23.12., Mittwoch: Glen Mervyn Dam - Auf der Suche nach Delfinen
Um kurz vor 6 zwingen wir uns aus den Federn. Unten angekommen, gilt Cecils erster Blick der Anzeige des Kühlschranks. Überraschenderweise läuft der sogar noch, aber auf dem Display stehen 17 Grad. Langsam scheint die Sache aus dem Ruder zu laufen. Doch dafür haben wir erstmal keine Zeit. Nach einem schnellen Frühstück packen wir unsere Rucksäcke und verlassen die Rest Area gegen 07:20 Uhr. Auf geht's nach Bunbury. Wir schwimmen heute mit Delfinen!
Am Dolphin-Center angekommen, müssen wir uns sowohl analog als auch digital einchecken. Außerdem wird unser Getränkewunsch aufgenommen. Nach der Tour erhalten wir ein kostenloses Heißgetränk. Hoffentlich dient das lediglich dem Genuss und nicht dazu uns tatsächlich aufzuwärmen. Hier in Australien hoffen wir auf eine deutlich angenehmere Wassertemperatur als damals in Neuseeland.
Nachdem wir mit einem Neoprenanzug und Flossen ausgestattet wurden, erfolgt die allgemeine Einweisung noch an Land. Das gefällt uns deutlich besser, als ein Briefing während der Bootsfahrt, wie es bei dem Schwimmen mit Robben der Fall war. Es dauert auch gar nicht lang, da stehen wir bereits am Strand, an dem direkt ein kleines Boot anlegt. Alle gehen an Bord und wir müssen uns zunächst gesammelt an den Bug stellen. Nur so können wir wieder vom Strand ablegen. Danach verteilen wir uns auf die Bänke, die an beiden Flanken des Bootes angebracht sind. Lange dauert die Fahrt allerdings nicht. Schon nach wenigen Minuten sichten wir die ersten Delfine.
Kurz beobachten wir die Gruppe, dann entscheidet die Crew, dass wir einen Versuch wagen können. Eine Art Rampe wird ins Wasser gelassen. Nachdem wir unsere Ausrüstung angelegt haben, gleiten wir von dieser möglichst geräuschlos vom Boot. Die Delfine nehmen lautes Platschen als Drohgebärde auf und wir wollen sie nicht verjagen. Doch obwohl wir ganz leise sind, drehen die Tiere ab und schwimmen vor uns davon. Das war wohl nichts. Wenig später sitzen wir wieder auf dem Boot und steuern den nächsten Platz an.
Vor dem Becken einer alten Pumpstation treffen wir auf die nächsten Delfine. Leider können wir mit denen nicht auf Tuchfühlung gehen, denn zwei Jungtiere sind mit von der Partie. Dann ist jegliche Annäherung verboten. Gleiches gilt für eine Situation, in der sich die Delfine paaren oder jagen. Wir müssen uns damit zufrieden geben, die Gruppe vom Boot aus zu betrachten. Die Nachkömmlinge kann man neben ihrer Größe deutlich von den anderen unterscheiden, da sie viel höher aus dem Wasser steigen. Das liegt daran, dass ihre Atemtechnik noch nicht ausgereift ist und soll verhindern das Wasser mit eingesogen wird.
Eine weitere Gruppe Delfine lässt zum Glück nicht lange auf sich warten. Wir folgen ihr bis sie in eine Flussmündung einbiegen. Unser Boot darf dort nicht hinein, doch es sei nur eine Frage der Zeit bis die Tiere wieder ins offene Meer kommen. Dann werden wir sind in Empfang nehmen können. Einige Delfine dümpeln teilweise wie leblos in dem Kanal. Uns wird erklärt, dass sie in diesem Moment schlafen. Das heißt eher dösen, denn wirklichen Tiefschlaf können sich die Tiere nicht erlauben. Sie würden schlicht ertrinken. Stattdessen können sie gezielt eine Gehirnhälfte abstellen, die sich dann kurz erholen kann. Währenddessen treibt der Delfin an der Oberfläche und liegt meist leicht schräg im Wasser. Wieder etwas gelernt.
Etwas abseits der Mündung bringen wir uns im Wasser in Position. Für ein paar Minuten dümpeln wir gleich den Delfinen an der Meeresoberfläche. Dann plötzlich ist es soweit. Unser Guide macht uns bereit und auch Sarah kann die ersten Tümmler bereits sehen. Cecil guckt zwar in alle möglichen Richtungen, doch entdeckt sie nicht. Erst als sie direkt unter uns durch schwimmen. Alles dauert nur ein paar Sekunden, doch es ist trotzdem ein Wahnsinnnserlebnis. Keine zwei Meter unter uns sind fünf oder sogar sechs Delfine vorbeigeschwommen.
