08.03., Montag: Buschcamp vor Mt Augustus NP - Wandern bei über 40°
Eine Nacht mit wenig Schlaf liegt hinter uns. Stattdessen waren wir pausenlos damit beschäftigt uns hin und her zu wälzen. Es war schlicht zu heiß. Als die Sonne aufgeht, fühlen wir uns daher wie gerädert. Draußen vor dem Zelt ist es da schon besser. Eine leichte Brise sorgt für eine minimale Abkühlung. Hunderte unserer geflügelten Freunde erwarten uns dort ebenfalls. Die hoffen bestimmt, etwas von unserem Frühstück abzubekommen. Daraus wird heute allerdings nichts, denn wir essen unsere Sandwiches unterwegs im Auto.
Um kurz nach sieben erreichen wir den Parkplatz am Mount Augustus. Wir putzen unsere Zähne, legen eine frische Schicht Sonnencreme auf und schnüren die Wanderschuhe. Vom Parkplatz aus bieten sich zwei Möglichkeiten auf den Gipfel des Berges zu gelangen. Wir wählen für den Hinweg den Gully Trail. Dieser führt durch ein Flussbett und ist in die Klasse 5 eingestuft worden und damit der höchsten. Es wird daher ganz bestimmt anspruchsvoll.
Mount Augustus ist 715 Meter hoch und ein sogenannter Inselberg, gute 500 km östlich von Carnarvon mitten im Outback. Wie der Uluru, ist auch der Mount Augustus ein Monolith, ein einziger, riesiger Stein. Noch dazu ist er doppelt so groß wie der Uluru und damit der größte Stein der Welt. Darüber hinaus ist er mit geschätzten 1.700 Millionen Jahren dreimal so alt wie der Uluru. Trotzdem steht der Mount Augustus in seinem Schatten und ist selbst unter Australiern weitestgehend unbekannt.
Das Flussbett, welches wahrscheinlich den Großteil des Jahres ausgetrocknet ist, führt zur Zeit tatsächlich Wasser. Das ist nach den vergangenen Regenfällen, die sogar zur Sperrung der Zufahrtsstraße und des gesamten Parks geführt haben, wenig verwunderlich, erschwert uns den Weg aber noch zusätzlich. Mit Wasser gefüllte Pools müssen wir teils großzügig umgehen. Auf losen Steinen tänzeln wir immer wieder von einem Ufer zum anderen. Erst als der Weg beginnt konstant anzusteigen, wird das Wasser weniger, bis bald nur noch Witterungslinien vergangener Überflutungen zu sehen sind. Einfacher wird der Pfad allerdings dadurch nicht. Ab sofort gilt es über Geröll zu balancieren und große Gesteinsbrocken zu überklettern. Zwischendurch geht es auch schon einmal mehrere hundert Meter steil den nackten Fels hinauf. Dabei müssen wir höllisch aufpassen auf dem rechten Pfad zu bleiben. Oft genug verpassen wir einen der kleinen blauen Punkte. Teilweise sind die Marker auch abgefallen und nur mit Glück entdeckt man noch Reste des Klebers an einem Stein.
Nach gefühlt endlosen 3,5 km trifft der Gully Trail auf den Summit Trail. Ab hier geht es auf direktem Wege zum Gipfel. Bisher ist unser Tempo unterirdisch. Es war aber auch eine ganz schöne Kletterei. Ab jetzt hoffen wir etwas schneller voranzukommen. Nicht zuletzt weil es immer heißer wird. Schatten sucht man auf dem Bergrücken vergeblich. Es wird ein ganz schöner Kampf der gnadenlos brennenden Sonne standzuhalten. Dazu haben wir natürlich Begleitung von etlichen Fliegen. Doch es sind die Spinnennetze, die Cecil abermals an den Rand der Verzweiflung bringen. Es ist schlicht unmöglich alle rechtzeitig zu sehen.
Drei Stunden brauchen wir insgesamt bis wir auf dem Gipfel stehen. Die Aussicht ist leider nicht so schön wie erhofft. Noch dazu ist auch hier kein bisschen Schatten zu finden. Wir kochen langsam förmlich in unseren Wanderschuhen. Lange halten wir uns daher nicht hier oben auf. Natürlich machen wir ein paar Aufnahmen und auch Alli hebt kurz ab. Zur Stärkung gibt es dann noch einen Müsliriegel, bevor wir uns auf den Rückweg machen.
Diesen bestreiten wir komplett über den Summit Trail. Auf eine erneute Kletterpartie über den Gully Trail verzichten wir. Viel einfacher wird es dadurch nicht. Der Pfad führt durchgängig bergab. Selbst wenn wir mal eine kleine Pause einlegen, ist keine ebene Fläche zu finden. Die Belastung für Oberschenkel und Fußgelenke ist daher enorm. Dazu die fast unerträgliche Hitze. Cecil hat irgendwann richtig zu kämpfen. Hände und Füße beginnen leicht zu kribbeln. Jetzt bloß keinen Hitzschlag erleiden.
Wir halten in jedem noch so kleinem Schatten und trinken einen Schluck. Mit den eingepackten vier Litern Wasser hatten wir definitiv zu wenig dabei. Etwas entschädigt werden wir durch die tolle Aussicht, die wir auf dem Weg bergab fast durchgängig haben. Die ist deutlich besser als die vom Gipfel. Das weiß man nur leider nicht im Vorfeld. Endlich taucht Koby in der Ferne auf. Zeit für den Endspurt. Für den Rückweg brauchen wir am Ende 1:45 Stunden. Insgesamt waren wir knapp sechs Stunden unterwegs. Zurück bei Koby müssen wir enttäuscht feststellen, dass wir vergessen haben etwas zu trinken in den Kühlschrank zu stellen. Es gibt daher heißes Wasser aus dem Kofferraum. Gnädigerweise teilt Sarah ihr isotonisches Getränk mit Cecil. Das lag immerhin in der Kühlbox und hat damit ein paar Grad weniger als der ganze Rest. Sofort im Anschluss landet ein Eistee und eine Cola im Kühlschrank. Dann gibt es wenigstens in ein paar Stunden etwas Kaltes.
