07.03., Sonntag: Buschcamp 25 km westlich des Mt Augustus - Affenhitze
Noch im Halbschlaf beobachten wir aus dem Zelt heraus den Sonnenaufgang um kurz nach sechs.
In gewohnter Manier sind wir beim Frühstück spätestens während wir das Rührei essen von Fliegen umwimmelt. Wir überlegen daraufhin tatsächlich die für heute geplante Wanderung ausfallen zu lassen. Die Fliegen drohen den Kampf zu gewinnen. Tatsächlich könnte man auch mit dem Auto in die Honeycomb Gorge fahren. Dann jedoch erinnern wir uns an unser Motto: Spart das Benzin, verbrennt Kalorien!
Um kurz vor 9 sind wir startklar. Der 2,9 km lange Escarpment Base Trail führt von unserem Campingplatz in der Temple Gorge zur Honeycomb Gorge. Flach und daher leicht zu gehen, führt der Pfad am Fuße der Klippe entlang. Diese wirkt aus nächster Distanz noch eindrucksvoller. Zu der schieren Höhe fasziniert uns der Farbkontrast. Der rote Fels wird am Boden von Pflanzen bedeckt, die grell grün leuchten. Über dem Ganzen strahlt ein wolkenfreier azurblauer Himmel. Obwohl es meist flach durch das Gelände geht, entpuppt sich der Weg als anspruchsvoll und kräftezehrend. Zumindest für Cecil, der vorausgeht. Alle paar Meter überspannt ein Spinnennetz den Pfad. Die leeren entfernt Cecil mit Hilfe eines Stocks. Noch bewohnte Netze umgehen wir, wenn möglich und markieren die Stelle mit einem großen Stein auf dem Boden. Oft genug sind wir auf dem Rückweg in Netze gelaufen, die wir zuvor noch umgingen.
Gute 50 Minuten benötigen wir bis wir in der Honeycomb Gorge ankommen. Mittlerweile ist es bereits deutlich wärmer geworden und die Fliegen machen uns arg zu schaffen. Bis zu einem Lookout sind es von hier aus weitere 30 Minuten zu Fuß. Auf diesen Abstecher verzichten wir dann doch. Stattdessen machen wir uns direkt auf in die Schlucht. Bis zur namensgebenden Felsformation ist der Weg angenehm kurz. Ein kleines Wasserloch wird im Halbkreis von einer etwa 15 Meter hohen Felswand umrahmt. Diese ist derart durchlöchert, dass ihre Struktur wie eine Honigwabe, oder englisch “honeycomb”, erscheint. Nachdem ordentlich Regen gefallen ist, muss auch hier ein Wasserfall den Pool speisen. Das lassen zumindest die Ablagerungen auf dem Fels erahnen. Der Ort wirkt dann sicher noch magischer.
Da es selbst im Schatten zu warm ist, um länger zu verweilen, machen wir uns schon bald wieder auf dem Rückweg. Cecil kann sich endlich seines Spinnenstocks entledigen. Was für ein befreiendes Gefühl. Hinter ein paar größeren Felsblöcken finden wir etwas Schatten und einen Startplatz für Alli. Anschließend geraten wir in einen monotonen Trott. Die Landschaft ist noch immer atemberaubend schön, doch nach drei Tagen auch nicht mehr neu. Die örtliche Tierwelt glänzt wieder einmal mit Abwesenheit. Außer Spuren und Kot bekommen wir nichts zu sehen. Immerhin der Plan mit dem Stein auf dem Weg geht auf und wir bleiben frei von Spinnennetzen.
Zurück bei Koby können wir uns vor Hitze nur noch mit Mühe auf den Beinen halten. Zum Glück haben wir das Awning noch nicht eingebaut. Im Schatten fallen wir in unsere Stühle und atmen erstmal kurz durch. Eine lange Pause gönnen wir uns allerdings nicht. Es bringt sowieso nichts den Körper abkühlen zu lassen. Beim Abbau von Awning und Zelt beginnen wir eh wieder wie wild zu schwitzen. Und dann immer diese Fliegen… Wir können es am Ende kaum erwarten endlich im Auto zu sitzen. Den Innenraum müssen wir uns mit nur etwa zwanzig der Plagegeister teilen und wir können die Klimaanlage anschalten.
Der Rückweg zur Hauptstraße erweist sich als ähnlich holperig, wie die Herfahrt. Immerhin kann sich Cecil an einige der fiesen Senken und Auswaschungen erinnern. Bis zum Mount Augustus sind es anschließend weitere 270 km. Kurz vorher wollen wir probieren, einen geeigneten Platz zum Campen im Busch zu finden.
Die Gravelroad befindet sich meist in einem erstaunlich guten Zustand. Es gibt so gut wie keine Corrugations und die meisten vom Regen ausgespülten Gräben sehen wir rechtzeitig. Gelegentlich ist die Piste mit größeren Steinen übersät, doch Koby macht alles ohne zu murren mit. Dazu scheint der Verbrauch weiterhin im unteren Bereich zu liegen. Guter Junge.
Nach etwas mehr als 100 km legen wir eine kurze Pause ein. Die Hitze ist ein wahrer Schock nach den angenehmen Temperaturen im Innenraum. Wir schaffen es trotzdem es lange genug draußen auszuhalten, um die müden Glieder ein wenig auszuschütteln. Eine kleine Stärkung, Banane und Müsliriegel, gibt es dann aber doch lieber im Auto.
Hinter dem Cobra Homestead beginnen wir die Augen nach einer Campmöglichkeit aufzuhalten. Direkt hinter der Farm befindet sich ein offizieller Parkplatz. Dort darf man unseres Wissens nach Rast machen. Wir finden es allerdings etwas komisch so nah am Homestead zu nächtigen. Dazu befindet sich der Parkplatz direkt an der Straße. Wenig später entdeckt Sarah einen kleinen Durchlass zwischen Bäumen und Büschen. Cecil wendet und wir wollen es dort probieren. Wir sind noch keine drei Meter abseits der Straße, da versinkt Koby im weichen Sand. Der Boden wirkte auf uns steinhart, doch da haben wir uns offensichtlich getäuscht. Nur mit eingeschaltetem Allradantrieb und mit viel Gefühl im Fuß schaffen wir es rückwärts wieder heraus.
Während wir langsam weiter über die Gravelroad rollen, halten wir Ausschau nach einem Bereich, der erreichbar ist aber doch genug Sichtschutz bietet, dass man uns nicht direkt von der Straße aus sehen kann. Plötzlich biegt ein Pfad nach links ab und spontan folgen wir diesem. Er endet in einem Wendekreis neben einem kleinen Dam, der wohl die örtliche Kuhherde mit Wasser versorgt. Wir haben ganz bestimmt schon an schlechteren Orten gestanden. Dazu ist der Mount Augustus NP nur noch 25 km entfernt. Hier bleiben wir.
Es scheint fast, als wäre es hier nochmal deutlich heißer. In der Sonne meint man fast in Flammen aufzugehen. Immerhin müssen wir nicht zunächst das Awning aufbauen, um etwas Schatten zu bekommen. Eine ausreichende Fläche wird uns aufwandslos von Koby zur Verfügung gestellt. Nachdem wir die Stühle aus dem Kofferraum gezerrt haben, schaffen wir es gerade noch ein paar Cracker und Salami-Sticks zu schnappen. Danach sind wir von der Hitze erneut wie gelähmt.
Jeglicher Motivation beraubt, beschließen wir zu lesen. Zwischendurch beobachtet Cecil einen kleinen Dragon, der unter dem Solarpanel Schutz sucht. Offenbar ist selbst den Reptilien heute zu heiß. Ein Versuch auf den Laderegler zu springen misslingt. Das kleine Kerlchen flitzt daraufhin unters Auto und verschwindet mit einem beherzten Satz im Unterboden. Da haben wir wohl ab sofort einen blinden Passagier an Bord.