Alle sind total aus dem Häuschen. Erst jetzt wird uns bewusst, wie viel Glück man haben muss. Delfine sind nicht blöd und wissen wahrscheinlich genau, dass man von Menschen im Grunde besser Abstand hält. Wenn sie dennoch entscheiden direkt auf uns zuzuschwimmen, ist das schon eine tolle Sache. Natürlich bleiben wir jetzt im Wasser. Alle hoffen darauf, dass die Tiere kehrt machen und nochmal zu uns zurückkommen. Während wir darauf warten, müssen wir ordentlich gegen die starke Strömung kämpfen, die uns immer wieder zur Flussmündung zieht. Da dort reger Bootsverkehr herrscht, gilt es besser einen Sicherheitsabstand zu lassen. Tatsächlich kommt die Gruppe erneut zurück. Cecil ist viel zu weit entfernt, doch Sarah kann abermals ein paar Delfine beobachten, die direkt unter ihr vorbeischwimmen. Sogar ein drittes Mal passieren sie uns, aber dieses Mal sehen wir beide nichts. Besonders Cecil ist ein wenig enttäuscht, ob der nur einmaligen Sichtung. Doch er kann sich schnell besinnen. Es sind wilde Tiere und so läuft das nunmal. Mit noch etwas mehr Glück war es auch nicht die letzte Gelegenheit.
Zurück auf dem Boot werden Kekse verteilt und alle tauschen sich über ihre Sichtungen aus. Kameras werden herumgereicht und alle sind in euphorischer Stimmung. Selbst die Sicht unter Wasser sei heute besonders gut. Wir hoffen so sehr auf eine weitere Begegnung. Tatsächlich ist es schneller soweit, als wir gedacht hätten. Eine große Gruppe Delfine hält direkt auf das Boot zu. Plötzlich muss alles ganz schnell gehen. Wir reagieren blitzartig und nutzen unsere gute Position auf dem Boot in der Nähe der Rampe. Wir sind kaum im Wasser, da kommen 5-7 Delfine direkt auf uns zu. Dieses Mal gelingt sogar eine brauchbare Aufnahme mit der neuen Kamera. Es geht alles so schnell, dass Sarah die Maske noch halb voll mit Wasser hat. Aber sie sieht trotzdem einen Baby-Delfin. Wie zuvor gesagt, ist es dann im Grunde nicht legal mit den Tieren zu schwimmen, doch das Jungtier war im Vorfeld nicht auszumachen. Sekunden später ist das Spektakel auch schon wieder beendet. Wir haben alles richtig gemacht und gehören zu den wenigen, die überhaupt schon im Wasser waren und die Delfine sichten konnten. Ein breites Grinsen steht uns im Gesicht, während wir zurück zum Boot schwimmen.
Danach geht es auf den Rückweg. Die Crew lässt immer wieder verlauten, dass heute ein ganz besonderer Tag war. Seit Wochen hatten sie keine so guten Schwimmaktionen mehr. Wir sind überglücklich.
Vor der Mündung sammeln sich immer mehr Boote an, deren Besatzung allerhand Dummheiten anstellt. Vermeintlich versuchen sie die Delfine anzufüttern. Ein paar Schwimmer sind im Wasser und rasen auf die Tiere zu, sobald sie aus dem Kanal kommen. Die sind zum Glück nicht blöd. Mühelos schwimmen sie von diesen aufdringlichen Zeitgenossen davon. Trotzdem ist es immer wieder schwer zu ertragen, wie egoistisch und dumm manche Menschen sind. Kurz bevor wir den Strand vor dem Dolphin-Center erreichen, bringt uns eine weitere Tiersichtung zum Glück wieder auf schönere Gedanken. Ein Seelöwe treibt lässig auf der Wasseroberfläche und dreht ein paar Piruetten. So ganz können wir nicht erkennen, was er da treibt. Vielleicht frisst er etwas. Vielleicht ist es einfach pure Lebensfreude. So oder so eine schöne Begegnung zum Abschluss dieser tollen Tour. Nur leider war die Kamera schon verstaut.
Wieder an Land, geht es schnellstmöglich raus aus den nassen Sachen. Von innen wärmt uns ein Tee bzw. Kaffee und von außen die brennende Mittagssonne. Ein wenig unterhalten wir uns noch mit einer der Tourleiterin. Danach holen wir unser Duschzeug aus dem Auto. Die Gelegenheit auf eine “kostenlosen” Dusche hier im Center lassen wir uns bestimmt nicht entgehen. Bevor es weitergeht, checkt Cecil erneut Kühlschrank und Batterie. Letztere zeigt mit 13,1V einen guten Wert. Der vom Kühlschrank ist dagegen katastrophal. Es herrschen 31 Grad im Innenraum. Vielleicht war es im Auto tatsächlich so heiß. Immerhin kann der Kühlschrank nur 25 Grad unter Außentemperatur kühlen. Trotzdem, besonders hier in Western Australia werden uns öfter so heiße Tage bevorstehen. Da muss der Kühlschrank funktionieren. Lange geht das so nicht mehr weiter.
