20.01., Mittwoch: Woogenilup North Rest Area - Unfreiwillige Planänderung

In der Nacht setzt starker Regen ein. So stark, dass sich das Wasser auf dem Vorzelt über der Leiter sammelt und durchsickert. Cecil wird wach, als er deswegen nasse Füße kriegt. Wir haben den Eingang offen gelassen, da es den Tag zuvor unglaublich heiß war. Als der Wecker klingelt, regnet es noch immer. Vorerst müssen wir uns die geplanten Wanderungen wohl abschminken. Laut Wetterbericht soll es noch bis 11 Uhr weiter regnen. Besser wir machen das Beste daraus und schlafen noch ein wenig.
Leider ist das leichter gesagt als getan. Die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch. Alles klebt einem an der Haut. Unter der Decke ist es viel zu warm und ohne zu kalt. Um kurz nach 10 gibt Cecil auf und nimmt sein Buch zur Hand. Als Sarah kurze Zeit später auch wach wird, fassen wir uns ein Herz und verlassen das Zelt. Immerhin hört der Regen in diesem Moment auf und es blitzt sogar kurz ein wenig blauer Himmel durch. Während des Frühstücks besprechen wir unser weiteres Vorgehen. Vielleicht ist es am besten einfach den Tag hier zu verbringen und die Wanderungen auf morgen zu verschieben. Für heute waren ursprünglich die Besteigung des Mt Hassel und des Toolbrunup geplant. Doch bei diesem Wetter wird man wohl kaum mit einer tollen Aussicht belohnt. Noch dazu werden die Wege vom Regen aufgeweicht sein. Bei einer Schwierigkeit der Stufe 4 bzw. 5 ist es sicherlich keine gute Idee sich bei solchen Bedingungen auf den Weg zu machen. Allerdings lädt der Parkplatz auch nicht zum Verweilen ein. In kurzen Abständen rauschen Roadtrains vorbei und im Baum direkt neben Koby zwitschert lautstark eine Schar Wellensittiche in einer Tour. Wir können also nicht hier bleiben, wollen die Stirling Ranges aber auch nicht verlassen ohne die letzten zwei Gipfel bezwungen zu haben. Wir entscheiden heute den Mt Hassel in Angriff zu nehmen. Wird schon werden. In der Tat ist wenig später nichts mehr hinsichtlich schlammiger Pfade oder ähnlichen zu befürchten. 
 
 
Bevor wir gegen halb eins die Wanderung gestartet haben, ist gut eine Stunde zuvor die Sonne herausgekommen und knallt seitdem gnadenlos vom Firmament. Dazu steht die Luft. 
 
 
Natürlich melden sich unsere Beine heute früher als gewohnt. Immerhin machen wir seit Tagen nichts anderes als einen Berg nach dem anderen zu erklimmen. Der schattenlose Weg zwingt uns im Grunde dazu ohne Pause auf dem Gipfel zu stürmen. Nach gut 50 Minuten haben wir die 847 Höhenmeter über einen 1,5 km langen Weg bezwungen. Besonders Cecil ist erleichtert endlich oben angekommen zu sein. Doch die Freude währt nur kurz. Schwärme aus hunderten, wenn nicht gar tausenden, winziger Fliegen schwirren um uns herum und bleiben auf der schweißnassen Haut kleben. Ein mehr als unangenehmes Gefühl, welches sich zu dem der Erschöpfung und Hitze dazugesellt. Cecil stürmt direkt ein paar Meter zurück den Hang hinunter und dort geht es dann einigermaßen. Auf einem Stein sitzend, packt er die GoPro aus und entdeckt einen Schaden auf der Linse. Damit ist er endgültig bedient. Sarah lässt Cecil lieber zunächst in Ruhe und versucht die Aussicht so gut es geht zu genießen. Nachdem sich Cecil wieder ein wenig beruhigt hat, machen wir ein paar Bilder und Videos. Der Schaden auf der Kameralinse ist zum Glück weit genug am Rand, dass er das Bild nicht beeinträchtigt. Trotzdem ärgerlich. Zur Aufmunterung will Sarah die Skinke präsentieren, die sie entdeckt hat. Jetzt verstecken sie sich allerdings. Zum Glück hat Sarah schon zuvor ein paar Aufnahmen von den scheuen Reptilien machen können. Es folgt noch eine kurze Runde mit Alli, dann machen wir uns auf den Rückweg. 
 







