15.07., Mittwoch: Eton Reserve - Die Polizei, dein Freund und Helfer
Nach einer recht milden und daher erholsamen Nacht starten wir aktiv in den Tag. Sarah macht Sport und Cecil versucht sich daran den Gaskocher zu reparieren. Der Drehregler lässt sich oft nicht auf die Ausgangsposition zurückdrehen und dadurch kann man die Gaskartusche nicht “laden”. Nach etwas Fummelarbeit und ein wenig Gewalt geht es bereits besser, jedoch noch immer nicht gänzlich zufriedenstellend. Die Lösung des Problems wird vertagt und wir frühstücken erstmal.
Während Sarah duschen ist, kriecht Cecil unters Auto und wickelt das Kabel vom Solarpanel in Alufolie ein. Noch etwas Klebeband drum und der provisorische Hitzeschutz ist fertig.
Jetzt hat auch Cecil sich eine Dusche verdient… und bitter nötig. Porentief rein und frischen Mutes machen wir uns an die abschließende Verkabelung des Panels mit dem Lade-Controller und der Batterie. Am Controller muss man einstellen, um welche Art Batterie es sich handelt. Da wir diese Information nicht im Kopf haben, müssen wir die sehr schwere Batterie hervorziehen und nachschauen. Ziehen geht in diesem Fall allerdings nicht, da wir Antirutschmatten ausgelegt haben. Kurzum ist es ein ziemlicher Kraftakt. Bei einem Blick in die Batteriebox, finden wir heraus das dort bereits Sicherungen verbaut sind. Unseren zweite Sicherungsbox (die erste ist bereits vor dem Panel verbaut) haben wir daher wohl über. Leider können wir sie auch nicht zurückbringen, da ein Kabel bereits abisoliert ist. Wenn man die Sache mal positiv sieht, haben wir jetzt ein Ersatzteil in petto.
Nachdem am Controller alles eingestellt ist, erfolgt die Verbindung zu den Kabeln ganz problemlos. Cecil geht sicherheitshalber nochmal alle Verbindungen durch und es sieht gut aus. Der entscheidende Moment ist wohl endlich gekommen. Wir verbinden den Controller mit der Batterie und schauen erwartungsfroh auf die LED-Anzeige.
Alles bleibt schwarz. Es passiert rein gar nichts. Erneut gehen wir alle Verbindungen durch und prüfen die Sicherungen, doch es ist kein Fehler zu erkennen. Zwar bekommt das Panel nicht sehr viel Sonne ab, aber auch das müsste der Controller mit einer blinken LED anzeigen. Eine ziemlich herbe Enttäuschung.
Wahrscheinlich befindet sich der Fehler irgendwo in der Verkabelung. Als erstes kommt uns dabei natürlich unsere “selbstgeschweißte” Verbindung direkt am Panel in den Sinn. Doch bevor wir jetzt die Stelle auseinander nehmen, wäre es schön zu wissen, ob wir mit dieser Vermutung richtig liegen. Am Ende ist der Controller oder sogar das Panel kaputt und wir haben besagte Kabelverbindung eventuell unnötig getrennt. Um den genauen Fehlerort herauszufinden, benötigen wir ein Multimeter. Vielleicht können wir im Baumarkt eines leihen?
Damit wir im Zeitplan bleiben, müssen wir so oder so jetzt los. Es stehen noch 4 Stunden Autofahrt auf dem Programm und eine Stunde planen wir für den wöchentlichen Einkauf ein. Die Straße ist in sehr schlechtem Zustand. Immer wieder rumpeln wir heftig durch Schlaglöcher, die man erst sieht, wenn es bereits zu spät ist. Dazu kommen die Viehgitter und tiefe Senken von Floodways. Das Ganze vermiest vor allem die Laune des Fahrers noch weiter.
In Nebo, nach gut 2 ½ Stunden Fahrt, halten wir für einen nötigen Tankstopp. Dazu haben wir hier Empfang und können den Campingplatz in Cape Hillsborough buchen. Eigentlich wollten wir dort die Nacht vom kommenden Donnerstag auf Freitag verbringen, doch zu diesem Zeitpunkt ist schon alles ausgebucht. Spontan schwenken wir auf Freitag zu Samstag um. Dann sind wir zwar wieder am Wochenende auf einem gebuchten Platz, doch der Andrang scheint dort offensichtlich auch unter der Woche extrem hoch. Das sollte daher keinen großen Unterschied machen. Die Aussicht auf eine baldige Sichtung von Wallabies am Strand hebt die Stimmung.
