21.01., Donnerstag: Torbay Inlet Camp - Tauschen Berge gegen Strand

Noch bevor der Wecker klingelt werden wir von einem Geräusch geweckt, welches nichts Gutes verheißt. Das Geräusch von Regen, der auf das Zelt prasselt. Es ist zwar nur ein Nieselregen, doch abgesehen davon ist es eine einzige graue Suppe am Himmel. Wir sind ziemlich enttäuscht. Für unsere Wanderung auf den Gipfel des Toolbrunup sieht es schlecht aus. Frühstücken müssen wir zwangsläufig unter dem Zelt. Laut Wetterbericht war es für heute gut angesagt. Sogar jetzt müsste es diesem nach weitestgehend sonnig sein. Ist es nur leider nicht. Es regnet sich so richtig schön ein. Diese Art Nieselregen, wie man ihn vom Land kennt und man davon ausgehen kann, dass es noch über Stunden so weitergehen wird. Zumindest regnet es noch immer, als wir mit dem Essen und dem Abwasch fertig sind. Wir gehen alle Optionen durch, wie wir die Wanderung zu einem anderen Tag eintakten könnten. In jedem Fall verlassen wir Australien nicht ohne auf diesem Gipfel gewesen zu sein. 
Wir beschließen zurück nach Albany zu fahren und die ausgelassenen Wanderungen im Torndirrup NP nachzuholen. Danach kommen wir wieder her und dann ist der Toolbrunup fällig. Langsam klart der Himmel zwar ein wenig auf, doch der Pfad wird nass und matschig sein. Unsere Chance wird noch kommen. 
 
 
 

 
Bis nach Albany sind wir kaum 45 Minuten unterwegs. Zunächst geht es zur Tankstelle und anschließend füllen wir unsere Wasservorräte auf. Dann kriegen wir endlich eine dringend benötigte Dusche. Es ist herrlich. Nachdem wir etwas im Wlan von McDonald's unterwegs waren, geht es zum Torbay Inlet Camp. Dort haben wir bereits vor unserem Trip in die Stirling Ranges genächtigt. Hoffentlich kriegen wir noch einen Platz. Das Camp ist äußerst beliebt und die Stellflächen rar. 
Unser alter Platz, die Nummer 13, ist leider bereits belegt, doch wir kriegen die 12 direkt daneben. Um die Steigung des Geländes auszugleichen, müssen wir für die Hinterräder Löcher graben. Anschließend bauen wir Zelt und Solarpanel auf. Sarah schlägt danach vor zum Strand zu gehen. Der liegt etwa fünfzehn Gehminuten vom Platz entfernt. Cecil würde gerne endlich das neue Bodyboard testen. Um am Ende nicht die Ausrüstung umsonst mitzuschleppen, checkt er im Vorfeld mit Alli den Strand ab. Es sieht durchaus nach Wellen aus. Los geht's. 
Da fast der gesamte Weg durch weichen Sand führt, brauchen wir am Ende etwas länger als eine Viertelstunde. Doch es hat sich gelohnt. Tatsächlich rauschen ordentliche Wellen ans Ufer. Fast schon wirken sie etwas zu groß und wild, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Cecil ist zunächst überrascht von der starken Strömung. Es ist ein wahrer Kraftakt gegen diese und die Wellen anzukommen. Der Ozean erweist sich als zu starke Macht. Cecil kommt einfach nicht durch die kritische Zone. Eine Welle nach der nächsten bricht direkt vor ihm. So gut es geht versucht er darunter hindurch zu tauchen, doch mit dem Board ist das gar nicht so leicht. Vor einer besonders großen Welle kann er sich nicht mehr rechtzeitig abducken. Die Kräfte sind so gewaltig, dass er wie eine Puppe umher gewirbelt wird und das Sicherungsseil vom Board von seinem Arm abreißt. Gerade so bekommt er das Brett wieder zu fassen und kann sich mit letzter Kraft zurück an den Strand retten. Völlig platt liegt er für einen Moment japzend und Wasser hustend auf dem Sand. Nach gut zehn Minuten Erholung wagt sich Cecil erneut in die Fluten. Das kann es noch nicht gewesen sein. Wenigstens eine Welle muss er kriegen. Wie von Sinnen paddelt er gegen die Wellen an und schafft es tatsächlich vorbei an den brechenden Wellen. Hier kann er endlich auf eine geeignete Welle warten und erwischt sogar eine. Die Welle droht ihn zu überholen, hebt ihn gut 1 ½ Meter aus dem Wasser bevor sie bricht und Cecil mit dem Brett flach aufs Wasser knallt. Ein ordentlicher Rumms, doch es hat trotzdem Spaß gemacht. Sogar eine zweite Welle kriegt er kurz darauf und eine dritte trägt ihn bis zurück zum Strand. Das war anstrengend, aber auch sehr spaßig. Das nächste Mal darf das Wasser aber doch ein bisschen ruhiger sein. 
 