Im Visitor-Center von Bunbury können wir, wie auch schon in anderen Centern zuvor, keinen Pass für die Nationalsparks von WA erstehen. Wir werden an den RAC verwiesen. Eine Art ADAC in Australien und eine der Filialen befindet sich gleich im Gebäude nebenan. Dort angekommen, geraten wir an einen sehr netten Berater. Die gute Nachricht: hier verkaufen sie tatsächlich den Park-Pass. Die schlechte: nur an Mitglieder. Allerdings müssen wir nicht gleich eine Versicherung abschließen. Es gibt die Option sich lediglich für das Bonusprogramm des RAC zu registrieren. Das kostet uns 29$ und der Pass im Anschluss 60$. Damit fahren wir immer noch deutlich günstiger als den Pass online für 120$ zu erstehen. Nachdem alles erledigt ist, lässt es sich der Vertreter natürlich nicht nehmen, doch noch einen Versuch zu wagen uns von einer Versicherung zu überzeugen. Für nur 24$/Monat könnten wir eine “Third-Party”-Versicherung für Koby abschließen. Damit wären Schäden an fremden Eigentum abgedeckt. Wir überlegen für einen kurzen Moment, fühlen uns am Ende aber ein wenig überrumpelt. Sicherheitshalber lassen wir uns das Angebot ausdrucken. Sollten wir Interesse zeigen, können wir die Versicherung jederzeit telefonisch unter Dach und Fach bringen.
Nach der Aktion beim RAC haben wir die maximal zulässige Parkdauer vor dem Visitor-Center bereits gehörig überschritten. Bevor es zurück auf den Highway geht, wollen wir aber noch unbedingt nach geeigneten Campingplätzen recherchieren, auf denen wir unsere Weihnachten verbringen können. Die Suche nach einem alternativen Parkplatz gestaltet sich schwieriger als gedacht. Es herrscht eine leicht gereizte Stimmung und die Emotionen drohen überzukochen. Bevor es dazu kommt, finden wir zum Glück einen Parkplatz. Bei laufendem Motor und Klimaanlage geben wir unser Bestes schnellstmöglich einen Platz zu finden. Nach gut 15-minütige Recherche buchen wir für morgen einen Platz im Wellington NP. Für heute Nacht haben wir einen freien Campingplatz an einem Stausee aufgetan.
Gut 45 Minuten brauchen wir bis zum Platz. Nur ein paar mal biegen wir falsch ab, bevor wir den See erreichen. Offensichtlich kann man rundum am Ufer sein Zelt aufschlagen. Leider haben das bereits sehr viele Camper getan. Noch dazu sind viele Stichstraßen zum See extrem steil und ausgewaschen. Oft gibt es nicht einmal genug Platz zum Wenden. Etliche Versuche später finden wir völlig unverhofft einen freien Platz direkt am Ufer. Sonnenlicht kommt ebenfalls genug an. Ein wenig Schräglage im Zelt nehmen wir ohne zu murren in Kauf.
Kaum angekommen, flüchten wir uns in den Schatten unter einen Baum. Es ist fast unerträglich heiß. Der Kühlschrank zeigt 29 Grad. Dieses Mal können wir ihm kaum einen Vorwurf machen. Ausnahmsweise fangen wir nicht sofort an das Zelt aufzubauen oder am Blog zu arbeiten. Die Hitze lähmt förmlich. Für den Moment können wir nichts machen als in unseren Stühlen zu sitzen und einen Drink zu genießen. Währenddessen lassen wir unseren Blick über den See schweifen. Da ist einiges los. Es wimmelt nur so vor Jet-Skis und Booten, die Menschen auf Wassersportgeräten jeglicher Couleur hinter sich herziehen. Wir sind ganz schön neidisch.
Irgendwann halten wir es nicht mehr aus und springen zur Erfrischung in den See. Das Wasser ist herrlich. Wieder etwas munterer kann sich Sarah sogar noch zu einer Runde Sport überreden. Cecil dagegen chillt einfach weiter. So richtig findet er keine Motivation für irgendetwas. Wahrscheinlich muss man sich das auch einfach mal gönnen.
Während die Sonne langsam untergeht, bauen wir das Zelt auf. Plötzlich ist extrem viel Viehzeug unterwegs. Schleunigst machen wir uns daran unser Essen aufzuwärmen, bevor es noch schlimmer wird. Nachdem der Abwasch erledigt ist, genießen wir noch ein wenig die Idylle vor uns. Am entfernten Ende des Sees illuminieren die letzten Sonnenstrahlen den Abendhimmel. Für einen Moment fragen wir uns, warum wir für morgen einen Platz im Wellington NP gebucht haben. Hier könnten wir es sicher auch länger aushalten.
Obwohl wir beide im Grunde bereit fürs Bett wären, raffen wir uns noch einmal auf. Während Cecil Stichpunkte schreibt, sitzt Sarah am Laptop, liest Korrektur und bereitet die nächstes Blog-Einträge vor. Um kurz vor 21 Uhr ist Cecil fertig und hat auch keinerlei Intention noch weiter zu machen. Passenderweise beendet Sarah genau zeitlich ihre Arbeit. Gemeinsam gehen wir hoch ins Zelt und gucken zum Abschluss des Tages eine Folge “Designated Survivor”. Kurz nach 22 Uhr geht das Licht aus.
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