10.07., Freitag: Cressbrook Dam - Mauerfall
06:20 Uhr stehen wir unten. Noch schnell die Kiwis essen (wir haben immer noch etwas Angst vor den Einfuhrbestimmungen), dann geht es los. Während der Fahrt sind wir ziemlich nervös und machen uns Gedanken, welche Fragen wir bei der Grenzkontrolle beantworten müssen. Irgendwann sagt Cecil: “Na, hauptsache wir verstehen den Polizisten überhaupt”. Falls wir das noch nicht erwähnt haben, das australische Englisch ist teilweise ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Um halb 8 sind wir kurz vor Goondiwindi. Kurz vor einer Brücke parken ein paar Fahrzeuge, doch wir fahren weiter. Wir wollen uns das Ganze erst einmal ansehen. Blöd nur, dass wir uns kurz nach der Brücke bereits in Queensland befinden und nur Sekunden darauf in einer Grenzkontrolle.
Wir sind von diesem Ablauf deutlich überrascht. Dementsprechend ist unsere Antwort auf die Frage des Polizisten, wo wir hinwollen, zunächst eher ein wirres Gestammel. Beim zweiten Anlauf erzählen wir von unserem Plan einen Campingplatz nahe Toowoomba anzusteuern und schon bald darauf ins Northern Territory weiter zu reisen. Der Beamte reagiert darauf sehr ruhig und routiniert. Höchstwahrscheinlich sind wir nicht die ersten, die hier eher ungeplant in der Grenzkontrolle landen. Wenn wir einreisen wollen, so sagt er uns, geht das erst heute ab 12 Uhr Mittags und mit dem entsprechenden Formular. Auf dieses Stichwort hin, fragen wir ihn, wie wir besagte “border declaration” ausfüllen können. Daraufhin weist er uns an, einige Meter weiter und abseits der Straße zu parken. Sarah zückt ihr Handy und der freundliche Polizist gibt ihr die entsprechende Webadresse durch, unter der wir dann jeder einen Antrag absenden können. Kurz kommen wir uns etwas blöd vor, da wir seit Wochen nach einem solchen Link gesucht haben. Doch dann entdecken wir, dass das entsprechende Formular erst gestern am späten Abend hinzugefügt wurde. Zunächst müssen wir jedoch zurück nach NSW.
Kurz vor der Brücke gibt es eine große Stellfläche, die wir nutzen und dort auf die Grenzöffnung warten wollen. In Fahrtrichtung stehen bereits einige Autos, teilweise mit Anhänger und Booten, auf dem Standstreifen. Da wir das für illegal halten, bleiben wir hier, entgegen der Fahrtrichtung, auf dem Parkplatz. Irgendwer wird uns schon reinlassen, wenn es dann los geht.
Sarah füllt als erstes ihre “border declaration” aus. Dabei muss man, neben den persönlichen Daten, hauptsächlich bestätigen, dass man sich in den letzten 14 Tagen nicht in Victoria oder einer der erklärten Hot-spot-Areas aufgehalten hat. Im Anschluss ist Cecil dran. Er erhält sofort eine entsprechende E-Mail mit der Bestätigung, dass er einreisen darf. Nach quälenden Minuten hat Sarah immer noch nichts erhalten. Kurz entschlossen füllt sie das Formular erneut aus. Dieses Mal gibt sie eine andere Email-Adresse an und schreibt ihren Nachnamen mit einem Ö (sonst hat die Erfahrung gezeigt hat “oe” besser funktioniert). Kurz darauf erhält auch sie ihre Einreise-Erlaubnis. Puhh, Glück gehabt. Jetzt gilt es lediglich die verbleibenden drei Stunden bis 12 Uhr abzusitzen.
Während wir uns die Zeit mit Posten, Lesen und Stricken vertreiben, beobachten wir immer mehr Reisende, hauptsächlich Camper, die sich auf dem Standstreifen in Richtung Queensland sammeln. Teilweise werden sogar provisorische Warnschilder eigenmächtig versetzt, damit der 15 Meter lange Glamper Platz findet.