Durch die Verschiebung im Zeitplan beschließen wir den Einkauf auf morgen zu verschieben. Dann fahren wir erst morgen nach Mackay, eine große Stadt direkt an der Ostküste. Dort gibt es auch einen Baumarkt, bei dem wir nach einem Multi-Meter schauen können. Auf dem Weg zu unserem zuvor ausgewählten Campingplatz entdeckt Sarah bei Wiki-Camps, dass auf halber Strecke bereits einen Platz hinter einem Hotel geben soll. Wenn dem so ist, würde uns das ein wenig Fahrerei ersparen. Im Ort Eton gibt es zudem eine Rest-Area, die wir als erstes ansteuern. Direkt gegenüber des Hotels gibt es hier Toiletten und eine große Rasenfläche. Das alles wirkt aber eher wie eine Art Park und wir sind unsicher, ob wir hier die Nacht über stehen dürften. Also doch rüber zum Hotel. An der Bar fragt Cecil nach dem Campingplatz. Der jungsche Typ hinter dem Tresen ist unsicher und dazu noch sehr schlecht zu verstehen. Am Ende kann Cecil heraushören, dass das Campen derzeit nicht möglich ist.
Cecil überbringt die schlechte Nachricht an Sarah, die währenddessen im Auto gewartet hat. Etwas niedergeschlagen, dass wir jetzt wohl doch noch ein Stück weiterfahren müssen, fällt unser Blick auf ein Polizeiauto, welches vor uns Parkt. Vielleicht fragen wir einfach mal die Polizei, ob wir drüben im Park Campen dürfen. Cecil nimmt seinen Mut zusammen und macht sich auf den Weg zum Polizisten, der auf der Terrasse vor dem Hotel mit einem Mann im Gespräch ist.
Der Mann entpuppt sich als der Besitzer des Hotels. In der Tat kann er derzeit kein Camping anbieten, da aktuell die sanitären Einrichtungen renoviert werden. Wie vielerorts, nutzt er die unverhofft ruhige Zeit, in der nur wenige Reisende durch den Ort kommen. Auf die Frage nach der Rest-Area gegenüber erhalten wir die Freigabe des Polizisten dort zu Campen. Solange wir uns ruhig verhalten und keinen Müll hinterlassen, wird er uns keine Probleme machen.
Der Hoteleigener zeigt Cecil noch einen Campingplatz ganz in der Nähe an einem Damm. Dort soll es sehr schön sein. Auch der Polizist war anscheinend bereits dort und stimmt dem zu. Kostenlos ist der allerdings nicht und ob er aktuell geöffnet hat, können sie beide nicht mit letzter Gewissheit sagen.
Nach dem Gespräch hat Cecil sichtlich gute Laune. Mit einem Grinsen im Gesicht kommt er wieder beim Auto an. Sarah vermutet schon er hätte schnell ein Bier an der Bar getrunken. Es hat schon ein wenig gedauert und irgendwie sieht er so beseelt aus. Er erzählt Sarah alles und ist eigentlich nur froh, dass wir hier Campen dürfen und dass die beiden Männer so nett waren.
Wir entscheiden uns direkt dazu hier im Ort zu bleiben. Der Tag ist bereits sehr fortgeschritten und morgen früh geht es direkt weiter nach Mackay. Da brauchen wir keine schöne Aussicht. Erst recht nicht, wenn wir dafür auch noch bezahlen müssen oder im schlechtesten Fall vor verschlossenen Toren stehen.
Nachdem wir einen geeignetes Plätzchen gefunden haben, geht es an den Jungfernflug der Drohne. Das Handy in der Halterung der Fernsteuerung zu fixieren ist eine kleine Fummelarbeit. Doch schon kurz darauf hebt die Drohne ab und das Fliegen klappt von Beginn an deutlich besser als gedacht. Etliche Flugstunden in diversen Videospielen (vor allem GTA) machen sich hier ein zweites Mal bezahlt. Eine knappe Stunde ist die Drohne in der Luft und es macht riesigen Spaß. Im Anschluss ist die Enttäuschung mit dem Solar-Panel von heute morgen endgültig vergessen.
Nach dem Abendessen und dem Abwasch schreibt Cecil Stichpunkte für das Tagebuch. Sarah hört und beantwortet Sprachnachrichten bei WhatsApp von Julia. Danach strickt sie. Das erste Paar Socken ist endlich fertig. Jetzt hat Cecil endlich keine kalten Füße mehr.
Gegen 19 Uhr ist es immer noch recht mild. Doch der Himmel klärt auf. Die Nacht könnte daher kalt werden. Gemeinsam wälzen wir unsere Reiseführer. Es gilt Informationen zu Cape York zu finden, der tropischen Halbinsel ganz im Norden von Queensland. Als “Last Frontier” wird dieses Gebiet gerne von den Australiern bezeichnet. Eines der letzten noch weitestgehend unerschlossenen Gebiete des Kontinents. Das allein verspricht schon Abenteuer. Die Beschreibungen der Straßen, fast ausschließlich 4wd-Pisten mit Aussicht auf tiefen Sand und noch tiefere Flüsse die passiert werden müssen, und eine Garantie auf Krokodile zu stoßen, lassen uns von dem Plan abkommen, diesen entlegenen Winkel zu erkunden. Für solch ein extremes Offroad-Abenteuer sind Mensch und Material noch nicht bereit. Doch ganz sicher finden wir etwas passendes für uns. Langweilig wird es ganz bestimmt nicht.
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