken. In weiser Voraussicht sammelt Cecil bereits auf dem Parkplatz einen Stock auf, der zum entfernen der Spinnennetze auf dem Weg dienen wird.
Zunächst führt uns der Pfad durch einen kleinen Wald. Von dort aus geht es hinein in die Schlucht. Mindestens alle zwanzig Meter ist ein Spinnennetz über den Weg gespannt. Cecil wedelt unentwegt mit dem Stock vor sich herum, doch trotzdem hat er die Weben bald überall. An Armen und Beinen kann er sie bereits gut ignorieren, doch im Gesicht sind sie noch immer äußerst unangenehm. Dazu ist es extrem heiß und die Fliegen umschwirren uns auch hier wie wild. Kurzum macht die Wanderung noch nicht wirklich Spaß.
Das Ende des Pfades ist schon fast in Sicht, da bemerkt Cecil zufällig eine große Spinne an seinem Arm. Er bleibt stehen und versucht sie zu los zu werden. Das Biest lässt sich nur widerwillig entfernen. Als es endlich geschafft ist, bemerkt Cecil, dass er die ganze Zeit über in einem Ameisenhaufen stand. Schuhe und Beine sind voll mit den kleinen Insekten. Eine beißt ihn schmerzhaft auf Höhe der Hüfte. Das bringt das Fass zum Überlaufen. In einem Schrei, den man wohl noch im 500 km entfernten Carnarvon hören dürfte, entlädt sich all die aufgestaute Wut. Cecil ist daraufhin kurz davor einfach umzudrehen und zurück zu Koby zu gehen. Er ist etwas entgeistert, als von Sarah keinerlei Unterstützung kommt. Die meint nur es könne nicht mehr weit sein, schnappt sich den Stock von Cecil und geht den Weg weiter. Für einen kurzen Moment starrt Cecil ihr ungläubig hinterher. Dann reißt er sich zusammen und folgt ihr. Keine fünf Minuten später erreichen wir das Ende des Wanderweges.
Ein Versuch mit Alli zu fliegen scheitert erneut an zu wenig erreichbaren Satteliten. War irgendwie klar, so wie die Wanderung bisher gelaufen ist. Zum Glück gelingt es noch, nachdem wir bereits ein paar Meter zurückgelaufen sind. Danach legen wir den restlichen Rückweg schweigend und schnellen Schrittes zurück. Immerhin ist jetzt ein Großteil der Spinnennetze bereits aus dem Weg geräumt. Der Anblick von Koby lässt uns beide aufatmen. Außerdem können wir dieses Mal ein kaltes Getränk aus dem Kühlschrank holen. Für einen Moment ist damit aller Ärger vergessen.
Mit dem restlichen Benzin im Tank würden wir es wahrscheinlich zurück bis nach Gascoyne Junction schaffen. Allerdings wäre es eine Punktlandung und das wollen wir hier draußen lieber nicht riskieren. Ungeplante Zwischenstopps oder sich ändernde Straßenverhältnisse können schnell zu einem Mehrverbrauch führen und dann würden wir alt aussehen. Daher fahren wir noch den nahen Tourist Park an, um dort etwas nachzutanken.
Bevor wir Mount Augustus und Umgebung gänzlich hinter uns lassen, nehmen wir einen letzten Abstecher auf den Emu Hill mit. Die Zufahrtsstraße ist extrem ausgewaschen und rumpelig doch es lohnt sich. Von dem Hügel aus kriegt man den Berg nochmal in all seiner Pracht zu sehen.
Die Natur hier draußen ist wirklich schön. Aber die Insekten haben in diesem Fall leider etwas die Stimmung versaut.
Für den Rückweg nach Gascoyne Junction wählen wir eine andere Route als auf dem Hinweg. Diese Strecke ist etwas kürzer als über die Kennedy Range. Im Grunde ist die Gravelroad auch sehr gut, doch sie hält deutlich öfter versteckte Senken und Gräben bereit. Zwei davon sind besonders übel. Im Kofferraum gerät wieder einiges durcheinander. So hörte es sich für uns zumindest an.
