31.08., Montag: Jarnem Campground - Beißende Fliegen
Gestern war es wieder recht spät. Heute kommen wir daher wieder erst recht spät aus dem Bett. Ab 7 Uhr frühstücken wir, gegen kurz vor 9 Uhr sind wir abfahrbereit. Es gilt die letzten Kilometer zum Keep River NP zurückzulegen. Doch schon kurz nach verlassen der Rest Area wartet eine kleine Überraschung auf uns. Auf einer der typischen elektronischen (durch Solarenergie betriebenen) Anzeigetafeln, die oft vor Baustellen, Ortseingängen und Staatsgrenzen stehen, wird auf eine Grenzkontrolle des Northern Territory in 1,5 km hingewiesen. Tatsächlich passieren wir diese auch kurz darauf. Jedoch wird lediglich der Verkehr kontrolliert, der aus Western Australia kommt. Wir sind gespannt, was uns da auf der Rückreise erwartet.
Der Abzweig zum Nationalpark liegt nur 40 km vor der Grenze zu Western Australia. So nah und doch so fern, könnte man meinen. Doch wir versuchen uns dadurch nicht erneut runterziehen zu lassen und freuen uns auf das, was uns hier im Park erwartet. Wir passieren als Erstes eine Informationstafel, doch die darauf befindlichen Karten und Fakten konnten wir bereits vorab herunterladen. Viel mehr freuen wir uns kurz darauf über einen Wasserhahn am Rande der Piste aus dem wir Trinkwasser zapfen können. Wir füllen alle leeren Flaschen, die wir finden können.
Gemäß unseres Plans checken wir dann den ersten Campingplatz aus. Bei CamperMate haben sich die Leute in den Kommentaren vor Lob fast überschlagen. Tatsächlich ist der Gurrandalng Campground recht schön gelegen. Hier und da liegen vereinzelte Felsbrocken herum. Im Hintergrund erhebt sich eine größere Felsformation, die rot-gold in der Sonne schimmert. Hier könnten wir uns sehr gut vorstellen zu campen. Doch schauen wir mal, was der zweite Platz hier im Park zu bieten hat. Von dort startet ein 8 km langer Rundwanderweg, der für heute auf der Agenda steht.
Die Gravelroad ist im Allgemeinen in einem recht guten Zustand. Hier und da gibt es Corrugations und kleinere Stellen sind mit Steinen übersäht. Aber es lauern keine Schlaglöcher oder Bodenwellen. Da wir ohnehin maximal 60 km/h fahren und die Stichstraße, die in den Nationalpark führt, keine 25 km lang ist, verzichten wir sogar darauf Luft aus den Reifen zu lassen.
Am Jarnem Campground angekommen, bietet sich uns ein sehr ähnliches Bild wie auf dem anderen Platz. Auch hier werden einige Felsformationen recht ansehnlich von der Sonne illuminiert. Dazu ist der Platz etwa doppelt so groß und die einzelnen Stellplätze dementsprechend nicht so eng aneinander. Der größte Pluspunkt ist wohl, dass hier bisher noch kein einziger Camper steht. Da können wir uns die Rückfahrt sparen und die Nacht lieber hier verbringen. Doch zunächst gilt es noch einen Wanderweg zu erkunden.
Es ist halb elf, als wir uns auf den Weg machen. Mittlerweile sind es sicherlich über 35°C im Schatten. Die zwei Liter Wasser sind da hoffentlich ausreichend. Gleich die ersten Meter haben es ins sich. Tiefer Sand erschwert das Vorankommen erheblich. Die Landschaft ist geprägt von fast mannshohen gelben Gräsern, Stringybarks und vereinzelten Boabs. Bei letzterem handelt es sich um Bäume mit einer ganz besonderen Form. Ihr teils sehr dicker Stamm und die ikonische Form erinnert stark an eine Flasche, weshalb der Boab auch “bottle tree” genannt wird.
Erstes Highlight auf dem Weg ist ein kleiner Felsüberhang unter dem uralte Malereien der Aborigines zu finden sind. Eine Schlange, ein Fisch und ein Emu sind klar zu erkennen. Besonders der Emu ist wirklich gut getroffen. Die Bedeutung dahinter ist recht simpel: Die Umgebung bietet einen hervorragenden Jagdgrund auf Fisch und Emu. Die Schlange stellt als einziges wohl keine Nahrungsquelle dar, sondern ist ein Symbol aus der Traumzeit. Viele Entstehungsgeschichten der Aborigines beinhalten Schlangen, die, während sie sich durch das Gelände bewegten, Täler und Flüsse schufen.
Nach diesem kurzen Abstecher in die Aborigine-Kultur wandern wir entlang einer Felsformation, die uns stark an die “Lost Cities” im Limmen NP erinnern. Konisch zulaufende Felsdome erstrecken sich zu unserer Linken. An einer geeigneten Stelle packt Cecil die Drohne aus und wirft einen Blick aus der Luft darauf. Wieder einmal machen hohe Windgeschwindigkeiten das Unterfangen nicht gerade leichter. Doch es lohnt sich. So ein Bild bietet hier keiner der Lookouts.
Aprospos Lookout. Der heutige Loop bieten einen Aussichtspunkt, den Jarnem Lookout, den wir etwa 2 km von den Felsdomen entfernt erreichen. Wir genießen einen schönen Blick über die Umgebung. Doch das beste ist der Wind, der uns hier oben gefühlt in Orkanstärke entgegenkommt. Eine solche Erfrischung kommt uns gerade recht. Ein paar Minuten lassen wir uns den Wind um die Ohren sausen und sind dankbar für diese kurze Abkühlung.
Ab hier sind es noch etwas mehr als 2 km zurück zum Campground. Bis auf ein paar blue-winged Cookaburras, die wir leider nur noch wegfliegen sehen, lässt sich nichts tierisches Blicken. Doch es war trotzdem ein recht schöner Wanderweg.
Für heute reichen uns die 8 km auch. Obwohl wir länger nicht gewandert sind und uns die letzten Tage körperlich nicht stark gefördert haben, sind wir fast durchgängig etwas schlapp. Zum einem mag das daran liegen, dass in letzter Zeit unsere Nächte etwas kürzer sind. Die Schuld geben wir aber im Allgemeinen der ständigen Hitze. Wir können nur hoffen, dass wir uns noch ein wenig daran gewöhnen. Es wird wohl kaum kühler in den nächsten Tagen. Eher ist wohl schon bald mit Temperaturen um die 40° zu rechnen. Im “Red Center” um Alice Springs, unserem nächsten Ziel, wird es sicher nicht angenehmer. Aber eine kurze Erinnerung an die Minusgrade vor ein paar Wochen lässt uns die Hitze doch wieder genießen.
Wie gesagt reicht es uns mit dieser einen Wanderung für heute. Wir suchen uns einen Stellplatz und schlagen unser Lager auf. Natürlich wird als Erstes das Solarpanel platziert. Doch gleich an nächster Stelle folgt das Awning, um uns gegen die Sonne zu schützen. Um uns etwas aufzupäppeln, gibt es Joghurt mit Müsli und Apfel. Dann gehen wir zum gemütlichen Teil des Tages über.
Nachdem wir ein wenig gerätselt haben, beginnt Sarah zu stricken und Cecil schreibt Tagebuch. Wir sind ganz allein auf dem Platz und es ist wirklich sehr schön hier. Wären da nicht diese extrem nervigen Fliegen. Hier im Park handelt es sich um eine ganz besondere Spezies. Die Exemplare sind gut dreimal so groß als ihre lästigen Kollegen. Diese setzen sich nicht vornehmlich ins Gesicht, sondern auf die Füße, was ja erstmal angenehmer ist. Doch da stechen sie zu, was äußerst unangenehm ist. Schon bald kriegen wir paranoide Zuckungen in den Füßen, immer im Verdacht eine Fliege gespürt zu haben. Vielleicht handelt es sich sogar um eine Art Bremse. Fast wünschen wir uns ihre kleinen Brüder zurück, die in unsere Augenwinkel und Ohren krabbeln. Die stechen wenigstens nicht. Hoffentlich kommen nach Sonnenuntergang nur die normalen Mücken und nicht auch irgendeine noch schlimmere Abart.
Während die Sonne sich langsam anschickt unterzugehen, beginnt Sarah mit ihrem Sport. Cecil widmet sich in dieser Zeit der kaputten Klimaanlage. Alle Sicherungen sind in Ordnung. Mehr ist für das ungeübte Auge nicht zu erkennen. Dafür geht überraschend die hintere Kennzeichenbeleuchtung wieder. Anscheinend hing das alles mit der schlechten Verkabelung zusammen, wegen der auch der linke Blinker und die Armaturenbeleuchtung nicht funktionierte. Bezüglich der Klimaanlage ist wohl der nächste Werkstattbesuch fällig. Yeay!
Vor dem Essen wird noch eine zweite Runde gestrickt und Tagebuch geschrieben. Es ist bereits dunkel, als wir die Kartoffeln kurz aufwärmen. Im Anschluss geht es, mit unseren Stirnlampen ausgerüstet, daran das Awning einzupacken und das Zelt aufzubauen. Zu diesem Zeitpunkt ist es kurz vor halb 9. Cecil ergreift die Initiative und schlägt vor direkt ins Bett zu gehen. Sarah hat tendenziell nichts dagegen, doch sie fürchtet etwas, dass es oben im Zelt noch wärmer ist als hier draußen. Die Temperatur liegt noch locker über 25°C.
Wir wagen es trotzdem. Leider hatte Sarah recht. Hier oben ist es noch schlimmer. Die Decken haben besonders viel Wärme gespeichert. Nur widerwillig legen wir uns hin und lesen ein wenig. Gegen halb 10 versuchen wir dann zu schlafen. Passenderweise geht kein Lüftchen mehr. Den ganzen Tag über hat es extrem gewindet und wir haben geflucht als wieder alles vom Tisch gefegt wurde. Jetzt wo wir den Wind mehr als willkommen heißen würden, lässt er nichts mehr von sich spüren. Dazu ist es bewölkt, was dafür sorgen wird, dass es noch weniger abkühlen wird. Ein grausames Spiel, welches die Natur da mit uns zu spielen scheint.
Es wird ein unruhige Nacht. Schlaf kriegen wir beide nicht viel. Vielmehr ist es ein ständiges Hin- und Hergewälze. Erst gegen 4 Uhr am Morgen wird es im Zelt einigermaßen erträglich. Zwei Stunden später klingelt der Wecker und spätestens ab 8 Uhr morgens klettern die Temperaturen wieder. Der Zyklus startet erneut.
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