  

Vom Gipfel bis zum Parkplatz brauchen wir abermals 50 Minuten. Gleich zu Beginn sind uns zwei riesige Skinke über den Weg gelaufen. Allerdings haben sie beide sofort Zuflucht in Felsspalten gefunden, so dass uns nicht genug Zeit blieb vernünftige Aufnahmen zu machen. Auf dem losen Schotter am Hang ließ es sich nicht vermeiden das ein oder andere Mal wegzurutschen, doch wir konnten uns immer noch gerade so fangen und kommen daher gesund unten an. 
 
Aus Mangel an Alternativen geht es zurück zur Rest Area der letzten Nacht. Dort angekommen sind wir allein auf dem Platz. Da wir weiterhin davon ausgehen morgen den letzten Gipfel der Stirling Ranges, den Toolbrunup, besteigen zu können, schauen wir uns im Reiseführer schonmal an, wo es danach hingeht. Da wartet noch einiges auf uns. Doch wir wollen an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten. 
Wir stehen an der gleichen Stelle wie gestern und die Wellensittiche im Baum kreischen weiterhin wie verrückt. Langsam zerrt das wirklich an den Nerven. Besonders viel Radau gibt es, als plötzlich ein Knäuel aus zwei Vögeln aus der Baumkrone fällt und neben uns im Gras landet. Bestimmt zwei Minuten lang tobt ein erbarmungsloser Kampf: ein faszinierendes Schauspiel, aber auch verstörend brutal. 
 
  

Am Nachmittag macht Sarah Sport und Cecil schreibt Tagebuch. Von unseren Untermietern haben wir bezüglich der Vertragsverlängerung eine positive Rückmeldung erhalten. Das beruhigt uns ungemein. Trotzdem würden wir gerne auch bald etwas Positives von den australischen Behörden hören. Für unsere Lebensplanung wäre das doch durchaus hilfreich. 
Zum Abendessen gibt es heute eine Reispfanne mit viel Gemüse und Hähnchen. Während wir schnippeln, braten und kochen, leuchten die Gipfel der Stirling Range im letzten Licht der Sonne. Über allen thront der Toolbrunup und ihm gebühren die letzten Strahlen. Morgen erobern wir auch dich!
Unsere Reispfanne sollte uns für dieses Projekt in jedem Fall gut gestärkt haben. Cecil ist mit der Sauce noch nicht zu 100% zufrieden, doch das Rezept wird in unser Repertoire aufgenommen. Wieder droht uns ein Haufen Abwasch zu überrumpeln, aber mit guter Arbeitsteilung ist auch das schneller als gedacht erledigt. Im letzten Licht des Tages bauen wir das Zelt auf. 
 

 
Sarah liest noch den Tag Korrektur, den Cecil heute ausgeschrieben hat und postet diesen dann. Anschließend entscheiden wir ins Bett zu gehen. Es ist zwar erst halb neun, aber das macht ja nichts. Dann können wir getrost noch eine Folge Designated Survivor schauen bevor wir das Licht ausmachen.

Kommentare

  1. Hallo,
    habt ihr schon an ein Kochbuch mit euren besten Outbackrezepten gedacht? Habt ihr zwar sicher alles im Kopf, aber vielleicht auch'ne gute Idee für später.

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  2. Hey,
    gar keine schlechte Idee. Wir haben zumindest eine Liste, was sich bisher gut bewährt hat.

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