Beim Lunch stellen wir erfreut fest, dass die Unordnung im Kofferraum nicht so groß ist wie befürchtet. Mangels einer Rest Area haben wir einfach am Straßenrand gehalten. Mangels Schatten gibt es nur schnell etwas Fingerfood. Cracker, Dips, Käse und Salami-Sticks. Dann geht es auch schon weiter. Es liegt noch eine lange Fahrt vor uns.
Vier Stunden später erreichen wir Gascoyne Junction. Von hier aus wollen wir, neben zu tanken, noch den Campingplatz in Carnarvon vorbuchen. Doch fehlendes Netz macht uns einen Strich durch die Rechnung. Dann halt erstmal nur Benzin. Wir tanken nochmal 20 Liter nach. Damit sollten wir es bis Carnarvon schaffen, wo es nochmal deutlich günstiger ist. Nachdem die Reifen wieder auf den idealen Druck für Asphalt gebracht sind, machen wir noch einen Schlenker zum i-Site. Vielleicht können wir von dort aus den Campingplatz buchen. Tatsächlich empfangen wir bereits davor das freie WLAN der Touristeninformation und die Buchung ist damit nur noch Formsache.
Zwischen Gascoyne Junction und Carnarvon ist die Strecke durchgehend geteert. Bei 110km/h spulen wir weitere Kilometer ab. Da die Rest Areas unterwegs alle nicht sehr einladend wirken, entscheiden wir zu einem Gravelpit zu fahren, welches uns Wiki-Camps vorgeschlagen hat. Gegen 16:45 Uhr kommen wir dort an. Damit sind wir heute insgesamt fünf Stunden gefahren. Zum Glück kam es uns beiden nicht so lang vor.
Unser Lager können wir gute 150 Meter von der Straße entfernt aufschlagen. Dazu herrscht wenig Verkehr. Einer ruhigen Nacht sollte damit nichts im Wege stehen. Sarah stönt zwar noch immer über Fliegen und Hitze, doch beides ist schon deutlich geringer als am Mount Augustus. Im Schatten von Koby und bei einem kalten Getränk lassen wir den Tag Revue passieren.
Cecil beginnt gegen 18 Uhr Stichpunkte zu schreiben. Sarah kann sich selbst zum Sport motivieren. Eine Dreiviertelstunde später sind wir beide fertig. Während wir das Zelt aufbauen, mobilisieren die Fliegen ihre letzten Reserven. Die Sonne geht langsam unter, da müssen sie nochmal alles geben. Hoffentlich ist dann bald Ruhe.
Aus den restlichen zwei Würstchen, Feta und Tomate bereiten wir mit Ei eine Art Omelette zu. Im ersten Moment finden wir es in dieser Form beide ganz gut. Doch schon bald wird es immer mehr im Mund und der Genuss lässt nach. Cecil ist anschließend sogar ein wenig schlecht. Anscheinend bekommt ihm einer der Inhaltsstoffe einfach nicht gut. Zum Glück haben wir es jetzt geschafft und das ohne etwas wegzuschmeißen.
Nach dem Abwasch lehnen wir uns in unseren Stühlen so weit es geht zurück und schauen in die Sterne. Erst als Sarah eine Mücke auf die Lippe sticht und kurz darauf eine in den großen Zeh, zieht sie sich zurück. Immerhin ist es zur diesem Zeitpunkt schon 20:15 Uhr. Im Zelt ist es zwar noch wesentlicher wärmer, doch immerhin ist es frei von Mücken.
Cecil dagegen ist noch unentschlossen. Zunächst bleibt er unten und schreibt die heutigen Stichpunkte zu Ende. Danach noch immer motiviert, sichet er Videos für den Blog. Anschließend ist es auch für ihn an der Zeit ins Bett zu gehen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen