02.09., Mittwoch: Limestone Gorge Campground - Der Kühlschrankstreik
Gnädigerweise waren die Temperaturen in der vergangenen Nacht angenehm. Wir konnten ruhig schlafen. Der Wecker klingelt trotzdem wieder gefühlt einen Tick zu früh. Hinzu kommt, dass wir uns vorgenommen haben noch vor dem Frühstück Sport zu machen. Die Motivation dazu hält sich aktuell noch in Grenzen. Aber Augen zu und durch. Wir absolvieren das HIIT-Training halbwegs souverän. Überall zwickt es und besonders die Beine sind müde. Doch erstmal geschafft und wieder bei Atem, fühlen wir uns recht gut. Dem inneren Schweinehund haben wir's gezeigt.
Während wir zusammenpacken, fließt erneut der Schweiß. Es wird wohl wieder ein heißer Tag. Dazu ist der Boden extrem trocken. Bei jedem Schritt steigen kleine Staubwolken auf. Es ist ein ständiger Kampf gegen den Schmutz. Wir versuchen uns so oft es geht zu waschen und mit Feuchtüchern zu reinigen. Trotzdem ist man scheinbar machtlos. Der Dreck akkumuliert sich auf jedem Quadratzentimeter unserer Haut. Es wird wirklich höchste Zeit für eine Dusche.
Kurz vor Timber Creek nehmen wir einen Abstecher zu einem Lookout mit. Die 2 km Gravelroad dorthin sind überzogen mit großen und teils spitzen Steinen. Es ist alles andere als ein Vergnügen und wir rumpeln mit maximal 20 km/h durch die Landschaft. Am Aussichtspunkt angekommen, müssen wir zudem feststellen, dass sich der Stecker des Kühlschranks gelöst hat. Der Stecker ist vor ein paar Tagen scheinbar etwas geschmolzen und will deshalb nicht mehr so richtig halten. Mit etwas Mühe bringen wir ihn wieder in Position. Der Bildschirm zeigt 22° an. Wir könnten uns wahrlich nicht beschweren, wenn jetzt neben dem Toast auch unsere weiteren Vorräte schlecht werden. Die Laune ist dementsprechend mies und wir können den Lookout nur bedingt genießen. Im Grunde bietet dieser einen recht freien Blick über den Victoria River. Krokodile entdecken wir jedoch nicht.
In Timber Creek angelangt, starten wir unsere Internetsession. Cecil tritt erneut in Kontakt mit den Untermietern. Sollte alles glatt gehen, tritt bald ein neuer Mieter an die Stelle von Julien. Dann gilt es noch die Hausverwaltung zu informieren. Hoffentlich stellt die sich nicht quer. Im Anschluss gilt es noch einige Sachen zu googeln. Unter anderem wird noch ein Informationsblatt zu den uns bevorstehenden Allradpisten heruntergeladen. Für die knapp 20 km lange Strecke unserer Wahl sollen zwei Stunden Fahrzeit eingeplant werden. Harter, felsiger Untergrund ist zu erwarten. Ansonsten soll die Strecke in einem recht guten Zustand sein. Es gäbe noch einen alternativen Weg nach Top Springs. Der ist jedoch gut dreimal so lang. Schauen wir erstmal, wie die Straßenverhältnissen wirklich aussehen.
Sarah ist während der gesamten zwei Stunden mit dem Posten der nächsten Blogeinträge beschäftigt. Vor allem die wechselhafte Internetverbindung macht ihr beim Hochladen von Fotos und Videos zu schaffen. Die ganze Situation wird dazu noch durch die unglaubliche Hitze erschwert. Schatten ist kaum vorhanden. Als es endlich geschafft ist, sind wir fertig mit den Nerven und brauchen erstmal eine Abkühlung. Im Laden an der Tankstelle ist es zum Glück schön kühl. Wir kaufen Eier, eine Avocado und Toasties. Die Krönung allerdings ist das Eis, welches wir uns gönnen und noch auf der Terrasse vor dem Laden verspeisen. Dann wird getankt. Mit etwas über 16 Litern auf 100 km scheint der Verbrauch langsam zu steigen. Kein gutes Zeichen. Wir müssen das mit dem blöden EGR-Ventil endlich in den Griff kriegen. Leider hat der eBay-Verkäufer nicht auf Cecils Nachricht geantwortet. Somit bleibt weiterhin das Problem bestehen, wo wir ein neues Teil hinbestellen sollen. Für heute haben wir allerdings genug und vertagen das Ganze. Vielleicht lässt sich auch in Alice Springs ein Ventil auf dem Schrottplatz finden. Mit vollem Tank und einigermaßen erfrischt, machen wir uns auf zum Judbarra / Gregory NP.
