01.02., Montag: Membinup Beach - Autos statt Kängurus

Unser Tag startet heute bereits um 6 Uhr. Draußen ist es noch unangenehm kühl und feucht, doch nach einer heißen Tasse Tee und Kaffee ist es nur noch halb so schlimm. Anschließend gibt es heute Müsli mit Joghurt und erst zum krönenden Abschluss das obligatorische Rührei. Beim Einpacken des Zeltes reißt uns einer der Halteriemen, der die beiden Hälften des Zeltes im eingeklappten Zustand zusammenhält. Wir sind zuversichtlich, dass der Schaden reparabel ist, doch das muss warten. Zunächst kriegen wir das Zelt auch so eingepackt.
Bis nach Esperance legen wir 70 km zurück. Unterwegs blinkt die Tankleuchte auf. Erster Stopp ist daher eine Tankstelle. Zusammen mit den Kanistern füllen wir 100 Liter Benzin ab. Das muntere Geldausgeben geht danach direkt weiter. Doch genau wie Benzin sind es unvermeidbar Ausgaben. Wir müssen unsere Lebensmittelvorräte auffüllen. Bei Woolworths ist es extrem voll. Zumindestens in den Gängen. Die Regale dagegen sind teilweise leer. Besonders beim Brot haben wir Mühe noch etwas Vernünftiges zu finden. Das nächste Mal gehen wir doch lieber wieder auf einen Samstag einkaufen.
Wir entscheiden, dass wir noch etwas Zeit haben, bevor wir weiterfahren. Also auf zu McDonald's und das Wlan nutzen. Cecil startet sofort seine Football-Downloads. Leider geht das dieses Mal nicht über den gewohnten Weg und die Dateien sind deutlich größer als gewohnt. Am Ende dauert es fast eine Stunde bis der Download fertig ist. Umso frustrierender ist es dann, als es beim Speichern der Datei auf dem Tablet einen Fehler gibt. Damit war alles umsonst. Zur Krönung lesen wir anschließend von einem Corona-Fall in Perth. Die Stadt und umliegende Regionen, darunter auch Fremantle und Dalyellup, wurden direkt in einen fünftägigen Lockdown gezwungen. Hoffentlich hat sich die Sache danach erledigt. Ansonsten können wir einen Besuch bei Roseanna und den Bransdens wohl vergessen.

Von Esperance bis in die Lucky Bay sind wir gute 45 Minuten mit Koby unterwegs. Am Eingang des Cape Le Grand NP erwartet uns ein Kontrollpunkt ähnlich wie am Uluru. Eine Dame an der Schranke kontrolliert unseren Park-Pass und weist darauf hin, dass sämtliche Campingplätze ausgebucht sind. Wir hatten noch einen Funken Hoffnung mit etwas Glück direkt hier vor Ort einen Platz zu ergattern, doch das scheint wohl aussichtslos.
Am Strand der Lucky Bay sind keine Kängurus zu entdecken. Diese Bucht ist dafür bekannt, dass man hier Kängurus am Strand antrifft, die nicht angefüttert werden. Doch wir haben erstmal kein Glück. Dafür ist die gesamte Bucht zugeparkt mit Autos. Das Fahren auf dem Sand ist hier erlaubt und es gibt kaum ein paar Quadratmeter, auf denen nicht ein Fahrzeug geparkt wurde. Obendrein ist der Himmel ziemlich bewölkt. Die Bucht wirkt dadurch noch weniger einladend. 
 



Wir haben es uns auf jeden Fall deutlich paradiesischer vorgestellt. Es hält uns daher nicht lange vor Ort. Stattdessen fahren wir ein paar Kilometer weiter in die Rossiter Bay. Vom Parkplatz aus starten wir auf die Wanderung zum Mississippi Hill. Gleich zu Beginn stoßen wir auf ein Känguru, welches es sich im Schatten eines niedrigen Baumes gemütlich gemacht hat. Das Beuteltier scheint so müde zu sein, dass es die Augen kaum aufkriegt. Es macht auch keinerlei Anstalten vor uns reißaus zu nehmen. Danach laufen uns immer wieder Kängurus über den Weg, doch diese ergreifen immer sofort die Flucht. Da haben wir mit dem ersten Exemplar wirklich Glück gehabt. 
 
 

Von einem kleinen Hügel aus müssen wir feststellen, dass der Mississippi Hill noch eine ganze Ecke entfernt ist. Kurz überlegen wir zurück zu gehen und wie alle anderen mit dem Auto über den Strand zum Hügel zu fahren. Von dieser Seite aus soll es keine 15 Minuten bis auf den Gipfel dauern. Doch so ganz können wir uns mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Immerhin haben wir die ganzen Menschen kurz zuvor noch verteufelt, weil sie mit ihren Autos die Strand-Idylle zerstören. Es wäre zu heuchlerisch, wenn wir nun das gleiche machen würden. Weiter geht es zu Fuß. Denn ihr wisst unser Motto: “Spart das Benzin, verbrennt Kalorien!”

 


Der Pfad ist größtenteils schattenlos. Es hängen noch immer ein paar Wolken am Himmel, doch trotzdem ist es mittlerweile knuffig warm geworden. Dazu ist der Weg stellenweise arg ausgewaschen und nicht selten kämpfen wir uns über ausgedehnte Strecken durch weichen Sand. Doch die schönen Blicke über das Buschland und die Lucky Bay im Hintergrund machen das wieder wett. Kurz vor dem Hügel treffen wir zudem auf einen kleinen Dragon. Der bringt uns zum Schmunzeln. Immer wenn er weiter vor uns wegrennt, streckt er die Beine und hebt seinen Körper so weit es geht über den Boden. Fast sieht es aus als würde er auf kleinen Stelzen rennen. Nur in einem irren Tempo. Eine wirklich amüsante Show.
 
 
Am Fuße des Mississippi Hill angelangt, sind wir ein wenig enttäuscht, dass offenbar kein Weg auf den Gipfel führt. Trotzdem hat man bereits von hier eine tolle Aussicht über die Bucht. Leider haben wir zu dieser Tageszeit volles Gegenlicht. Fotos und Videos sehen daher leider nicht so gut aus, wie wir es uns wünschen würden. 
 



 

Auf dem Rückweg stoßen wir erneut auf ein paar Kängurus. Am liebsten würde Cecil mit Alli hinter ihnen herfliegen, doch der Boden ist zu sandig. Es lässt sich schlicht kein vernünftiger Start- und Landeplatz finden. 
 



Wieder zurück am Parkplatz, machen wir noch einen kurzen Abstecher zu einem “bird sanctuary”. Ein Schild weist am Parkplatz darauf hin und hat uns neugierig gemacht. Am Ende stehen wir unter dem dichten Blätterdach einiger großer Bäume, doch von Vögeln keine Spur. Sehr seltsam.

Bevor wir zurück in die Lucky Bay fahren, werfen wir einen Blick auf den Strand. Angeblich kann man über den Sand bis zu einem freien Campingplatz bei den Dunns Rocks fahren. Wir sind nicht unbedingt heiß auf solch ein Allrad-Abenteuer, doch die Auswahl an Campingplätzen in der Umgebung ist arg begrenzt. Wir behalten diese Option daher im Hinterkopf.
In der Lucky Bay gibt es weiterhin keine Spur von Kängurus am Strand. Wir sind zugegeben ein wenig enttäuscht. Sowohl vom Strand an sich, als auch von den fehlenden Kängurus. Beides haben wir uns besser vorgestellt, nachdem uns auf etlichen Bildern eine traumhafte Kulisse versprochen wurde. Eine Chance wollen wir der Lucky Bay aber noch geben. In wenigen Tagen kehren wir vom Cape Arid NP zurück und planen hier einen weiteren Stopp einzulegen.

Auf dem offiziellen Flyer des Cape Le Grand NP können wir die Dunns Rocks ausmachen. Leider befinden sich diese noch auf dem Gebiet des Nationalparks. Daraufhin zweifeln wir daran, dass man dort tatsächlich kostenlos campen darf. Laut Campermate darf man, Wiki-Camps dagegen schreibt den Platz lediglich als Day-Use-Area aus. Am Ende ist uns die Sache zu heiß. Außerdem befindet sich der Platz 20 km abseits der Hauptstraße. Nur mal eben hinfahren und gucken, würde damit schon einen ordentlichen Umweg bedeuten, falls wir dort dann nicht bleiben können. Wir schwenken besser auf einen Platz am Membinup Beach um. Der ist zwar satte 100 km von der Lucky Bay entfernt, doch beide Apps weisen diesen Ort als kostenlosen Campingplatz aus und er befindet sich definitiv nicht auf dem Gebiet eines Nationalparks. Die letzte Hälfte der Strecke führt über eine ziemlich raue Gravelroad. Cecil ist kurz davor anzuhalten und Luft aus den Reifen zu lassen, doch kurz darauf erreichen wir das Camp. Schon etliche Plätze sind belegt. Mit zugeschaltetem Allrad-Antrieb erkunden wir einen entlegenen Ausläufer über eine äußerst sandige Piste, doch selbst dort ist keine der Buchten mehr frei. Der Weg ist so eng, dass wir nicht einmal wenden können. Rückwärts geht es zurück durch den tiefen Sand und wir nehmen dann doch den wohl einzigen freien Platz direkt am Eingang. Es ist schon 18:45. Daher beginnt Sarah direkt mit ihrem Sport, während Cecil ein bisschen aufräumt. Im Kofferraum herrscht nach dem Großeinkauf noch ganz schönes Chaos. Nachdem alles ordentlich verpackt und verstaut ist, beginnt Cecil mit dem Kochen. Den Temperaturen angepasst, gibt es die nächsten Tage eine Hühner-Nudelsuppe. Neben Karotten landen grüne Bohnen, Mais, Hähnchen, Kritharaki-Nudeln und Frühlingszwiebeln in der Brühe. Mit den Frühlingszwiebeln haben wir es vielleicht ein wenig übertrieben und auch ist alles bereits etwas zu weich gekocht, doch abgesehen davon, schmeckt es ziemlich gut. Danach ist uns in jedem Fall schön warm. Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, sind wir ansonsten schon wieder am frieren. Es wird wirklich empfindlich kalt in der Nacht. Wir hätten niemals gedacht, dass wir in Australien jemals eine heiße Suppe zubereiten würden. Aber das es hier nicht überall und durchgehend angenehm warm ist, haben wir bereits auf die harte Tour gelernt.

 
Die Portionen für die kommenden zwei Tage füllen wir anschließend in geeignete Behälter um und lassen diese noch ein wenig abkühlen, bevor sie im Kühlschrank verstaut werden. Den Abwasch verschieben wir auf morgen früh. Das macht sich immer besser bei Tageslicht. Außerdem haben wir es morgen nicht eilig. Wir haben uns bereits darauf verständigt den morgigen Tag noch hier zu verbringen. Die Anfahrt wäre ansonsten unverhältnismäßig lang gewesen. Außerdem hat sich die ganze Situation durch den Corona-Fall in Perth wieder komplett geändert. Besser wir sitzen das hier unten aus und können dann hoffentlich nach dem Lockdown nochmal in die Region. In jedem Fall ist keine Eile angesagt. Die nächsten fünf Tage ist dort erstmal alles zu.
Um 21 Uhr beginnt Cecil mit dem Schreiben der Stichpunkte für heute. Sarah spielt noch kurz am Handy und verabschiedet sich dann ins Zelt. Nachdem auch ein weiterer Tag ausformuliert ist, verlässt auch Cecil ein wenig die Lust weiterzumachen. Immerhin ist es schon fast 23 Uhr. Vielleicht ist aber noch ein Film drin? Mal sehen. Zunächst wird der Laptop aufgeklappt und Videos für die kommenden Blog-Einträge ausgewählt. Erst um Mitternacht wird doch noch ein Film eingelegt. Heutige Vorstellung: Der Pate - Teil 1. Gegen halb 2 bricht Cecil jedoch zunächst ab. Er kann kaum noch die Augen offen halten. Morgen ist auch noch ein Tag.

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