22.09., Dienstag: Redbank Gorge - 2:0 für den Wind
Unsere Hoffnung, die wir gestern Abend hatten, wurde in der Nacht von einer Eiseskälte zersetzt. Fast schon hatten wir dieses Gefühl vergessen. Es ist lange her, dass wir im Zelt gefroren haben und freiwillig nicht mal einen Finger unter der Bettdecke hervorstrecken wollten. Vermisst haben wir das auch nicht. Immerhin begrüßt uns ein herrlicher Sonnenaufgang.
Gegenüber sind unsere ungewünschten Nachbarn bereits wieder laut am Diskutieren. Wir stehen trotzdem zeitig auf, auch wenn wir Angst haben, dass unsere neue “Freundin” aus Deutschland wieder ungebeten zu uns herüberkommt. Allerdings haben wir Glück. Sie lassen uns in Ruhe und verlassen kurz darauf den Platz.
Bevor wir mit unserem Frühsport loslegen, schickt Cecil spontan Alli in die Lüfte. Das Licht ist einfach zu verlockend, um sich eine Aufnahme des “Tnorala” Kraters entgehen zu lassen. Während des anschließenden Workouts fragen wir uns zwar, was wir uns dabei gedacht haben, da es ziemlich anstrengend ist. Doch immerhin wird uns schön warm. Sarah hängt danach eine Yoga-Session an. Cecil fliegt eine erneute Runde mit der Drohne.
Das Frühstück wird heute eine ziemliche Strapaze. Es beginnt so doll zu stürmen, dass wir alle Hände voll zu tun haben, den Kocher ausreichend abzudecken. Ohne unseren Schutz würde die Flamme wohl sofort wieder erlischen. Als das Toast endlich fertig ist, ist es der Wind noch lange nicht. Es braucht nur einen Moment der Unachtsamkeit und schon wird einer unserer Teller vom Tisch geweht. Darauf befanden sich bereits feingeschnittene Stückchen von Gurke und Tomate. Die sind nun nicht mehr zu retten. 1:0 für den Wind.
Daraufhin ziehen wir in den Windschatten hinter Koby. Trotzdem fliegt uns der zweite Teller auch noch um die Ohren. Allerdings landen Tomate und Gurke dieses Mal auf dem Tisch und wir können alles noch verwenden. Danach verläuft der Rest des Frühstücks relativ normal.
Gegen kurz vor 10 Uhr sind wir auf dem Weg nach “Tnorala”. Ein Krater gigantischen Ausmaßes, geschaffen vor 142,5 Millionen Jahren, als sich ein Meteorit genau dort mit ca. 30 km pro Sekunde rund 500 Meter tief in die Erde bohrte. Die betroffenen Gesteinsschichten wurde bis in eine Tiefe von 4 km zertrümmert, teilweise sogar regelrecht verdampft. Der Durchmesser des daraufhin entstandenen Kraters Betrug geschätzte 20 km. Heute ist davon noch noch ein kleiner Teil zu sehen. Der “innere Krater”, wie wir ihn der Einfachheit halber nennen wollen, stellte sich als deutlich Witterungsbeständiger als der Rest des Krater heraus und ist heute als “Tnorala” oder “Gosse Bluff” bekannt und das Highlight im äußersten Westen der “West McDonnell Ranges”.
Der Zugang erfolgt über eine Gravelroad. Es wird sogar ein Allradfahrzeug empfohlen. Wir lassen vorsichtshalber Luft aus den Reifen und machen uns danach auf den Weg. Die Straße ist jedoch recht gutmütig. Ein normale Schotterpiste mit hier und da einem größeren Felsen, denen man jedoch problemlos ausweichen kann.
Über einen Einschnitt im Rand des Kraters, erreichen wir das Zentrum. Zugegeben haben wir es uns spektakulärer vorgestellt. Man muss sich immer wieder selber bewusst machen, dass das nicht einfach nur ein kreisrundes Gebirge ist, welches sich da um einen erstreckt (auch wenn kreisrunde Gebirge vielleicht schon an sich etwas Spezielles wären), sondern die Folgen eines verheerenden Aufschlags eines Meteoriten.
Der einzige Wanderweg vor Ort ist zwar eindeutig zu kurz für unsere Ansprüche, lockt aber mit zwei Lookouts. Die Aussichten von dort sind in der Tat recht schön. Etwas nervig ist der immer noch frenetisch pustende Wind. Vom Parkplatz aus lässt Cecil noch Alli aufsteigen, merkt jedoch schnell, dass die Aufnahmen von heute morgen den Charakter von “Tnorala” deutlich besser herüber bringen. Es wird daher ein sehr kurzer Flug. Danach machen wir uns auch schon wieder auf den Rückweg.
Wir passieren den “Tyler Pass Lookout”, von dem wir erneut einen Blick auf den Krater werfen können.
Ungefähr 30 Minuten später erreichen wir die “Redbank Gorge”. Von einem Lookout, der nur 300 Meter vom Parkplatz entfernt liegt, bietet sich uns eine schöne Aussicht auf den “Mount Sonder”. Diesen wollen wir in naher Zukunft noch besteigen. Für heute wäre diese Wanderung jedoch zu lang und so entscheiden wir uns als Einstieg für den “Redbank Gorge Walk”.
2,4 km legen wir meist direkt durch das steinige Flussbett zurück, bis wir das Ende der Schlucht erreichen. Zumindest wenn man trocken bleiben möchte. Vor uns liegt ein Wasserloch. Direkt dahinter setzt sich die Schlucht in Form einer schmalen Spalte im Fels fort. Schwimmend kann man diese Stelle erreichen und von dort aus die Erkundung fortsetzen. Wir haben jedoch weder Badesachen, noch unsere Badeschuhe mit, die für so ein Abenteuer sicherlich von Vorteil wären. Zudem ist einiges Los an der kleinen Badestelle. Ein kleiner Spähtrupp, in Form von Alli, fällt damit ebenso flach. Für den Moment lassen wir den verborgenen Teil der Schlucht daher unerkundet, wollen das aber auf jeden Fall nachholen.
Am Campingplatz angekommen, entscheiden wir uns direkt dafür zwei Nächte hier zu verbringen. Morgen geht es dann nochmal zurück in die “Redbank Gorge”. Übermorgen nehmen wir den Aufstieg auf den “Mount Sonder” in Angriff.
Trotz des auch hier sehr starken Windes, versuchen wir den Aufbau des Zeltes mit Alli aus der Vogelperspektive zu filmen. Nachdem Alli in Position ist, legt Cecil die Fernsteuerung (inkl. Handy) auf dem Tisch ab und wir beginnen. Kurz bevor wir fertig sind, fegt eine Reihe heftiger Böen über den Platz. Cecil bekommt eine Ladung Sand in die Augen und ist für einen Moment praktisch blind. Sarah sieht dagegen gerade noch rechtzeitig, dass die nächste Böe den Tisch erfasst hat und droht ihn umzuwerfen. Im letzten Moment kann sie den Controller und Cecils Handy vor einem sehr unsanften Aufprall retten. Der Tisch fliegt dennoch um und erst jetzt sehen wir, dass sich Cecils Sonnenbrille noch darauf befunden hat. In einem der Gläser prangt daraufhin ein neuer Kratzer. 2:0 für den Wind.
Nachdem der Ärger darüber ein wenig verflogen ist, geht es ans Tagebuch und Sarah strickt. Dabei versuchen wir die Fliegenscharren in unserem Gesicht weitestgehend zu ignorieren.
Von unserem Stellplatz aus genießen wir einen schönen Blick auf den Ansatz der Schlucht und den “Mount Sonder”. Wir sind schon mehr als gespannt, wie die Wanderung auf dessen Gipfel wird. Immerhin 8 km muss man zurücklegen, bevor man die vermeintlich fantastische Aussicht genießen kann. Danach warten die gleichen 8 km zurück zum Parkplatz auf einen. Wir werden sehen, ob wir dafür fit genug sind.
Nach dem Essen setzen wir unsere Arbeit am Tagebuch fort. Sarah hat mittlerweile den Laptop herausgeholt und ist fleißig dabei neue Fotos zu sondieren. Der Blick auf den Sonnenuntergang wird uns verwehrt, da sich ein Campervan direkt davor gestellt hat. Ist aber nicht so schlimm, da wir ohnehin völlig vertieft sind in unsere Aufgaben. Es läuft heute ganz gut.
Bis 21 Uhr sind wir fleißig. Oben im Zelt lesen wir noch eine gute Stunde, bevor das Licht ausgeht. Gute Nacht.

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