Keine 10 km von Timber Creek entfernt, geht es auf die Gravelroad, die zum NP führt. Da uns einige Kilometer auf Schotterpisten und 4WD-Tracks bevorstehen, lassen wir dieses Mal sicherheitshalber etwas Luft aus den Reifen. Währenddessen kommt ein Auto vorbei. Die zwei jungen Männer halten an und fragen, ob alles in Ordnung ist. Alles klar, bestätigen wir. Wir lassen nur ein wenig Luft ab. Eines stellen wir immer wieder fest: Viele Australier sind sehr hilfbereits und halten eher einmal zu oft an, als jemanden einfach am Straßenrand in roten Staub zu hüllen.
Das Fahren mit fast platten Reifen, immerhin ein Drittel des Nominaldrucks haben wir abgelassen, fühlt sich immer wieder komisch an. Doch man merkt direkt, dass es etwas sanfter über Corrugations und Steine geht. In jedem Fall war es die richtige Entscheidung Luft abzulassen. Die Straße ist in einem miesen Zustand. Selbst die Hauptstraße zum “Bullita Homestead”, die laut den Karten eine einfache Gravelroad ist, können wir nur mit äußerster Vorsicht befahren. Fast durchgängig ist sie übersät mit faustgroßen Steinen. Besonders gern in Kurven, Senken oder auf Hügeln kommt dazu der blanke Fels unter der Straße hervor. Einmal nicht aufgepasst und man punktiert sich den Reifen oder Schlimmeres.
Doch wir haben mittlerweile genug Erfahrung auf Gravelroad gesammelt. Ab und zu verleitet ein flaches Stück dazu ein wenig Tempo aufzunehmen. Im Grunde sind wir jedoch lieber langsam und vorsichtig unterwegs. Jeder größere Stein wird umkurvt und zur Not geht es auch mal nur mit 5 km/h voran. Reifen wechseln können wir zwar inzwischen, aber Lust darauf verspüren wir keine.
Wir erreichen den Abzweig zur “Limestone Gorge”. Dort befinden sich zwei der sonst raren Wanderwege des Parks und wir können die Nacht über kostenlos campen.
Beim kurzen Stopp stellen wir fest, dass der Stecker wieder raus ist und wir bekommen ihn nicht wieder in die Buchse. In der Batteriebox funktioniert er zum Glück noch. Aber das wird die Batterie ganz schön belasten.
Ab diesem Abzweig beginnt einer der Allradwege. Wir sind gespannt, was da auf uns zu kommt, nachdem die Gravelroad bereits abenteuerlich war. Zunächst jedoch bleibt alles im Rahmen. Der Weg wird etwas schmaler, ist aber ansonsten nicht anspruchsvoller als die Piste zuvor. Noch haben wir allerdings auch nur ein Bruchteil hinter uns gebracht.
Wenig später erreichen wir den Offroadteil. Hier wird klar, wozu man über ein Allradfahrzeug verfügen sollte und Caravans nicht erwünscht sind. Das was vor uns liegt, ist höchstens noch als Feldweg zu bezeichnen. Immer wieder durchfahren wir tiefe Spurrillen. Die Zeugen der letzten Regenzeit, zu der sich hier ein Fahrzeug durch den Schlamm gewühlt hat. Wir müssen das Tempo drastisch verringern. Ab jetzt geht es nur noch im Schritttempo voran. Dadurch kriegen wir die brutale Hitze des Tages erst so richtig zu spüren. Kein Fahrtwind. Keine Klimaanlage. Nur noch Hitze!