In den folgenden Stunden sehen wir immer wieder Dragons hin und herrennen. Und damit meinen wir Rennen im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Art läuft nicht etwa wie die meisten ihrer Artgenossen auf vier Beinen, sondern sie rennen tatsächlich auf den Hinterbeinen. Der Anblick bringt uns jedes Mal wieder zum Lachen. Leider sind sie so schnell, dass uns keine Aufnahme gelingt. Hoffentlich schaffen wir das noch. Es ist ein Bild für die Götter. Als wir keine Lust mehr haben zu lesen, holen wir das Tablet raus und gucken zwei Folgen Élite. So weit hat uns die Hitze schon gebracht. Am hellichten Tag sitzen wir da und gucken Serie. Doch es ist schlicht zu heiß und wir können uns nicht aufraffen etwas Aktiveres zu machen. Sei es auch nur das Schreiben der Stichpunkte. Wir können kaum einen klaren Gedanken fassen. Besser wir lassen uns einfach berieseln.
Erst als die Sonne untergegangen ist, können wir der Lethargie entfliehen. Es gibt auch noch einiges zu tun. Cecil kümmert sich darum Sandwiches für das morgige Frühstück vorzubereiten. Sarah bereitet einen Quinoa-Salat mit Tomate, Feta und Pesto für das Abendessen zu. Der ist die Beilage für die Würstchen, die wir vor einigen Tagen von unserer neuen Bekanntschaft Sarah und Nigel bekommen haben.
Leider wollen uns diese nicht ganz munden. Das liegt für Sarah hauptsächlich daran, dass es sich um Lamm handelt, was sie im Normalfall nicht mehr essen würde. Cecil kann es nicht ganz benennen. In jedem Fall wird unsere Meinung den Würstchen nicht gerecht. Handwerklich und von der Qualität des Fleisches her, ist es sicherlich top. Wir können das nur nicht wertschätzen.
Während wir nach dem Abwasch noch dasitzen und die Sterne beobachten, werden wir immer wieder von Grashüpfern attackiert. Die scheint es hier in Hülle und Fülle zu geben. Man erschrickt unweigerlich, wenn einer der Hüpfer auf einem landet. Im Normalfall legen sie jedoch nur kurz Station ein und springen im nächsten Moment bereits weiter. Uns sind sie damit allemal lieber als Fliegen, Mücken oder anderes Viehzeug.
Cecil will heute auf jeden Fall noch Stichpunkte schreiben. Aber noch scheint dafür genügend Zeit. Immerhin hat noch nicht einmal der Wecker um 20 Uhr geklingelt, der uns daran erinnert, dass Sarah ihre Pille nehmen muss. Eher beiläufig erwähnt Sarah irgendwann, dass die Einnahme bereits erledigt ist und sie daher den Wecker auf Cecils Handy deaktiviert hat. Ein Blick auf die Uhr verrät daraufhin, dass es schon 21:15 Uhr ist. Das sorgt für kleinere Spannungen zwischen uns, doch wir können uns wieder zusammenraufen. Sarah gibt ab sofort Bescheid, wenn sie den Wecker ausmacht.
Trotz der fortgeschrittenen Stunde, holt Cecil noch Tastatur und Tablet raus und beginnt zu schreiben. Sarah geht eine halbe Stunde später ins Zelt. Cecil folgt ihr gegen kurz nach zehn. Eigentlich hat er noch keine Lust ins Bett zu gehen, doch hier draußen lassen die Grashüpfer einfach nicht locker. Außerdem steht morgen eine 12 km lange Wanderung an und wir wollen zu Sonnenaufgang vom Hof fahren. Es siegt daher die Vernunft.
Während Cecil daraufhin direkt einschläft, bleibt Sarah dieses Glück vergönnt. Wir haben eine Mücke im Zelt und sie kann kein Auge schließen, bis diese eliminiert ist. Das dauert eine ganze Weile, doch dann kann auch sie endlich schlafen.
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