 
  

Zurück im Camp spielt Sarah am Handy und Cecil wäscht seine Ausrüstung ab. Danach widmet er sich Koby. Es gilt den kaputten Zulauf zum Wischwassertank zu ersetzen. Dazu muss der rechte Blinker ausgebaut und die Verkleidung im Radkasten gelöst werden. Soweit kein Problem. Als wahre Herausforderung erweist es sich den alten Einfüllstutzen vom Wassertank zu lösen. Dreck und Rost der letzten Jahrzehnte haben die Teile schier unlösbar miteinander verbunden. Es bleibt am Ende keine Alternative als den Stutzen durchzuschneiden und das letzte verbliebene Teil mit Hilfe einer Zange abzuziehen. Anhand des alten Teils und den Maßen des Anschlusses am Wassertank, kann Cecil eine entsprechende Skizze anfertigen und notieren, welche Teile benötigt werden. In einem Baumarkt sollten wir alles bekommen. Für den Moment ist damit die Arbeit getan. 
 
 
Während Cecil an Koby herum gewerkelt hat, stand bei Sarah Sport und Yoga auf dem Programm. Dann versucht sie sich daran kaputte Socken von Cecil zu stopfen. Allerdings mit wenig Erfolg. Die Anleitung taugt nichts und das Garn ist auch nicht geeignet. Da macht sie sich lieber wieder ans Stricken. Das läuft deutlich besser. Mittlerweile ist es schon fast 17 Uhr. Wie die Zeit dann doch immer wieder wie im Flug vergeht. 
Am Abend setzt erneut Nieselregen ein, den wir unter dem Dach des Zeltes aber gut aussitzen können. Nach dem Essen macht sich Sarah daran Korrektur zu lesen und anschließend will sie die entsprechenden Blog-Posts vorbereiten. Dabei fällt auf, dass die Videos noch gar nicht fertig sind. Cecil macht sich sofort dran. Nachdem eine Auswahl getroffen ist, kopiert er die Clips aufs Handy und die Bearbeitung kann starten. 
Es ist schon lange dunkel als Cecil fast fertig ist. Sarah wird schon langsam müde und wird wohl demnächst ins Bett gehen. Gleich nachdem Cecil endlich die Videos bearbeitet hat. Trotzdem lassen wir sofort alles stehen und liegen, als wir im Licht unserer Taschenlampe ein Opossum in einem Baum entdecken. Schon die ganze Zeit haben wir verdächtige Geräusche vernommen. Jetzt haben wir den Verursacher gefunden. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Dieses Tier unterscheidet sich von den anderen Opossums, die wir bisher gesehen haben, durch die Größe und die Beschaffenheit des Schwanzes. Es scheint etwas kleiner zu sein und der Schwanz ist glatt und nicht buschig. Wir identifizieren das Tier im Nachgang als “Western Ringtail Possum”. 
 

  

Nachdem die Videos fertig sind, kann Sarah posten und sich danach bettfertig machen. Zwischendurch leuchten wir mit der Taschenlampe immer wieder die Umgebung ab. Das Opossum taucht leider nicht nochmal auf. Dafür sehen wir ein gut 20 Zentimeter großes rattenartiges Tier immer wieder hin und her hüpfen. Leider ist es so schnell, dass uns keine Aufnahme gelingt und wir kaum lange genug sehen, um es eindeutig zu identifizieren. 
Sarah verabschiedet sich daraufhin ins Bett und Cecil widmet sich wieder dem Tagebuch. Im Rotlicht seiner Stirnlampe leuchtet plötzlich ein Paar großer Augen vor ihm auf. Keine drei Meter vom Tisch entfernt. Der Puls geht sofort rauf. Möglichst langsam und ruhig versucht Cecil sein Handy zu ertasten. Er hat es gerade in die Hand bekommen, da verschwindet das Tier im Gebüsch. Es dauert jedoch nicht lange, bis es neben ihm wieder raschelt. Aufgeregt nimmt er erneut Taschenlampe und Handy zur Hand. Im Lichtkegel entdeckt er das Tier und ist ein wenig enttäuscht. Es handelt sich um einen Fuchs. Sicher auch ein schönes Tier, doch hier in Australien der absolute Feind. Schon etliche Arten sind ausgestorben, weil Füchse schlicht alle Vertreter verspeist haben. Mit wildem Gefuchtel und ein paar Zischlauten kann das Tier verjagt werden. Danach bleibt es ruhig im Busch. 
Gegen halb 11 ist dann auch für Cecil Feierabend. Es folgt noch eine gute Stunde Football gucken, bevor es um kurz vor Mitternacht auch für ihn an der Zeit ist zu schlafen. 

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