Auf allen Vieren schleichen wir auf den Campingplatz. Und das im wahrsten Sinne, denn alle Reifen scheinen die extremen Strapazen gut überstanden zu haben. Etwas überraschend treffen wir auf eine Box in der die Campinggebühren eingeworfen werden sollen. Laut den Informationen aus dem Internet sind jedoch an allen 4WD-Camps keine Gebühren fällig. Wir ignorieren das daher zunächst. Zudem sind wir ganz alleine hier und das wird sehr wahrscheinlich so bleiben. Wichtiger ist es erstmal das Zelt aufzubauen, damit es etwas auslüften kann. Dann brauchen wir(!) Schatten.
Völlig fertig sinken wir eine halbe Stunde später in unsere Campingstühle unter dem Awning. Wir haben nicht gerade ideal geparkt, doch der schmale Streifen Schatten, den die Markise wirft, reicht für den Moment aus. Wir stärken uns mit Pistazien, versuchen dabei die zahlreichen Fliegen so gut es geht zu ignorieren und für einen kurzen Moment einfach mal nichts zu machen.
Ganz unserer Natur nach gelingt uns das nur bedingt. Schon Minuten später sind wir dabei unsere weitere Route zu planen. Die Strecke über das “Bullita Homestead” und anschließend dem “Humbert Track” wollen wir uns eher nicht antun. Immerhin haben uns bereits 8 km 4WD-Track an unsere Grenzen gebracht. Der “Humbert Track” misst ganze 62 km. Undenkbar! Wir müssen unser Reifenglück auch nicht herausfordern. Wir kehren zu unserem ursprünglichen Plan zurück, den Buchanan Highway (trotz des Namens ebenfalls eine Gravelroad) über den “Tuwakam Track” zu erreichen. Dieser Track wird laut dem Informationsblatt nur grob beschrieben: “... hard on the tyres, but generally flat and easy …” (“...Harte Belastung für die Reifen, aber im Allgemeinen flach und einfach…).
Bis 20 Uhr vertiefen wir uns in die üblichen Beschäftigungen. Cecil bearbeitet zunächst die Videos, die er gestern nicht mehr geschafft hat. Dann wirft er nochmals einen kurzen Blick auf Koby, doch findet immer noch keinen offensichtlichen Auslöser für einen Defekt der Klimaanlage. Zu guter Letzt geht es ans Tagebuch. Sarah ist völlig okkupiert mit ihrem Strickprojekt. Das Ganze wird etwas erschwert durch die tausenden Fliegen. Dazu gesellen sich ein paar ihrer stechenden Brüder und gelegentlich neugierige Ameisen.
Wir überlegen nochmal, ob wir doch die Campingebühren zahlen sollten. Nach einem kurzen Controllblick auf das aktuelle Factsheet des Parks, sind wir uns einig, dass dort steht, dieser Platz ist kostenlos. Also zahlen wir nicht. Außerdem können wir uns nicht vorstellen, dass hier noch jemand kontrollieren kommt.
Es ist bereits dunkel, als wir damit beginnen das Abendessen vorzubereiten. Nachdem wir den Kühlschrank den Großteil des Tages über die Batterie betreiben mussten, hat diese um kurz nach 19 Uhr schlapp gemacht. Es ist als würde man gegen Windmühlen kämpfen. Hat man ein Problem gelöst, tauchen zwei neue auf. Aktuell drängen der ledierte Stecker des Kühlschranks und die kaputte Klimaanlage. Hoffentlich können wir beides spätestens ins Alice Springs lösen. Für heute allerdings heißt es erstmal Feierabend. Sarah packt das Strickzeug weg und Cecil klappt das Tablet zu. Um mit unseren Vorräten über die Runden zu kommen, steht heute Suppe auf dem Speiseplan. Da müssen sicherlich noch ein paar Chips folgen, damit der Magen nicht zu sehr grummelt, wenn wir im Zelt liegen. Morgen geht es dann auf den beschwerlichen Rückweg und davor gilt es noch zwei kurze Wanderwege zu erkunden. Wir sind gespannt.
Um etwas ausgeruhter als in den letzten Tagen zu sein, gucken wir nur noch eine Folge Dark und machen dann gegen 22 Uhr das Licht aus.
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