Zwischendurch haben wir doch ein wenig Angst, nicht reingelassen zu werden, wenn es losgeht. Dabei stehen wir seit Stunden hier und haben einen guten Platz. Gegen unsere, durch Erfahrung geprägte, Einstellung, entschließen wir uns aber weiterhin darauf zu setzen hereingelassen zu werden. Wir bleiben damit legal. Teilweise wird sogar die Kreuzung wenige Meter vor unserem Parkplatz komplett blockiert. Recht senil wirkende Herren sorgen dann mit ihren Gespannen in der Größe eines Einfamilienhauses mit mehr als gewagten Wende- und Park-Manöver für regelrechte Nahtoderfahrungen für herannahende Fahrzeuge. Da der Verkehr erstaunlich groß Richtung Grenze ist. Queensländer und Güterfahrzeuge dürfen seit geraumer Zeit die Grenze passieren. Neben uns auf dem Parkplatz ist immer noch genug Raum für etliche Fahrzeuge. Wir können im Angesicht solcher Szenen daher nur mit dem Kopf schütteln und hoffen auf die Zurechnungsfähigkeit der Autofahrer in unserer direkten Umgebung.
Der Countdown läuft langsam ab. Gegen halb 12 stellen wir alle Zeichen auf Abfahrt. Wenn alles nach Plan läuft, haben wir nur etwa 20 Fahrzeuge vor uns und damit eine exzellente Ausgangsposition früh über die Grenze zu kommen. Sogar zwei Kamera-Teams haben ihren Weg an den hiesigen Grenzübergang gefunden. Eine Reporterin in einem auffällig roten Kleid läuft umher und interviewt wahllos ein paar Fahrer am Straßenrand.
Die folgenden Minuten lassen sich wohl am ehesten mit einem Duell im alten Western vergleichen. Gegen 10 vor 12 werden vereinzelt die Motoren gestartet. Aus Angst, Koby könnte in diesem wichtigen Moment versagen, machen wir mit. Koby springt, natürlich, ohne zu mucken an. Doch keiner setzt sich in Bewegung. Es scheint als würde jeder den anderen beäugen. Natürlich wäre es auch ein nicht unerheblicher Zeitverlust, sollte man zu früh an der Grenze aufschlagen. Im Zweifel wird man abgewiesen. Dann gilt es den Rückweg anzutreten und man kann sich ganz hinten in der Schlange anstellen.
Plötzlich setzt sich eines der vordersten Fahrzeug in Gang und löst so eine Kettenreaktion aus. Wir kommen erstaunlich gut aus dem Startblock. Nach einer ersten Schätzung sind nur acht Autos vor uns. Um nicht zu früh an der Kontrolle anzukommen, bewegt sich die Kolonne äußerst langsam mit Schritttempo. Das alles wirkt mehr als surreal.
An der Grenze werden bis zu drei Fahrzeuge gleichzeitig abgefertigt. Wir zeigen unsere “border declarations” auf unseren Handys vor. Die erneute Frage, ob wir uns in den letzten 14 Tagen in Victoria aufgehalten haben, verneinen wir und schon sind wir drin. Ein kleiner Traum geht in Erfüllung. Wir sind wirklich in Queensland. Und wir dürfen bleiben.
Mit sehr guter Laune machen wir uns auf den Weg nach “Cressbrook Dam”. Diesen Campingplatz teilt man angeblich regelmäßig mit Kängurus. Es gibt aktuell wohl keinen besseres Platz, um unseren Grenzübergang und im Anschluss Sarahs 30. Geburtstag zu feiern.
Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir Toowoomba. Hier erledigen wir unseren restlichen Einkauf (Wer sich noch erinnert, hauptsächlich Obst und Gemüse) und tanken. Der Campingplatz, den wir im Anschluss ansteuern, kostet uns zwar 32 $ für zwei Nächte, doch bereits bei der Anfahrt werden wir von einigen Kängurus begrüßt. Obwohl wir an einem Freitag anreisen und das Wochenende auch viele Einheimische zum Campen nutzen, kriegen wir einen recht guten Platz, von dem aus wir beide “Känguru-Wiesen” beobachten können.
Leider ist es bereits ab halb 6 zu dunkel für Känguru-Beobachtungen.
Das junge Pärchen neben uns bekommt noch Besuch von einem anderen Pärchen. Genau hinter uns platziert sich ebenfalls ein weiterer Camper. Von beiden Parteien sind wir schon früh, und bis spät in die Nacht, zurecht genervt. So schnell lassen wir uns die Laune allerdings nicht vermiesen. Zur Feier des Tages gibt es Burger. Und was soll man sagen: So einen guten Burger haben bisher wohl nur wir zwei gegessen ;)
Im Anschluss sind wir so voll und müde, dass wir direkt ins Bett gehen. Der ursprüngliche Plan, in Sarahs Geburtstag reinzufeiern, war wohl von Anfang an zu ambitioniert. Sarah schafft es immerhin noch ein paar Seiten zu lesen. Cecil schläft direkt ein. Morgen feiern wir daher umso doller. Da kommen ja dann auch hoffentlich alle Gäste an. In Form von ganz vielen Kängurus.
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