02.01., Samstag: Dalyellup - Hilfsbereitschaft ohne Grenzen
Um halb 9 steigen wir aus dem Zelt. Wie sollte es anders sein: es ist wieder sehr windig. Langsam sind wir es fast gewohnt und so klappt es trotzdem recht gut Rührei und Toast zu zubereiten. An dieser Stelle auch mal wieder ein Wort zu unserem Kühlschrank. Der läuft zwar noch, allerdings auf 20 Grad und Tendenz steigend. Dazu gesellt sich unverhofft ein weiteres Problem. Bisher wurde der Riss in unserer Windschutzscheibe von der Tönung gut verborgen. Über Wochen ist er auch nicht länger geworden. Etwas verblüfft müssen wir jetzt feststellen, dass er sich über die halbe Scheibe ausgebreitet hat. Um einen erneuten Wechsel kommen wir jetzt wohl nicht mehr herum. Der Riss geht direkt durch das Sichtfeld des Fahrers und reflektiert blendend das Sonnenlicht.
Auf dem Weg nach Dalyellup fahren wir über Collie und von dort zum Black Diamond Lake. Ein See, der dank seines knallig türkisen Wassers angeblich sehr fotogen ist. Erst gestern sind wir darauf zufällig gestoßen und der Abstecher dorthin bedeutet keinen großen Umweg. Trotzdem hätten wir uns die Fahrt rückblickend wohl gespart. Das Ufer des Sees ist zugeparkt mit Autos und im Wasser ist alles voller Menschen auf aufblasbaren Flamingos und Einhörnern. Noch dazu ist es bewölkt, was wohl das Türkis des Wassers den Effekt raubt. Wir wenden auf dem Parkplatz und fahren direkt wieder zurück zum Highway, ohne auszusteigen, um ein Foto zu machen.
Unterwegs nach Dalyellup passieren wir Bunbury, eine recht große Stadt, in der alle Kaufhäuser und Supermärkte eine Filiale errichtet haben. Wir überlegen daher unser Kühlschrankproblem aktiver anzugehen, als nur die Batterie zu laden. Ein Umtausch oder gar eine Rückgabe bei Supercheap-Auto wäre eventuell möglich. Garantie haben wir noch. In Bunbury halten wir daher als erstes bei McDonald's und recherchieren im Wlan nach “echten” Kühlschränken mit Kompressor. Bei unserer derzeitigen Version handelt es sich lediglich um eine Art aktive Kühlbox, die mittels Lüfter und Kühlrippen funktioniert. Der große Camping-Ausstatter BCF hat das beste Angebot. Dort geht es als nächstes hin.
Vor Ort bei BCF begutachten wir das Gerät. Mit 37 Litern Fassungsvermögen bietet es gut 7 Liter mehr als unser derzeitiges Modell. Im Grunde brauchen wir nicht mehr Platz und es gibt auch kleinere Kühlschranke im Sortiment. Paradoxerweise aber zu deutlich höheren Preisen. Da fällt die Entscheidung nicht schwer. Probleme könnte allerdings die Größe des Geräts bereiten. Bekommen wir so ein Teil überhaupt unter? Mit den Maßen des Kühlschranks im Gepäck gehen wir zurück auf den Parkplatz und messen nach.
An die aktuelle Stelle würde das neue Gerät nicht passen. Zwar würden wir ihn wohl auf der oberen Etage unserer Holzkonstruktion platzieren können, nur lässt sich dann der Deckel nicht mehr öffnen. Unten drunter passt er auch nicht, dafür ist der Kühlschrank zu hoch. Quer davor fällt ebenfalls flach, da er zu breit ist. Fast scheint es so, als würde egal an welcher Stelle eine der Dimensionen einen Strich durch die Rechnung machen. Sarah schlägt daraufhin ein radikales Konzept vor. Wir könnten die Kiste mit den Küchenutensilien in den Kofferraum verlagern, dann hätte der neue Kühlschrank Platz auf Höhe des rechten Rücksitzs. Für einen Moment gehen wir den Plan gedanklich durch. Das könnte funktionieren. Bevor wir allerdings einen neuen Kühlschrank kaufen, gilt es zunächst den alten loszuwerden. Sicherheitshalber fragt Sarah im Laden, wie lang das Angebot noch gültig ist. Normalerweise kostet der Kühlschrank unserer Wahl 699$. Bis zum 12.01. ist er noch auf 499$ reduziert. Mehr als genug Zeit für uns.
Noch auf dem Parkplatz von BCF räumen wir den alten Kühlschrank aus und verfrachten alles in die Kühlbox. Der Kassenzettel ist nach etwas Sucherei auch zur Hand. Doch hier könnte es trotzdem zu Komplikationen kommen. Wir haben den Beleg zwar in einem Ordner aufbewahrt, doch trotzdem ist die Tinte fast bis zur Unkenntlichkeit ausgeblichen. Da können wir jetzt nichts mehr machen. Einen Versuch ist es allemal wert.