In betont gemütlichem Tempo machen wir uns auf den Weg zurück zum Camp von letzter Nacht. Wir wollen so lange es geht die kühle Luft der Klimaanlage genießen. Unterwegs macht Cecil noch eine kurze Aufnahme von Koby vor dem Mount Augustus. An der Hauptstraße angelangt, folgt er dann einer spontanen Eingebung und fährt die Informationstafel auf der gegenüberliegenden Straßenseite an. Diese befindet sich offiziell bereits nicht mehr auf dem Gebiet des Nationalparks und wir entdecken Reifenspuren, die von dort aus in den Busch führen. Vielleicht finden wir schon hier einen geeigneten Ort zum Campen. Den Versuch ist es in jedem Fall wert.
Ohne große Mühen finden wir einen Weg durch die spärliche Vegetation. Gut 200 Meter von der Straße entfernt, finden wir ein schönes Plätzchen und entscheiden hier unser Lager aufzuschlagen. Außerhalb des Nationalparks sollte das legal sein und ohnehin sollte uns hier niemand entdecken können. Dadurch sparen wir uns 20 km Fahrt zum anderen Camp, die wir morgen erneut zurücklegen müssten, da wir noch weitere Wanderungen geplant haben. Aber natürlich hat die Sache einen Haken.
Im Vergleich zu dem anderen Platz ist es hier gefühlt noch einmal heißer und die Fliegenplage noch ausgeprägter. Doch nachdem wir es geschafft haben Zelt und Awning aufzubauen, können wir trotzdem ein wenig entspannen. Cecil sogar so sehr, dass er in seinem Stuhl spontan ein Nickerchen einlegt. Erst als Sarah dabei ist eine Banane zu schälen, kommt er wieder zu sich und wir teilen sie uns anschließend. Da das aber noch nicht gereicht hat, gibt es danach noch Müsli.
Gefühlt liegt die Temperatur jenseits der 40°. Ein paar Tage später suchen wir den Wetterbericht heraus und laut dem waren es heute 41°. Unser Gefühl hat uns also nicht getäuscht. Während wir eine Folge Élite schauen, halten wir uns die Fliegen mit Hilfe unserer kleinen Fächer vom Leib. Lieben Dank an dieser Stelle an Marie und Marco, von den wir die Fächer auf ihrer Hochzeit erhalten haben.
Gerne würden wir anschließend ein wenig lesen. Da wir dafür jedoch beide Hände benötigen, müssen wir uns zunächst etwas einfallen lassen, wie wir dann die Fliegen abwehren können. Nach kurzem Überlegen kommt uns die rettende Idee. Mit Hilfe einer zusätzlichen Stange können wir das Mückennetz unter dem Awning anbringen. Das hält Fliegen genau so effektiv ab. Die, die es doch hinein schaffen, eleminiert Sarah mit bald schon erstaunlicher Routine. Eine gute Stunde können wir anschließend ungestört schmökern.
Am Nachmittag können wir endlich gekühlte Getränke genießen. Ein Hochgenuss bei dieser Hitze. Frischen Mutes wollen wir uns daran machen ein bisschen das weitere Vorgehen der nächsten Tage zu planen. Leider hält der Elan nicht lange an und schon bald sind wir wieder recht apathisch. Besser wir schauen noch eine Folge unserer Serie. Vielleicht wird es heute Abend etwas erträglicher und wir können planen.
Am Abend gibt es dann zunächst Essen. Wieder Würstchen mit Quinoa-Salat. Wieder will es uns nicht so richtig schmecken. Am Horizont hat sich derweil ein ordentliches Gewitter zusammengebraut. Es blitzt in kurzen Abständen heftig. Hoffentlich zieht es an uns vorbei. Den Abwasch verschieben wir großzügigerweise auf morgen. Die Sonne ist zwar bereits untergegangen, doch die Hitze ist geblieben. Dazu weht kein Lüftchen. Wir hätten große Lust ins Bett zu gehen, doch im Zelt ist es ganz bestimmt noch wärmer.
Das Mückennetz hält weiterhin größeres Viehzeug draußen. Die ganz kleinen Krabbeltiere allerdings können durch die engen Maschen hindurchschlüpfen und sind dazu heute besonders krabbelig. Da sitzen wir also mitten im Nirgendwo, wir schwitzen extrem, es kribbelt überall und wir sind von Kopf bis Fuß dreckig. Wir sind uns schnell einig, dass wir erstmal wieder genug haben vom Outback. Eine Wanderung ist noch drin, dann treten wir einen geordneten Rückzug an.
Um kurz vor 20 Uhr beginnt Cecil damit die heutigen Stichpunkte zu Papier zu bringen. Immerhin das Minimalziel eines jeden Tages ist damit erreicht. Wir schauen anschließend noch eine Folge, dann machen wir uns fertig und gehen ins Zelt. Wie erwartet ist es noch immer super warm dort oben. Schlaf scheint daher noch undenkbar. Sozusagen notgedrungen gucken wir auch noch die letzte Folge unserer Serie. Trotzdem haben wir anschließend ziemlich Probleme mit dem Einschlafen. Diese elende Hitze …
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