Tatsächlich ist es am Ende gar kein Problem den Kühlschrank zurückzugeben. Kurz erklären wir das Problem und, dass wir gerne unser Geld zurück hätten. Die Mitarbeitern im Service-Center gibt sich alle Mühe den Kassenzettel zu entziffern, doch auch moderne Fototechnik hilft nicht wirklich. Zum Glück wird der Bon nur für den Betrag benötigt. Die Kreditkartenabrechnung hilft in diesem Fall nicht weiter, da wir mit der gleichen Transaktion noch andere Artikel bezahlt haben. Gemeinsam schaffen wir es doch noch vom Beleg den Betrag abzulesen und das Geld wird zurücktransferiert. Wieder ein super Service von Supercheap-Auto. Damit ist der Weg frei. Morgen kaufen wir einen neuen Kühlschrank. Hoffentlich läuft es mit diesem besser.
Kurze Zeit später stehen wir bei Luci und Mitch vorm Haus. Etwas hilflos zugegeben. Wir haben geklopft und gerufen, doch niemand antwortet uns. Eine Klingel suchen wir vergeblich. In Australien verfügen die wenigsten Häuser über Türklingeln, was wir immer noch ein wenig unpraktisch finden. Zum Glück ist Luci gerade dabei in ihrem Wohnwagen vor dem Haus aufzuräumen und hört uns nach einer Weile. Die Tür sei immer offen, sagt sie uns. Hier ist es üblich einfach einzutreten, wenn beim ersten Klopfen keiner reagiert. Daran müssten wir uns wohl erst noch gewöhnen.
Auf der Terrasse sitzen wir für einen Moment beisammen und quatschen ein wenig. Dann holt Cecil die Batterie aus dem Auto und Mitch schließt sie an sein Ladegerät an. Unsere restlichen Lebensmittel können wir beim ihm in den Camper-Kühlschrank stellen, ein massives Teil, inklusive Tiefkühler und mit über 100 Litern Fassungsvermögen. Den kann man alleine kaum anheben, geschweige denn bezahlen.
Bei unserer Ankunft haben wir von der gerissenen Windschutzscheibe erzählt. Am liebsten hätten wir bereits für morgen einen Termin gemacht, doch es gibt eine Branche in Australien, deren Arbeitern das Wochenende noch heilig ist, ausgerechnet Mechaniker und Werkstätten. Wir versuchen trotzdem ein paar telefonisch zu erreichen, werden aber immer auf kommenden Montag vertröstet, wenn überhaupt jemand abnimmt. Luci fragt daraufhin in einer Art Nachbarschaftshilfegruppe auf Facebook nach Rat. Es dauert nicht lange bis jemand antwortet. Die Scheibe könnte direkt bestellt werden und ein Austausch dann am Montag erfolgen. Wir gehen sofort auf das Angebot ein. Wir überlegen daraufhin, laut wo wir die morgige Nacht verbringen könnten. Als Luci und Mitch das mitkriegen, bieten sie uns sofort an, noch eine weitere Nacht zu bleiben. Eine sehr komfortabele Lösung, für die wir den beiden sehr dankbar sind.
Auf Sarah wartet noch ein wahres Highlight. Auf der Terrasse steht ein Whirlpool. Jeder weiß, wie sehr Sarah es liebt im Whirlpool zu entspannen. Nach einer kurzen Dusche springt sie mit Maci hinein.
Am Abend bestellen wir Pizza. Wir ordern eine extra große, dann müssen wir uns morgen keine Sorgen ums Essen machen. Das beste daran: man kann die Pizza halb und halb belegen lassen. Unsere wird einerseits mit Mais und Schinken belegt, die andere mit Hähnchen Satay. Beides schmeckt hervorragend.
Extra für uns räumt die älteste Tocher, Zali, ihr Zimmer für uns. Wir wären auch mit jeder anderen Schlafstätte zufrieden gewesen, doch es gibt keine Diskussion und Zali scheint es auch nicht zu stören. Wir holen noch ein paar Sachen aus dem Auto und Sarah geht anschließend ins Bett. Wie versprochen, telefoniert Cecil nochmals mit seinen Eltern.
Sarah ist bei laufendem Fernseher eingeschlafen, als Cecil zu ihr ins Zimmer kommt. Sanft nimmt er die Fernbedienung aus ihrer Hand und wirft selbst noch einen Blick ins Programm. Es läuft Ocean's 11. Nebenbei chattet er bei Whatsapp mit seiner Schwester. Gegen halb 2 schläft auch er ein.
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